Ich teile nicht den Eindruck, den Caranfang da aus dem Midgardforum rausliest.
Alles in allem ist man erst mal froh, dass der Staffelstab von den Frankes zu Pegasus weitergegeben wird und dass Midgard so über die Frankes hinaus eine Perspektive hat. Punkt.
Dass viele Altspieler M6 grundsätzlich kritisch gegenüberstehen, kann man nicht sagen. Laut eine Umfrage wollen 13% der M-Forumsianer nicht nach M6 wechseln, 38% auf jeden Fall und 49% wissen es noch nicht. Da man ja noch keine Ahnung von der Qualität des Produktes hat, finde ich das ein hoffnungsfrohes Zeichen. Auch ich selbst sehe noch nicht, dass ich wechseln werde, weil ich in der Tat mit M5 gut bedient bin, meine Lebenszeit mir zum Regellernen erst mal zu kostbar ist und ich nicht denke, dass meine Gruppen so bald in eine Neuregelausstattung investieren wollen. Ist vielleicht verständlich bei der einen Gruppe, die nur zweimal im Jahr spielt. Und das alles ist keine inhaltliche Kritik an M6. Als Sammler werde ich mich wohl neu eindecken.
Zu den neuen Regeln: Ohne jetzt zu viel zu verraten werden die Änderungen wohl nicht nur kosmetischer Natur sein. Und die Abschaffung des W% ist da nur ein sehr sichtbarer, aber für den Regelmechanismus ja nicht mal wirklich bedeutender Punkt. In den Diskussionen kam allerhand auf den Tisch und ich würde sagen, dass es regeltechnisch wahrscheinlich die größte Änderung aller bisheriger Editionen geben wird. Und selbst wenn M6 kompatibel zu M5 sein sollte, insofern dass man die Figuren transformieren kann, muss es ja nicht heißen, dass die Regeln ansonsten sehr ähnlich sind oder dass man alte Abenteuer einfach so ohne Aufwand über nehmen kann (muss nicht sein, kann aber).
Ansonsten ist die Diskussion im Midgardforum recht bunt: Der eine will das, der andere will das und natürlich gehen die Wünsche auseinander. Insofern scheint M5 wesentlich zufriedenstellender zu sein, als es M4 je war. Da gab es nähmlich recht eindeutig den Wunsch nach Vereinfachung und Reduktion (bei M5 wird eigentlich widerkehrend nur die Sortierung der Zaubersprüche und das doch etwas undurchsichtige LE/TE-System angeprangert - wobei letzteres auch schon mit ein paar Seiten Tabellen KLarheit schaffen könnte und erledigt wäre). Ansonsten wird von manchen wenigen lautstark ein Kaufsystem gefordert.
So lange ich mich noch aktiv an der Regeldiskussion für M6 beteiligt habe, fand ich da ein paar sehr interessante, inovative Ansätze, die ich hier nicht öffentlich darstellen werde, die es aber in vorherigen Editionen nicht mal ähnlich gegeben hätte. Ob das dann auf Gegenliebe stößt, steht auf einem anderen Blatt. Ich fand auch auch, dass sehr strukturiert gearbeitet wurde. Es wurde ein klares Ziel und Konzept verfolgt, es gab reichlich Beteiligungsmöglichkeiten, ohne dass es eine Wünsch-dir-was-Veranstaltung wurde oder Wer-am-lautesten-schreit-kriegt-seine-Idee durch. Ich denke, alle Vorschläge werden sehr genau geprüft. So kann das was werden.
Zur Spielwelt verstehe ich die Entscheidung nicht, das alte Midgard einfach vor langer Zeit anders abbiegen zu lassen. Für meinen Geschmack bringt man sich da unnötig in eine strategisch schlechte Lage, dass es den einen zu viel und den anderen zu wenig Veränderung sein wird. Auch dass sich die Karte zumindest geographisch nur wenig ändern wird, passt mir eigentlich nicht. Man schleppt eine alte Midgard-Vergangenheit rum, die im schlimmsten Fall im Hinterkopf noch da sein wird und wird permanent einen Vergleich ausgesetzt. Was ist der Wert davon, durch Kuckuckstan zu wandern und zu denken "Früher waren das die Highlands von Alba"?
Ich wäre lieber auf eine andere Mittelwelt umgezogen, die ja von Midgardianern besiedelt worden sein könnte, oder auf die Rückseite von Midgard oder oder oder. Ich bin mir sehr sicher, dass das neue MIdgard bunter und vielseitiger werden wird. Ganz allein deswegen, weil man sich ja von den alten Kulturen absetzen muss und sich damit auch automatisch weiter von möglichen irdischen Referenzkulturen. Dass es Referenzkulturen gibt, finde ich gar nicht so schlimm. Man darf die Welt dann nur nicht mit dem Geschichtsbuch auf den Knien beschreiben, wie es manche Puritaner gerne tun.
Wie dem auch sei: Man wird wohl das Erscheinen von M6 abwarten, um sich ein Urteil darüber zu bilden. Vorher darüber ohne Informationen zu spekulieren, was die beiden Hauptverantwortlichen da ausbrüten, ist relativ müßig. Denen jetzt so oder so etwas zu unterstellen, ist absurde Kaffeesatzleserei. Und dass das Midgardforum mit seinen Midgardfossilen quasi die Regeln im Elefenbeinturm schreibt, stimmt einfach nicht. Da spielen auch ganz andere Entscheidungen und grundsätzliche Überlegungen eine Rolle. Zum Beispiel mit einer Umfrage auch Leute aus einem weiteren Kreis zu erreichen und deren Haltung abzurufen, bzw. nicht nur auf Laut- und VielsprecherInnen zu hören.