Leider so unvollständig, daß Dir entgangen ist, daß diese Passage GENAU um den EINGRIFF eines Spielers in die Bestimmungsrechte über den Charakter eines ANDEREN Spielers ging:
Das war mir durchaus bewusst. Dir ist aber scheinbar entgangen, worum es mir ging. Daher nochmal:
In diesem Thread geht es NICHT um: "Darf ich in die (Erzähl-)Rechte eines anderen Spielers eingreifen oder nicht?"
Darin sind sich wohl alle Teilnehmer einig, dass man nicht einfach in die Erzählrechte eines anderen Spielers eingreifen darf.
(HotB kenne ich nicht. Aber wenn da die Erzählrechte es zulassen, einen anderen Char zu ändern, ist das erstmal in Ordnung.)In diesem Thread geht es um: "Darf man als Spieler absichtlich dafür sorgen, dass der Char Fehler macht oder nicht?"
Der Bezug zum Eingangsbeitrag: Auch hier, bei dem Erzähl-MACHT-System, ist die MOTIVATION eines Spielers ja (mal gutgläubig angenommen) NICHT, daß er dem anderen Spieler seinen Charakter kaputt machen will, sondern daß er es für eine interessantere Storywendung hält, wenn er jetzt genau DIESEN neuen Fakt über den Charakter etabliert.
Darin unterscheiden sich die beiden Typen aber nicht:
Spieler 1 hält es für interessant, wenn er den Fakt etabliert, dass der Charakter vor Schreck die Taschenlampe fallen lässt.
Spieler 2 hält es für interessant, wenn er den Fakt etabliert, dass der Charakter keinen Schreck bekommt und die Taschenlampe weiter festhält.
Beide Spieler generieren einen Fakt, den sie persönlich für interessant halten. Keiner von beiden hat vor, mit diesem Fakt das Spiel kaputt zu machen. (Und keiner hat vor, mit diesem Fakt das Spiel eines anderen zu versauen.)
Wie du Spieler 2 als gut, aber Spieler 1 als schlecht bezeichnen kannst, ist mir schleierhaft.
Die Motivation ist dieselbe. - Beiden ist es EGAL, ob und wie sehr sie anderen das Spiel kaputt machen.
Das ist eine Lüge!
Ich lasse die Taschenlampe schließlich nicht fallen, um den anderen das Spiel kaputt zu machen, sondern um das Spiel interessanter zu gestalten!
Die Entscheidung, die Taschenlampe fallenzulassen wird meistens aus wesentlich altruistischeren Gründen getroffen als die Entscheidung, die Taschenlampe festzuhalten. - Allgemein habe ich die Erfahrung gemacht, dass, wenn sich ein Spieler entscheidet, dass sein Char eine richtige Tat begeht, dies
tendenziell egoistischer ist, als wenn ein Spieler sich entscheidet, seinem Char fehlerhaft handeln zu lassen.
Im Falle des Taschenlampenfallenlassers macht er meist nicht die anderen Charaktere direkt kaputt, sondern "nur" das gesamte Umfeld inklusive aller erspielter Fakten bis zum Taschenlampenfallenlassen. - Im Falle des Spieler-gegen-Spieler-Regelsystems macht er ja "nur" einem einzigen Spieler jeweils seinen Charakter so anders, daß dieser ihn nicht mehr spielen mag.
Zum ersten Satz:
Wieso macht man dadurch, dass der Charakter die Taschenlampe fallen lässt alle erspielten Fakten kaputt?
Das Gegenteil ist doch der Fall: Ich beziehe die anderen Fakten alle ein und erschaffe einen zusätzlichen neuen Fakt. (Der aber konsistent zu den restlichen Fakten ist.)
Zum zweiten Satz:
Nein. Wenn, dann macht man höchstens seinen eigenen Charakter anders. (Ich entscheide schließlich, ob MEIN Char die Taschenlampe fallen lässt. Dadurch generiere ich doch bloß ein Fakt, der erstmal etwas über meinen eigenen Char aussagt.)
In beiden Fällen nimmt sich der Egoist SEINE Vorstellung des "besseren Spiels" als automatisch für alle anderen in der Gruppen ZWINGEND und VERPFLICHTEND GÜLTIG an, stellt sich so ÜBER seine Mitspieler und macht ihnen den bis dahin vorhandenen Spielspaß kaputt.
Und wenn Spieler2 beschließt, die Taschenlampe festzuhalten (und NICHT fallenzulassen) nimmt sich der egoistische Spieler2 SEINE Vorstellung des "besseren Spiels" als automatisch für alle anderen in der Gruppe ZWINGEND und VERPFLICHTEND GÜLTIG an, stellt sich so ÜBER seine Mitspieler und macht ihnen den bis dahin vorhandenen Spielspaß kaputt.
Nehmen wir mal an, wir haben zwei Spieler mit einem Interessenkonflikt:
Spieler 1 hätte Spielspaß daran, wenn die Taschenlampe runterfällt.
Spieler 2 hätte Spielspaß daran, wenn die Taschenlampe in der Hand bleibt.
Gehen wir mal weiterhin davon aus, dass es im Regelwerk kein Regel für "Taschenlampe festhalten" gibt. Die Entscheidung, ob man die Taschenlampe festhält oder fallen lässt, kann also nicht vom Regelwerk getroffen werden, sondern muss von den Spielern getroffen werden.
Wer ist jetzt also entscheidungsberechtigt?
Darf Spieler1 seine Meinung durchsetzen auf Kosten von Spieler 2?
Oder darf Spieler2 seine Meinung durchsetzen auf Kosten von Spieler 1?
Beides wäre IMHO ungerecht. Ich finde es wesentlich fairer, wenn jeder Spieler einfach selber entscheidet, was sein SC tut:
Spieler 1 entscheidet sich also, dass sein Char die Taschenlampe fallen lässt.
Und Spieler 2 entscheidet sich, dass sein Char die Taschenlampe fest in der Hand hält.
Das ist doch wesentlich fairer, als wenn Spieler 2 jetzt dem 1. Spieler seine Meinung aufzwingt und ihn dazu zwingt, dass sein Char auch die Taschenlampe festhalten muss.
Dein ein "Taschenlampenfesthalter" ist doch genau so gut oder schlimm wie ein "Taschenlampenfallenlasser".