Hmm... Dorin sagte, dass man Rolemaster nur lieben und hassen kann. Das stimmt nicht. Bei mir ist es eine Hassliebe. Es macht Spaß, aber ich finde es zu umständlich.
Rolemaster war, und ist es zum Teil auch jetzt noch, für mich ein Baukastensystem. Als Spielleiter obliegt mir nicht nur die Verantwortung für die Spielwelt, sondern auch für die Art und Weise wie darin gespielt wird (mehr als in anderen Systemen).
Somit hängt es vom Spielleiter ab ob das ganze Spaß macht. Ich kann mich da nur meinen Vorpostern anschließen.
Der Spielleiter kann die Nachteile des Systems (Komplexität) ausgleichen, in dem er mehr Aufgaben übernimmet. Aber das ist doch keine Qualität des Systems, wenn alles umständliche vom Spielleiter übernommen oder weggelassen werden muss.
Aber um mal etwas Objektivität hereinzubringen. Ich denke ein guter Maßstab für die Komplexität des Systems ist die Zeit die ein Laie benötigt, um es zu verstehen. Alle, die abstreiten, dass RM komplex ist, sollen sich mal bitte die folgenden Fragen stellen:
1) wie lange würde ein Laie (der noch die ein Rollenspiel gespielt hat) instruiert werden müssen bzw. lesen müssen, um völlig autark und ohne Hilfe regelkonform einen Charakter zu erstellen?
2) wie lange würde besagter Laie benötigen um das Kampf- und Skillsystem zu lernen, so dass er es selbst ausführen kann?
3) wie lange würde besagter Laie brauchen um seine EXP zu verbrauchen und seine Skills richtig zu erhöhen?
Nach Beantwortung der Fragen halte ich Rolemaster nicht für komplexer als Midgard, aber das ist ja schon eines der komplexeren Systeme. Im Vergleich mit den regelarmen Systemen wie Talislanta, Dreampark, oder selbst dem Mittelmaß wie GURPS hält Rolemaster in Sachen Komplexität nicht stand. Es beißt die Maus keinen Faden ab, RM ist komplex! Man kann einem vollkommenen Laien die vollständigen Regeln nicht in 20 Minuten beibringen. Bei Talislanta (alte Ausgabe) oder DSA (alte Ausgabe) geht das leicht.
Zum Thema Eleganz:
In vielen neueren Systemen reicht eine Tabelle für alles aus (Victory-Point-System, Talislanta, Dreampark, ...) und man erhält dennoch nach nur einem Wurf ein ausführliches Ergebnis, wie gut die Aktion gelungen ist. Die kritischen in Midgard z.B. passen auf eine Seite. Daher stellen sich imho die folgenden Fragen:
1) wie oft muss ich nachschlagen (bite keine Konstrukte wie "dann lasse ich als Spielleiter eben nur Schwerter zu")?
2) wie lange dauert es, ein Ergebnis festzustellen?
3) wie leicht kann ich improvisieren?
Auch hier belegt Rolemaster imho keinen Spitzenplatz. Für jede Waffenart eine Tabelle mit 20 Spalten und zig Zeilen zu machen ist nicht elegant - man muss ja ständig nachschlagen. Für verschiedene Skills wieder eigene Tabellen zu machen ist auch nicht besser. Man muss immer wieder die Regeln zu Rate ziehen. Nein das System ist bestimmt nicht elegant.
Jetzt hat der doofe Dailor doch auf Rolemaster herumgehackt und macht es uns madig. Er sagt es sei kompliziert und unelegant, hat er gesagt. Hält er Rolemaster jetzt für ein schlechtes System?
Nein!
Rolemaster bietet Dinge, die andere Systeme nicht können, und es muss eben jeder für sich entscheiden, ob er mit einem IM VERGLEICH komplizierteren und wenig eleganten System leben kann, wenn die Belohnung stimmt. Und hey - Rolemaster bietet tolle Belohnungen! Das Würfeln auf den Tabellen ist wie Roulette spielen. Oder wie eine Tombola. Es kommen viel farbigere Ergebnisse heraus als in anderen Systemen. Wer sich eine Rüstung und/oder Waffe kauft weiß, dass sie nicht für alle Fälle geeignet ist. Die Zaubersprüche sind vielfältig und fantasiereich und bieten noch mehr kritische. Wer so etwas mag wird ausschließlich bei Rolemaster fündig.
Fazit:
Ich habe vor allem Spacemaster lange und sehr gerne geleitet. Es hat mir und meiner Gruppe viel Spaß gemacht. Plasmarepeaterrifles mit Radiation-Criticals, Impact und Heatcriticals, mit Autofeuer und unsichtbaren Schildkröten ... ja, es war Action und Spaß pur. Ich habe aufgehört weil andere Systeme leichter zu leiten sind und ich die Stimmung lieber verbal als Spielleiter transportieren wollte. Weniger Zeit für Nachschlagen = mehr Zeit für Abenteuer-Entwicklung. Sternengarde war einfacher, unkomplizierter und eleganter. Aber die Spacemaster-Runden werden uns in ewiger Erinnerung bleiben. Es gibt eben nur in Role-/Spacemaster die unsichtbaren Schildkröten. Und DAS ist jawohl ein Argument!!!