Faires Rollenspiel hat für mich schon was mit den Regeln zu tun, wobei ich Hotzenplotz aber recht geben muss, dass Regeln allein nicht ausreichen.
Grundbedingung der Fairness ist aber, dass für alle Spielercharaktere gleiche Regeln gelten und alle NSCs nach gleichen Regeln behandelt werden, was nicht heißt, dass für SCS und NSCs die selben Regeln gelten müssen. Weder Spieler noch SL dürfen an den Regeln "vorbei" spielen, etwa durch Würfeldrehen.
Hausregeln müssen transparent sein und von den Spielern bejaht werden. (Hier stellt sich das Problem, ob Konsens nötig ist oder eine einfache/qualifizierte Mehrheit reicht.)
Regeln sind meiner Meinung nach grundsätzlich fair,
wenn jedem Spieler unabhängig von seinem gewählten Charakter gleiche Chancen eingeräumt werden, am (durchschnittlichen) Spiel teilzuhaben, etwas zu bewirken, zu glänzen. Faire Regeln geben jedem Spieler die Chance, sich nach seinen Bedürfnissen in die Gruppe einzubringen. Unfaire Regeln/Regelwerke erfordern dagegen, dass der SL die Abenteuer auf die Spielercharaktere zuschneiden muss, damit diese nicht abseits stehen. (Dabei stellt sich natürlich die Frage: was ist das durchschnittliche Spiel? Antwort: Das wird aus dem System bestimmt.)
Zum fairen Spielerverhalten gehört es, seinen Mitspielern die Chance einzuräumen, ihre Charaktere auszuspielen. Außerdem gehört es zum fairen Spielerverhalten, regelkonforme Niederlagen/Mißerfolge des Charakters hinzunehmen.
Faires Spielleiterverhalten schließt m. E. ein Eingreifen in die Spielweise der Charaktere aus. Ich mag es zwar als SL nicht, wenn jemand seinen Barbaren wie einen Feigling spielt, aber ich darf ihm keinen anderen Spielstil vorschreiben. Ermutigen ja, aber nicht erzwingen. Allerdings darf ich NSCs so handeln lassen, als erwarten sie ein clichéhafteres Verhalten des Barbaren. Das bringt uns auf diesen "Verführungswurf". Dazu folgende Anmerkungen:
1. Entscheidungen für die Charaktere der Spieler zu treffen ist dem SL nur dann erlaubt, wenn regelkonform ein SC hypnotisiert, dominiert, kontrolliert usw. wird. Meistens ist in den Regeln festgelegt, wo die Grenze dieser Kontrolle ist.
2. Bei der Abenteuerplanung darauf abzuzielen, SCs zu kontrollieren, um es dann im Spiel "regelkonform" zu exerzieren, ist das gleiche, wie wenn man sich vor einem Verbrechen betrinkt, um als schuldunfähig durchzugehen, falls man erwischt wird. Das ist gemogelt und wird nicht akzeptiert, es bleibt unfair.
3. Kontrolle durch Magie/Kräfte ist meiner Meinung nach was anderes als Beeinflussung durch Skills und sollte auch regeltechnisch anders behandelt werden. Beispielsweise indem man den Spieler mit Regelmechanismen lockt, auf erfolgreiche Verführungen durch NSCs einzugehen: "Also Du kannst seine Avancen ausschlagen, das bleibt Dir überlassen, aber Dein Charakter wird sich dann einen Tag die ganze Zeit fragen, was er verpasst hat und - 2 auf alle sozielen Würfe hinnehmen müssen." Wichtig ist, dass die Kontrolle über den Charakter überwiegend beim Spieler bleibt.
4. 4. Letzten Endes würde ich mich fragen, was das für ein SL ist, der die sexuelle Selbstbestimmung der SCs so unterläuft. Schmeißt der nicht irgendwann auch Klaviere vom Himmel? (Naja, ich spiele zum Glück ein sauberes, uramerikanisches System im Moment, wo solcher Schweinekram nicht passieren kann...
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