(bin mir nicht sicher ob in den Theorieteil gehörig, wenn ja dann bitte da hin schieben)
Ich habe andernorts gesagt:
Spieler: "SL hilf mir, ich komme nicht weiter."
Da meine ich, das mir der Spieler zu verstehen gibt. "SL ich habs probiert aber ich komm nicht drauf, aber ich denke mein Charakter ist so schlau, dass er weiter kommen würde."
Dann meine ich: "Beweise mir, dass dein Charakter so schlau ist." und das ist der Würfelwurf.
Wenn der Wurf erfolgreich ist, dann ist der Charakter intelligent genug um die Lösung zu wissen (der Spieler war es nicht).
Wenn der Wurf misslingt, dann waren sowohl Charakter als auch Spieler nicht clever genug um das Rätsel zu lösen.
Das hat etwas damit zu tun, das ich den Ansatz vertrete, dass die Charaktere durch ihre Fähigkeiten Erfolg haben oder scheitern und nicht durch die Fähigkeiten ihrer Spieler.
Mal mit Beispielen: System Attribute mit Minimum 1 und Maximum 20.
Spieler 1 ist Bodybuilder und ein wahres Muskelpaket: Europachampion im Baumstammweitwerfen.
Er Spielt einen Charakter, mit Stärke 1: Dieser Charakter müsste eine Türe einschlagen um zu entkommen: der Charakter schafft es nicht weil zu schwach (St 1).
Das sein Spieler ohne Probleme die Türe einschlagen könnte interessiert in der Spielwelt nicht.
Spieler 2 ist an den Rollstuhl gefesselt, aber er spielt einen Barbaren mit St 20. Obwohl der Spieler nicht in der Lage wäre die Türe einzuschlagen schafft es sein Charakter dennoch.
Spieler 2 ist gleichzeitig hoch intelligent, aber er spielt ja seinen Barbaren mit Int 1. Das Super-duper-rätsel (zu lösen mit einem Mindestwurf von X auf Int) schafft der Barbar nicht, da seine Int zu niedrig ist.
Der Spieler löst das Rätsel zwar ohne Probleme, sein Charakter steht dennoch ratlos vor dem Rätsel (genauso wie der Charakter von Spieler 1 hilflos vor der Türe steht).
Spieler 1 der starke aber dumme Bodybuilder hat einen Magier mit St 1 und Int 20. Obwohl der Spieler nicht in der Lage ist das Rätsel zu lösen, schafft es sein Charakter. (Ist Spieler 2 anwesend, darf er jetzt des Rätsels Lösung offenbaren, in der Spielwelt wird sie aber der Magier von Spieler 1 ausführen. - Ist Spieler 2 gerade krank und kein anderer Spieler kommt auf die Lösung, so muss ich als SL eben das Rätsel lüften, darauf hat Spieler 1 ein Anrecht, da sein Charakter Erfolg hatte.)
Darauf hin kam die Antwort:
Das hat etwas damit zu tun, das ich den Ansatz vertrete, dass die Charaktere durch ihre Fähigkeiten Erfolg haben oder scheitern und nicht durch die Fähigkeiten ihrer Spieler
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Das ist ein durchaus legitimer Ansatz. (Wobei beim Würfeln die Fähigkeiten alleine keine Rolle spielen, sondern es auch auf Würfelglück ankommt: Der Barbar mit Klugheit 2 kann durch Würfelglück auf eine Idee kommen, auf die der Gelehrte mit Klugheit 18 durch Würfelpech nicht gekommen ist.)
Dazu mag ich noch sagen: Das muss nicht sein, bei einem System bei dem Attribut+1w6 einen Schwellenwert erreichen muss, würde der Barbar mit Int 1 auf maximal 7 kommen, der Magier mit Int 20 aber auf mindestens 21. (Das nur am Rande, aber das will ich hier gar nicht behandeln.)
Allerdings verliert ein Abenteuer für mich persönlich dadurch an Reiz: Theoretisch müsste ich mich als Spieler gar nicht einbringen, sondern könnte einfach zuschauen, wie SL und Würfel zusammen das Spiel machen und ich muss nur daneben sitzen und hin und wieder Würfel werfen.
Der Reiz am RPG liegt für mich daran, dass ich auch als Spieler gefordert werde.
Ja Theorethisch könnte das so ablaufen:
SL: "Ihr kommt an ein Rätsel mit Schwierigkeit 12."
Spieler: "Mein Forscher löst das locker mit seiner Int18."
SL: "Nach dem ihr das Rätsel gelöst habt geht ihr weiter und geratet in eine Kampf Schwierigkeit 44."
Es kann aber auch anders laufen:
SL: "Ihr kommt in einen Raum, auf dem Boden liegt ein Toter, das Fenster ist zersplittert. Würfelt mal auf Wahrnehmung"
Sp1: "18!"
SL: "Du bemerkst, dass die Glassplitter außen liegen."
Sp1: "Ich weiß zwar, dass das heißt, das das Fenster von innen eingeschlagen wurde, aber ich glaube mein Charakter ist dazu zu blöd."
(Wenn wir hier abbrechen, hat man als Spieler doch auch schon sein Erfolgserlebnis. - Aber es kann ja noch weiter gehen.)
Sp1: "Schaut mal das Fenster ist eingeschlagen, sieht irgendwie lustig aus, wie sich das Licht in den Scherben auf dem Dach bricht."
(Der Charakter fände es ja eigentlich nicht erwähnenswert, den anderen zu sagen dass die Splitter außen liegen, es kommt ihm ja nicht komisch vor. Aber dadurch dass der Spieler diesen beiläufigen - "Schaut mal wie schön" Satz einbringt, kann er den anderen Charakteren dennoch, den Ball zuspielen - ohne die Plausibilität zu verletzen.)
Sp2: "Sp1 was hast du vorher noch mal gesagt?"
Sp1: "Meinst du dass das Fenster von innen eingeschlagen wurde?"
SP2: "Ja genau, ich denke mein Ermittler ist schlau genug das herauszufinden."
Mal im Ernst, irgend ein Charakter kann das Rätsel eigentlich (fast) immer lösen.
Der Spielstil setzt nur voraus, dass die Spieler auf Meta-Ebene kommunizieren.
Und wenn das nicht der Fall ist, kann es genau so viel Spaß machen sich einen "Workaround" zu überlegen, der den Charakterfähigkeiten angemessen ist.
Und wenn das nicht klappt - scheitern gehört auch mal dazu.