Autor Thema: nebellands Begriff von Rollenspieltheorie  (Gelesen 13110 mal)

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Offline nebelland

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nebellands Begriff von Rollenspieltheorie
« am: 21.08.2009 | 17:15 »
Im Supportthreoad über die Schließung dieses Boards wurden ein
paar Schlagworte zur Rollenspieltheorie (ChristophDolge, Juhanito)
geäußert, die für mich nur am Rand mit dem Begriff zu tun haben.
Da ich mehrfach gefragt wurde, was denn nun für mich darunter
falle, hier mal ein paar Gedanken dazu.

Ich schicke vorsorglich voraus, dass ich dem folgenden Text nicht
die Zeit und Sorgfalt widmen kann, die ihm eigentlich gebührt,
aber in dem Fall würde er wohl auch nächsten Monat noch nicht
drinstehen. ;)  Nehmt es also bitte erstmal als Gedankenfragmente
ohne Anspruch auf Vollständigkeit.

Zuerst einmal ist aus meiner Sicht der Begriff "Rollenspieltheorie"
von sogenannten "Best Practices" zu unterscheiden. Da gelegentlich
der Ruf erschallt, Rollenspiel sei "nur ein Hobby" und der ganze
Theoriekram daher unnötig, nehme ich zum Vergleich mal ein anderes
Hobby zur Hand: Angeln. :)

  • Welche Rute und welche Gewichte man nimmt, welcher Platz
    an einem gegebenen See der beste ist, welche Rolle gut läuft
    und welcher Hocker am bequemsten ist, ob man seitlich oder über
    Kopf auswirft sind Best Practices, bewährte Methoden.
    Dabei geht es eher um das "Wie machen".
  • Was ein Fisch ist und wovon er abstammt, wie seine Wahrnehmung
    funktioniert, wie er sich verhält (Köder), ob er ein knöchernes
    oder nur knorpeliges Skelett hat und wie er es schafft,
    bewegungslos im Wasser zu schweben sind wissenschaftliche
    Fragestellungen, es geht eher um das "Wie ist es und warum ist es
    so". Der Angler kann einige der Antworten auf diese Fragen
    gebrauchen, andere interessieren ihn wiederum nicht.

Natürlich gibt es eine Grauzone dazwischen, aber ich hoffe, es
wird klar, was ich meine.

Übertragen auf Rollenspiel gehören für mich Fragestellungen nach
der Auswahl von Zufallstabellen, Anzahl und Art der Würfel beim
Systemdesign, Transformation von Regelwerken auf Settings,
Musik ja/nein und sogar forgige Sachen wie "Kicker" zu Best Practices,
haben aber nichts oder nur wenig mit "Rollenspieltheorie" nach
meiner Lesart zu tun (obwohl das selbstverständlich durchaus
theoretische Fragestellungen sind).

Die Aufgabe der Rollenspieltheorie sehe ich darin, das Phänomen
"Rollenspiel" erschöpfend wissenschaftlich zu beschreiben. Ein
kurzes Satz für ein gewaltiges Vorhaben!

Das Problem beginnt bereits bei der Einordnung in ein Fachgebiet.
Rollenspiel als menschliches Spiel muss zuerst zwingend in eine Theorie
des menschlichen Spielens eingebettet werden. Hier können aber nun
Sprachwissenschaften (Linguistik, Semiotik), Sozialwissenschaften
(Kultur-, Medien-, Kommunikationswissenschaft, Soziologie), Psychologie
sowie in bestimmtem Maße die Strukturwissenschaften (Mathematik,
Informatik) alle gute Argumente vorbringen, warum dessen Erforschung
jeweils in ihren Zuständigkeitsbereich fällt.

Diese Problem stellt sich aktuell. Die digitale Spieleindustrie ist
umsatzstärker als die Filmindustrie
. So ein Phänomen kann
die Wissenschaft schwerlich ignorieren. Dazu ist seit langem
Konsens, dass Spielen zum Wesen des Menschen gehört.
Es wird also Zeit; nicht nur für vernünftige, belastbare und
gründliche Rollenspieltheorie, sondern für eine Theorie des
Spieles überhaupt. Der gangbarste Weg scheint ein interdisziplinärer
Ansatz. Einen brauchbaren Überblick gibt die englische Wikipedia
unter dem Stichwort Game studies.

Rollenspieltheorie muss sich also erstmal auf ein Fundament
stützen, das beschreibt, was ein Spiel ist, wie es grundsätzlich
funktioniert, welche Funktionen es erfüllt, welche Prozesse
dabei stattfinden. Dieses Fundament existiert zur Zeit nicht. :P

Erst dann kann Rollenspieltheorie überhaupt erst sinnvoll
versuchen, sich zu positionieren. Sie greift auf die
allgemeine Theorie des Spiels zurück und beschreibt unter
anderem, warum Rollenspiel ein Spiel ist, wie es bezogen
auf einen grundsätzlichen Spielbegriff funktioniert,
welche Funktionen Rollenspiele im Vergleich für das
Individuum, die Gruppe, die Gesellschaft haben, welche
dem Spiel zugehörigen Prozesse beim Rollenspiel wie
ausgeprägt sind etc.

Man kann hier leicht sehen, dass sich das hochwohlgeborene
Forge-Theoriekonglomerat auch dort, wo es keine Best Practice
ist, nur einem recht kleinen Teil der Rollenspieltheorie
genähert hat. Es gibt hier einfach noch eine große Masse
unerforschten Landes. Das letzte Wort ist hier keinesfalls gesprochen.

Was also ist Rollenspieltheorie für mich? Rollenspieltheorie
muss unser Hobby als menschliches Spiel umfassend beschreiben.
Dazu gehört ohne Anspruch auf Vollständigkeit:

  • Beschreibung von Rollenspiel als sprachliche Kommunikation
  • Beschreibung ablaufender semiotischer Prozesse
  • Beschreibung der kulturellen Voraussetzungen und der kulturellen Einbettung
  • Beschreibung der soziologischen Aspekte von Spielern und Spielgruppen
    (u.a. Mikrosoziologie, Rituale, ...)
  • Psychologische Analyse von Rollenspielen (die Verwandtschaft
    zum Psychodrama ist unübersehbar)
  • Beschreibung der durch Mathematik und Informatik fassbaren
    Teilbereiche (klassische Spieltheorie, Optimierungsprobleme)
  • Einordnung in eine kulturhistorische Betrachtung menschlichen Spiels

Ich fürchte nur, dass das in dieser umfassenden Form in
den nächsten Jahren weder für Rollenspiel noch für die bei
der Wissenschaft aktuell wesentlich populäreren digitalen
Spiele geschehen wird. Zur Zeit preschen einzelne Forscher
und Forschergruppen (der Autor dieser Zeilen eingeschlossen)
einfach los, stecken ein Claim ab und fangen dort an zu arbeiten. ::)
Ein einigermaßen vollständiges Theoriegebäude muss wohl
über kurz oder lang aus den bewährteren der Einzelforschungen
zusammengetragen werden.

Florian

P.S. Beachtet beim Diskutieren bitte die neue Richtlinie für dieses Board. ;)
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Re: nebellands Begriff von Rollenspieltheorie
« Antwort #1 am: 21.08.2009 | 18:01 »
Vielen Dank dafür, dass dir solche Mühe machst, dein Verständnis von Rollenspieltheorie zu umreißen. Das ist aller Ehren wert. Ich schätze es sehr, dass du so grundlegend an die Sache herangehst und insbesondere die Einbettung des Rollenspiels in unterschiedliche Kontexte betonst. Einige Rückfragen und Anmerkungen habe ich noch:

Ich stimme dir grundsätzlich zu, dass die von dir genannten Aspekte letztlich zu einer vollständigen theoretischen Auseinandersetzung mit dem Rollenspiel unabdingbar sind. Allerdings findet man, wie du selbst einräumst, gewiss weitere Bereiche (mir scheinen zum Beispiel Einsichten aus der Kunsttheorie und Ästhetik sehr fruchtbar zu sein; ungewöhnlich im gegenwärtigen wissenschaftlichen Klima ist natürlich, dass du nichts zu den [neuro-]biologischen Grundlagen sagst ...).

Aber abgesehen davon, dass man wohl immer noch vollständiger suchen kann, fände ich es viel interessanter, wenn du nicht einfach nur eine Liste vorlegst, sondern erstens einige Punkte konkretisierst (na klar ist Rollenspiel ein Kommunikationsprozess, aber was natürlich interessiert, sind die Eigenarten der Kommunikation, die im Rollenspiel stattfindet) und zweitens systematisch in Relation zueinander setzt und gewichtest.

Mir ist bewusst, dass du hier erst einmal nur eine sehr allgemeine Charakterisierung vorgelegt hast. Könntest du vielleicht trotzdem etwas konkreter werden bezüglich der Systematik? Systematisch verfahrene Kommunikations- und Spieltheorie halte ich beispielsweise für wesentlich zentraler als eine kulturhistorische Betrachtung.
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Re: nebellands Begriff von Rollenspieltheorie
« Antwort #2 am: 21.08.2009 | 18:23 »
Hat sich wegen Missverständnis erledigt.
« Letzte Änderung: 25.08.2009 | 11:17 von Ein »

Offline Gaukelmeister

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Re: nebellands Begriff von Rollenspieltheorie
« Antwort #3 am: 21.08.2009 | 18:28 »
@ Ein
Wieso wirst du denn jetzt polemisch? Florian macht sich hier offensichtlich die Arbeit, auf Anfragen anderer User ausführlich zu antworten. Seine Einschätzung ist an keiner Stelle ein Angriff auf andere. Was du schreibst, klingt eher nach einer generellen Intellektuellenfeindlichkeit und weniger nach einem sachdienlichen Hinweis.
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Re: nebellands Begriff von Rollenspieltheorie
« Antwort #4 am: 21.08.2009 | 18:33 »
Hat sich wegen Missverständnis erledigt.
« Letzte Änderung: 25.08.2009 | 11:17 von Ein »

Offline Gaukelmeister

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Re: nebellands Begriff von Rollenspieltheorie
« Antwort #5 am: 21.08.2009 | 18:40 »
Ich halte nur nichts von der schulmeisterlichen Einstellung, die sich manche "Intellektuelle" (keineswegs im Sinne des humanistischen Ideals) anmaßen, wenn sie sich mit dem Zeigefinger wedelnd vor die "ungewaschenen Mengen" stellen und denen zeigen, wo der Hammer hängt.

Ok, da sind wir gleicher Meinung. Offenkundig haben wir nur ein völlig unterschiedliches Verständnis von dem, was Florian macht. Er greift doch niemand an oder setzt ihn herab. Dass er nicht alles, was andere unter Rollenspieltheorie verstehen ebenfalls als Rollenspieltheorie versteht, ist ja nicht dasselbe wie eine schulmeisterliche Einstellung. Letztlich wäre es doch konstruktiver, wenn du einfach aufschreibst, an welchen Punkten du inhaltlich abweichst.
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Re: nebellands Begriff von Rollenspieltheorie
« Antwort #6 am: 21.08.2009 | 18:48 »
Hat sich wegen Missverständnis erledigt.
« Letzte Änderung: 25.08.2009 | 11:17 von Ein »

ChristophDolge

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Re: nebellands Begriff von Rollenspieltheorie
« Antwort #7 am: 21.08.2009 | 18:52 »
Zitat
veralteten, dogmatischen Wissenschaftsverständnis an, das Forschungsobjekte bestimmten Fachgebieten zu ordnen will oder gar den Transfer der Theorie in die Praxis als wenig wissenschaftlich bezeichnet

Wtf.

Wo behauptet Florian sowas?

Ein

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Re: nebellands Begriff von Rollenspieltheorie
« Antwort #8 am: 21.08.2009 | 18:57 »
Meiner Meinung nach, Stichwort Zuordnung zu einem Fachgebiet bzw. best practices.

Aber ich will hier auch nicht mehr Öl ins Feuer schütten als ich schon habe, denn an einer Wiederholung Ein-vs-Fredi liegt mir eigentlich nicht viel.

Ich möchte aber auch die schrittweise Normalisierung des Umgangstons in der Theorie und dadurch deren Akzeptanz nicht gefährdet sehen. Daher auch mein Verzicht auf nette Umschreibungen.

ChristophDolge

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Re: nebellands Begriff von Rollenspieltheorie
« Antwort #9 am: 21.08.2009 | 19:03 »
Gerade, was die Einordnung in ein Fachgebiet angeht, verstehe ich ihn aber so, dass ein integrierter Ansatz richtig ist bzw. dass man Leute aus verschiedenen Fachgebieten ranholen muss, die eben unterschiedliche Aspekte abedecken und ein gemeinsames Theoriegebäude errichten. Alles andere wäre wissenschaftlich wirklich antiquiert.
Wenn man eine Theorie entwickeln möchte, ist imho in der Tat erstmal Grundlagenarbeit wichtig - gerade, damit beim Transport in die Praxis eben nicht das passiert, was gerade im Rollenspielbereich so oft passiert: Nämlich, dass jeder die "Fachbegriffe" doch wieder so benutzt, wie er lustig ist und wie sie gerade zur Beförderung der eigenen Ansichten nützlich sind.

Offline Crimson King

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Re: nebellands Begriff von Rollenspieltheorie
« Antwort #10 am: 21.08.2009 | 19:04 »
Was der Dolge sagt.
Nichts Bessers weiß ich mir an Sonn- und Feiertagen
Als ein Gespräch von Krieg und Kriegsgeschrei,
Wenn hinten, weit, in der Türkei,
Die Völker aufeinander schlagen.
Man steht am Fenster, trinkt sein Gläschen aus
Und sieht den Fluß hinab die bunten Schiffe gleiten;
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Re: nebellands Begriff von Rollenspieltheorie
« Antwort #11 am: 21.08.2009 | 19:10 »
Halte ich für wenig sinnvoll, denn anders als Florian hänge ich keinem veralteten, dogmatischen Wissenschaftsverständnis an
Sondern hängst einem neuen, undogmatischen Wissenschaftsverständnis an? Erklär das doch mal bitte, fände ich interessant. Aber mach bitte einen neuen Thread dafür auf. Und ansonsten versuchen wir's doch bitte sachlich und ohne Polemik, ja?

Ansonsten:
Gerade die Interdisziplinarität hat Florian doch betont - ich weiß gar nicht, was Du hast.

Offline scrandy

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Re: nebellands Begriff von Rollenspieltheorie
« Antwort #12 am: 21.08.2009 | 19:33 »
Also grundsätzlich befürworte ich eine präzisierung der Rollenspieltheorie und denke auch, dass es nicht schaden kann, wenn der anvisierte Weg von Florian beschritten wird.

Andererseits möchte ich gerne mal einen Vergleich zu meiner Lehramtsausbildung bringen: Auch wenn das viele Leute nicht wissen, müssen angehende Lehrer nicht etwa Best Practices für die Schule lernen sondern lernen in der Uni fast aussschließlich Theorie nach obigem Verständnis. So haben wir unserem letzten Seminar mehrere Stunden damit verbraucht überhaupt zu rechtfertigen, warum "Didaktik" überhaupt verwissenschaftlicht und theoretisiert werden muss und haben wie bisher immer den Sprung zur Anwendbarkeit verschlafen. Deswegen kann ich nur sagen dass ich am Ende des Studiums wahrscheinlich eine ganze menge schöner Theorien gelernt haben werde, die nichts mit der Praxis zu tun haben und zudem auch noch mindestens 10 Jahre hinterher hinken und aus einer Zeit kommen, in der es noch kein Internet im Kinderzimmer, keine Schaulustigen mit Videohandys und auch noch kein digitales Lehrermobbing gab.

Um dies mal zurück auf das Rollenspiel zu übertragen: Theorie im Rollenspiel ist gut, aber muss Hand in Hand mit den Best Practices entwickelt werden, weil sie sonst wie die Pädagogik völlig am Leben vorbei geht und lediglich ihrer selbst willen betrieben wird. Versucht man andererseits aber auch immer die Erkenntnisse aus der Theorie am Spieltisch zu verankern und geben andererseits Best Practices, die am Spieltisch entstanden sind, den ein oder anderen Anstoß für die Theorie, dann kann Rollenspieltheorie eine echt tolle Sache sein und sowohl die Erkenntnisgewinnung als auch den Spieltisch beflügeln.
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Offline Der Nârr

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Re: nebellands Begriff von Rollenspieltheorie
« Antwort #13 am: 21.08.2009 | 19:38 »
Zuerst einmal ist aus meiner Sicht der Begriff "Rollenspieltheorie"
von sogenannten "Best Practices" zu unterscheiden.
Mich würde interessieren, wie du zu weiten Teilen der (Allgemeinen und Fach-) Didaktik stehst. Konzepte wie Classroom Management, Unterrichtsmethoden usw. - sind das dann nicht auch "nur" Best Practices? Dennoch beschäftigen sich Lehrstühle an Universitäten damit.
@scrandy: Ich habe selber Lehramt studiert und womöglich gibt es da Unterschiede in den Studiengängen und den Universitäten. In Dortmund wurde natürlich auch diese Theorie geliefert, wie du sie beschreibst, aber auch Best Practices - gerade in den Begleitseminaren zu Praktika. Im Referendariat gab es dann praktisch nur noch Best Practices, die aber alle auch aus der gleichen Ecke kamen. Das waren nicht nur Praktiker, die da geschrieben haben, sondern auch Wissenschaftler.

Darüber hinaus sehe ich es hier ganz simpel so, dass die Rollenspieltheorie in zweierlei Hinsicht existiert. Einmal in dem wissenschaftlichen Sinn, wie du ihn beschrieben hast. Ein zweites Mal aber in dem Sinn, in dem er von den Rollenspielern entwickelt wurde. Diskurstheoretisch würde ich aber mal drauf tippen, dass der von den Rollenspielern entwickelte Begriff der Rollenspieltheorie nicht weniger Rollenspieltheorie ist als der (institutionelle) wissenschaftliche Begriff. Natürlich kann die Rollenspieltheorie der "wissenschaftlichen" Sorte die Rollenspieltheorie der Rollenspieler als "Best Practices" beschreiben, wobei ich nicht weiß, inwiefern in anderen Hobbys auch so zielgerichtet und methodisch an neuen Best Practices gearbeitet wird. Aber ich kann mir vorstellen, dass sich auch Angler heiße Diskussionen darüber liefern und auch Streitigkeiten haben, was nun das wahre Angeln TM ist ;D.
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Offline Haukrinn

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Re: nebellands Begriff von Rollenspieltheorie
« Antwort #14 am: 21.08.2009 | 19:45 »
Ich würde sogar noch weitergehen und die (meiner Meinung eh nicht systematisch haltbare) Trennung von Best Practices und Theorie über den Haufen werfen, da die Entwicklung beider Linien sich nur begünstigen kann. Sofern eine scharfe Trennung überhaupt möglich und sinnvoll ist. Gewiss ist so eine Grundeinstellung nicht einfach (ich entstamme ja einer Disziplin, in der eine streng formale Vorgehensweise auf kulturwissenschaftliche Aspekte und technische Praxis trifft, behaupte also einfach mal, das beurteilen zu können), aber unmöglich ist sie dadurch noch lange nicht.

Tatsächlich glaube ich sogar, dass durch ein starkes Einbeziehen der praktischen Aspekte von Beginn an sich sogar neue, sehr umfangreiche Möglichkeiten zum Erkenntnisgewinn erschließen lassen - allein schon deshalb, weil man sich nicht in sein Elfenbeintürmchen hockt, sondern offen und wißbegierig auf den "Endanwender" zu geht und ihn einbezieht. Dies haben vorangegangene Ansätze nicht getan, was wiederholt eklatante Probleme aufgeworfen hat - ein zu oft gemachter Fehler, den man nun vermeiden könnte.

Den vorgeschlagenen sehr interdisziplinären Ansatz befürworte ich voll und ganz. Ich denke, von Anfang an mit einem solchen Ansatz zu fahren könnte bei einem erneuten Versuch, eine Rollenspieltheorie zu entwickeln, tatsächlich zu interessanten neuen Ergebnissen führen, die wir bisher noch nicht gesehen haben.
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Offline Crimson King

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Re: nebellands Begriff von Rollenspieltheorie
« Antwort #15 am: 21.08.2009 | 20:18 »
Es sollte klar sein, dass best practices Ergebnisse der Forschung integrieren bzw. dass die Forschung gerne bei der Praxis schaut, warum bestimmte Methoden funktionieren und andere nicht. Oberhalb der Grundlagenforschung gehen best practices und Theorie schon Hand in Hand. Das heißt aber noch lange nicht, dass sie das Gleiche sind.
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Offline Merlin Emrys

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Re: nebellands Begriff von Rollenspieltheorie
« Antwort #16 am: 21.08.2009 | 22:01 »
... nehme ich zum Vergleich mal ein anderes Hobby zur Hand: Angeln. :)

  • Welche Rute und welche Gewichte man nimmt, welcher Platz
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Was mir dazu als erstes auffällt, ist, daß das eine "Angeln" betrifft und das zweite eigentlich alles aus der Biologie stammt. Übertragen auf das Rollenspiel wäre also die Folgerung: So wie der "Angeln" zu nennende Teil des "Angelns" keine Wissenschaft ist, ist der "Rollenspiel" zu nennende Teil des "Rollenspiels" keine Wissenschaft und wird auch nie eine werden. Nur daß beim Angeln die Basiswissenschaft (Biologie) weniger strittig ist als beim Rollenspiel.

Ich würde sogar noch weitergehen und die (meiner Meinung eh nicht systematisch haltbare) Trennung von Best Practices und Theorie über den Haufen werfen, da die Entwicklung beider Linien sich nur begünstigen kann.
Ich würde zumindest insoweit zustimmen, als ich beide nicht "scharf trennen" würde. Sie sind zwei verschiedene Teilbereiche (man kann sie z.B. auch Theorie und Praxis nennen) mit einer Grauzone, und sobald irgendein "Wissenschaftler" feststellt, daß die bewährten Methoden aus folgenden Gründen tatsächlich auch theoretisch die besten sein müssten, begegnen sich beide mal wieder in friedlichster Weise. 

Das heißt aber noch lange nicht, dass sie das Gleiche sind.
In der Tat nicht, und zwar gerade in dem Maße nicht, in dem Theorie und Praxis nicht das gleiche sind. Und doch gilt: "Nichts ist so praktisch wie eine gute Theorie." Theorie und Praxis sind aufeinander angewiesen, und trotzdem zuweilen unterscheidbar.

Offline Dr.Boomslang

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Re: nebellands Begriff von Rollenspieltheorie
« Antwort #17 am: 21.08.2009 | 22:36 »
Jetzt sind wir fast schon wieder bei der Theorie der Theorie... Ich gehe mal in die andere Richtung und nehme das oben gesagte mal als Vorschlag für einen Arbeitsplan:
Rollenspieltheorie muss sich also erstmal auf ein Fundament
stützen, das beschreibt, was ein Spiel ist, wie es grundsätzlich
funktioniert, welche Funktionen es erfüllt, welche Prozesse
dabei stattfinden. Dieses Fundament existiert zur Zeit nicht. :P
Wenn man eine Professur in Rollenspieltheorie hätte und irgendwelche Drittmittelgeber davon überzeugen wollte dass man vor der nächsten großen wissenschaftlichen Sache steht, und wie umfangreich das doch alles ist, und wie viele Millionen man nun bräuchte... dann wäre das vielleicht eine Herangehensweise. Wir haben schlicht nicht die Mittel um so was zu tun. Wir müssen uns an Interessen und Notwendigkeiten entlang hangeln und eine vollständige Erschließung des Themas und systematische Vorgehensweise dahinter zurückstellen.
Alles bisherige ist aus Praxis plus einfachem Nachdenken hervorgegangen. Grundlagenforschung finde ich ok, so lange es um die Grundlagen dessen geht was man meint für den nächsten Schritt zu brauchen. Ich sehe aber nicht dass wir erst wissen müssten was ein Spiel ist, denn das ist zu wenig spezifisch, eine Notwendigkeit für mich nicht ersichtlich (aber ich kann mich natürlich täuschen). Auch kulturelle und historische Fragen interessieren mich weniger, aber das hält ja niemanden davon ab da was zu machen.

Man sollte direkt beim Rollenspiel selbst beginnen, und das wurde auch schon getan. Es gibt also schon sehr gute Ansätze. Man kann die jetzt in beide Richtungen weiter entwickeln, sowohl in Richtung Grundlagen (z.B.was für Eigenschaften von Spielen wirken in Rollenspielen, Historie von Rollenspielen etc.) als auch in Richtung spezielle Methoden (z.B. Entwicklung neuer Werkzeuge unter Verwendung von Erkenntnissen aus Kommunikation, Psychologie, Spieltheorie, etc.).

Preacher

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Re: nebellands Begriff von Rollenspieltheorie
« Antwort #18 am: 21.08.2009 | 22:45 »
Ich habe das Gefühl, daß das hier ein wenig in OT abgleitet - weil hier weniger nebellands Begriff von Rollenspieltheorie als vielmehr die "Organisation" der Theorie allgemein diskutiert wird.

Ich finde das ganze bislang zwar recht konstruktiv (mit einer kleinen Ausnahme), aber ich bin nicht sicher, ob das noch in die angestrebte Richtung geht.

Von daher würde ich alle Diskutierenden bitten, mit weiteren Beiträgen zu warten, bis sich der Themenstarter selbst nochmal dazu geäußert hat. Ich werde das Thema offen lassen, bitte aber um Beachtung. Vielen Dank.

Offline Falcon

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Re: nebellands Begriff von Rollenspieltheorie
« Antwort #19 am: 22.08.2009 | 10:46 »
Preachers Post beachtend hab ich so den Eindruck als haben einige Nebelland so verstanden, als sei das, was man am Tisch erprobt oder entdeckt nicht Rollenspieltheorie sei, also im Grunde die Praxis. Aber das ist nicht so. Ich habe keine Ahnung in welchem Zweig Nebelland tätig ist und wieviel Praxis dazu gehört aber z.b. in der Geologie gewinnt man oft erst ein Verständnis WIE und WARUM etwas so ist, wie es ist, wenn man da raus geht und sich schmutzig macht. Erkenntnisse wie die Stratigraphie gibt es einfach nur da draussen. Da ist Wissenschaft immer mir Machen verbunden! Das ist aber etwas anderes als zu wissen welche Lupe die Beste ist.
Viele Erkenntnisse würde man also gar nicht gewinnen, wenn man auf einmal nicht mehr an Steinen lecken dürfte. ;D

Das will ich den Geisteswissenschaftlern hier nur als Einwurf geben.

« Letzte Änderung: 22.08.2009 | 10:51 von Falcon »
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Re: nebellands Begriff von Rollenspieltheorie
« Antwort #20 am: 22.08.2009 | 11:04 »
Wenn man spielt, um Dinge auszutesten, ist das ohne Frage Teil der Forschungsarbeit. Ob das auch Teil der Theorie ist, steht auf einem anderen Blatt. Nicht umsonst heißt die Fahrprüfung, in der die Kenntnis der Regeln und Zusammenhänge abgeprüft wird, theoretische Prüfung, während die Fahrprüfung, in der die praktische Fähigkeit, das Fahrzeug zu führen, abgeprüft wird, praktische Prüfung genannt wird.
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Re: nebellands Begriff von Rollenspieltheorie
« Antwort #21 am: 22.08.2009 | 11:16 »
Das stimmt natürlich, von Automotoren gibt es aber Pläne oder man kann sie selber entwickeln. Beim Aufbau der Erde ist das leider nicht der Fall. Oder Kurzum: Irgendwoher muss man die Informationen bekommen, mit denen man überhaupt arbeiten kann. Nebelland ging es ja nur um die Fragestellung (einmal Was und einmal Warum) aber nicht die Art und Weise, wie man die Antwort bekommt (manche haben es ja so verstanden, daß man sich dafür in sein Kämmerchen einschliessen muss). Wie ich diese Fragestellung aber jetzt beantworte ist eine Andere Sache, mache Dinge lassen sich eben erst dann verstehen, wenn man sie tut.
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Re: nebellands Begriff von Rollenspieltheorie
« Antwort #22 am: 22.08.2009 | 12:21 »
Ich habe eure Posts gelesen, inhaltlich äußern werde ich mich aber vermutlich nicht vor Dienstag.

Bis dahin bitte ich tatsächlich im Zurückhaltung beim Posten (Danke, Preacher), ich werde die Runde danach wieder eröffnen.

Als Zwischenfazit halte ich mal fest, dass dieses Board aus einem mir nicht ersichtlichen Grund offenbar dazu anregt, in Postings unglaublich viel an Aussagen und sogar an Attitüden reinzuinterpretieren, was weder drin steht noch beabsichtigt war.

Vielleicht sollten wir hier nur noch in einer formalen Sprache diskutieren. Das würde Aussagen eindeutiger machen und Beweise vereinfachen. ;D

Das war ein Scherz.

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Re: nebellands Begriff von Rollenspieltheorie
« Antwort #23 am: 23.08.2009 | 23:17 »
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Re: nebellands Begriff von Rollenspieltheorie
« Antwort #24 am: 18.09.2009 | 17:41 »
Wie geht es weiter?

Es fing so schön an. Ich dachte, hier werden bald Forschungsaufträge verteilt, deren Ergebnisse nach und nach zusammengetragen und zu einer hübschen Rollenspieltheorie ausformuliert werden.
Spielertyp: Modellbauer. "Ich habe das Rollenspiel transzendiert."

"Wir führen keinen Krieg...sind aber aufgerufen eine friedliche Lösung auch mit militärischen Mitteln durchzusetzen." Gerhard Schröder.