Autor Thema: Auftragsmord, Folter und Vergwaltigung im Rollenspiel  (Gelesen 35005 mal)

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Preacher

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Re: Auftragsmord, Folter und Vergwaltigung im Rollenspiel
« Antwort #50 am: 24.08.2009 | 13:29 »
3. Intimsphäre: Man spielt ja auch selten Sexualität 'aus'. Hat irgendwer schon einmal im Spiel eine Penetration beschrieben? Ich beispielsweise nicht.
Hm, stimmt schon.

4. natürlich: BIGOTTERIE
Hm, mit Bigotterie verbinde ich immer, daß die uterschiedlichen moralischen Standards bewusst und absichtlich angelegt werden - wie es einem besser in den Kram passt. Von daher ist dieser Vorwurf imho hier nur bedingt anwendbar.

Ich meine - ich kann nur für mich selbst sprechen, aber für mich ist Vergewaltigung im Rollenspiel ein No-Go, weil ich mich dabei tatsächlich unwohl fühle. Unwohler als bei Kämpfen, die zum Tod von Beteiligten führen. Und die "übergriffigste" Situation aus meiner persönlichen Erfahrung war, daß mir auf dem Altweiberfasching von einer betrunkenen Frau der Hintern getätschelt wurde. Hat mich nicht wirklich traumatisiert.

Aber es gab schon ein paar recht plausible Erklärungsansätze - danke dafür.

Weißt Du wirklich von ALLEN Deinen Bekannten über ihre Sensibilitäten und ihre existierenden Traumata bescheid?
Nein, sicher nicht.Dein Beitrag ist da auf jeden Fall richtig: Verantwortung gegenüber den Mitspielern ist eine Grundvoraussetzung, und man kennt nicht alle Probleme der Mitspieler. Allerdings war mein Beitrag auch nur hypothetisch, da ich sowas an sich auch mit guten Bekannten nicht thematisiere. Die Hemmschwelle wäre bei Fremden aber eben nochmals höher.

Offline SeelenJägerTee

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Re: Auftragsmord, Folter und Vergwaltigung im Rollenspiel
« Antwort #51 am: 24.08.2009 | 13:31 »
Ich halte es so:

Mord - wenn er den Umständen angemessen ist.
Assassinierung des Königs (selbst wenn er kein schlechter König ist) - würde ich nichts gegen sagen.
Wenn ein Spieler aber einen Auftragskiller spielen will (und das Charakterkonzept nicht von der Abkehr dieses Pfades ausgeht) der unschuldige umbringt und der selbst den Tod von Kindern verkauft.
 - Nein das würde ich nicht mehr zulassen.

Folter - können sie machen aber sie werden keine wertvollen Informationen erhalten.
Und das ist die harte Wahrheit der Folter. Die Opfer gestehen dir alles was du hören willst, nur eines nicht. Wirklich wichtige Sachen, wie wo der Terrorist seine Atombombe versteckt hat erfährt man nie.
(Gibt da so'n Beispiel eines US-Amerikanischen Senators, der Jahrelang in Vietnam gefoltert wurde und NICHTS erzählt hat - deswegen ist der wohl auch ein scharfer Kritiker von Guantanamo.)
 - Von dem her sollten die Spielerlein irgendwann einmal merken, dass das nichts bringt und man vlt. besser versuchen sollte das Vertrauen der Verhörten zu gewinnen ( es sei denn sie brauchen ein falsches Geständnis)

Vergewaltigung - kommt auf's Setting drauf an.
Generell kann es passieren - aber ich möchte das nicht ausspielen.

Punkt 1 und 3 passieren bei mir SC's prinzipiell nicht (es sei denn jemand macht sich arg viele Feinde, dann kann der SC möglicherweise schon einen Auftragskiller hinterher geschickt bekommen).
Um in den "Genuss" von Punkt 2 zu kommen müssten die Charaktere schon arg dumm handeln.

@Zornhau: Ich finde dein Post ehrt dich. Aber man kann sich nicht gegen alles absichern - und man kann nie wissen wo GENAU die Grenze liegt.
Im schlimmsten Fall wäre es ja denkbar, dass schon die Aussage reicht: "Dein Charakter erfährt, dass seine Schwester vergewaltigt wurde - was tust du?"
Wäre ja möglich, dass die Schwester des Spielers (oder eines anderen Spielers) wirklich vergewaltigt wurde und derjenige deswegen arg dadurch belastet wird.

Kleiner 4. Mann

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Re: Auftragsmord, Folter und Vergwaltigung im Rollenspiel
« Antwort #52 am: 24.08.2009 | 13:32 »
Ich doch auch. Aber es ist so, daß das Themen sind, bei denen ich mich nicht wohlfühle, während Mord und Totschlag "normal" sind.
Wie gesagt, es gibt folgenden Erklärungsansatz: Gewalt kann okay sein, Grausamkeit nicht.

Wenn Spielercharaktere Leute umbringen, tun sie das normalerweise zum Erreichen mehr oder minder edler, mehr oder minder rationaler Ziele. Bei Vergewaltigung ist aber der Spaß an der Sache (ja, klingt geschmacklos, ist es halt auch) schon das Ziel. Selbiges gilt für nicht der Informationsgewinnung dienliche Folter.
Und das ist eben eine andere Kiste als das Vigilantentum einer typischen Heldengruppe. Brutale Gewalt aus willkürlichen Impulsen heraus ist so ziemlich das barbarischste Verhalten, das es überhaupt gibt, und damit können sich viele Leute - ich eingeschlossen - auch in fiktiver Form nicht identifizieren.

Semi-OT: Eine Skala aus einem älteren Posting im Blutschwerter-Forum:
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Offline Crimson King

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Re: Auftragsmord, Folter und Vergwaltigung im Rollenspiel
« Antwort #53 am: 24.08.2009 | 13:33 »
Alex aus A Clockwork Orange hat definitiv einen hohen Coolness-Faktor (was zugegebener Maßen auch der Hauptgrund ist, warum der Film so kontrovers war/ist).

Ich fand ihn ätzend und nicht cool. Das Phänomen ist in meinem Fall, dass ich mich im weiteren Verlauf mit ihm identifiziert habe, obwohl ich ihn ätzend fand. Aber das ist eine andere Geschichte.
Nichts Bessers weiß ich mir an Sonn- und Feiertagen
Als ein Gespräch von Krieg und Kriegsgeschrei,
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Und sieht den Fluß hinab die bunten Schiffe gleiten;
Dann kehrt man abends froh nach Haus,
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Offline kirilow

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Re: Auftragsmord, Folter und Vergwaltigung im Rollenspiel
« Antwort #54 am: 24.08.2009 | 13:37 »
Wenn Spielercharaktere Leute umbringen, tun sie das normalerweise zum Erreichen mehr oder minder edler, mehr oder minder rationaler Ziele. Bei Vergewaltigung ist aber der Spaß an der Sache (ja, klingt geschmacklos, ist es halt auch) schon das Ziel. Selbiges gilt für nicht der Informationsgewinnung dienliche Folter.
Das ist eben eine Erklärung, die mich nicht überzeugt. Wenn man einen Haufen von Personen erschlägt, um an Schätze zu gelangen ist das doch nicht weniger 'moralisch verwerflich' denn die Vergewaltigung zu persnlichem Vergnügen (des Charakters).
(@Preacher: Das meinte ich mit Bigotterie)
Das soll NICHT heißen, dass ich das Ausklammern solcher Themen für falsch oder bigott halte, es geht mir eher um die vorgebrachten Argumente.
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Offline Boba Fett

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Re: Auftragsmord, Folter und Vergwaltigung im Rollenspiel
« Antwort #55 am: 24.08.2009 | 13:37 »
Hmmmm, ich glaube ich muss seltsam sein.
Ich habe weder einen psychischen Knacks, noch Vergewaltigungs- oder andere tiefgreifendere Gewalt-Erfahrungen, die meine Psyche in irgendeiner Art beeinträchtigen, aber ich möchte dennoch nicht in einem Rollenspiel damit konfrontiert werden, dass sowas zum erlebten Geschehen eines Rollenspiels wird.
Das ist einfach weder eine adäquate Freizeitbeschäftigung, noch ein Spiel und auch kein Hobby für mich.

Natürlich darf jetzt der adäquate Disclaimer nicht fehlen - "erlaubt ist, was gefällt", aber ganz ehrlich: Da es mir nicht gefällt, ist es also auch nicht erlaubt, mich mit sowas zu belästigen.
Ja, natürlich kommt jetzt Onkel Plausi irgendwann zu Wort, erhebt mahnend den Zeigefinger und erinnert daran, dass dieses aber doch nun mal zur grausamen Realität des Lebens gehört. Und natürlich hat er Recht - nur spiele ich Rollenspiel nicht, um mich irgendwelchen grausamen Realitäten einer fiktiven Welt zu stellen - ich spiele Rollenspiel, um Spaß zu haben und mich gut unterhalten zu lassen.

Das mag ja vielleicht auch daran liegen, dass ich in meiner Zeit im Studium "nebenher" in einem Jugendzentrum gejobbt habe, und da in der Realität mit Opfern konfrontiert wurde, so dass mein Bedarf an kapputem einfach gedeckt ist.
Jedenfalls kotzen mich diese angeblich so toughen Typen, die liebendgerne Informationen durch Foltern bekommen, weil das ja einfacher ist, als die durch andere Recherche zu bekommen und die besiegten Gegnern die Archillessehnen durchtrennen, weil man sie dann ja noch verhören aber nicht fesseln braucht, gewaltig an.

Und da akzeptiere ich auch keine distanzierte "aber grundsätzlich muss es doch möglich sein" Diskussion.
Ja, wegen mir sollen sich die Leute gern im Rollenspiel sich gegenseitig in Wurst verarbeiten und aufessen, wenn sie diese Neigung verspüren - auch das hat es in der Realität durchaus gegeben.
Aber wenn mir jemand ein derartiges Thema in irgendeinem Gespräch (auch im Forum) auf den Tisch bringt, sage ich klar, was ich davon halte.
Ich finde es daneben!!!
« Letzte Änderung: 24.08.2009 | 13:43 von Boba Fett »
Kopfgeldjäger? Diesen Abschaum brauchen wir hier nicht!

Offline Zornhau

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Re: Auftragsmord, Folter und Vergwaltigung im Rollenspiel
« Antwort #56 am: 24.08.2009 | 13:37 »
Aber man kann sich nicht gegen alles absichern - und man kann nie wissen wo GENAU die Grenze liegt.
Nein, kann man nicht.

Aber wer EGOISTISCH meint einfach mal schauen zu müssen, wo den die Grenzen der ANDEREN Mitspieler so liegen, z.B. um "sich selbst weiterzuentwickeln", der VERNEINT seine Verantwortung für das Wohlergehen seiner Mitspieler.

Man KANN nämlich sehr wohl Grenzgebiete zum einen überhaupt nicht betreten, oder sie zum anderen nur streifen. - Man muß wirklich nicht ALLES in jeglicher erdenklichen Tiefe im Rollenspiel an den Tisch zerren.

Es ist doch so, daß jemand mit normalem Empfindungsvermögen durchaus SEHR GUT WEISS, daß sich etwas in einem psychischen Grenzgebiet befinden wird.

Wenn man also mitten in der Runde die "coole Idee" hatte, mal zu schauen, wie Spieler A mit der "Deliverance"-Szene so klar kommt, dann kann man das auch einfach SEIN LASSEN. - Wenn man es DOCH bringt, dann aber NICHT, weil man meint dadurch sich selbst "weiterentwickeln" zu können, oder weil man meint seine Spieler dadurch zu mehr "Leistung" zu bringen, oder weil man einfach mal die Grenzen des Spielers "ausloten" wollte.

Das halte ich für VERANTWORTUNGSLOSES Vorgehen und lehne das ab.

Ludovico

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Re: Auftragsmord, Folter und Vergwaltigung im Rollenspiel
« Antwort #57 am: 24.08.2009 | 13:40 »
Weißt Du wirklich von ALLEN Deinen Bekannten über ihre Sensibilitäten und ihre existierenden Traumata bescheid?

Also ICH war völlig überrascht von dem oben von mir erwähnten Spieler, den ich auch von anderen Uni-Veranstaltungen her gut kannte.


Hey, ich finde den langen Post richtig gut und kann dem auch zustimmen. Auch richtig finde ich, dass man wohl eher selten weiß, was für psychische Probleme die Mitspieler haben, es sei denn halt, es sind richtig gute Freunde (und selbst das ist nicht ein Garant dafür, dass sie einem erzählen was los ist).

Ich denke allerdings auch, dass ein Spieler, der weiß, dass er mit gewissen Darstellungen im RPG Probleme hat, das vor Spielbeginn aber nach Abklärung, was wie gespielt wird, anzukündigen hat. Ich sehe das quasi als Bringeschuld des Spielers.

Offline Wawoozle

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Re: Auftragsmord, Folter und Vergwaltigung im Rollenspiel
« Antwort #58 am: 24.08.2009 | 13:42 »
Das halte ich für VERANTWORTUNGSLOSES Vorgehen und lehne das ab.

Stimmt schon.
Da du aber gerade sehr speziell auf Jörg anspielst mit deinem Post, muss man ihm aber auch zugute halten das er vorher fragt welchen Detailgrad die Spieler denn haben möchten.

Ich sage ihm dann bspw. auch "Mir reichts Grobkörnig, ich muss mir das nicht in HD anhören/vorstellen".
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Offline Hotzenplot

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Re: Auftragsmord, Folter und Vergwaltigung im Rollenspiel
« Antwort #59 am: 24.08.2009 | 13:42 »
Hmmmm, ich glaube ich muss seltsam sein.
Ich habe weder einen psychischen Knacks, noch Vergewaltigungs- oder andere tiefgreifendere Gewalt-Erfahrungen, die meine Psyche in irgendeiner Art beeinträchtigen, aber ich möchte dennoch nicht in einem Rollenspiel damit konfrontiert werden, dass sowas zum erlebten Geschehen eines Rollenspiels wird.

Ich bin genauso seltsam. :)

Und diese Zusätze wie "in der Gruppe ist alles erlaubt, was die Gruppe erlaubt hat" sind völlig unnütz. Wenn die Gruppe es erlaubt, könnten die Mitglieder ihrem Toilettendrang zum Beispiel direkt im Rollenspielraum nachkommen oder so.
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Ich führe meinen Talion von Punin in der Borbaradkampagne im Rollenhörspiel
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Offline Thalamus Grondak

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Re: Auftragsmord, Folter und Vergwaltigung im Rollenspiel
« Antwort #60 am: 24.08.2009 | 13:45 »
Vergewaltigung - Finde ich ein NoGo. Warum macht ein Spieler das? Hat das irgendeinen Nutzen? Bringt es irgendeinen Pluspunkt am Spieltisch? Steigert es in irgendeiner Form die Spielfreude? Sollte jemand auf die letzte Frage mit "Ja" antworten, empfehle ich übrigens einen Besuch bei einem Therapeuthen. ::) Das wollen könntest du bei mir komplett streichen.
Das könnte man alles auch bei Mord oder Folter schreiben.
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Offline kirilow

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Re: Auftragsmord, Folter und Vergwaltigung im Rollenspiel
« Antwort #61 am: 24.08.2009 | 13:46 »
Mal etwas anderes:
Ich finde es ja bisweilen erstaunlich, was meine Spieler so schockiert. (Das jetzt ganz abseits von psychischen Problemen und Gore-Details)
Als die die Gruppe sich wieder auf den Weg machte, nachdem sie einen Überfall gerade noch abwehren konnte, den ein Verräter angezettelt hatte, beschrieb ich, wie sie auf ihrem weg noch die Schmerzensschreie des verräterischen Sklaven hörten: "lasst mich doch sterben" hörten, die mit wachsender Entfernung immer leiser wurden. Obwohl ich dies nicht viel ausführlicher tat als hier, sagte man mir danach, dass man das sehr 'krass' gefunden habe (nicht unbedingt negativ).
Mich erstaunte dies, da die Gruppe marodierend und plündernd durch die Gegend zog.
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Offline Christoph

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Re: Auftragsmord, Folter und Vergwaltigung im Rollenspiel
« Antwort #62 am: 24.08.2009 | 13:46 »
Ich halte es wie fast alle Rollenspiele: Die Professionen "Folterknecht" und "Vergewaltiger" sind für mich nicht akzeptabel.

Offline First Orko

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Re: Auftragsmord, Folter und Vergwaltigung im Rollenspiel
« Antwort #63 am: 24.08.2009 | 13:47 »
Nein, kann man nicht.

Aber wer EGOISTISCH meint einfach mal schauen zu müssen, wo den die Grenzen der ANDEREN Mitspieler so liegen, z.B. um "sich selbst weiterzuentwickeln", der VERNEINT seine Verantwortung für das Wohlergehen seiner Mitspieler.

Man KANN nämlich sehr wohl Grenzgebiete zum einen überhaupt nicht betreten, oder sie zum anderen nur streifen. - Man muß wirklich nicht ALLES in jeglicher erdenklichen Tiefe im Rollenspiel an den Tisch zerren.

Es ist doch so, daß jemand mit normalem Empfindungsvermögen durchaus SEHR GUT WEISS, daß sich etwas in einem psychischen Grenzgebiet befinden wird.

Wenn man also mitten in der Runde die "coole Idee" hatte, mal zu schauen, wie Spieler A mit der "Deliverance"-Szene so klar kommt, dann kann man das auch einfach SEIN LASSEN. - Wenn man es DOCH bringt, dann aber NICHT, weil man meint dadurch sich selbst "weiterentwickeln" zu können, oder weil man meint seine Spieler dadurch zu mehr "Leistung" zu bringen, oder weil man einfach mal die Grenzen des Spielers "ausloten" wollte.

Das halte ich für VERANTWORTUNGSLOSES Vorgehen und lehne das ab.

Volle Zustimmung, auch zum ersten Post von Zornhau hier.  :d
It's repetitive.
And redundant.

Discord: maniacator#1270

Dir ist schon klar, dass es in diesem Forum darum geht mit anderen Leuten, die nix besseres mit ihrem Leben zu tun haben, um einen Tisch zu sitzen und sich vorzustellen, dass wir Elfen wären.

Offline Bluerps

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Re: Auftragsmord, Folter und Vergwaltigung im Rollenspiel
« Antwort #64 am: 24.08.2009 | 13:47 »
Ich denke allerdings auch, dass ein Spieler, der weiß, dass er mit gewissen Darstellungen im RPG Probleme hat, das vor Spielbeginn aber nach Abklärung, was wie gespielt wird, anzukündigen hat. Ich sehe das quasi als Bringeschuld des Spielers.
Die Frage ist, ob jeder so direkt weiß, auf was er sich einlässt. Und ob er es fertig bringt, sein Problem damit zu artikulieren. Das kann nämlich nicht ganz einfach sein.

Wenn die Gruppe es erlaubt, könnten die Mitglieder ihrem Toilettendrang zum Beispiel direkt im Rollenspielraum nachkommen oder so.
Ja. Ja und? Wenn sowas kurioses tatsächlich von allen akzeptiert wird, was spricht dann dagegen im Zimmer in einen Eimer zu pinkeln?


Bluerps
"When life gives you lemons, don't make lemonade. Make life take the lemons back! Get mad! I don't want your damn lemons, what am I supposed to do with these? Demand to see life's manager! Make life rue the day it thought it could give Cave Johnson lemons! Do you know who I am? I'm the man who's gonna burn your house down! With the lemons! I'm gonna get my engineers to invent a combustible lemon that burns your house down!"
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Re: Auftragsmord, Folter und Vergwaltigung im Rollenspiel
« Antwort #65 am: 24.08.2009 | 13:48 »
Das ist eben eine Erklärung, die mich nicht überzeugt. Wenn man einen Haufen von Personen erschlägt, um an Schätze zu gelangen ist das doch nicht weniger 'moralisch verwerflich' denn die Vergewaltigung zu persnlichem Vergnügen (des Charakters).
Stellen wir da doch lieber Tötung und Tötung gegenüber. Sexualmord eines Täters, der sich an der Leiche vergeht vs. Raubmord eines Täters, der die Ladenkasse mitgehen läßt. Zum einen ist es einfach Realität, daß fast jeder das erste als "schlimmer" ansehen wird. Und zum anderen ist das auch logisch:
Denn der erstere Täter gewährt auch theoretisch kein Entrinnen. Die Tötung ist ein Ziel, nicht ein Mittel.
Der Räuber hingegen würde, so denkt man, niemanden umgebracht haben, wenn er das Geld auch so bekommen hätte.

Eulenspiegel

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Re: Auftragsmord, Folter und Vergwaltigung im Rollenspiel
« Antwort #66 am: 24.08.2009 | 13:48 »
Natürlich darf jetzt der adäquate Disclaimer nicht fehlen - "erlaubt ist, was gefällt", aber ganz ehrlich: Da es mir nicht gefällt, ist es also auch nicht erlaubt, mich mit sowas zu belästigen.
Das ist vollkommen legitim.
Wenn wir zusammen RPG spielen würden, würde ich jetzt auf solche Themen verzichten, da ich weiß, dass sie dir keinen Spaß machen.

Zitat
Jedenfalls kotzen mich diese angeblich so toughen Typen, die liebendgerne Informationen durch Foltern bekommen, weil das ja einfacher ist, als die durch andere Recherche zu bekommen und die besiegten Gegnern die Archillessehnen durchtrennen, weil man sie dann ja noch verhören aber nicht fesseln braucht, gewaltig an.
Das dagegen finde ich total daneben.

Ich könnte jetzt schreiben: "Mich kotzen diese Heile-Blümchenwelt-Spieler an." Aber das stimmt nicht. Ich toleriere und respektiere die Heile-Blümchenwelt-Spieler und empfinde keinerlei Hass gegen diese. (Ich spiele manchmal sogar selber Blümchen&Heile-Welt-Spiele.)

Im Gegenzug kann ich doch auch erwarten, dass die Heile-Blümchenwelt-Spieler mich tolerieren und respektieren.

Aber irgendwie scheint das extrem eingleisig zu sein:
Der Dark&Gritty Spieler toleriert den Blümchenspieler.
Aber der Blümchenspieler toleriert nicht den Dark&Gritty Spieler.

Offline Chaosdada

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Re: Auftragsmord, Folter und Vergwaltigung im Rollenspiel
« Antwort #67 am: 24.08.2009 | 13:51 »
Und das ist die harte Wahrheit der Folter.
Das stimmt nicht unbedingt. Einerseits wenn man so ein guter Folterer ist, dass man erkennen kann wenn das Opfer lügt (oft gibt es ja sogar eine Extra-Fähigkeit dafür), andererseits bei leicht überprüfbaren Informationen (wie ist der Zahlencode für das Schloss, wo hast du das Artefakt versteckt), denn dann weiß das Opfer, dass es in Kürze wieder gefoltert wird oder stirbt, wenn es lügt.
Sehr schwierig ist das natürlich mit Kriegsgefangenen u.ä., denn da sind die Infos oft sehr schwer zu überprüfen und man weiß auch gar nicht so genau, was der Gefangene denn nun überhaupt weiß.

@ kirilow: Kann ich gut verstehen, denn das setzt doch übelste Folter voraus.

Offline Wawoozle

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Re: Auftragsmord, Folter und Vergwaltigung im Rollenspiel
« Antwort #68 am: 24.08.2009 | 13:52 »
Der Dark&Gritty Spieler toleriert den Blümchenspieler.
Aber der Blümchenspieler toleriert nicht den Dark&Gritty Spieler.

Das kann, wie bereits gesagt, mit persönlichen Erfahrungen zu tun haben und dann kann ich das durchaus verstehen.
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Offline Zornhau

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Re: Auftragsmord, Folter und Vergwaltigung im Rollenspiel
« Antwort #69 am: 24.08.2009 | 13:53 »
Da du aber gerade sehr speziell auf Jörg anspielst mit deinem Post, muss man ihm aber auch zugute halten das er vorher fragt welchen Detailgrad die Spieler denn haben möchten.
Oh, daß ich seine Wortwahl hier wiedergegeben habe sollte meinen Beitrag NICHT nur auf ihn beziehen lassen.

GENAU diese Schlagworte "sich selbst weiterentwickeln", "Grenzen ausloten", "intensiveres Spiel", "anspruchsvolleres Spiel", "reiferes Spiel", usw. bekommt man nämlich ANDAUERND serviert, wenn mal wieder jemand seine EIGENEN, völlig EGOISTISCHEN Interessen zu Lasten der Mitspieler bzw. unter Inkaufnahme von Belastungen bei den Mitspielern durchdrückt.

Das "Beste" solcher "Feigenblätter": "Rollenspiel betreibe ich als Kunstform. Und in der Kunst ist ALLES erlaubt."

Für solch eine Einstellung habe ich KEINERLEI Verständnis.

Und, wie gesagt, es ist NICHT (nur) auf Jörg bezogen, sondern auf ALLE, die mit solchen Schlagworten jegliche Gefühllosigkeit rechtfertigen wollen und jegliche Verantwortung für ihre Mitspieler von sich weisen wollen.


Und, ja, man KANN einem solchen Spielleiter, der einen nach Detailgraden usw. fragt, natürlich lang und breit Auskunft geben. Aber wer sagt, daß man eigentlich einem noch so befreundeten Spielleiter gegenüber einen "Seelen-Striptease" machen MUSS, nur wenn man von ihm nicht psychisch verletzt werden möchte?

ICH erwarte einfach von einem Spielleiter und meinen Mitspielern gegenseitige RÜCKSICHTNAHME, ohne daß ich meine Akte der psychotherpeutischen Behandlungen, die ich erfahren habe, mitbringen muß.

Natürlich gehört auch eine EIGENVERANTWORTUNG des Spielers dazu.

Aber NUR auf den Spieler und seine "Bringschuld" zu zeigen, heißt für mich, daß man die Verantwortung des Spielleiters einfach von sich zu weisen versucht.

Das klassische "Selber schuld!", was man einem traumatisierten Mitspieler an den Kopf wirft. - Was ich davon halte, ist, meine ich, klar geworden.

Offline kirilow

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Re: Auftragsmord, Folter und Vergwaltigung im Rollenspiel
« Antwort #70 am: 24.08.2009 | 13:56 »
@ kirilow: Kann ich gut verstehen, denn das setzt doch übelste Folter voraus.
Das stimmt schon. Mich erstaunte das auch eher wegen der sehr geringen Beschreibungstiefe  und im Kontext der restlichen Kampagne. Das kann man hier natürlich schlecht erklären.
Zudem: ich fand es selbst nicht so krass, dabei bin ich doch der, der bei Folterszenen im Film immer die Augen zumacht und die Ohren zuhält, bis meine Freundin mir anzeigt, dass es vorbei ist.
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Online Sashael

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Re: Auftragsmord, Folter und Vergwaltigung im Rollenspiel
« Antwort #71 am: 24.08.2009 | 13:57 »
Das könnte man alles auch bei Mord oder Folter schreiben.
Könnte man. Und solange es um Mord oder Folter als Selbstzweck geht, stimme ich dir vorbehaltlos zu.

Der klassische Auftragsmord oder Wetwork ist jedoch ein beliebtes Erzählelement nicht nur im Rollenspiel. Er ist zweckgebunden und wird unter bestimmten Voraussetzungen sogar als moralisch "richtig" gesehen. Eine Diskussion darüber, ob das auch wirklich moralisch richtig ist, gehört aber in einen anderen Thread. Wenn du da also Diskussionsbedarf siehst, mach mal einen neuen Thread auf.
Bei Folter greift derselbe Mechanimus, nur dass diesmal die (meisten) Spieler um die unabänderliche Unmoral ihres Verhaltens wissen. Daraus können sich sehr schöne Charakterentwicklungen ergeben.
Vergewaltigung dagegen ist immer Selbstzweck. Darum ist das ein NoGo.
"Ja natürlich ist das Realitätsflucht. Was soll daran schlecht sein? Haben Sie sich die Realität in letzter Zeit mal angesehen? Sie ist grauenhaft!"


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Re: Auftragsmord, Folter und Vergwaltigung im Rollenspiel
« Antwort #72 am: 24.08.2009 | 13:57 »
Zu dem von Zornhau geschilderten Fall: Es stellt sich die Frage , ob man mit einem psychisch kranken Mitspieler überhaupt Rollenspiele spielen sollte. Ich nehme ja auch keinen Herzkranken zum kollegialen Fußballspielen mit.

Und wenn jetzt einer sagt: "ja, aber das wußte man vorher nicht." In Ordnung, aber jedem obliegt auch die Pflicht auf sich selbst acht zu geben. Der psychisch Kranke dekompensiert, weil er eine Szene nicht verkraftet, der Herzkranke weil er die körperliche Belastung nicht verträgt.
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Re: Auftragsmord, Folter und Vergwaltigung im Rollenspiel
« Antwort #73 am: 24.08.2009 | 13:59 »
@Zornhau
Dem kann man natürlich nur zustimmen; es ist auch ausgesprochen albern, ein solches Spiel als erwachsener oder anspruchsvoller zu nennen.
Ansonsten ist es eben so, wie in anderen Medien: Ich habe für Splatter nichts übrig, aber halte Leute, die das mögen,auch nicht für pervers oder so. Das denke ich nur von Fans amerikanischer Komödien. :D
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Re: Auftragsmord, Folter und Vergwaltigung im Rollenspiel
« Antwort #74 am: 24.08.2009 | 14:02 »
Zitat
Ich denke allerdings auch, dass ein Spieler, der weiß, dass er mit gewissen Darstellungen im RPG Probleme hat, das vor Spielbeginn aber nach Abklärung, was wie gespielt wird, anzukündigen hat. Ich sehe das quasi als Bringeschuld des Spielers.

Das ist so nicht ganz wasserdicht:

Anekdote dazu:
Ich habe mal mit 2 meiner Spieler einen One-Shot geleitet, sie waren dabei Ork-Krieger und Ork-Pionier, die eine Stadt erobern sollten.  (wobei man sagen muss, das in dem Setting Orks eine Art Kriegerehre haben: "Würdigen Gegnern erspart man die Schande der Niederlage - unwürdige Gegner lässt man leben.")
Während des großen Sturmangriffes auf die Stadt haben die Beiden einen Weg durch die Kanalisation gefunden.
Als sie dann in der Stadt waren sind sie in ein Haus: Vater, Mutter, 2 Kinder.
Der eine hat dann gleich mal den Mann erschlagen.
Die Frau hat angefangen mit Zeugs nach denen zu werfen und die Kinder haben natürlich geschrien wie die Sau.
Die Vasenwerfende Frau geaxted.
Dann die schreienden Kinder.

Aussage: "Ich wollte halt dass die ruhig sind und uns nicht verraten."

Das er die Kinder umgebracht hat ist MIR als SL schon irgendwie auf die Nieren gegangen.
Wenn man mich aber vorher gefragt hätte: "Nieeeeeee macht mir das was aus!"

ABER: Würde ich nächstes Mal intervenieren und den Spieler davon abhalten, unbewaffnete umzubringen?
NEIN, so ist Krieg eben, der ist grausam und blutig. Und so lange mir das noch an die Nieren geht ist wohl alles in Ordnung - sorgen sollte ich mir wohl dann machen, wenn es das nicht mehr tut.