Zu dem von Zornhau geschilderten Fall: Es stellt sich die Frage , ob man mit einem psychisch kranken Mitspieler überhaupt Rollenspiele spielen sollte.
Es wußte (außer dem Betroffenen) KEINER in der recht großen Runde etwas von der psychischen Erkrankung.
Und er hatte auch schon monatelang in dieser Kampagne mitgespielt. Ohne jegliche Auffälligkeit und ohne die SPIELFREUDE daran zu verlieren.
Er selbst wußte natürlich nicht, daß und wie detailliert ich solch eine Szene durchführen würde. Ich hielt das damals für eine gute Idee, sie entsprach meinen literarischen Vorbildern und meiner eigenen Vorstellungswelt, "wie eine harte Fantasy-Welt nun einmal sein sollte".
Hier nun zu sagen: "Selbst schuld!" und einfach so weiterzumachen, ist einfach inakzeptabel.
Wie ich schon schrieb: die SELBSTEINSCHÄTZUNG eines (jeden!) einzelnen sieht so verdammt oft VÖLLIG ANDERS als die realen Gegebenheiten aus, daß darauf überhaupt KEIN VERLASS ist.
Ich erlebe das im Kampfkunst-Training auch oft genug, wo insbesondere Einsteiger meinen "Das pack ich schon." und ich ihnen sage "Wenn ihr merkt, daß es Euch belastet, dann macht von selbst eine Pause." - Diese Pause machen sie NICHT. Da ist nämlich zum einen der Gruppendruck, der sie dazu bringt einfach MIT ALLEN ZUSAMMEN weiterzumachen (und das gilt in einer Spielrunde sogar noch viel mehr, finde ich - man will den anderen ja nicht das Spiel verderben, indem man sich "bockig" stellt). Und dann die mangelnde Urteilskraft über die eigenen Reserven, die mangelnde Achtsamkeit auf den eigenen Körper, die "Blindheit" für die Überlastungssignale des eigenen Körpers, usw.
Ich sage rundheraus, daß meinem Eindruck nach die aller-allermeisten Menschen ihre psychische Belastbarkeit, ihre Empfindlichkeiten, ihre eigenen Grenzen, ab denen sie schon spürbare Schäden davon tragen werden, NICHT VERLÄSSLICH einschätzen können.
Und hinzu kommt noch, daß man sie selbst, wenn man sie verläßlich eingeschätzt hätte, auch noch KOMMUNIZIEREN KÖNNEN muß. - Denn was beim Spielleiter oder den Mitspielern als "No-Gos" ankommt, mag was anderes sein, als das, was man GEMEINT hat.
Ich sehe es so: An der Verantwortung KOMMT MAN NICHT vorbei!
Man kann versuchen sich zu drücken. Man kann versuchen sie auf die Geschädigten abzuwälzen. Man kann sich die Verantwortung selbst "ausreden". - Alles extrem problematische Arten des Umgangs mit solchen sensiblen Themen und - noch wichtiger - mit FÜHLENDEN MENSCHEN.