Der offenischtliche Nachteil ist, dass es Quatsch ist. Anders als bei Brettspielen (wo es um die Komplexität geht) und bei Filmen (wo es um Gewalt,Moral und Sex geht), ist bei Rollenspielen das Kriterium nicht sinnvoll festzumachen. Schließlich gestalten die Spieler das Spiel; die ganze Cthulhu-Kiste ist eigentlich nicht schrecklicher als die Zeichentrickfilme, die ich im Kinderprogramm sehen kann. Meinen grausamsten One-Shot hatte ich bei PP&P.
1) Also wir hatten bei PP&P auch schon sehr brutale Szenen. Allerdings waren die halt brutal im Tom&Jerry Sinne. Oder manchmal auch sehr Itchy&Scratchy mäßig.
War es bei euch echt so, dass ihr nach der PP&P-Runde verstört nach Hause gegangen seid?
2) Sicherlich kann man ein Rollenspiel anders spielen, als es gedacht ist. (Man kann auch einen echt guten und gruseligen Horror-Film auflockern, indem man regelmäßig witzige Kommentare einwirft, wie ich letztens erst wieder erfahren musste.)
Aber auf der Packung kann draufstehen, wie es vom RPG-Autoren gedacht ist.
Dann kann der Autor von Kult oder Fatal oder Serials draufschreiben, dass sein RPG für ab 18jährige gedacht ist. (Und der Cthulhu Autor kann ein ab 14 oder ab 16 draufpappen.)
Ob man das dann auch so spielt, wie vom Autoren gedacht oder nicht, muss jede Gruppe natürlich für sich entscheiden. Aber dann hat man als Neuling bereits einen Anhaltspunkt:
Wenn ich DSA spiele und ich komme ohne Vorwarnung in eine Vergewaltigungszene, dann kann man sich als Spieler zu recht darüber beschweren. (Das war wohl mit ein Grund, dass die Autoren Oron wieder harmloser gestaltet haben.) Hier wäre die Gruppe in der Pflicht zu sagen: "Wir spielen DSA nicht so, wie von den Autoren gedacht, sondern wesentlich härter.")
Wenn ich jedoch Fatal oder Serials spiele, dann gehe ich implizit davon aus, dass so etwas vorkommt. Hier muss die Gruppe dem Neuling nichts erklären (falls er das Setting und das Regelwerk bereits kennt).
Im Gegenteil, hier wäre die Gruppe in der Pflicht zu sagen: "Wir spielen Fatal nicht so, wie vom Autoren geplant, sondern ohne Vergewaltigung." Dann kanns ich der Spieler darauf einstellen. (Ansonsten könnte der Spieler zu Recht annehmen, dass so etwas vorkommt und entsprechend so eine Szene forcieren.)
Nochmal in Kurzform:
Auf der Verpackung sollte draufstehen, ab welcher Alter das Spiel gespielt werden kann, wenn man es so spielt, wie vom Autoren gedacht.
Das ändert natürlich nichts daran, dass die Gruppe sich dagegen entscheiden kann, und das Spiel mit einem anderen Schwerpunkt spielen kann. (Aber das muss dann Gruppenkonsens sein und den Neulingen auch mitgeteilt werden.)
Diese SPIELFREIHEIT und GESTALTUNGSFREIHEIT ist es, die man im Rollenspiel weit über Computerspiele, Filme, Bücher usw. zur Verfügung hat. Und diese ist gleichzeitig auch der Grund, wieso Vergleiche mit Filmen, Computerspielen, Büchern so WENIG AUSSAGEKRÄFTIG sind.
Nur weil es EINEN Unterschied zwischen RPGs und Filmen gibt, heißt es noch lange nicht, dass es keine Gemeinsamkeiten gibt.
Ja, du hast Recht: Die Gestaltungsfreiheit ist ein großer Unterschied zwischen Film und RPG. - Trotzdem gibt es auch Gemeinsamkeiten. Und auf diese Gemeinsamkeiten kann man sich in einer Diskussion ohne Probleme beziehen. (Man sollte im Hinterkopf behalten, dass es auch Unterschiede gibt und daher eine Sache nicht 1:1 transportieren. - Aber man sollte bitte auch nicht vergessen, dass es Gemeinsamkeiten gibt.)
Und - wie oben mit dem PP&P-Beispiel angeklungen ist - man kann mit dem HARMLOSESTEN Setting die übelsten, psychisch belastendsten Szenen bekommen, wie man auch mit ach so "harten, darquen, dystören" Settings sehr leichtherzig frisch drauflos spielen kann, ohne auch nur einmal in emotionale Bedrängnis zu geraten.
Und man kann auch den düstersten Horrorfilm zu einem harmlosen Vergnügen machen, wenn man Leute dabei hat, die andauernd irgendwelche unqualifizierten und/oder witzigen Bemerkungen einwerfen.
Der Verlag eines Rollenspielproduktes und der Entwickler des Produktes können entsprechende Hinweistexte außen und innen aufführen. Und mehr können sie nicht. - Der Rest der Verantwortung liegt bei den SPIELENDEN selbst.
Klar, die VERANTWORTUNG liegt bei den Spielern.
Aber die Möglichkeit für HINWEISTEXTE liegt bei den Autoren.