Zu meiner persönlichen Meinung:
- Überrascht werden möchte ich als SL in der Regel lieber von den Handlungen der Charaktere und nicht von Weltereignissen. Denn überraschende Weltereignisse zerstören in meinen Augen öfter die Handlungen der Charaktere und die Gestaltung des SL als sie wirklich besondere Situationen erzeugen. Ist wahrscheinlich eine Geschmacks oder Erfahrungssache, aber mir ist es jedenfalls so des öfteren passiert.
Du kannst dich auch von den Handlungen der Spieler überraschen lassen, wenn du Nebenereignisse auswürfelst. Dadurch, dass Du die Handlungen der anderen Parteien nicht selber festlegst, können die Handlungen der Spieler zerstört, aber auch unterstützt werden. Sie erschaffen nur Ausgangsgrundlagen, mit denen ein SL, der ergebnisoffen leitet dann prima arbeiten kann. Was aus den Situationen wird ist nicht von den Situationen abhängig, sondern vom SL und seiner Kreativität.
Aber ja, es ist eine absolute Geschmackssache.
- Fairness ist generell ein wichtiger Punkt im Spiel, wobei ich schon unfaire SLs als auch unfaire Würfel gesehen habe. Außerdem ergibt sich oft auch die Situation, dass eine unfaire Sache durch Würfel (mit zweifelhaften Wahrscheinlichkeiten) legitimiert werden soll. Siehe Beispiel oben. Wenn ich möchte, dass der Raubzug verhindert wird, finde ich sicherlich irgend ein Zufallsereignis, dass mir dabei hilft. Fairness hängt deswegen nicht von den Würfeln ab, sondern vom SL und der Gruppe.
Meine Würfel sind unfair, ich bin unfair, das Leben ist unfair. Ich bin dreckig und gemein zu meinen Spielern und sie lieben es.
Es geht beim Auswürfeln nicht darum, etwas zu legitimieren, auch wenn ich die Parteien oft von meinen Spielern würfeln lasse um sie zu beschäftigen, während ich versuche mir einen neuen Plot aus den Fingern zu ziehen. Es geht darum, dass man die eigenen Wünsche und Vorstellungen nicht zu wichtig nimmt und Vorlagen zur Inspiration bekommt. Das man sich genau wie seine Spieler überraschen lässt und sich an einer lebendigen Welt erfreut. Wenn es den Raubzug gibt, dann weiß man genau wie seine Spieler noch nicht, wie er ausgeht. Ich entscheide nicht nach meinen persönlichen Vorlieben, ob etwas gelingt, oder nicht.
Des einen Subjetivität ist des Anderen Unterdrückung. Fairness hängt nicht von Würfeln ab, sondern von Regeln, aber die Würfel schaffen oft Ergebnisse, die absolut unfair sind und so die Welt bereichern. Ich halte nix davon, meine Spieler in Watte zu packen.
- Ergebnisoffenheit und Weltgestaltung durch den SL heben sich eigentlich nicht auf. Im Zweifelsfall muss der SL eben Dinge vorbereiten und sie so gestalten, dass der Spieler Einflussmöglichkeiten hat und es auf die Erfolge oder Entscheidungen der Spieler ankommt, was genau passiert. Führt man eine Schlacht, dann kann man die Armeen so balancen, dass die Hilfe durch die Gruppe entscheidet, wo ein Angriff gewonnen wird und wo nicht. Meiner Meinung nach ist das richtige Ergebnisoffenheit und nicht ob ein Würfel die Schlacht entscheidet. Aber wirklich schlecht sind diese Mechanismen halt nicht, ich persönlich sehe halt für mich keinen Mehrwert darin.
Dem möchte ich mit Verlaub vehement widersprechen. Ein SL kann keine Welt ergebnisoffen gestalten, weil er immer durch den eigenen Geschmack und die eigene Wahrnehmung der Situation beeinflusst wird. Der Punkt kommt schon zum Tragen, wenn Du sagst, dass die Spieler bei der Schlacht Gegner bekommen, die so balanciert sind, dass du der Meinung bist, die Schlacht wird durch das Eingreifen der Gruppe entschieden. An dieser Stelle manipuliert der SL die Wahrscheinlichkeit so, dass die Gruppe den Unterschied macht. Nach seiner Erfahrung und seinen Gusto. Das ist nicht ergebnisoffen.
Wenn die Gruppe bei mir zu einer Armee zieht die kurz vorher gegen eine andere Armee gekämpft hat, dann entscheiden die Würfel, ob der Gegner hart ist, sehr hart ist oder sich das Problem von alleine erledigt hat, weil die gegnerische Armee aufgerieben wurde. Da habe ich keinen Einfluss drauf und das macht es für meine Gruppe so interessant.
- Ich denke letztenendes läuft alles auf "Simulation vs. Gestaltung" heraus. Will man als SL die Welt um die Helden herum gestalten, ihnen Herausforderungen stellen und ihnen ein Stück die Welt vor der Nase ausbreiten, oder will man selbst wie die Spieler neben der Welt stehen und nur ein paar ausgewählte Spezifikationen setzen und dann beobachten, wie die Welt dann weiterläuft. Ich finde beides sind interessante Konzepte, aber auf Fairness und Ergebnisoffenheit hat das nur begrenzt Einfluss.
Auch der SL der simuliert, muss die Welt erst einmal gestalten und zwar in der Regel erheblich genauer und intensiver als der SL, der nach dem eigenen Gusto die Welt ändert. Er spielt ja gleich die ganze Welt und lässt den Spieler die absolute Freiheit, sich in ihr zu bewegen. Die Simulation fängt sofort und umfassend ab dem Punkt an, an dem die Charakter in die Welt treten und die Abläufe der Welt beeinflussen. Dabei muss man die Welt nicht groß und breit vor der Nase der Spieler ausbreiten. Man kann auch einen ganz einfachen Plot konstruieren und die Spieler in ihn locken. In 95% der Fälle machen die Spieler genau dass, was man erwartet und folgen der möglichen Geschichte.
Nur wenn sie sich eben nicht für die Geschichte interessieren, dann steht ihnen die Welt offen und der SL hat sie nicht manipuliert um die armen Spieler ja nicht zu töten oder überfordern. Das Leben ist nicht fair und ich bin es auch nicht (ich wiederhole mich wohl), aber meine Spieler können sich darauf verlassen, das sie auf eine farbige und aufregende Welt voller Überraschungen stoßen, die eben nicht meinem Gefühl für eine Geschichte entspringt.
Ich will auf jeden Fall sehen, wie meine Helden die Welt beeinflussen und sie sich Untertan machen. Mit allen Tücken und Zufällen, die so komische Würfe eben bringen.
@ Tobias.D Wunderschön!!!
Ist es dann nicht prinzipiell reizvoller, wenn weder SL noch die Würfel den Ausgang entscheiden, sondern die Spieler in dem sie die eine oder andere Partei irgendwie stärken?
Die Spieler können nicht überall sein. Und selbst wenn die Spieler z.B Reccourcen ausgeben um ihre Favorieten zu stärken, lasse ich lieber die Würfel entscheiden, als die Spieler pauschal zu belohnen, nur weil sie sich etwas gekümmert haben.