In den vergangenen Tagen ist ja hier im Forum viel und oft über diese beiden Themen diskutiert worden. Abgesehen davon, dass beide Begriffe ein Definitionsproblem haben- weil sie jeder anders für sich definiert- ist mir aufgefallen, dass beide Begriffe doch sehr negativ vorbelastet sind, und man das in den Diskussionen um diese Themen dem Diskussionstil und Sprachgebrauch dort doch anmerkt.
Ich gebe zu, dass ich früher auch einer von diesen Moralaposteln war, die entweder schreiend davon gerannt sind oder drohend mit dem erhobenen Zeigefinger kamen, wenn es eine Diskussion um eines dieser beiden oder um beide ging. Für mich waren bislang SL-Willkür &Railraoding schlecht, ein Unding, ein Markenzeichen eines schlechten Spielleiterstm. Das war wie gesagt lange Zeit so.
Doch durch einige interessante Gespräche und auch durch die Diskussionen hier im Forum habe ich nochmal drüber nachgedacht, ob diese beiden Begriffe wirklich so schlecht sind, wie viele Leute sie schimpfen. Ich möchte hier keine Lanze für diese beiden Begriffe brechen, dennoch möchte ich mal dazu anregen, darüber nachzudenken, welche positiven Eigenschaften SL-Willkür &Railroading haben (können).
Nach langer Überlegung bin ich für mich zu dem Schluss gekommen, dass die Willkür und das Railroading eigentlich in erster Linie nur Hilfsmittel für den SL sind, das Abenteuer zu gestalten, ihm einen Rahmen zu geben, nach den Vorstellungen des SL abgesteckt. Klar ist auch, dass eben jener Rahmen nicht zu eng abgesteckt sein darf, damit sich die Chars so frei wie möglich darin bewegen können. Der Rahmen muss aber dennoch abgesteckt sein, damit sich die Chars so eng wie nötig darin bewegen. Das ist schon deshalb notwendig, damit der SL aber auch die Spieler die Kontrolle über das Abenteuer & die Charaktere nicht verlieren. Natürlich ist es schwer, da ein gesundes Maß zu finden. Es soll ein Rahmen sein, den der SL vorgibt, und kein Gefägnis, in dem sich die Charaktere keine zwei Meter bewegen können. Nun könnte man sagen: Den Rahmen, den der SL vorgibt, ist ja auch schon Willkür. Ja, sicher. Ist es. Nur handelt es sich hierbei um eine notwendige Willkür im Dienste des Abenteuers. Und genau so verhält es sich imho auch mit dem Railroading. In gewissen Situationen ist es einfach erforderlich, um das Abenteuer respektive den Spielspaß zu wahren oder aufrecht zu erhalten.
Von daher denke ich, dass es gar nicht ohne SL-Willkür & Railroading geht. Ich denke, manchmal bauen wir als SL diese beiden Hilfsmittel in unser Abenteuer ein, ohne (selbst) zu merken, dass wir da grade haben Willkür oder Railroading walten lassen. Und somit kann man es drehen&wenden wie man will: SL-Willkür &Railroading gehören (auch wenn das vermutlich viele verneinen)-wenn vielleicht auch unbewusst- zu den Hilfsmitteln eines SLs, die er in einem Abenteuer einsetzt. Wie gesagt: Ich möchte keine Lanze für diese beiden Begriffe brechen, ich möchte lediglich dazu anregen-wie bei der Kehrseite einer Medaille- auch mal über die positiven Eigenschaften dieser beiden Begriffe nachzudenken. Imho sind sie nämlich gar nicht so negativ, wie viele behaupten oder wie der Ruf ihnen vorauseilt.
Für mich sind zudem diese beiden Begriffe fast unzertrennbar miteinander verbunden; ich denke das Eine kommt nicht ohne das Andere aus. Sprich: Wenn SL-Willkür im Spiel ist, dann ist es Railroading auch. Oder wie seht ihr das? Gibt es auch SL-Willkür ohne RR bzw. andersherum?