50 bis 60 Jahre sind ein dicker Sprung, heute mehr denn je.
Auf der technischen Seite müsste man für meinen Geschmack nicht unbedingt besondere Umwälzungen "erfinden". Es würde mir reichen, besonders über einen solchen Zeitraum, die Entwicklungen nur weiterzudenken. Die Ideen, die auf den diversen Techsites oder auf Conventions umrissen werden und auf der Extrapolation bestehender Techologien basieren, sind schon fantastisch genug. Sei es im Bereich von Speichertechnologie, Vernetzung, Interface, Kommunikation oder was auch immer.
Ein faszinierendes Beispiel, das ich neulich gesehen habe, ist eine sphärische, selbstvernetzende CPU (wenn der Begriff überhaupt noch ausreicht) in Erbsengröße, die sich mit anderen ihrer Art koppelt, indem man sie einfach nur nebeneinander legt. Der Rechner, der sich aus dieser Idee ergibt, hat irgendwo einen Behälter, in dem ein haufen dieser Perlen ruhen. Man erweitert die Rechenleistung, indem man noch ein paar reinwirft. "... ach, und noch eine 500 Gramm Tüte CPUs, bitte. Die kleinen. Das ist alles, danke, ich muss noch zur Fleisch-Theke."
Es würde mir allerdings auch reichen, diese technischen Gimmicks nur im breiten Pinselstrich zu sehen. Mehr Spaß bzw. Interesse hätte ich daran im Spiel zu überlegen, wie sich diese dann auf der menschlichen Ebene auswirken. Schon heute sieht man, welche Wirkung das haben kann, wenn man einem typischen Kind unserer Zeit das Handy oder auch nur die Möglichkeit, online zu sein, wegnimmt. Wenn man zum einen annimmt, dass die Vernetzung und die diesbezügliche Integration des Menschen, körperlich und geistig, ständig - und ständig steigend - wächst, dann ist die Auswirkung auf die Gesellschaften und die Individuen darin eines des spannendsten Themen.
Die Scheren - Bildung, Wohlstand, Macht, Technik - klaffen immer weiter auseinander und hängen natürlich zusammen. Denkbar ist allerdings, dass weiterentwickelte Technologien verbilligt und trivialisiert werden, so dass auf manchen Ebenen - etwa z.B. die Technik - die Schere insgesamt angehoben wird. Armut auf hohem Niveau. Bleibt die Bildungs-Schere dabei auf ihrem Niveau, so nimmt vielleicht ein aus unserer Sicht phänomenal leistungsfähiges Terminal einmal den Status einer alten Telefonzelle ein.
Und die menschliche Identität in diesem Netz? Wenn ich meine meinen Kreis aus Freunden und Bekannten und - viel wichtiger - die Gruppen, denen ich mich zugehörig fühle, nicht mehr aus der örtlichen Nachbarschaft, sondern frei von räumlichen Grenzen, einfach aus dem Netz rekrutiere, basierend nur auf meinen politischen, religiösen, eben meinen persönlichen Ansichten, dann weicht das Bewusstsein räumlicher Zugehörigkeit auf. Das sieht man heute schon. Vielleicht gehr das bis zur Auflösung. Für den Otto-Normal-Weltbürger läuft die neue Identität möglicherweise parallel mit zunehmender körperlicher Einsamkeit. In Zukunft mag eine Gemeinschaft in räumlicher Nähe keine Notwendigkeit mehr sein, sondern ein Privileg.
Die Technik spielt in all dem den Katalysator. Nanotechnologie könnte einer der nächsten Quantensprünge sein, weit über der Funktion als Coole-Power-Lieferant oder Schreckgespenst heutiger (oder vergangener) Settings hinaus. Unghemmt weitergedacht bieten sich hier Ideen, die an Magie grenzen.
In all dem hockt noch der Punk, der sich gegen das Establishment, den Status Quo auflehnt. Wie macht er das? Wie sieht er aus - äußerlich, technisch, spirituell? Wo und wie lebt er? Und natürlich besonders - wie verhält er sich zur Technik und welche Rolle spielt sie in seinem Status als "Punk"?
Sowas würde ich in einem CP-Setting in Angriff nehmen.
(Um nicht möglichweise die Diskussion in eine andere Richtung zu schicken - ich weiß, es gibt schon Spiele, die diese Themen aufgreifen.)