Im Mittelalter und auch noch weit bis in den Absolutismus hinein waren Gardisten, Büttel, Nachtwächter und andere Bedienstete in erster Linie Ordnungshüter, die in erster Linie im Auftrage ihrer Herren für Ordnung und Sittlichkeit sorgten und weniger "Verbrechen aufklärten".
Im deutschsprachigen Raum ist z.B. für Nürnberg recht ausführlich belegt, unter welchen Maßgaben die Büttel in einer Stadt agierten. Sie achteten insbesondere auf die Einhaltung festgelegter Normen und Gesetze (z.B. die Überprüfung von Maßen) und wurden vor allem gegenüber all jenen Personen aktiv, die die Herrschaft des Patriziats gefährdeten, d.h. sie unterdrückten Aufruhr, zensierten Theateraufführungen oder beschlagnahmten Flugblätter und Bücher, vertrieben Obdachlose und Fahrende Volk und brachten Ehebruch und Prostitution zur Anzeige.
In der Regel rief man die Büttel bei einer Straftat, doch inwieweit diese dann als Ermittler tätig wurden, hing ganz davon ab, welchen Standes der Geschädigte war. Ein getöteter Landstreicher sorgte nicht für Tätigkeit, ein getöteter Stadtbürger schon eher. Und die Nürnberger konnten sich auf ein sehr ausgedehntes Hilfspolizisten- und Spitzelnetz verlassen, so dass viele Leute für ein paar Münzen gerne ihre Nachbarn usw. denunzierten.
Auf dem Dorf dürfte das natürlich nicht so weit institutionalisiert sein, dort, wo jeder jeden kennt, dürfte bei einem Verbrechen recht schnell ein Ortsfremder verdächtigt werden. Offiziell dürfte der Dorfvorsteher bzw. das Oberhaupt der Ordnungsmacht (ob das nun der Hauptmann einer Zollgarde, der Ober-Nachtwächter oder wer auch immer ist) diejenige Person sein, der eine Straftat zu melden ist. Und wenn etwas auf dem Weg zwischen den Dörfern passiert, meldet man die Straftat eben beim Eintreffen ins nächste Dorf. Dort wird dann dieselbe Maschine in Gang gesetzt (oder man wird zunächst befragt, ob der Tote auf dieser oder jener Seite des Grenzsteins lag).
Gruß
Chris