Vielleicht tauschen wir unsere Ausgaben dann einfach mal!
Dazu zwei Dinge: Ich sehe in vielen Handlungen ohne Schlacht eben durchaus genau das, was Du beschreibst: Konflikte und Lösungen, zum Beispiel gerade auch bei Arya. Da passiert in Hinsicht reibungsvoller Entwicklung doch einiges. Auch auf Victarions Reise, gerade auch durch das Dazustoßen des Priesters. Freilich wird das in Mereen nicht aufgelöst, aber zum einen mag das ja durchaus eine sinnvolle Vorbereitung auf kommende Geschehnisse sein, zum anderen finde ich es wie gesagt gerade reizvoll, dass die sich allenthalben eingeschliffene Dramaturgie eben auch außer Kraft gesetzt wird. Ich bin dieser Dramaturgie manchmal so müde. Natürlich will auch ich unbedingt wissen, wie es mit Victarion weitergeht, aber ich habe eigentlich nicht auf eine Seeschlacht gewartet. Und ich finde es wohltuend, dass ich bei diesem Buch eben auch darauf gefasst sein muss, dass ein solcher Handlungsstrang womöglich völlig im Sand oder Elend verläuft. Victarions Flotte kann innerhalb einer halben Seite von Drachen abgefackelt werden, bevor er irgendjemandem in Mereen Hallo sagen kann. Er kann von widrigen Strömungen so lange von der Landung abgehalten werden, bis Dany mit den Dothraki über Land abgezogen ist. Die Schiffsmannschaften können auch ratzfatz von einer Seuche hingerafft werden, und das war's dann auch. In der Fantasy ist so ein Grad an Unwägbarkeit eben wirklich selten und für mich entsprechend kostbar. Freilich ist auch im Genre der unerwartete Twist zur Mode und damit wieder erwartbar geworden, aber Martin macht ja durch die gigantische Ausdifferenzierung noch viel mehr.
Mir ist durchaus auch aufgefallen, dass Feast und Dance nicht die entscheidenden Höhepunkte wie die Vorgänger aufweisen, es kommt weder zu einer Entscheidung zwischen Stannis und den Boltons, noch wird der Mereenische Knoten gelöst. Dafür passiert in den einzelnen Handlungssträngen, bei den einzelnen Protagonisten aber so viel, dass ich auf den großen Knall gerne verzichten kann. Und bei der Art, wie Martin erzählt, bin ich mehr eben auch sicher, dass die großen Knalls, die bestimmt in Winds und Spring noch kommen werden, einigermaßen schal oder gar unverständlich bleiben würden ohne diese sehr gründliche Vorbereitung des Finales, die Feast/Dance ja im Grunde darstellen. So viel landläufige Dramaturgie steckt ja dann doch in der Serie.
Falls ich zu schnippisch war, bitt ich das nachzusehen.