(Vorsicht Spoiler - ich setz jetzt keine Spoiler-Tags um meinen ganzen Post
)
So, jetzt hab ich den Archdemon auch besiegt. Wow, was für ein Spiel!
Alles in allem bin ich hellauf begeistert. Der Plot von Dragon Age gewinnt keinen Innovationspreis, aber die Geschichte wird so beeindruckend erzählt, das das nicht weiter ins Gewicht fällt. Die Sub-Plots während des Hauptteils des Spiels - zur Gewinnung der Verbündeten - sind ebenfalls toll, wobei mir da der Zwergenpart am besten gefiel.
Das Spiel ist voller toller, mitreissender Szenen. Die Schlacht bei Ostagar, die Erstürmung von Bownammar, die Herstellung der Krone des Zwergenkönigs, der Tod von Keeper Zathrian, der Landsmeet, und so vieles mehr. Wobei mir das Finale besonders gut gefiel - man hat wirklich das Gefühl in eine riesige Darkspawn-Horde zu laufen, gegen die man nur eine Chance hat, wenn man sich zu ihrem Anführer durchkämpft, weil man sonst früher oder später von der schieren Masse überwältigt würde.
Überhaupt fand ich die Welt wunderbar gemacht. Man hat zwar zuerstmal nur die klassische ElfZwergOrk-Fantasy, aber die üblichen Klischees werden schön varriert. Die Zwerge leben in der Erde und sind große Schmiede und Bergarbeiter, aber davon ist nicht viel übrig. Stattdessen findet man nur noch den letzten Rest eines gewaltigen Reiches vor, dessen Gesellschaft an dem rigiden Kastensystem und der Arroganz der Aristokratie erstickt.
Ähnlich die Elfen - sie waren zwar tatsächlich mal die unsterblichen, baumknutschenden Beherrscher der Welt, aber das ist lange her. Stattdessen gibt es die halbwilden Dalish-Nomanden, die irgendwann in ferner Zukunft darauf hoffen zurück zu kriegen, was einmal war und die Ex-Sklaven im Elfenghetto, die nur noch ein paar Generationen brauchen um komplett in der menschlichen Gesellschaft aufzugehen, als ewige Unterschicht.
Hinzu kommt noch die christenartige Chantry mit ihrem weiblichen Messias und dementsprechend weiblichen Priestern. Die Religion kommt schön rüber, mit ihrem Chant of Light und dem Einfluß den Andraste und der Maker auf das Leben der Menschen haben. Wobei die Kirche auch ein Auge auf ihre weltliche Macht hat, mit ihrer eigenen Armee, die ganz bestimmt nicht nur abtrünnige Magier jagen. Überhaupt fand ich die Interaktion zwischen der Kirche und der Magie ein schönes Detail. Anstatt Magier der üblichen kompromisslosen Hexenverfolgung zu unterziehen, lässt man sie größtenteils gewähren, solange sie sich nicht gegen die permanente Überwachung durch die Templer wehren.
Schön finde ich auch, das man nie das Gefühl hat, Ferelden wäre die ganze Welt. Man findet ständig Leute und Texte die von anderen Ländern berichten, so dass man einen Eindruck kriegt, wie es im Rest von Thedas aussieht.
Die Charaktere sind ebenfalls wunderbar ausgearbeitet. Es passt zur düsteren Stimmung des Spiels, das fast alle irgendeine Leiche im Keller haben. Das geht sogar so weit, das man zwei der netteren Charaktere soweit beeinflussen kann, das sie zynischer und egoistischer werden.
Das gameplay ist nicht sonderlich neu, aber gut umgesetzt. Die schneller Regeneration zwischen Kämpfen vermeidet langweilige downtimes (kämpfen, rasten, kämpfen, rasten, kämpfen, rasten, etc.) und das Ansammeln von Fatigue als Strafe für gute Rüstung oder das Aktivieren von Fähigkeiten, zwingt einen dazu sich Gedanken zu machen, wie man jetzt eigentlich vorgehen will. Injuries statt aufwändiger Wiederbelebung sorgen dafür, das man nicht bei jedem schwerem Kampf ständig neuladen muss, nur weil einem ein Charakter aus den Latschen kippt und man keine Lust hat zurück zu dem Ort zu latschen, an dem man ihn wieder auf die Füße kriegt.
Solange man den richtigen Schwierigkeitsgrad wählt, sind die Kämpfe spannend und herausfordernd. Man muss sich Gedanken machen, wie man seinen Charakter baut, findet aber für alle Fähigkeiten eine Verwendung. Ich hab z.B. die erste Hälfte des Spiels einen Magier mit support Sprüchen gespielt und hab ihn dann später mit dem sehr kurzweiligen Arcane Warrior zum damage dealer ausgebaut. Morrigan wiederum hab ich komplett anders gebaut, die hatte fast nur Schadens- und Malussprüche, später Blutmagie.
Hier und da finden sich auch ein paar nit-picks: Das Klassensystem könnte eine Spur komplexer sein - die Fähigkeiten in linearen 4er-Reihen zu kaufen ist ok, aber etwas mehr Variation wäre schön gewesen. Mir gefällt das Tactics-System nicht so ganz. Meisstens machen die Leute was sie sollen, aber man kann nicht immer das einstellen was man will, oder es fehlen einem die Slots dazu. Mehr Optionen und unbegrenzte Taktik-Slots währen besser gewesen. Das Inventar ist zu klein, der Händler im Partylager ist nicht optimal (andere Händler geben einem bessere Preise beim Rückkauf, so dass man dem nichts verkaufen sollte das man später vielleicht wieder haben will) und eine Truhe zum lagern von Kram gibt es nur per DLC und noch dazu nicht im Partylager. Mir hat der Anvil of the Void (also der Gegenstand an sich, nicht die Quest oder der Ort) nicht gefallen. Ich hatte entweder mit einer sinistren Maschinerie zur Erschaffung von Golems gerechnet, oder aber einem pechschwarzen Amboss, der seinem Namen bildlich entspricht - halt irgendetwas das reflektiert, wozu das Ding benutzt wurde. Stattdessen gibts ein winziges Ding, das aussieht wie die Las Vegas Version eines Amboss.
Aber das ist nur Kleinkram.
Alles in allem war Dragon Age das beste Rollenspiel, das ich seit langer Zeit gespielt habe. Seit Kotor, wenn ich so drüber nachdenke. Überhaupt hat mich das Spiel ziemlich oft an Kotor erinnert. Im Grunde hätte man es auch als "Knights in the Old Republic in Fantasy" verkaufen können.
Bluerps