Okay. Dann muss ich etwas weiter ausholen.
Dir ist es vielleicht nicht aufgefallen, aber Du hast aus Deiner Sicht ein weiteres Kriterium für deutschen Erfolg beim ESC eingeführt. Ein deutscher Act kann also aus Deiner Sicht auch erfolgreich sein, wenn er
bekannt ist. Wir sind also jetzt bei 3 Kriterien.
Mir ist klar das Deine Kriterien keine Garanten darstellen sollen (also ein Deutscher Act wird nicht alleine dadurch erfolgreich, dass er harmlos/nett, albern/gaga und/oder bekannt ist. Das hatte uA.
Cascada,
Jamie-Lee und letztes Jahr
S!sters eindrucksvoll bewiesen.
). Diese drei Auftritte aber ruhig mal anschauen. Die jeweilige Performance war wirklich der Genickschuss gewesen.
Aber zurück zu Deinen Beispielen. Ich bringe da mal ein wenig Kontext zu den deutschen Erfolgen.
Nicole: Zuerst zum Nettigkeitsfaktor. Blutjunges, unschuldiges Mädchen mit einem netten unschuldigen Lied war in den 60-er und 70-er eine ziemlich erfolgreiche Kombination beim ESC. Das hatte sowohl Italien als auch Irland jeweils den ersten Sieg verschafft Bei Nicole kam da noch dazu, dass sie Anfang der 80-er und damit genau in der Zeit, als es eine große Kriegsangst wegen des kalten Krieges gab. Und 3 Wochen vor dem ESC ist der Falklandkrieg gestartet. Das war damals eine ziemlich gro0e Sache gewesen. Und zu dieser Zeit sang dann ein junges Mädchen in schwarz mit einer Gitarre ein kleines Lied darüber, dass sie sich nach einem bisschen Frieden sehnt.
Guildo Horn: 1997 war das Jahr, an dem die Entscheidung von Jury auf Televoting umgestellt wurde. Der damalige ESC hatte plötzlich komplett andere erfolgreiche Beiträge als vorher. Türkei feierte ihren ersten Erfolg mit tanzbarer Folklore (tanzbare Folklore oder Ethnodance wurde dann in den 00-er einer der dominierenden ESC-Trends der 00-er Jahre. Sowas lief vorher überhaupt nicht. Und bei Guido Horn war es der alberne Camp (der zweite große Trend der 00-er), der vorher immer wieder abgestraft wurde.
Stefan Raab fällt da auch drunter und wurde damals "nur" 5. während der
lettische Beitrag damals 3. wurde. Sprich: Stefan Raab hatte einfach zum richtigen Zeitpunkt den richtigen Riecher für den ESC gehabt. Heutzutage würdest Du mit Wadde Hadde Dudde da oder My Star keinen Blumentopf mehr gewinnen. Da sorgt dann spätestens die Jury dafür.
Michael Schulte war dann ein besonderer Fall. Der war vor den Proben weit unten bei den Wettquoten. Erst als der Auftritt selber bekant wurde (das hatte damals richtige Schockwellen durch den ESC-Fanbereich ausgelöst) , stiegen dann die Wettquoten sehr schnell nach oben. Also auch hier wieder: der Auftrtt hatte zum Erfolg geführt.
So. Ich glaube nicht, dass ich Dich damit jetzt von Deiner Meinung abbringen kann, aber vielleicht verstehst Du jetzt wieso ich mich Deiner Einschätzung nicht anschliessen kann und da eher auf den Auftritt selber schiele. (Bei Bedarf können wir gerne mal die deutschen Auftrtte der Reihe nach durchgehen, aber ich glaube nicht, dass Du das willst. Da ist auch nen Haufen echter Schund an Liedgut dabei.
)