Autor Thema: Nachtrag: Leistungsrollenspiel  (Gelesen 15506 mal)

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Offline Village Idiot

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Re: Nachtrag: Leistungsrollenspiel
« Antwort #50 am: 26.11.2009 | 01:05 »
Zitat von: Orko
Um es mal krass zu sagen: Ich spiel lieber mit Freunden, die weniger Leistung bringen als mit "Hochleistungsrollenspielern" die sich menschlich aber völlig daneben benehmen.
Das finde ich etwas befremdlich. (Vorallem, da man es immer wieder hört). Glaubst du denn, daß es Menschen gibt von denen du sagen würdest: "Menschlich sind das Totalentgleisungen, aber es sind super Rollenspieler." Ich meine, Rollenspiel findet numal im Rahmen sozialer Interaktion statt und da finde ich es, für meinen Teil, undenkbar jemanden als richtig guten Rollenspieler zu titulieren, der in diesem Bereich massive oder gar völlig unerträgliche Defizite aufweist.
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Offline Teylen

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Re: Nachtrag: Leistungsrollenspiel
« Antwort #51 am: 26.11.2009 | 07:40 »
Auch wenn du es ironisch machst, gibt es das in der Rollenspiel-Praxis. Und das Forum jubelt solchen Praktiken zu, völlig zurecht wie ich meine.
Den Eindruck habe ich nicht.

Im Forum scheint die Vorstellung zu herrschen das es genau einen perfekten Weg der Leitung gibt sowie einen Typ von Leistung der von den Spielern wie der SL gefordert werden kann bzw. muss. Wenn man das aber anhand von Modellen betrachtet wie sie in der Wirtschaft benutzt werden stimmt es nicht.

Ich mein hier wurde die These aufgestellt das es qualitativ minderwertigere / schlechte Spieler gibt und, nope, das glaube ich nicht. Es gibt allen allen falls Spieler die eine andere Spielweise haben bzw. eine andere Form der Spielleitung brauchen. Aber imho keine schlechteren.

Wenn man die Leute als Humankapital betrachtet kann man doch auch das Investment aufbringen die unterschiedlichen Management Bedürfnisse versuchen unter einen Hut zu bringen. Zumal die Unterschiedlichkeit auch eine Bereicherung sein kann.

Zitat
Ich erinnere mich da an Jörgs ausführlichen Gruppenvertrag, den er in seinen Runden anwendet und mal hier im Forum vorgestellt hat. Da geht es exakt um das, was du beschreibst: Überblick über die Wünsche der Spieler erhalten, Verhaltensformen und Ziele festlegen, Grenzen für Stresstoleranz ziehen usw.
Ja, der Problem den ich bei der Definition der Wünsche sehe ist jedoch das es voraussetzt das man danach einen perfekten Weg hat. Imho kann man nicht so einfach Verhaltensformen festlegen,..
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Offline Jens

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Re: Nachtrag: Leistungsrollenspiel
« Antwort #52 am: 26.11.2009 | 08:33 »
Teylen, dieser "Eine-Weg"-Eindruck kann entstehen, weil man im Forum nur begrenzt kommunizieren kann. Ich weiß, dass es mehr als einen Weg gibt, Spaß zu haben. Das weiß hier hoffentlich noch der eine oder andere...

Ja der Begriff Leistung ist irgendwie unglücklich, weil er wie drüben schon gesagt Messbarkeit induziert und auf "einen besten Weg" führen kann. Ich finde die Theorie, die dahinter steht, aber auch richtig: letztendlich bleibt nur die Feststellung, dass das Spiel mehr Spaß macht, wenn sich alle reinhängen und aktiv was dazu beitragen. Es ist wie beim Sex: wenn ich mich intensiv um meinen Partner kümmere, wird es für ihn besser und damit alle was davon haben, müssen sich auch alle anstrengen.

Offline Nelly

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Re: Nachtrag: Leistungsrollenspiel
« Antwort #53 am: 26.11.2009 | 08:42 »
Niemand ist Humankapital... Ok, kurz nochmal dazu: Sagen wir, ich hab halt ein großes Problem mit den Begrifflichkeiten, die hier verwendet werden (den o.g. hab ich selbst eingebracht, war aber mehr ironisch gemeint...). Hat mit gewissen Erfahrungen aus der Azubizeit zu tun. Ich halte halt wenig davon, Leute ausschließlich nach Werten/ theoritischen Begriffen zu beurteilen, denn bisher bin ich nur mit solchen Begriffen konfrontiert worden, wenn es darum ging, Mitarbeit zu entlassen zugunsten besserer Aktienwerte o.ä. Es ging dabei nicht mehr um Menschen und wie gut sie zusammenarbeiten, sondern einfach nur um abstrakte Werte. Die Art und Weise, wie darüber (mit den Mitarbeitern) gesprochen wurde ähnelt doch in einigen Punkten die Art, wie hier über Qualitäten von Rollenspielern gesprochen wird. Ich meine... es geht immer noch um Menschen. Um es mal krass zu sagen: Ich spiel lieber mit Freunden, die weniger Leistung bringen als mit "Hochleistungsrollenspielern" die sich menschlich aber völlig daneben benehmen.

Inhaltlich stimme ich mit den meisten hier überein, insbesondere was Vash geschrieben hat kann ich so unterschreiben. Es ging mir hier tatsächlich um den Begriff, wie Nelly bereits anmerkte. Ich wundere mich nur, dass die meisten hier offenbar keine Probleme damit haben, dieses Vokabular derart in ihr Hobby/Privatleben einzubeziehen, mich befremdet das.

Genau so geht es mir auch. In einem Spiel von Humankapital zu reden? Das ist ein Hobby. Da sitzt man meist mit Freunde an einem Tisch um eine gute Zeit zu haben und dann kommt da sowas wie Humankapital, Verhaltensweisen, Gruppenverträge und es wird von der Qualität der Spieler gesprochen...

Ich hab diesen Gruppenvertrag nicht gelesen, wer weis, vielleicht ist es ja eine tolle Sache aber mir persönlich würde das viel zu weit gehen. Ich könnte in keiner Gruppe spielen, mag der Spielleiter noch so gut sein, wo in dieser Richtung gedacht wird und wenn ich dann noch im gleichen Forum bin und sehen würde das ich für meinen SL sowieso nur Humankapital bin und das für ein Spiel? Das man als Hobby betreibt um Spaß zu haben?

Mit solchen Gedankengängen zwingt man die Spieler in eine gewisse Verhaltensweise und das finde ich nicht gut. Das beängstigt mich.

Nein Danke!
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Offline Nelly

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Re: Nachtrag: Leistungsrollenspiel
« Antwort #54 am: 26.11.2009 | 08:48 »
Das finde ich etwas befremdlich. (Vorallem, da man es immer wieder hört). Glaubst du denn, daß es Menschen gibt von denen du sagen würdest: "Menschlich sind das Totalentgleisungen, aber es sind super Rollenspieler." Ich meine, Rollenspiel findet numal im Rahmen sozialer Interaktion statt und da finde ich es, für meinen Teil, undenkbar jemanden als richtig guten Rollenspieler zu titulieren, der in diesem Bereich massive oder gar völlig unerträgliche Defizite aufweist.

Och, das hab ich schon erlebt. Tolle Rollenspieler aber auf sozialem/menschlichem Gebiet totale Nieten.

Das gibts in jedem Bereich, nicht nur im Rollenspiel.
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Offline Zwart

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Re: Nachtrag: Leistungsrollenspiel
« Antwort #55 am: 26.11.2009 | 09:07 »
Was ist gegen den Begriff Gruppenvertrag zu sagen? Oder hast Du den nur zufälli so hervorgehoben? Der Begriff besteht schon seit den 60'ern des letzten Jahrtausends.
Ein Gruppenvertrag ist nichts anderes als eine Modell für die Selbstorganisation von Gruppen. In ihm wird geklärt
Wann?
Welches Ziel?
Auf welchem Weg?
Den schließt jede Gruppe ab, ohne Ausnahme. Und seien es nur die Leute die zufällig gemeinsam im Bus unterwegs sind.

Zitat
Das finde ich etwas befremdlich. (Vorallem, da man es immer wieder hört). Glaubst du denn, daß es Menschen gibt von denen du sagen würdest: "Menschlich sind das Totalentgleisungen, aber es sind super Rollenspieler." Ich meine, Rollenspiel findet numal im Rahmen sozialer Interaktion statt und da finde ich es, für meinen Teil, undenkbar jemanden als richtig guten Rollenspieler zu titulieren, der in diesem Bereich massive oder gar völlig unerträgliche Defizite aufweist.
Ja, das geht mir auch so. Vor allem da solche menschlichen "Totalausfälle" meist daran scheitern das sie zu wenig Empathie in der Lage sind und in ihrem Habitus gefangen ohne die Möglichkeit zur Selbstreflexion. Jetzt sind das allerdings eigentlich zwei fundamental wichtige Dinge um eine mir fremde Rolle einnehmen zu können also auch Rollenspiele (nicht nur Pen&Paper ;) ) zu spielen.

Offline Nelly

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Re: Nachtrag: Leistungsrollenspiel
« Antwort #56 am: 26.11.2009 | 09:16 »
Du, ich kann das alles machen und mich menschlich trotzdem total daneben benehmen. Nur weil man gut spielen kann heißt das nicht das man kein Arschloch sein kann und die hast du nun mal überall, auch im Rollenspiel.
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Offline Zwart

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Re: Nachtrag: Leistungsrollenspiel
« Antwort #57 am: 26.11.2009 | 09:27 »
Zitat
Du, ich kann das alles machen und mich menschlich trotzdem total daneben benehmen. Nur weil man gut spielen kann heißt das nicht das man kein Arschloch sein kann und die hast du nun mal überall, auch im Rollenspiel.
Diesen Zirkelschluss wollte ich so auch nicht nahelegen.
Ich habe nur geschrieben das Arschlöcher keine guten Spieler abgeben. ;)
Oder darf ich das jetzt nicht schreiben, weil es wertend ist? Ich bin Sozialpädagoge, ich kann ziemlich gut nicht werten und sagen: "Du bist OK und ich bin OK und wir sind alle OK." und das ganze Gewäsch. Aber Rollenspiel möchte ich so auch nicht spielen.

Klar kann man sich an Begriffen stören, allerdings finde ich auch die Theorie dahinter eine ganz normale Sache.

Offline Teylen

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Re: Nachtrag: Leistungsrollenspiel
« Antwort #58 am: 26.11.2009 | 09:42 »
Da sitzt man meist mit Freunde an einem Tisch um eine gute Zeit zu haben und dann kommt da sowas wie Humankapital, Verhaltensweisen, Gruppenverträge und es wird von der Qualität der Spieler gesprochen...
Verhaltensweisen fallen dir so oder so auf wenn du jemand anders begegnest, insofern ist da nichts bzw. wenig befremdlich dran wenn du drauf eingehst. Wenn ich zum Beispiel merke das sich ein Spieler in bestimmten Szenen verhaelt als wuerde er in eine Zitrone beissen muessen kann man sich ja ueberlegen ob man das nicht vermeidet, aus Nettigkeit.

Gruppenvertrag ist eigentlich nichts anderes als wenn du sowas sagst wie: "Okay, wir wollen eine Gruppe mit 'nem Nekromant, Paladin, Zwerg und 'nem Dunkelelf - damit wir ale noch Spass dran haben, lasst uns ausmachen das sich die Charaktere net umbringen" oder sowas wie: "In unserer Gruppe wird kein Sex mit Charakteren oder Vergewaltigungen ausgespielt weil das ein teil der Spieler nicht mag"
Das kann explizit definiert sein in nem Vertrag oder so als "gentmens agreement".

Von der Qualitaet der Spieler zu sprechen bzw. es einigen abzusprechen halte ich allerdings sowohl aus menschlicher als auch HR Sicht fuer falsch.
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Re: Nachtrag: Leistungsrollenspiel
« Antwort #59 am: 26.11.2009 | 09:45 »
Im Forum scheint die Vorstellung zu herrschen das es genau einen perfekten Weg der Leitung gibt sowie einen Typ von Leistung der von den Spielern wie der SL gefordert werden kann bzw. muss.

Das ist so falsch, dass es sich eigentlich garnicht lohnt, es richtig zu stellen. ;)

Ich versuche es trotzdem mal:

Jede Spielrunde, teilweise jede Spielsitzung, hat eine Maßgabe. In viele Runden heißt das "Charakter ausspielen, mit dem SL interagieren". In anderen Runden setzt man sich andere Maßstäbe, weil man schauen will, was sonst mit dem Spielprinzip möglich ist. Leistung kann also auch nur anhand dieser Maßgabe definiert sein. Und bisher gab es hier im Thread nur einen SL, der seine eigene Meinung als Maßgabe definiert hat.
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Re: Nachtrag: Leistungsrollenspiel
« Antwort #60 am: 26.11.2009 | 09:55 »
Ich glaube auch ehrlich gesagt nicht, dass ich überhaupt "ambitioniertes Rollenspiel" (der Begriff ist mir lieber als "Leistungsrollenspiel") mit Leuten spielen kann, die nicht auch gute Freunde sind (oder zumindest Leute, mit denen ich mich menschlich auf einer Wellenlänge befinde) - sich wirklich gut zu kennen, und das kann man eigentlich nur, wenn man eben befreundet oder sehr gut bekannt ist, ist nämlich die Grundvoraussetzung. Zumindest ist es in meiner Erfahrung so, dass ich wirklich intensives Rollenspiel bislang wirklich nur mit Freunden gespielt habe (na gut, es gibt eine Ausnahme, da hat man sich über das Spiel kennengelernt und auf der Basis von gutem Rollenspiel Freundschaften entwickelt)...

Ich glaube auch, dass das rein subjektiv ist, welche Spieler wir denn als leistungsstark ansehen. Ein SL A kann mit Spielern B, C und D zu tollen Ergebnissen kommen, weil die Chemie stimmt, während ein SL Z das mit denselben Spielern vielleicht nicht kann. Ich erinnere mich an eine Runde, die vom Flair her wunderbar lief, bis ich einen vierten Spieler hinzuzog (den ich in anderen Systemen als guten Rollenspieler kennengelernt hatte) und der hat die ganze Harmonie zerschossen - und er kannte vorher die anderen Spieler auch schon und hatte mit denen auch schon zusammen gespielt - diesem Spieler hat einfach das entsprechende Spiel nicht gelegen und er hat sich nicht darauf einschießen können. Ein gewisser Grundenthusiasmus gehört dazu und keine Einstellung á la "ich spiele mit, damit ich Rollenspiel spielen kann" - das geht in die Hose.

Leider gibt es aber in vielen Rollenspielkonstellationen (auch in denen, in denen ich im Moment spiele) eher den Fall, dass man eben zusammen spielt, damit man spielen kann. Die richtigen Spieler für eine Runde zu finden kann nämlich mitunter sehr schwierig sein - einige Spieler sind am Tisch vielleicht toll, aber sie erstmal dahinzukriegen, weil sie ohne Ende unzuverlässig sind, ist dann Arbeit. Jeder Spieler, der bei einer Runde sitzt, die sich ambitioniertes RPG auf die Fahne geschrieben hat, muss seine volle Aufmerksamkeit auf das Spiel lenken, die Dinge zu Hause eventuell nachbereiten, sich auch außerhalb des Spiels mit seinem Charakter auseinandersetzen, etc.

Aber oft kommt man da auch in zeitliche Schwierigkeiten - Rollenspielrunden sind nunmal auch von äußeren Faktoren abhängig. Aus Mangel an Alternativen habe ich inzwischen das Ideal des intensiven, ambitionierten Rollenspiels komplett aufgegeben - ich habe zwar die Erfahrung gemacht, das sowas geht, aber den Eifer kann ich da nicht mehr reinstecken - allein auch zeitlich nicht. Ich gebe mich inzwischen damit zufrieden, ein einigermaßen solides Spielerlebnis ohne große Intensität auf die Beine zu kriegen, mit Spielern, die einigermaßen bei der Sache sind und Spaß daran haben. Die wenigsten meiner Spieler machen ihre Hausaufgaben und lesen die Handouts tatsächlich auch, die ich ihnen austeile (von den "tollen" Obsidianportal-HPs für meine Kampagnen ganz zu schweigen - da engagiert sich auch keiner).

Engel – ein neues Kapitel enthüllt sich.

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Chiungalla

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Re: Nachtrag: Leistungsrollenspiel
« Antwort #61 am: 26.11.2009 | 09:56 »
Leistungs-Rollenspiel ist für mich, wenn der Spielleiter viel in die Runde investiert und im Gegenzug viel von den Spielern einfordert. Ähnlich wie der Ansatz aus dem Leistungssport, wo man auch niemals mit einer gegebenen Leistung zufrieden ist, sondern es bei nächster Gelegenheit halt noch ein wenig besser machen möchte.

Das kann, selbst in dieser extremen Form, sehr bereichernd für das Spiel sein.
Wenn alle Spieler fit dafür sind, und das auch so wollen.
Hat man viel abseits des Rollenspiels um die Ohren, und will sich einfach nur bei einer netten Runde entspannen und abschalten, dann ist das ganz sicher nicht das richtige.

Muss man halt für sich selber wissen, ob man das mal ausprobieren möchte.
Deshalb verstehe ich auch all jene nicht, die hier vehement dagegen wettern.
Immerhin können sie ohne Probleme ohne Leistungsrollenspiel weiter leben, während andere da einen Heiden Spaß dran haben. Jedem das seine. Gelegenheitssportler verteufeln ja Leistungssportler auch nicht.

Für mich persönlich würde ich eine Runde irgendwo zwischen "Gelegenheitsrollenspiel" und "Leistungsrollenspiel" als ideal empfinden, mit der man gelegentlich nach Absprache Abstecher in das Reich des Leistungsrollenspiels macht. Auf Dauer finde ich Leistungsrollenspiel auch anstrengend, aber gelegentlich finde ich das super.  :d

Wirklich reine Gelegenheitsspieler sind halt auch aus vielen Gründen schwer zu ertragen auf Dauer.
Sowohl als Mitspieler als auch als Spielleiter. Ein gewisses Maß an Ehrgeiz und Engagement ist auf jeden Fall notwendig, und mehr davon ist auf jeden Fall nicht hinderlich.

Offline Megan

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Re: Nachtrag: Leistungsrollenspiel
« Antwort #62 am: 26.11.2009 | 10:15 »
Ich glaube auch ehrlich gesagt nicht, dass ich überhaupt "ambitioniertes Rollenspiel" (der Begriff ist mir lieber als "Leistungsrollenspiel") mit Leuten spielen kann, die nicht auch gute Freunde sind (oder zumindest Leute, mit denen ich mich menschlich auf einer Wellenlänge befinde) - sich wirklich gut zu kennen, und das kann man eigentlich nur, wenn man eben befreundet oder sehr gut bekannt ist, ist nämlich die Grundvoraussetzung.
Ich habe da schon anderes erlebt. Ich stimme dir zu, dass das bessere Grundvorraussetzungen sind, aber ich hab schon in einer Runde gespielt, wo ich die Hälfte der Leute quasi nicht kannte (man kannte den Namen und ist sich schonmal begegnet) und trotzdem war das ambitioniertes Spiel mit tiefgang. Dazu muss ich aber sagen, dass jeder bereit war, da mitzumachen, wir uns nicht auf Anhieb total unsysmpatisch waren und der SL einfach sehr stark war und uns gut bei der Hand genommen hat. Allerdings war das dann auch schon wieder grenzwertig stressig (also schon mit Tendenz zum negativen).

Was ich sagen will: Ein SL, der absolut die Zügel in der Hand hat kann mächtig was reißen, aber man muss als Spieler schon wissen, dass da was cooles bei rauskommt, sonst würde es möglicherweise keinen Spaß machen. Ich bevorzuge die Variante, wo alle am Tisch etwa gleich stark und gleich ambitioniert sind.

Offline dunklerschatten

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Re: Nachtrag: Leistungsrollenspiel
« Antwort #63 am: 26.11.2009 | 10:25 »
Herje....

@orko
Ja doch was du schreibst trifft es glaube ich ganz gut (jedenfalls für mich)

Zitat
Leistungs-Rollenspiel ist für mich, wenn der Spielleiter viel in die Runde investiert und im Gegenzug viel von den Spielern einfordert.

Sorry aber diese Aussage (in all ihren verschiedenen Möglichen Formen) ist sowas von daneben...
Als SL geh ich zwangsläufig immer in Vorlage, sich aber deswegen eine Erwartungshaltung anzueignen und darauf zu pochen ist in meinen Augen verfehlt.

Klar ist es Klasse wenn sich meine Arbeit als SL "rentiert", aber darauf zu pochen bring doch nix.

Meine Spieler haben ja noch was anders zu tuen als RPG zu betreiben und unterliegen daher doch auch ganz vielen Zwängen,Nöten,Sorgen,Einflüssen, etc.
Da zeugt es, wie ich finde, schon deutlich von Hybris wenn ich als SL dann "eingeschnappt" bin wenn sich die Runde nicht so entwickelt wie ich es haben will.


Zitat
Das kann, selbst in dieser extremen Form, sehr bereichernd für das Spiel sein.

Extreme Formen funktionieren nur mit extremen "Geistern"

Zitat
Deshalb verstehe ich auch all jene nicht, die hier vehement dagegen wettern.

Jeder Jeck ist anders ?!

Zitat
Gelegenheitssportler verteufeln ja Leistungssportler auch nicht.

Doch, okay nicht zwingend verteufeln, aber man sieht doch an Hand des Radsports (Epo anyone ?) , Fußball (Wettbetrügereien) was Leistungssport (auch) fördert.

Zitat
Für mich persönlich würde ich eine Runde irgendwo zwischen "Gelegenheitsrollenspiel" und "Leistungsrollenspiel" als ideal empfinden,

Zitat
Ich bevorzuge die Variante, wo alle am Tisch etwa gleich stark und gleich ambitioniert sind.

So mag ich es auch am liebsten, sagen wir ambitionierter Spass  ~;D


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Re: Nachtrag: Leistungsrollenspiel
« Antwort #64 am: 26.11.2009 | 10:34 »
Doch, okay nicht zwingend verteufeln, aber man sieht doch an Hand des Radsports (Epo anyone ?) , Fußball (Wettbetrügereien) was Leistungssport (auch) fördert.

Das liegt aber weniger am Leistungssport, als vielmehr am Geld, das damit verdient wird.
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Re: Nachtrag: Leistungsrollenspiel
« Antwort #65 am: 26.11.2009 | 11:03 »
Ich mein hier wurde die These aufgestellt das es qualitativ minderwertigere / schlechte Spieler gibt und, nope, das glaube ich nicht.
Das kommt darauf an, welche Kriterien du zur Beurteilung verwendest. Jörg hat klar definiert, was er von seinen Spielern erwartet. Genau daran werden die Spieler von ihm gemessen. Und dabei sind manche besser und andere schlechter.

Bei dir mögen die Kriterien anders aussehen. Dann sieht auch die Bewertung anders aus. Vielleicht formulierst du bewusst gar keine Kriterien, um eine Unterscheidung in gute und schlechte Spieler gar nicht erst möglich zu machen. Daran ist nichts auszusetzen. Aber sobald man Erwartungen definiert, kann man auch die Qualität der Spieler messen - an den Erwartungen.
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Offline Jiba

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Re: Nachtrag: Leistungsrollenspiel
« Antwort #66 am: 26.11.2009 | 11:05 »
Ich habe da schon anderes erlebt. Ich stimme dir zu, dass das bessere Grundvorraussetzungen sind, aber ich hab schon in einer Runde gespielt, wo ich die Hälfte der Leute quasi nicht kannte (man kannte den Namen und ist sich schonmal begegnet) und trotzdem war das ambitioniertes Spiel mit tiefgang.

Das ist der Fall, den ich als "Ausnahme" in Klammern hinter die von dir zitierte Stelle gesetzt habe. Ich habe sowas auch schon erlebt (und überlege ob ich die Leute nochmal fürs Spiel zusammentrommel).  :)

Das schöne am ambitionierten Rollenspiel ist ja, dass es als Spieler auch Spaß macht. Mir würde es gefallen, von einem SL mal als Spieler richtig gefordert zu werden. Da fühlt man sich so... ernstgenommen.
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Offline Kermit

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Re: Nachtrag: Leistungsrollenspiel
« Antwort #67 am: 26.11.2009 | 11:09 »
Ich denke, dass man auch mit wildfremden Spielern sehr atmosphärische Runden gestalten kann. Erstaunlicherweise musste ich feststellen, dass das aber mit totalen Rollenspielanfängern leichter ist als mit Spielern, die schon mit gewissen Erwartungshaltungen in eine Runde gehen. Das hat mich schon oft nachdenklich gemacht.
Kurze Erinnerung an das Mantra: Wir spielen, um Spaß zu haben!

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Re: Nachtrag: Leistungsrollenspiel
« Antwort #68 am: 26.11.2009 | 12:17 »
So mag ich es auch am liebsten, sagen wir ambitionierter Spass  ~;D

"Engagiert aber locker", statt "Faul und gleichgültig" oder "Verbissen und übertrieben Ehrgeizig" würde ich das mal zusammen fassen. 

oliof

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Re: Nachtrag: Leistungsrollenspiel
« Antwort #69 am: 26.11.2009 | 12:31 »
Ich hab schon ganz lockere Leistungsrollenspielrunden erlebt. Und nun?

Offline Nelly

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Re: Nachtrag: Leistungsrollenspiel
« Antwort #70 am: 26.11.2009 | 12:35 »
Ich denke, dass man auch mit wildfremden Spielern sehr atmosphärische Runden gestalten kann. Erstaunlicherweise musste ich feststellen, dass das aber mit totalen Rollenspielanfängern leichter ist als mit Spielern, die schon mit gewissen Erwartungshaltungen in eine Runde gehen. Das hat mich schon oft nachdenklich gemacht.

Genau das ist es was du bei Leistung immer haben wirst. Es muss immer Besser, Höher und Weiter gehen als zuvor.
Gut ist dann einfach nicht mehr gut genug.
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Re: Nachtrag: Leistungsrollenspiel
« Antwort #71 am: 26.11.2009 | 12:43 »
@ oliof:
Wenn es locker war, dann war es kein wirkliches Leistungsrollenspiel (nach meiner Definition).

oliof

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Re: Nachtrag: Leistungsrollenspiel
« Antwort #72 am: 26.11.2009 | 12:55 »
Wenn jetzt jeder wieder mit seiner eigenen Definition ankommt, dann bleibt das Karussel natürlich schön in Schwung.

Nix für ungut, aber da bin ich dann raus.

Preacher

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Re: Nachtrag: Leistungsrollenspiel
« Antwort #73 am: 26.11.2009 | 13:01 »
Ich mein hier wurde die These aufgestellt das es qualitativ minderwertigere / schlechte Spieler gibt und, nope, das glaube ich nicht.
Glaubst Du, daß es bessere und schlechtere Fußballer gibt?
Bessere und schlechtere Sänger?
Bessere und schlechtere Schauspieler?
Bessere und schlechtere Maler?

Wenn ja, warum nicht auch bessere und schlechtere Rollenspieler?

Chiungalla

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Re: Nachtrag: Leistungsrollenspiel
« Antwort #74 am: 26.11.2009 | 13:04 »
Wenn jetzt jeder wieder mit seiner eigenen Definition ankommt, dann bleibt das Karussel natürlich schön in Schwung.

Nix für ungut, aber da bin ich dann raus.

Wenn man sich locker ausläuft betreibt man auch keinen Leistungssport, genau so wenig wie man Leistungsrollenspiel betreibt, wenn man locker eine Runde Rollenspiel spielt. Das was für mich Leistungsrollenspiel ausmacht ist eben der Leistungsgedanke, und der widerspricht diametral der Lockerheit.