Ich glaube auch ehrlich gesagt nicht, dass ich überhaupt "ambitioniertes Rollenspiel" (der Begriff ist mir lieber als "Leistungsrollenspiel") mit Leuten spielen kann, die nicht auch gute Freunde sind (oder zumindest Leute, mit denen ich mich menschlich auf einer Wellenlänge befinde) - sich wirklich gut zu kennen, und das kann man eigentlich nur, wenn man eben befreundet oder sehr gut bekannt ist, ist nämlich die Grundvoraussetzung. Zumindest ist es in meiner Erfahrung so, dass ich wirklich intensives Rollenspiel bislang wirklich nur mit Freunden gespielt habe (na gut, es gibt eine Ausnahme, da hat man sich über das Spiel kennengelernt und auf der Basis von gutem Rollenspiel Freundschaften entwickelt)...
Ich glaube auch, dass das rein subjektiv ist, welche Spieler wir denn als leistungsstark ansehen. Ein SL A kann mit Spielern B, C und D zu tollen Ergebnissen kommen, weil die Chemie stimmt, während ein SL Z das mit denselben Spielern vielleicht nicht kann. Ich erinnere mich an eine Runde, die vom Flair her wunderbar lief, bis ich einen vierten Spieler hinzuzog (den ich in anderen Systemen als guten Rollenspieler kennengelernt hatte) und der hat die ganze Harmonie zerschossen - und er kannte vorher die anderen Spieler auch schon und hatte mit denen auch schon zusammen gespielt - diesem Spieler hat einfach das entsprechende Spiel nicht gelegen und er hat sich nicht darauf einschießen können. Ein gewisser Grundenthusiasmus gehört dazu und keine Einstellung á la "ich spiele mit, damit ich Rollenspiel spielen kann" - das geht in die Hose.
Leider gibt es aber in vielen Rollenspielkonstellationen (auch in denen, in denen ich im Moment spiele) eher den Fall, dass man eben zusammen spielt, damit man spielen kann. Die richtigen Spieler für eine Runde zu finden kann nämlich mitunter sehr schwierig sein - einige Spieler sind am Tisch vielleicht toll, aber sie erstmal dahinzukriegen, weil sie ohne Ende unzuverlässig sind, ist dann Arbeit. Jeder Spieler, der bei einer Runde sitzt, die sich ambitioniertes RPG auf die Fahne geschrieben hat, muss seine volle Aufmerksamkeit auf das Spiel lenken, die Dinge zu Hause eventuell nachbereiten, sich auch außerhalb des Spiels mit seinem Charakter auseinandersetzen, etc.
Aber oft kommt man da auch in zeitliche Schwierigkeiten - Rollenspielrunden sind nunmal auch von äußeren Faktoren abhängig. Aus Mangel an Alternativen habe ich inzwischen das Ideal des intensiven, ambitionierten Rollenspiels komplett aufgegeben - ich habe zwar die Erfahrung gemacht, das sowas geht, aber den Eifer kann ich da nicht mehr reinstecken - allein auch zeitlich nicht. Ich gebe mich inzwischen damit zufrieden, ein einigermaßen solides Spielerlebnis ohne große Intensität auf die Beine zu kriegen, mit Spielern, die einigermaßen bei der Sache sind und Spaß daran haben. Die wenigsten meiner Spieler machen ihre Hausaufgaben und lesen die Handouts tatsächlich auch, die ich ihnen austeile (von den "tollen" Obsidianportal-HPs für meine Kampagnen ganz zu schweigen - da engagiert sich auch keiner).