Ich persönlich habe keinen Bock drauf, die wenige Zeit, die man da hat, zum Rumlabern oder Hartwurstkaufen zu verwenden. Ich möchte mit der Gruppe zusammen etwas phantastisches erleben. Und ich hasse es, wenn ich merke, dass es den Leuten völlig am Arsch vorbeigeht, ob die Runde läuft oder nicht.
Das kenne ich auch - und das ist der Grund warum ich eigentlich noch nie eine Runde hatte, die voll bei der Sache waren, weil die eben auch genauso gut was anderes machen würden, als da zu sitzen und RSP zu zocken. Eine Runde kann niemals gut werden, wenn nicht alle die gleiche Aufmerksamkeit dareinlegen - oder das System gleich gut finden...
In der SG-Runde habe ich zwei Spieler, die häufig fehlen und nie absagen, und sich auch danach nicht entschuldigen. Sie nutzen beide das Forum der Runde nicht. Menschlich bin ich stinksauer auf sie. Spielerisch (wenn sie da sind) sind sie allerdings beide top. Sie kennen die Regeln und sind hervorragende Charakterspieler. Ihre spielerischen Kompetenzen sind umgekehrt proportional zu ihren sozialen.
Ich hatte bei einer Exalted-Runde einen ganz ähnlichen Fall - da gab es auch eine sehr heterogene Gruppe. Eine Spielerin war relativ neu im RSP und hat sich ganz gut eingebaut, zwei Spieler waren absolut super, zuverlässig und am Spiel interessiert, einer hat überhaupt nicht reingepasst und das Flair als sehr dominanter Spieler (nicht unbedingt in der Runde, sondern mehr außerhalb der Runde - unsere Anfängerin hat in ihm fast eine rollenspielerische Autorität gesehen und nachdem er dazukam, plötzlich ganz anders gespielt als vorher) - ach ja und dann gab es noch einen weiteren Spieler, den ich zu den besten Rollenspielern zähle die ich kenne - er hat das Flair der Runde maßgeblich mitgetragen, spielten einen facettenreichen Charakter und hat sich auch außerhalb des Spiels viel mit mir, dem SL, unterhalten, mir Ideen und Vorlagen geliefert und sich mit der Runde auseinandergesetzt - leider war aber genau dieser Spieler der unzuverlässigste, kam ständig unentschuldigt nicht, hat auch auf Aufforderungen, zuverlässiger zu sein nicht reagiert und ist schließlich (auch von sich aus) ausgeschieden. Das war quasi das Aus der Runde, weil sich dann die Leute in der Gegend verteilt haben und ohnehin kein vernünftiges Flair mehr zustandekam.
Ich muss sagen, dass ich, aufgrund seiner Leistung am Spieltisch genau diesen Spieler immer präferiert habe und obwohl ich sauer war, ihm immer und immer wieder ne Chance gegeben habe, einfach weil er so verdammt gut spielt. Der andere Spieler, der dem gewünschten Flair eigentlich immer entgegengewirkt hat, hat mir das oft zum Vorwurf gemacht: Warum gibst du dem noch eine Chance, der lässt uns doch immer hängen... nur, weil er ein Freund von dir ist? Und ich habe mich oft gefragt, ob das wirklich gerecht war... zumal ich den Spieler, der mir das zum Vorwurf gemacht hat, am Liebsten schon nach den ersten zwei Spielabenden rausgeschmissen hätte und es jetzt, wo ich drüber nachgedacht habe, auch auf jeden Fall tun würde.
Diese Beobachtungen haben sich in den letzten Jahren verdichtet: die besten Spieler in meiner direkten Umgebung sind häufig die Unzuverlässigsten oder schwer zu erreichen (ich kenne eine Gruppe, die toll ist, aber leider in Mainz wohnt) - um überhaupt spielen zu können muss ich also einfach das an Spielern nehmen, was grade da ist und auf ein einigermaßen vernünftiges Ergebnis hoffen. Ich frage mich grade, ob es sinnvoll wäre, bei meiner aktuellen Scion-Runde, die unregelmässig steigt, beim nächsten Mal einfach einen Gruppenvertrag aufzusetzen, von den Leuten krasse Leistung zu fordern und klipp und klar zu sagen, dass ich mir die Arbeit nicht mache um die Leute zu bespaßen - und wer nicht die Leistung bringt, die ich erwarte, der kann gehen...
Sie hat bis heute (über 1 Jahr Spielzeit) kein Grundregelwerk, beschäftigt sich nicht mit den Regeln, kann daher alleine nicht lernen.
Okay, stopp... verlangt ihr wirklich von euren Spielern, dass sie sich auch extra für jede Runde ein Regelwerk kaufen? Das finde ich ehrlich ein bisschen krass, denn ich habe auch einige Leute in meinen Runden gehabt, die dafür auch gar nicht finanziell aufkommen könnten. Und bei einigen Spielern hatte ich auch eine Sprachbarriere, weil die des Englischen nicht allzu mächtig waren und es daher keinen Sinn machte, denen noch ein englisches Regelwerk ins Regal zu stellen. Was ich gemacht habe, sind Handouts mit Informationen zu Setting, Spielwelt und Regeln, aber ich halte es für recht krass von jedem Spieler zu verlangen, dass er das Regelbuch in und auswendig kennt - ich kann mir höchstens noch vorstellen, dass man die Regelteile auf die Spieler verteilt und sich jeder Spieler mit einem Teil besonders auskennen muss, vorzugsweise die, die seinen Charakter betreffen.
Ich sage mir eigentlich immer, dass es ja eigentlich wirklich nur ein Hobby ist, ein Zeitvertreib, ob man den jetzt leistungsmäßig betreibt oder nicht... also: ich kann niemanden zu etwas zwingen, was er nicht will.
Im Zweifelsfall spiele ich lieber mit Leuten, die mir außerhalb der Spielrunde unsympathisch sind und gehe mit denen etwas trinken, die zwar nette Leute sind, aber mit dem Spielen nichts am Hut haben.
Ich glaube nicht, dass ich mich Leuten, die ich nicht leiden kann, im Spiel so sehr emotional öffnen könnte, das richtig intensives Spiel dabei rauskommt. Ich lege zwar immer noch rollenspielerische Professionalität an den Tag und trenne IT von OT (auch was Streitereien angeht), aber wenn es wirklich richtig emotional im Spiel wird, dann könnte ich das nicht. Gerade bei solchen Emotionen wie Liebe oder Trauer nicht. Das ist einfach viel zu intim. Das ginge nur mit Spielern mit denen ich zusätzlich auch befreundet bin - da hätte ich viel zu viel Angst, das mein Mitspieler das nicht mit der Professionalität aufnimmt, die ich mir wünschen würde. Das krieg ich ja schon bei meiner wöchentlichen 7th Sea-Runde nicht hin und mit den Leuten kann ich eigentlich ganz gut - trotzdem ist da immer noch zu viel Distanz, um richtig emotional zu spielen - viele bei uns am Tisch wollen das auch nicht.