Autor Thema: Definition Railroding: Ja was isses denn nun?  (Gelesen 62946 mal)

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ErikErikson

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Re: Definition Railroding: Ja was isses denn nun?
« Antwort #300 am: 8.01.2010 | 13:06 »
@Teylen:Quatsch, Spieler haben einen innewohnende Kreativität, die heraus will! Die muss nur richtig gefördert werden, dann bricht die herraus wie eine erblühende Orchidee. Du wirst dich umgucken. Nicht nur werden die Spieler selbst Spannung erzeugen, es wird auch viel spannender werden, als es ein Meister je designen könnte! Und der Spaß, der Spaß!

Das das bei dir nicht geklappt hat, lag sicher daran, dass deine Spieler wegen der politischen Lage depremiert waren, oder so. ;)

Ein

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Re: Definition Railroding: Ja was isses denn nun?
« Antwort #301 am: 8.01.2010 | 13:08 »
Zitat
Den Vorwurf der Unfähigkeit, sich in eine Hierarchie einzuordnen, würde ich tendenziell eher als Kompliment verstehen.
Ich würde mich da eher fragen, wie derjenige in der Welt zurecht kommt.

@EE
Stimmt nicht ganz. Viel hängt da von Chemie ab. Außerdem wollen nicht alle Spieler kreativ werden. Und weiterhin muss nicht jeder kreativer Input auch zu einem spannenden Ergebnis führen, gerade nicht wenn man zusammen etwas kreativ erschafft.

Offline Sashael

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Re: Definition Railroding: Ja was isses denn nun?
« Antwort #302 am: 8.01.2010 | 13:08 »
Aber: Wenn man RR unterstütz, beschneidet man damit die Freiheit des Spielers. Selbst wenn ihm das gefällt, ist das schlecht. Denn der Spieler soll lernen, selbstständig zu denken und zu handeln. Wenn man ihm das vorkaut, wird der zum unmündigen Subjekt, das am Ende nicht mal wählen geht.
Ich sehe den Vorwurf vor allem deshalb kritisch, weil ich in vielen Jahren viele Szenen voll railroadig entworfen habe, weil ich die Spieler (oder besser, den "Anführer" der Gruppe) so gut kannte, dass ich einfach wusste, wie er auf bestimmte Ereignisse und Trigger reagiert und welche Entscheidung er treffen wird.
Sprich, der Spieler hat sich aus seiner eigenen Persönlichkeit heraus entschieden. Er hat seine eigene Entscheidung gefällt und selbstständig gehandelt. Ich habe es "nur" vorhergesehen und dementsprechend den Plot gestaltet.  De facto habe ich die Gruppe gerailroaded. Also habe ich die "böse" Technik benutzt. Ich finde daran allerdings nichts Schlimmes. Doof wird es erst, wenn der SL nicht bei einem Plot-GAU in der Lage ist, zu improvisieren.

Allerdings gebe ich auch zu, dass ich keine Spieler mag, die sich aktiv meinen Plothooks verweigern. Wenn die Erznemesis von SC A den Ally von SC B entführt und dabei SC C framed und dann die Spieler sagen, wir fahren jetzt erst mal in Urlaub nach Floriwaii auf den Karihmas weil wir da schon immer mal hinwollten, dann hol ich Dominion oder Descent raus und wir vergessen das RP.
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Offline Akhorahil

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Re: Definition Railroding: Ja was isses denn nun?
« Antwort #303 am: 8.01.2010 | 13:12 »
Zitat
Aber: Wenn man RR unterstütz, beschneidet man damit die Freiheit des Spielers. Selbst wenn ihm das gefällt, ist das schlecht. Denn der Spieler soll lernen, selbstständig zu denken und zu handeln. Wenn man ihm das vorkaut, wird der zum unmündigen Subjekt, das am Ende nicht mal wählen geht.

RRen tut idR der SL, aus welchen Gründen auch immer. In erster Linie ist es ein Stilmittel. Solange die Spieler von ihnen unbemerkt dem geplanten optimalen Handlungsstrang folgen, treten keinerlei Probleme auf. Wenn die Spieler merken, das sie auf der richtigen Fährte sind, sind sie eh glücklich. Sollten sie den geplanten Weg verlassen, ist der SL gefragt und kann entscheiden, ob er die Spieler mittels RR wieder auf die Plotschiene bringt ( quasi eine Art "Leitplanke" installiert ) oder ob er einen Umweg oder Alternativroute zum Ziel entsinnt ( "Umgehungsstrasse" ). Ersteres wird häufig als negativ empfunden ( nicht immer ! ), letzteres ist in der Praxis ( nach meiner Erfahrung ) meist die Regel und wird selten als negativ empfunden, da es die Handlungsfreiheit der Spieler kaum tangiert und obendrein auf ihre Ideen eingeht.

RR als Stilmittel ist risikoreich und nicht die feine englische Art, muss aber nicht zwangsläufig als negativ empfunden oder gar beachtet werden. Ist der Plot und die Mitspieler reizvoll, ist mir persönlich ein wenig RR schnuppe.

Die totale Freiheit hat ein Spieler ohnehin nie, weil ihn immer die Regeln und seine Denkweise in der Wahl seiner Optionen im Spiel begrenzen. Dennoch degeneriert ein Spieler selbst bei RR nicht zum unmündigen Subjekt, denn selbst bei einem linearen Plot geschieht an einem *normalen* Rollenspielabend weit mehr an zwischenmenschlicher Interaktion als wenn er sich *nur* bespassen lassen würde.
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Offline Medizinmann

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Re: Definition Railroding: Ja was isses denn nun?
« Antwort #304 am: 8.01.2010 | 13:13 »
Railroading ist nachdem was ich verstanden habe:
 - Wenn die Spielleitung einen Plot designed [klassisch mit Anfang, Mitte, Ende]
 - Es innerhalb des Plots bestimmte feststehende Ereignisse, Abfolgen gibt
 - Die Spieler bei allzu Plotfremden Sachen mehr oder weniger sanft wieder auf Plotkurs gebracht werden [bestenfalls durch Illusionismus nicht erst abkommen]


ich sag ja, Wir haben eine ganz verschiedene Definition von Railroading :)
Ein Plot zu entwickeln ist gut,Toll und richtig. Sich als SL Überlegen :In den "Nordbergen" gibt es rote Drachen und einer von denen ist böse geworden,bei den Spielern ist ein Paladin/Ritter/Held,der will das bestimmt unterbinden.
(Das ist die tolle RPG- Landschaft)
Jetzt zu bestimmen: Der Held muss unbedingt gegen den Drachen kämpfen,Ihm keine andere Wahl zu lassen als gegen Ihn zu Kämpfen.Bestechen klappt nicht,andere Ritter um Hilfe bitten auch nicht,etc
Das ist das schlechte.(Das sind die Schienen auf denen der Zug entlangfährt,wo die Spieler vorher nirgends aussteigen dürfen um  woanders hin zu kommen .Die "Haltestellen":Hilfe holen,Bestechung oder wegreiten werden gar nicht erst angefahren)

Jupp Railroading ist eine Art SL-Willkühr und ist deswegen schlecht

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Offline Teylen

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Re: Definition Railroding: Ja was isses denn nun?
« Antwort #305 am: 8.01.2010 | 13:15 »
In jedem Fall ist deine Behauptung, dass jede Form von Nicht-RR prinzipiell öde sei, schlicht und einfach Unsinn. das werde wohl nicht nur ich aus eigener Erfahrung feststellen können.
Just als Definition Nicht RR Abenteuer sind meiner Meinung nach freie Abenteuer ohne echten Plot.
Das habe ich zwischen 95-97 bis etwa 04 ausprobiert, in verschiedenen Forenrunden und meine Erfahrung ist das jede Form von Nicht-RR eigentlich nicht geht.
Ebenso das etwaige Fantasy Blueten nichts als Einbildung sind hin zu einem "Abenteuer" das sich im generischem, beliebigen verlaeuft. (So depremiert war da auch keine politische Lage sein um es zu rechtfertigen.)

Danach gab es noch sandboxiges oWoD V:tM das aber auch nur wirklich gut wurde wenn jemand dann doch mal einen Plot auspackte.
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Preacher

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Re: Definition Railroding: Ja was isses denn nun?
« Antwort #306 am: 8.01.2010 | 13:15 »
Wenn man ohne "Railroading" spielt ist das Resultat langweilig, oede und anspruchslos.
Das ist so ziemlich die falscheste Aussage, die ich jemals in diesem Forum gelesen habe.

Achamanian

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Re: Definition Railroding: Ja was isses denn nun?
« Antwort #307 am: 8.01.2010 | 13:17 »

Allerdings gebe ich auch zu, dass ich keine Spieler mag, die sich aktiv meinen Plothooks verweigern. Wenn die Erznemesis von SC A den Ally von SC B entführt und dabei SC C framed und dann die Spieler sagen, wir fahren jetzt erst mal in Urlaub nach Floriwaii auf den Karihmas weil wir da schon immer mal hinwollten, dann hol ich Dominion oder Descent raus und wir vergessen das RP.

Von solchen Fällen von Spielerrenitenz hört man ja immer wieder, ist mir aber kaum mal untergekommen. Eigentlich springen doch normalerweise alle Spieler dankbar an, wenn man ihnen einen auf den Charakter zugeschnittenen Plothook präsentiert. Die Probleme gehen ja tendenziell eher dann los, wenn sie einen ganz anderen Plan entwickeln - du dachtest, dass sie sich bei Nacht und Nebel in die Burg des Feindes einschleichen, und dann beschließen sie plötzlich, verkleidet als Delegation aus Oberknorpfingen aufzutreten und den Erzfeind nicht selbst zu erledigen, sondern ihn mit seinen Spielschulden zu erpressen ... und dann musst du dich eben entscheiden: railroade ich die jetzt auf Biegen und Brechen zum nächtlichen Einbruch, oder denke ich um?

Ein

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Re: Definition Railroding: Ja was isses denn nun?
« Antwort #308 am: 8.01.2010 | 13:17 »
Zitat
Jupp Railroading ist eine Art SL-Willkühr und ist deswegen schlecht
RR ist nur dann willkürlich, wenn es einen rechtlichen Rahmen (den Gruppenvertrag) gibt, der RR verbietet. Ansonsten ist es absolut legitim, da wir ja alle freie Rechtssubjekte sind und Vertragsfreiheit haben.

Nachtrag:
Außer man definiert RR als allgemeingültige Straftat, dann bräuchte man allerdings einen seperaten Begriff für dieselbe SL-Technik, wenn sie nicht auf Widerwillen stösst, sondern vielleicht sogar begrüsst wird.
« Letzte Änderung: 8.01.2010 | 13:26 von Ein »

Achamanian

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Re: Definition Railroding: Ja was isses denn nun?
« Antwort #309 am: 8.01.2010 | 13:25 »
Just als Definition Nicht RR Abenteuer sind meiner Meinung nach freie Abenteuer ohne echten Plot.
Das habe ich zwischen 95-97 bis etwa 04 ausprobiert, in verschiedenen Forenrunden und meine Erfahrung ist das jede Form von Nicht-RR eigentlich nicht geht.


Ist ja schade für dich, das macht deine Aussage aber nicht richtiger. Vielleicht habt ihr den Dreh ja einfach nicht rausgekriegt.
Vielleicht definierst du aber auch jede Form von Vorausplanung durch den SL als RR, was mir wiederum sinnlos vorkäme. Das Entscheidende ist ja nicht, ob man sich als SL einen wahrscheinlichen Verlauf für die Spielsitzung zurechtgelegt hat, sondern. ob man am Spieltisch dann ggf. auch einen anderen Verlauf mitmacht.
Dass aus dem ganzen eine Geschichte wird, liegt bei freierem Spiel allerdings auch zum Teil in der Verantwortung des Gesamtgruppe. Es hilft, wenn die Spieler die Motivationen ihrer Charaktere klar haben und Ereignisse auch selbst in einen bestimmten Kontext rücken, der ihnen Bedeutung verleiht.

Das freieste Spiel, das ich bisher gespielt habe, war eine Runde Prime Time Adventures, und was da rausgekommen ist, war als Geschichte absolut stimmig und und hatte einen besseren Spannungsbogen als so ziemlich jedes vorgeplottete Abenteuer, das ich bisher gespielt habe. Muss nicht so laufen (ich hatte auch schon eine öde PTA-Runde), kann aber.

ErikErikson

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Re: Definition Railroding: Ja was isses denn nun?
« Antwort #310 am: 8.01.2010 | 13:28 »
Nicht RR Abenteuer sind glaub ich sowas, das man die Parteien und deren Ziele festlegt, und dann simuliert man das ganze.

Ein

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Re: Definition Railroding: Ja was isses denn nun?
« Antwort #311 am: 8.01.2010 | 13:30 »
Das sind keine Abenteuer, das sind Szenarien. Und selbst in diesem Fall hängt RR alleni vom SL ab. Wenn dem innerhalb des Szenarios eine bestimmte Konstellation von Ereignissen gefällt und diese erzwingt, kann man durchaus von RR reden, wenn dabei Spielerentscheidungen entwertet werden.

ErikErikson

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Re: Definition Railroding: Ja was isses denn nun?
« Antwort #312 am: 8.01.2010 | 13:32 »
Nein, weil er simuliert das. Damit mein ich, er lässt die Ereignisse so geschehen, wie er sie aus Zielen und Definitionen der Parteien und der Umgebung ableitet.

Und wenn das Szenarien sin, was ist dann ein freies Abenteuer? Ein modulares wohl nicht.

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Re: Definition Railroding: Ja was isses denn nun?
« Antwort #313 am: 8.01.2010 | 13:37 »
Eigentlich springen doch normalerweise alle Spieler dankbar an, wenn man ihnen einen auf den Charakter zugeschnittenen Plothook präsentiert.

Jaja, uneigentlich gibt es gelegentlich Spieler, die ich schon am Tisch hatte, deren Stimmi-Prediger-Paladin-SC-Charakterspiel nach einer (!) Stunde (!!) abgewürgt habe, um zu Potte gekommen. Danach hat er renitentes, plotstörendes "Charakterspiel" aufgebaut, bis er aus der Gruppe gevoted wurde. Ebenso plotstörend verhalten sich manche Spieler, die tatsächlich unter SL-Willkür gelitten haben bzw. den SL als "Feindbild" pflegen (waren bei mir zwei SR-Opfer), die gewöhnen sich i.d.R. aber recht schnell um. Ebenso habe ich schon sehr störende "Sandboxer", die aus der derzeitigen Pseudo-Old-School-Welle kommen, als Mitspieler erleben müssen und kann als Fazit nur ziehen, daß der hier oft postulierte Glaube an das riesige, von bösen SL unterdrückte kreative Potential des durchschnittlichen Spielers reichlich überschätzt wird.

Zur Einschätzung dieses Posts

Was ist RR? Beginnt bei Shadows over Bögenhafen und vollendet sich bei Unter dem Nordlicht.
Mag ich RR? Nein.
Wie leite ich? Plotzentriert, aber komplett ergebnisoffen. (What is good game-mastering? Trying to fix the mess your group left behind last session. Ein Rat den ich nur wärmstens weitergeben kann.)
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Zitat von: korknadel
Rollenspiele sollen bei Dir im besten Fall eine gewisse Schwermut, Resignation und Melancholie hervorrufen.

Zitat von: Dolge
Auf Diskussionen, was im Rollenspiel realistisch ist und was nicht, sollte man sich nie unter gar keinen Umständen absolut gar überhaupt vollständig nicht einlassen.

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Re: Definition Railroding: Ja was isses denn nun?
« Antwort #314 am: 8.01.2010 | 13:41 »
@Teylen
Railroading ist es wenn ein Spieler sagt: Ich moechte ein Hotel bauen. Die Bank aber feststellt: Sorry, dafuer hast du aber nicht das Geld. Und der Spieler dann angefressen ist weil es sein Spiel stoert bzw. er findet das die Bank auch mal was Hippie Artiger sein koennte.

 wtf?
Haähhh ?

Das hat doch absolut nix mit Railroading zu tun. Das sind die Regeln des Spiels. Wenn Die regeln sagen:Du brauchst 1000 $ für ein Hotekl und Du hast das geld nicht dann gehts nicht Feddich.
Wenn Dann der Spieler moppert, ist der Spieler doof weil er die Regeln(die für alle gelten) nicht einsieht. Wenn er dann darauf besteht das für Ihn eine Ausnahme geamcht wird ist das extrem unfair den anderen Spielern gegenüber....Aber das hat nichts (Absolut nichts) mit Railroading zu tun......
Jetzt kann Ich auch deinen Posts mit den Nakedeien etwas besser verstehen

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Re: Definition Railroding: Ja was isses denn nun?
« Antwort #315 am: 8.01.2010 | 13:43 »
Das ist so ziemlich die falscheste Aussage, die ich jemals in diesem Forum gelesen habe.

Weil Teylen Railroading mit Abenteuerplot verwechselt/ersetzt ;)

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Achamanian

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Re: Definition Railroding: Ja was isses denn nun?
« Antwort #316 am: 8.01.2010 | 13:48 »
kann als Fazit nur ziehen, daß der hier oft postulierte Glaube an das riesige, von bösen SL unterdrückte kreative Potential des durchschnittlichen Spielers reichlich überschätzt wird.


Mag sein - in Gruppen mit den von dir geschilderten Kommunikationsstörungen sind Diskussionen über bevorzugte Spielstile wahrscheinlich eh nicht zu führen. Da muss man wahrscheinlich ganz woanders ansetzen, nämlich beim Erlernen der Fähigkeit, überhaupt so etwas wie einen impliziten oder expliziten "Gruppenvertrag" zu entwickeln, ganz egal, ob der nun RR, Sandboxing oder kleine, pelzige Wesen von Alpha Centauri enthält.

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Offline Hector

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Re: Definition Railroding: Ja was isses denn nun?
« Antwort #317 am: 8.01.2010 | 13:51 »
Meines Wissens nach bezeichnete der Begriff Railroading ursprünglich im Kern einen von einem Spieler als störend empfundenen Eingriff in dessen Entscheidungsfreiheit.

Rollenspiel ist ja grundsätzlich deswegen so anders als andere Gesellschaftsspiele, weil es den Spielern eben mehr Entscheidungsfreiheiten gibt. Die Spieler haben – bei einem klassischen System im Rahmen der systemintern vorgegebenen Spielmechanismen, die man spieltechnisch mit Naturgesetzen gleichsetzen kann – die Entscheidungsfreiheit über die Handlungen ihrer Charaktere. Und sie haben grundsätzlich auch die Freiheit, sich Vorgaben durch den Autor des gespielten Abenteuers oder des Spielleiters zu verweigern und in eine andere Richtung zu gehen, die ihnen besser gefällt.

Railroading (wenn man es auf Handlungen des Spielleiters anwendet) heißt nun, dass der Spielleiter die Spieler „zur Eisenbahn macht“ (das Wort existiert in der englischen Sprache nur als Substantiv, wo es „Eisenbahnwesen“ bedeutet, was aber im Zusammenhang mit Rollenspielen, wo es als aktives Verb gebraucht wird, keinen Sinn ergeben würde). Der Spielleiter ist also aktiv und er tut etwas mit den Spielern. Er schreibt ihnen exakt vor, wo es langgehen soll. Die Spieler sind passive Objekte seines Willens. So, wie ein Zug gezwungen ist, sich auf Schienen zu bewegen. Der Zug kann nichts dagegen tun. Er kann selbst keine Weichen stellen (darüber entscheidet das Bahnpersonal), er kann das Tempo nicht bestimmen (das macht der Lokführer) und er kann die Schienen nicht verlassen (höchstens durch einen Unfall). Ersetzt man nun den Zug durch eine Persönlichkeit, nämlich einen Spieler, so sieht sich dieser den durch den Spielleiter angewendeten Spielmechanismen gegenüber hilflos ausgeliefert. Er hat keine Entscheidungsfreiheit und wird zum reinen Konsumenten. Insofern unterscheidet er sich nicht von jemandem, der ein Adventure im Stil von „Monkey Island“ spielt. Er kann zwar Dinge tun und Ideen haben, Auswirkungen auf das Spiel zeigen aber nur die Aktionen, von denen der oder die Designer dachten, dass sie den passenden Lösungsweg darstellen. Es gibt keine Alternative zur vorgegebenen Route. Insofern müsste der betroffene Spieler eigentlich auch kein Rollenspiel spielen. Ich persönlich spiele unter Anderem deswegen Rollenspiele und nicht mehr Monkey Island, weil ich so oft (aus meiner Sicht) tolle Ideen hatte und mich geärgert habe, dass die Designer diese nicht zuließen.

Diejenigen Diskussionsteilnehmer, die vehement behaupten, man könne den Begriff „Railroading“ auch positiv oder wertneutral sehen, verwechseln meines Erachtens die mit dem Railroading verbundene Plotdiktatur (also einen vom Spielleiter vorgegebenen, unabänderlichen Betonplot) mit einem stark vordefinierten, aber immer noch änderbaren Plot. Ein Spielleiter, der railroadet, weigert sich  – trotz der offensichtlich vorhandenen Wünsche seiner Spieler, den Plot mit zu gestalten – auch nur einen Zentimeter von seiner Geschichte abzuweichen. Es würde wenig Unterschied machen, wenn er sich stattdessen einfach nur hinsetzen und seine Geschichte vorlesen würde. In diesem Moment haben wir aber kein Rollenspiel mehr, sondern ein Zuhörspiel. Es gib nur das, was im Skript steht. „Lehnt Euch zurück und genießt meine Geschichte. Und ab und zu dürft ihr Würfel rollen, damit ihr nicht einschlaft. Es wird aber nichts daran ändern, was passiert.“
Der Spielleiter mit dem stark vordefinierten, aber immer noch flexiblen Plot hat zwar, wie der Railroader auch, eine hohe Meinung von seinen eigenen Ideen und Erzählkünsten, respektiert aber grundsätzlich, dass die Spieler, auch wenn sie überwiegend passiv sind, hin und wieder einen interessanten und neuen Aspekt in seine Geschichte einbringen können. Er ist kein Railroader, sondern quasi ein Pusher. Er schubst die Spieler in eine  bestimmte Richtung und gibt ihnen immer wieder neue Schubse, um sie noch mehr in Richtung seines Plots zu bringen. Aber er fesselt sie nicht an diesen Plot, sondern lässt sie auch darum herum laufen und davon abschweifen. Er ist ein Anführer, aber kein Despot. Der Railroader ist ein Diktator.

Fazit:
Ich glaube nicht, dass irgendjemand, der Rollenspiel machen will, dabei wirklich gerailroadet werden möchte. Wer will denn ein Spiel, das eigentlich davon lebt, dass man der Geschichte seinen eigenen Stempel  aufdrücken kann, als machtloser Zuschauer spielen? Diejenigen, die immer wieder behaupten, sie fänden ab und zu ein bisschen Railroading ganz toll (manchmal, aber nur manchmal...), meinen damit wohl eher, dass sie es mögen, wenn der Spielleiter sie hin und wieder auf den Kern seine coolen Geschichten aufmerksam macht, wenn sie gerade Gefahr laufen, sich in einer Sackgasse zu verrennen. Sie möchten geführt und dirigiert, aber ganz bestimmt nicht unterdrückt werden.

Edit: Ein paar Schreibfehler korrigiert.
« Letzte Änderung: 8.01.2010 | 13:55 von Großkomtur »
Metal-Opa, greiser Püppchenschieber und Retro-Rollenspiel-Veteran

ErikErikson

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Re: Definition Railroding: Ja was isses denn nun?
« Antwort #318 am: 8.01.2010 | 13:54 »
Danke für den "Pusher"-Begriff. Hoffentlich setzt sich der durch. Kann man den nicht Sticky machen, oder so?

Offline Teylen

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Re: Definition Railroding: Ja was isses denn nun?
« Antwort #319 am: 8.01.2010 | 13:54 »
Weil Teylen Railroading mit Abenteuerplot verwechselt/ersetzt ;)
Das ist richtig diagnostiziert, Medizin Mann :)

Wobei ich es damit gleichsetze weil ich das Gefuehl habe das es allgemein damit gleich gesetzt wird. Das heisst selbst wenn man etwas freier spielt und nur Plot Hooks, anstelle eines kompletten Plot hat, ist das, so wie der Begriff verwendet wird (bzw. ich meine ihn hier verwendet zu sehen), Railroading.
Insbesondere dann wenn der SL dem Spieler zur Not die Plot Haken in den Ruecken wirft um sie Richtung Plot zu ziehen oder sie den Plot Haken nicht ausweichen koennen.

Wie leite ich? Plotzentriert, aber komplett ergebnisoffen. (What is good game-mastering? Trying to fix the mess your group left behind last session. Ein Rat den ich nur wärmstens weitergeben kann.)
Imho muss etwas nicht komplett Ergebnisoffen sein. Eine Gute Geschichte hat ja neben Anfang und Mittelteil auch noch ein Ende.
Nun und dieses "Trying to fix the mess your group left behind last session." funktioniert ja auch nur wenn man dauer SL ist, oder?
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Re: Definition Railroding: Ja was isses denn nun?
« Antwort #320 am: 8.01.2010 | 13:58 »
Imho muss etwas nicht komplett Ergebnisoffen sein. Eine Gute Geschichte hat ja neben Anfang und Mittelteil auch noch ein Ende.
Nun und dieses "Trying to fix the mess your group left behind last session." funktioniert ja auch nur wenn man dauer SL ist, oder?

a) Natürlich muß es nicht, ich bevorzuge es nur so, weil ich beim Leiten im Kopf dann auch freier bin.
b) Yopp. Ich halte nichts von wechselnden SL innerhalb einer Kampagne.
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Zitat von: korknadel
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Re: Definition Railroding: Ja was isses denn nun?
« Antwort #321 am: 8.01.2010 | 13:59 »
Wer meint Railroading als absoluten Begriff definieren zu können, der hat schon verloren.
In dem Falle gebe es "fast" kein Railroading.
Railroading ist ein sxtrem belasteter Sammelbegriff für die Auswirkungen eines bestimmten Spiel- und Leitverhaltens.
Dieses Verhalten kann stark ausgeprägt sein, oder weniger Stark.
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Offline Medizinmann

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Re: Definition Railroding: Ja was isses denn nun?
« Antwort #322 am: 8.01.2010 | 14:07 »
Wobei ich es damit gleichsetze weil ich das Gefuehl habe das es allgemein damit gleich gesetzt wird. Das heisst selbst wenn man etwas freier spielt und nur Plot Hooks, anstelle eines kompletten Plot hat, ist das, so wie der Begriff verwendet wird (bzw. ich meine ihn hier verwendet zu sehen), Railroading.

Dein Gefühl täuscht dich
Das was Großkomtur weiter oben schreibt ist (ImO) die richtige Definition von Railroading. und nebenbei eine gute :)
Wenn man einen Plot (egal ob eine ganze Geschichte,Nur ein paar Ideen oder Hooks hat ist es (wieder ImO) ganz wichtig sich als SL auch und gerade auf die Spieler einzulassen. Wenn Sie den bösen Drachen nicht bekämpfen wollen (weil Sie sich für zu schwach halten oder sie erst noch den Mord an ihrem treuen Knappen rächen wollen) dann sollte man als SL darauf eingehen.Ob Sie dann den Mörder des Knappen finden ist dann das neue Abenteuer. Den bösen roten Drachen kann man ja auch noch später bringen,der "stirbt" einem ja nicht weg

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Achamanian

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Re: Definition Railroding: Ja was isses denn nun?
« Antwort #323 am: 8.01.2010 | 14:08 »

Wobei ich es damit gleichsetze weil ich das Gefuehl habe das es allgemein damit gleich gesetzt wird. Das heisst selbst wenn man etwas freier spielt und nur Plot Hooks, anstelle eines kompletten Plot hat, ist das, so wie der Begriff verwendet wird (bzw. ich meine ihn hier verwendet zu sehen), Railroading.
Insbesondere dann wenn der SL dem Spieler zur Not die Plot Haken in den Ruecken wirft um sie Richtung Plot zu ziehen oder sie den Plot Haken nicht ausweichen koennen.

Ich finde, genau da liegt der Unterschied: Einen Plot Hook können die Spieler aufgreifen, und wenn er gut auf die Charaktere zugeschnitten ist, kann man davon ausgehen, dass sie das auch tun (es sei denn, sie wollen einem als SL eins auswischen, und dann liegt das Problem auf einer viel grundsätzlicheren Ebene). Das ist noch kein RR.
Wenn ich "Haken in den Rücken werfe", dann wird's halt tendenziell railroadig, weil ich einfach nicht akzeptiere, dass die Spieler einen anderen Weg einschlage. Wenn die Spieler nur aus Versehen vom Plot abweichen und froh sind, dass man sie zurückholt, ist das auch völlig legitim (obwohl in meinen Augen immer noch RR). Wenn sie aber wirklich wo anders lang wollen, werden sie genervt sein. Dann kann man natürlich versuchen, den Unmut präventiv iullusionistisch abzufangen, das kann aber missglücken, und dann ist der Unmut oft noch größer, weil man sich als Spieler verarscht fühlt.

Mike

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Re: Definition Railroding: Ja was isses denn nun?
« Antwort #324 am: 8.01.2010 | 14:47 »
Andrerseits würde ich mich als Spieler genervt fühlen, wenn unsere Gruppe einen Weg einschlägt der leider völlig am Plot vorbei geht, und wir damit nur die pure Langeweile erleben anstelle ein spannendes Abenteuer.