Autor Thema: Definition Railroding: Ja was isses denn nun?  (Gelesen 62988 mal)

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Humpty Dumpty

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Re: Definition Railroding: Ja was isses denn nun?
« Antwort #50 am: 26.11.2009 | 15:41 »
Hier noch mal die da oben von jemandem aus der Forge zitierte Definition:

Railroading
Control of a player-character's decisions, or opportunities for decisions, by another person (not the player of the character) in any way which breaks the Social Contract for that group, in the eyes of the character's player. The term describes an interpretation of a social and creative outcome rather than any specific Technique.

Nach dieser Definition wäre das typische DSA-Abenteuer kein Railroading, weil kein Gruppenvertrag gebrochen wird. Das erscheint mir hochgradig unsinnig. Nach meinem Gefühl bestehen die meisten DSA aus etwas, das ich Railroading nennen würde. Meinetwegen können wir uns auch auf die obigen Definition einigen. Dann soll aber niemand mehr ankommen und behaupten, die meisten DSA-Runden würden sich im Railroading suhlen. Das wäre dann nämlich nach meinem Eindruck Quatsch.

Unter anderem aus diesem Grund erscheint es mir für die deutsche Szene sinnvoll zu sein, von der oben zitierten Definition abzuweichen. Für mich besteht Railroading in einem Eingriff in die Entscheidungsautonomie eines Spielers. Eine Verschleierung dieses Eingriffs und somit eine spezielle Unterform von Railroading ist der Illusionismus. Eine weitere Unterform des Railroading, in der mutmaßlich irrelevante Handlungsinhalte übersprungen werden, ist das Scene Framing. So klingt das für mich sinnvoll.

Mir erschließt sich übrigens auch gar nicht der Sinn, den Begriff des Railroading zwingend mit einer negativen Konnotation zu versehen. Das klingt für mich dann zu sehr nach unbrauchbarem Kampfbegriff, denn offensichtlich gibt es doch andererseits Leute, die Railroading in ihrer Gruppe unter bestimmten Bedingungen begrüßen. Denen eine solche Negativdefinition vor den Latz zu knallen, erscheint mir unnötig unhöflich.

EDIT: Danke schön. Den Eintrag in der RPG Info finde ich sehr gelungen.

Offline Medizinmann

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Re: Definition Railroding: Ja was isses denn nun?
« Antwort #51 am: 26.11.2009 | 15:44 »
und Hier noch ein Copy & Paste von der Wikia

Railroading is a GMing style in which, no matter what the PCs do, they will experience certain events according to the GMs plan. In general, this is considered a flaw, displaying a lack of flexibility, naturalness of the scenario, and lack of respect for meaningful choices by the players.
bzw
Railroading as a pejorative

Because railroading essentially negates the central activity of a role-playing game, it is generally used to refer to a dysfunctional role-playing style. Consequently, it is often used to characterize whenever the GM constrains PC choices to the detriment of the players' enjoyment.


Und hier von der RPGNet Wiki

 R
Railroading
A style of GMing in which the GM has only one specific plot line in mind, and forces the players to follow that plot regardless of whether they want to do so. From an analogy to a railroad, which constrains the train to one specific route. Sometimes referred to as The D&M Railroad (by reference to numerous real-world railroads, but especially the B&O Railroad referenced in the game Monopoly).


 


HougH!
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Re: Definition Railroding: Ja was isses denn nun?
« Antwort #52 am: 26.11.2009 | 15:55 »
Da finde ich aber den Eintrag von rpg-info noch am informativsten.
Ich bin viel lieber suess als ich kein Esel sein will...
~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~
Nicht Sieg sollte der Zweck der Diskussion sein, sondern
Gewinn.

Joseph Joubert (1754 - 1824), französischer Moralist

Humpty Dumpty

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Re: Definition Railroding: Ja was isses denn nun?
« Antwort #53 am: 26.11.2009 | 15:56 »
Da finde ich aber den Eintrag von rpg-info noch am informativsten.
Eindeutig. Und das Zitieren irgendwelcher RPG-Wikis erscheint mir gelinde gesagt ansonsten ohnehin in diesem Fall nicht als Königsweg der Lösungsfindung.

Offline K!aus

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Re: Definition Railroding: Ja was isses denn nun?
« Antwort #54 am: 26.11.2009 | 15:57 »
Wenn wir wieder Railroading Diskussionen führen, dann muss ich wieder meinen Senf dazu geben, dass es bei einem guten SL nach wie vor eine Illusion ist, dass die Spieler Entscheidungsfreheit hätten.

Und das ganze meine ich auch überhaupt nicht negativ, denn ich spreche an dieser Stelle von einem guten SL, der ein Gespür für das Gemüt seiner Spieler hat.

Ich hatte es ja mal in einem alten Thread thematisiert und am Ende sogar einigermaßen Recht bekommen.

Ich denke mit das beste Beispiel hatte ich in diesem Post gegeben, wo es alles eine Frage der Stimmung der Gruppe ist, wie es weitergehen sollte.

Gruß,
Klaus.
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Mein biete Thread - schau doch mal rein. :)

Offline Teylen

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Re: Definition Railroding: Ja was isses denn nun?
« Antwort #55 am: 26.11.2009 | 15:58 »
Oder direkt unter diesem Link.
Ah, Danke :D
Liest sich stimmig, und imho kann man es so problemlos verwenden. ^^
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Humpty Dumpty

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Re: Definition Railroding: Ja was isses denn nun?
« Antwort #56 am: 26.11.2009 | 16:01 »
Ah, Danke :D
Liest sich stimmig, und imho kann man es so problemlos verwenden. ^^
Okay, dann solltet Ihr aber auch DSA-Runden nicht mehr so freimütig Railroading vorwerfen. Das ist dann nämlich in den meisten Fällen inkorrekt.

Offline Teylen

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Re: Definition Railroding: Ja was isses denn nun?
« Antwort #57 am: 26.11.2009 | 16:08 »
Okay, dann solltet Ihr aber auch DSA-Runden nicht mehr so freimütig Railroading vorwerfen. Das ist dann nämlich in den meisten Fällen inkorrekt.
Ja, mag sein.
Aber man koennte ihnen doch immernoch, wenn man mag, vorwerfen das sie zu sehr geskriptetes Spiel moegen oder das ihre Spielweise gemessen am eigenen Spiel Stil Railroading waere.
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Humpty Dumpty

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Re: Definition Railroding: Ja was isses denn nun?
« Antwort #58 am: 26.11.2009 | 16:23 »
Aber man koennte ihnen doch immernoch, wenn man mag, vorwerfen das sie zu sehr geskriptetes Spiel moegen
Das kann man Ihnen sagen, klar.

das ihre Spielweise gemessen am eigenen Spiel Stil Railroading waere.
Das ist schon kritischer, weil in den meisten DSA-Runden mit hoher Wahrscheinlichkeit niemand den Gruppenvertrag bricht. Es ist bei DSA halt spielimmanenter als in anderen Spielen, dass der Plot Vorfahrt hat. Das kann man mögen oder nicht mögen. Wenn die Gruppe sich in diesem Punkt jedoch einig ist, dann handelt es sich nach der von Dir präferierten Definition auch nicht um Railroading. Punkt.

Wie gesagt: wenn die Forge das so verstanden haben will und Georgios, Teylen und diverse weitere so verstehen wollen: bitte sehr, dann soll das meinetwegen so sein. Ich habe jedoch den Eindruck, dass dieses Railroadingverständnis der Intuition einer Mehrheit zuwiderläuft.

Offline Horatio

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Re: Definition Railroding: Ja was isses denn nun?
« Antwort #59 am: 26.11.2009 | 16:25 »
[..]Unter anderem aus diesem Grund erscheint es mir für die deutsche Szene sinnvoll zu sein, von der oben zitierten Definition abzuweichen. [..]

[..]Mir erschließt sich übrigens auch gar nicht der Sinn, den Begriff des Railroading zwingend mit einer negativen Konnotation zu versehen. Das klingt für mich dann zu sehr nach unbrauchbarem Kampfbegriff, denn offensichtlich gibt es doch andererseits Leute, die Railroading in ihrer Gruppe unter bestimmten Bedingungen begrüßen. Denen eine solche Negativdefinition vor den Latz zu knallen, erscheint mir unnötig unhöflich.[..]


Mir erschließt sich da insbesondere nicht, weshalb du einen bereits etablierten Begriff umbiegen willst, das führt in erster Linie zu Missverständnissen. Ich sehe da auch insbesondere keinen Grund für, wenn du einfach das unter Railroading verstehst, was im Forge unter GM-Force läuft. GM-Force wird von vielen Leuten begrüßt, insbesondere wenn sie durch entsprechend Black Curtain Techniques verschleiert wird.

Railroading wird von niemanden begrüßt, außer man folgt deiner Definition von Railroading. Dann wäre es aber gerade nichts negatives mehr was du irgendwem vor den Latz knallen könntest. So oder so, der Begriff Railroading hat für viele die negative Konnotation und das wirst du nicht über eine Neudefinition des Begriffes ändern; wäre in etwa so, wie wenn du plötzlich Sekte als Begriff für religiöse Gruppierung verwenden wolltest.
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Joe Dizzy

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Re: Definition Railroding: Ja was isses denn nun?
« Antwort #60 am: 26.11.2009 | 16:27 »
Okay, dann solltet Ihr aber auch DSA-Runden nicht mehr so freimütig Railroading vorwerfen. Das ist dann nämlich in den meisten Fällen inkorrekt.

Wer ist denn "ihr"?

Offline Falcon

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Re: Definition Railroding: Ja was isses denn nun?
« Antwort #61 am: 26.11.2009 | 16:31 »
in dem Moment, wo "ihr" RR am Empfinden des Spielers festmacht kann man jede spielerentscheidungseinschränkende Konstellation im Spiel wahlweise als RR oder Nicht-RR an und aus knipsen.

Ich finds aber toll.
Ich auch
Also ich finds total scheisse
ich nicht

ist also nur situationsabhängig brauchbar.

das ändert natürlich nichts daran, daß die meisten Spieler das allg. bekannte RR eher als negativ sehen. Das heisst aber nicht, daß es das ist, zumindest nicht, so lange es keine Menschenrechte verletzt.
« Letzte Änderung: 26.11.2009 | 16:33 von Falcon »
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Offline Teylen

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Re: Definition Railroding: Ja was isses denn nun?
« Antwort #62 am: 26.11.2009 | 16:32 »
Zitat
das ihre Spielweise gemessen am eigenen Spiel Stil Railroading waere.
Das kann man Ihnen sagen, klar.
Das ist schon kritischer, weil in den meisten DSA-Runden mit hoher Wahrscheinlichkeit niemand den Gruppenvertrag bricht.
Ich meinte damit wenn du es an *deinem* eigenen Gruppenvertrag misst anstelle an *ihrem*.
Nachdem Motto: "Wenn ich mitspielen wuerde waere es fuer mich Railroading"
In dem Fall waere DSA hin oder her, das ganze Railroading.

Zitat
Wie gesagt: wenn die Forge das so verstanden haben will und Georgios, Teylen und diverse weitere so verstehen wollen: bitte sehr, dann soll das meinetwegen so sein. Ich habe jedoch den Eindruck, dass dieses Railroadingverständnis der Intuition einer Mehrheit zuwiderläuft.
Jaein. Es laeuft doch nur in sofern der Intuition der anderen Seite entgegen als das die Definition nicht hinreichend bekannt ist und so aus dem Begriff selbst bzw. dem Bild (Schienen legen) etwas eigenes abgeleitet wird.

Das was ihr meint waere doch eher "Route to Rome"?
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Humpty Dumpty

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Re: Definition Railroding: Ja was isses denn nun?
« Antwort #63 am: 26.11.2009 | 16:34 »
@ Horatio: Du verstehst mich nicht. Noch einmal: mir ist vollkommen wurst, wie Railroading definiert werden soll. Ich richte mich da nach der Meinung der Gelehrten. Aber: im allgemeinen Sprachgebraucht beispielsweise hier im Forum wird von der Definition der Forge ganz klar abgewichen. Da ist ein Bruch des Gruppenvertrages nämlich nicht im Railroadingverständnis enthalten. Beispiel: Die Aussage: "Das Jahr des Feuers [ersetzt gerne durch Borbaradkampagne, die Attentäter oder was auch immer] ist voller Railroading." wäre demnach vollkommener Unfug, weil Railroading nur abhängig vom Gruppenvertrag interpretiert werden könnte. Bei der Aussage schwingt einfach ein anderes Railroadingverständnis mit, das von der Definition nicht abgedeckt wird. Insofern ändere ich nach meinem Eindruck keine bestehende, gemeinsam geteilte Definition, sondern rege nur an, einen vollkommen kontraintuitiven Ansatz im Sinne des besseren Verständnisses zu korrigieren.

@ Georgios: Ich hatte den Eindruck, dass auch Du der Meinung sein könntest, dass die meisten DSA-Abenteuer starke Railroadinganteile aufweisen.

@ Forge-Glossar (Roads of Rome etc.): Bin ich nicht dran interessiert. Meinetwegen nennt das Phänomen auch Roads of Rome. Mir ist das egal. Ich wollte lediglich auf eine weit verbreitete intellektuelle Fehlleistung aufmerksam machen, die auf einer nach meiner Ansicht unplausiblen Definition basiert.

Joe Dizzy

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Re: Definition Railroding: Ja was isses denn nun?
« Antwort #64 am: 26.11.2009 | 16:42 »
Ich hatte den Eindruck, dass auch Du der Meinung sein könntest, dass die meisten DSA-Abenteuer starke Railroadinganteile aufweisen.

Ich halte den Begriff ehrlich gesagt für mittlerweile völlig nutzlos. Vor allem weil es - dieser Thread zeigt es ja sehr schön - zu viele Leute gibt, die umdeuten, verdrehen und Begriffe beliebig gebrauchen und darauf bestehen "dass das nun mal so ihre Meinung ist".

Railroading ist schlechtes Spielleiten. Punkt. Das ist der Kern dieses Begriffs. Railroading ist eine bestimmte Art ein schlechter SL zu sein. Die konkrete Umsetzung, also die Entwertung von Spielerentscheidungen oder das Brechen von Absprachen oder auch das Zwingen der Spieler in diese oder jene Richtung, ist Detailfrage. Oder besser gesagt, lässt sich das nur in einer konkreten Runde und einer konkreten Gruppe bestimmen.

Die Kritik an DSA-Abenteuern (wobei ich hier nur davon reden kann was über die Abenteuer gesagt wird, ich selbst habe bisher nur 1 einzige Runde DSA gespielt und das ist gut 10 Jahre her) geht wenn dann nur in die Richtung, dass der Handlungsraum der Spieler sehr willkürlich gezogen wird und sich an nichts festmachen lässt, was durch das Spiel gegeben wird, sondern allein durch den Autor des Abenteuers. Wie gesagt nur mein Eindruck aus der Ferne ohne Anspruch auf Richtigkeit.

Mit Railroading hat das nicht zwingend zu tun.

« Letzte Änderung: 26.11.2009 | 16:45 von Georgios »

Humpty Dumpty

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Re: Definition Railroding: Ja was isses denn nun?
« Antwort #65 am: 26.11.2009 | 16:53 »
Railroading ist schlechtes Spielleiten. Punkt. Das ist der Kern dieses Begriffs. Railroading ist eine bestimmte Art ein schlechter SL zu sein. Die konkrete Umsetzung, also die Entwertung von Spielerentscheidungen oder das Brechen von Absprachen oder auch das Zwingen der Spieler in diese oder jene Richtung, ist Detailfrage. Oder besser gesagt, lässt sich das nur in einer konkreten Runde und einer konkreten Gruppe bestimmen.
Aber merkst Du denn nicht, dass die obigen Aussagen nebulös durch die Gegend wabern? Zwischen der Entwertung von Spielerentscheidungen und dem Brechen von Absprachen besteht ein gewaltiger Unterschied. Das ist das Gegenteil einer Detailfrage. Sorry für das Insistieren, aber Du übergehst da nach meinem Eindruck ein wenig vorschnell den entscheidenden Punkt.

Ich habe beispielsweise lange bei einem SL gespielt, dessen Schienenstränge sich den Spielern stählern in den Körper zwangen. An jedem Spielabend. Dafür war dieser SL aber der mit Abstand beste Erzähler, den ich je erleben durfte. Das Spektrum an Figuren, die Kreativität und Cleverness bei der Plotentwicklung, die unfassbare Detailfülle der Beschreibungen sind auch heute noch absolut ungeschlagen. Dafür haben die Spieler es gerne in Kauf genommen, in bestimmten Situationen partizipativ auf den sich bietenden Weg einzugehen. Natürlich wäre es besser, wenn der gleiche SL die Grandiosität der Performance entscheidungsunabhängig zustande gebracht hätte. Aber das ist, der festen Überzeugung bin ich, vollkommen menschenunmöglich. Insofern habe ich in diesem Fall das, was ich als Railroading empfinde, gerne und explizit billigend in Kauf genommen. Ebenso wie der Rest der Gruppe übrigens, allesamt Rollenspieler mit mindestens 20 Jahren Spielerfahrung aus diversen unterschiedlichen Runden.

Im Gegensatz dazu würde ich einen SL, der mir gegen meinen Willen über den Mund fährt, garantiert auf sein Fehlverhalten hinweisen und bei Wiederholung die Gruppe verlassen. Das ist nach meinem Eindruck das, was die Forge als Railroading verkauft. Meinetwegen.

Wenn ich mich nicht täusche, versteht die Mehrheit der Leute aber unter Railroading eben nicht den Bruch des Gruppenvertrags, sondern die Entwertung von Spielerentscheidungen.

EDIT: Mach doch jemand mal eine Abstimmung auf. Am besten Forced Choice mit 2 Spielszenen zur Auswahl.
« Letzte Änderung: 26.11.2009 | 17:00 von TAFKAKB »

Joe Dizzy

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Re: Definition Railroding: Ja was isses denn nun?
« Antwort #66 am: 26.11.2009 | 17:04 »
Aber merkst Du denn nicht, dass die obigen Aussagen nebulös durch die Gegend wabern?

Ich denke, du verstehst die Begriffsbildung hier nicht. Es ist nicht die Form, die ausmacht ob ein SL Railroading betreibt, es ist die Wirkung die seine Entscheidungen auf auf das Spielgefühl haben. Das ist es was mit einem Begriff betitelt wurde: SL-Entscheidungen, die dir als Spieler etwas wegnehmen, was du nicht weggenommen haben willst.

Wenn ich mich nicht täusche, versteht die Mehrheit der Leute aber unter Railroading eben nicht den Bruch des Gruppenvertrags, sondern die Entwertung von Spielerentscheidungen.

Das eine schliesst das andere nicht aus. Es kann sich überschneiden, muss es aber nicht. Weshalb dein Argument meiner Meinung nach ziemlich in die Leere stochert.

(Und ausserdem: Sprache ist nicht basisdemokratisch. ;) )

Humpty Dumpty

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Re: Definition Railroding: Ja was isses denn nun?
« Antwort #67 am: 26.11.2009 | 17:10 »
Das ist es was mit einem Begriff betitelt wurde: SL-Entscheidungen, die dir als Spieler etwas wegnehmen
So, und nun ersetz doch Dein unscharfes "etwas" einfach durch "Entscheidungsautonomie". Und dann vergleich das Ergebnis mal mit meinem Vorschlag weiter oben:
Für mich besteht Railroading in einem Eingriff in die Entscheidungsautonomie eines Spielers.
Da steht inhaltlich das Gleiche. Wo ist der Gruppenvertrag? Verschwunden. Richtig so.

Joe Dizzy

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Re: Definition Railroding: Ja was isses denn nun?
« Antwort #68 am: 26.11.2009 | 17:14 »
Wo ist der Gruppenvertrag? Verschwunden. Richtig so.

Aber ich rede doch gar nicht von "Gruppenverträgen"?

(Zumal ich Entscheidungsautonomie für einen schrecklich unhandlichen Begriff halte, um zu sagen, dass man das in dem Spiel tut, was man in dem Spiel nun mal tut.)
« Letzte Änderung: 26.11.2009 | 17:16 von Georgios »

Samael

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Re: Definition Railroding: Ja was isses denn nun?
« Antwort #69 am: 26.11.2009 | 17:15 »
Ich auch nicht.

Offline Maarzan

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Re: Definition Railroding: Ja was isses denn nun?
« Antwort #70 am: 26.11.2009 | 17:16 »
Ich würd mir aus den diversen Einflüssen folgende Definition basteln:
Railroading ist die dem Gruppenvertrag wiedersprechende Vorenthaltung der ansonsten angemessenen Auflösung einer dem Spieler zustehenden und gewünschten Handlung.

Wenn die Spieler mit der Änderung bewußt einverstanden sind, ist es kein Railroading.
Solange sie es nicht wissen, ist es erst einmal Illussionismus - weiteres folgt, wenn es denn entdeckt wird.
Nicht alles was als solches beklagt wird ist Railroading, den nicht alle spielweltinternen Kausalitäten sind den Spielern immer bekannt, Vielleicht ist es auch kein Gleis sondern ein einfacher Hügel im Weg, der mit ein bischen Überblick umgangen werden könnte. Wiederholte Vorfälle werden aber zumindest die Akzeptanz der Spieler entsprechend senken und die Vorwurfwahrscheinlichkeit erhöhen.

Sceneframing oder abrupte Spielstarts wäre also in dem Moment Railroading, wo der Spielleiter nicht von vorneherein das OK  für so etwas bekommen hätte und gleichzeitig mit dem Cut/Einstieg noch ausstehende und gewünschte Spielerentscheidungen abgewürgt hätte, der Cut also nicht Vorschlags- sondern Zwangscharakter hat.

DSA ist damit kein Railroading in seinen Spielinstanzen, denn die müssen sich an den Gruppenvorstellungen orientieren und da sollte man halt wissen, was man an DSA hat.
In der allgemeinen Diskussion wird aber an dem üblichen Spielverhalten gemessen und die informelle Abstimmung der Diskussionspartner bestimmt angesichts des sich so herauskristallisierenden "anzunehmenden Normalvertrag" was railroadig ist.

Übertragen gesagt sind in manchen Beziehungen Schläge im Bett keine sexuelle Gewalt sondern von beiden Seiten gewünscht. Und ebenso übertragen haben wir hier Leute die sagen man darf Prügel im Bett nicht als sexuelle Gewalt betrachten, da es Ausnahmen gibt und andere die fragen, ob das mit dem momentanen beiderseitigen Einverständnis nicht doch eine dunklere Vorgeschichte hat und solche Praktiken nicht doch besser grundsätzlcih abgelehnt werden sollten.

bezgl.Gruppenvertrag:
Gruppenvertrag ist wichtig, da die Entscheidungsautonomie immer Grenzen hat und je nachdem wo diese liegen unterschiedliche Spiele zustande kommen. Will man dasselbe Spiel spielen und damit keinen Ärger haben, sollte das vorher geklärt werden.

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Offline Horatio

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Re: Definition Railroding: Ja was isses denn nun?
« Antwort #71 am: 26.11.2009 | 17:18 »

Ich habe beispielsweise lange bei einem SL gespielt, dessen Schienenstränge sich den Spielern stählern in den Körper zwangen. An jedem Spielabend. Dafür war dieser SL aber der mit Abstand beste Erzähler, den ich je erleben durfte. Das Spektrum an Figuren, die Kreativität und Cleverness bei der Plotentwicklung, die unfassbare Detailfülle der Beschreibungen sind auch heute noch absolut ungeschlagen. Dafür haben die Spieler es gerne in Kauf genommen, in bestimmten Situationen partizipativ auf den sich bietenden Weg einzugehen. Natürlich wäre es besser, wenn der gleiche SL die Grandiosität der Performance entscheidungsunabhängig zustande gebracht hätte. Aber das ist, der festen Überzeugung bin ich, vollkommen menschenunmöglich. Insofern habe ich in diesem Fall das, was ich als Railroading empfinde, gerne und explizit billigend in Kauf genommen. Ebenso wie der Rest der Gruppe übrigens, allesamt Rollenspieler mit mindestens 20 Jahren Spielerfahrung aus diversen unterschiedlichen Runden.

Im Gegensatz dazu würde ich einen SL, der mir gegen meinen Willen über den Mund fährt, garantiert auf sein Fehlverhalten hinweisen und bei Wiederholung die Gruppe verlassen. Das ist nach meinem Eindruck das, was die Forge als Railroading verkauft. Meinetwegen.


Erstes Beispiel GM-Force, zweites Railroading. Macht noch gar keine Aussagen über Illusionism, was du als Unterform deines intuitiv verstandenen Railroading-Begriff begreifen willst, was auch nach deiner Definition wenig Sinn ergibt.

Im übrigen bin ich der Meinung, das im deutschsprachigen Raum der Begriff des „skripten“ für GM-Force verbreiteter ist und Railroading, wenn es verwendet wird, tatsächlich als dysfunktionales Skripten verstanden wird.

Nebenbei: Fachwörter kann man nicht intuitiv erfassen, die beschreiben immer einen komplexen Sachverhalt, der einem erst verständlich gemacht werden muss. Aber hey, wenn du das kannst, erfass mir mal "Creative Denial" im Bezug auf Rollenspiele intuitiv, vielleicht hat der Forge da auch unrecht :D:

btw.: Und ich geb btw. auch auf 100 Jährige RSP Erfahrung gar nix, wenn die nur in den eigenen 1-2 Gruppen vor Ort stattgefunden hat ;). Insofern ist 20-Jahre RSP Erfahrung ein ganz doofes und ziemlich nichtssagendes Argument :P.
« Letzte Änderung: 26.11.2009 | 17:21 von Horatio »
You see, it did not matter that setting canon and expected style was being broken,
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Humpty Dumpty

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Re: Definition Railroding: Ja was isses denn nun?
« Antwort #72 am: 26.11.2009 | 17:24 »
btw.: Und ich geb btw. auch auf 100 Jährige RSP Erfahrung gar nix, wenn die nur in den eigenen 1-2 Gruppen vor Ort stattgefunden hat ;). Insofern ist 20-Jahre RSP Erfahrung ein ganz doofes und ziemlich nichtssagendes Argument :P.
Ganz schnell: selektives Lesen ist meistens schlecht. Schau Dir den Satz noch mal genau an, Sherlock. Ansonsten ist ein intuitives Erfassen von Fachbegriffen, das in eine diskutierfähige Definitionsvorlage mündet, in Ermangelung einer gültigen oder gemeinhin akzeptierten Referenz der einzig mögliche Standard insbesondere in einem Bereich, dessen Theorieentwicklung sich auf ein paar Foren beschränkt. Aber schön, dass Du mir den Prozess von Wissensgenerierung erklären willst, Naseweis. Immerhin hast Du bei der Erklärung der Forgebegriffe brav aufgepasst hast. Bringt nur leider nix, wenn die unscharf, überlappend oder kontraintuitiv definiert wurden ;)

EDIT:
Aber ich rede doch gar nicht von "Gruppenverträgen"?

Vielleicht verstehe ich Dich auch falsch. Schau mal dort:
Railroading (auch SL-Willkür)
Kurz: Ein Bruch der gemeinsamen Absprache (Social Contracts), bei dem der Spieler sein Spiel durch die Spielhandlungen des SLs behindert und gestört sieht.
Oder dort:
Die konkrete Umsetzung, also die Entwertung von Spielerentscheidungen oder das Brechen von Absprachen oder auch das Zwingen der Spieler in diese oder jene Richtung, ist Detailfrage. Oder besser gesagt, lässt sich das nur in einer konkreten Runde und einer konkreten Gruppe bestimmen.
Gut, die beiden Aussagen widersprechen sich ein bisschen. Aber dort ist doch von Gruppenverträgen die Rede. Oder?


« Letzte Änderung: 26.11.2009 | 17:32 von TAFKAKB »

Offline Horatio

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Re: Definition Railroding: Ja was isses denn nun?
« Antwort #73 am: 26.11.2009 | 17:39 »
@ TAFKAKB
Ich seh da eigentlich nur, dass da mit "divers" und "unterschiedlich" zwei Synonyme hintereinander stehen.. im weiteren dann, dass der Poster sehr auf Fremdworte steht, aber auf gängige RPG Terminologien weniger gibt.. was ich irgendwie paradox finde. ;)
« Letzte Änderung: 26.11.2009 | 17:44 von Horatio »
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Humpty Dumpty

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Re: Definition Railroding: Ja was isses denn nun?
« Antwort #74 am: 26.11.2009 | 17:42 »
@ TAFKAKB
Ich seh da eigentlich nur, dass da mit "divers" und "unterschiedlich" zwei Synonyme hintereinander stehen.. im weiteren dann, dass der Poster sehr auf Fremdworte steht, aber auf gängige RPG Terminologien weniger gibt. ;)
Ah, das Niveau jetzt. Verstehe. Vergiss es. Viel Spaß noch beim Diskutieren. Kannst ja mal Philister nachschlagen, Sherlock.