Timberwere hat es oben gut auf den Punkt gebracht: Bei vielen Filmen wird es in Diskussionen ausarten, ob sie nun überschätzt werden oder nicht - vielleicht auch, weil wir oft mit zweierlei Maß messen. Ich kann zum Beispiel von mir sagen, dass ich viele Filme langweilig oder belanglos oder doof fand, die für andere gutes bis sehr gutes Genrekino sind und mich für asiatischen Wuxia oder Coming of Age-Streifen begeistern kann, bei denen andere hier im Forum das blanke Grauen kriegen könnten. Und es ist eben auch schwer die allgemeine Wahrnehmung eines Films in der Öffentlichkeit einzuschätzen: Bei Titanic oder Psycho wäre das leicht, aber werden zum Beispiel die Emmerich-Filme positiv genug wahrgenommen (nicht nur von der Kritik), um eine Erwähnung in diesem Thread zu rechtfertigen? Also: Wann wird ein Film überhaupt überschätzt, von der Allgemeinheit? Trotzdem hier auch ein paar von mir...
Fluch der Karibik 2 und 3Na gut, nicht der schlechteste Film der Welt... aber der 2. war mir ein bisschen zu stark Fantasy und hat nicht das schöne, simple Swashbucklingflair des 1., blieb aber passabel und reißt bei mir mit der Tia Dorma-Voodoo-Figur noch einmal einiges raus... und dann kam der 3., der mir bis auf die Piratenversammlung eigentlich so gar nichts geboten hat und den man sich auch hätte sparen können, eben auch weil er die coole Voodoohexe aus Teil 2 so mit dämlicher Bedeutung überlädt: Eine Göttin?!? Klassischer Fall von zu wenig KISS: Keep it simple, stupid. Auch Sparrows Höllenvision war belanglos und hat genervt... alles ist allem war besonders Teil 3 extremer Mist, finde ich...
Alice im WunderlandDie Burton-Version. Wahrscheinlich der schlechteste Burton der letzten Jahre. Im krampfhaften Bemühen, das Wunderland möglichst verrückt und unlogisch darstellen zu wollen, geht sämtliche Storypower verloren - das Wunderland ist nicht intelligent wahnsinnig, sondern durchgedreht crazy. Alice ist so entrückt, dass ich mich als Zuschauer nicht um sie geschert habe. Die Schlacht am Ende hätte man sich sparen können. Auch Johnny Depp liefert nicht eben seine beste Performance, sondern spielt eher souverän sein typisches Rollenprofil aus: den seltsamen Sonderling - wirklich lahm. Und das Ende erst: Ich hätte dem Ganzen noch eine Bedeutung abringen können, wenn Alice den englischen Lord Hansel da am Schluss geheiratet hätte (wäre ein schönes Statement für Irrationalität und Inkausalität geworden), aber stattdessen macht man so eine "Ein Mädchen hat einen Traum"-Story draus - man merkt stark, dass da Disney mit am Drücker war (im schlechten Sinne dieser Aussage, denn eigentlich mag ich Disney, wenn ich mich drauf einlassen kann). In Kürze: Schrott im Über-CGI-Gewand...
AvatarNicht die "Legend of Aang", obwohl der auch so schlecht geworden ist, wie man das nur fürchten konnte. Ich meine natürlich den Cameron-Film. Für meinen ersten 3D-Film war ich vom Ergebnis nicht so erbaut: Im 3D-Kino im Phantasialand habe ich denselben Effekt, nur nicht so übergehypt. Die Computeranimation war wirklich vom Feinsten, aber was bietet der Film sonst? Die Pocahontas-Geschichte in modernem Gewand? Ein bisschen Eso-Gebrabbel und die kaum beachtete Erkenntnis, dass die Menschen sich niemals mit der Natur verbinden können wie die Na'vi, weil ihnen einfach der universelle USB-Stick am Kopf fehlt? Tolle Botschaft, Mr. Cameron... und dann erwartet er den Oscar für den Besten Film? Nein, die Oscars, die er verdient, hat der Film bekommen. Aber sonst... einfach belangloser Film.
TransformersEigentlich muss der ganz nach oben, weil es meine Nummer 1 auf der Überschätzt-Liste der letzten Jahre ist: Solides Action-Genrekino, vielleicht . Und selbst das für mich persönlich auch nicht eben, weil mich explodierende Gebäude und riesige Kampfroboter in ihrem künstlich aufgeladenen Bombast doch nur langweilen - da sehe ich in Actionfilmen lieber einen gut choreographierten Schwertkampf oder eine gepflegte Schießerei als inflationär eingesetzte Computereffekte. Und auch der Prämisse habe ich schon nicht geglaubt (vielleicht, weil ich als Kind schon Autos eher lahm fand). Im Ernst: Fahrzeuge, die sich in riesige Kampfroboter from Outer Space verwandeln. Der Held der Geschichte bleibt flach und der pathetische Optimus Prime geht mir nur auf den Sack. Und dann noch eine weibliche Hauptrolle, die die Bezeichnung kaum verdient und neben einem verschwitzten Körper, einem Schandmaul und ein bisschen Dreck im Gesicht nichts bietet - und natürlich verschenkt Bay die Chance eine glaubwürdige Frauenfigur zu etablieren, zu Gunsten eines... Unterwäsche-Modells. Ja, so sieht ernstzunehmendes Kino aus... gut, dass ich nach dem 1. Teil schon ausgestiegen bin.
So ziemlich jeder Roland-Emmerich-FilmGegen Emmerich ist selbst Bay ein Arthouse-Regisseur: Der gute Roland verlässt sich in seinen Filmen so sehr auf Special Effects und amerikanisches Pathos, dass am Ende vom eigentlichen Film nichts mehr übrig ist. Solange ganze Städte ausgelöscht werden, Mr. President noch in den Ruinen unserer Zivilisation ein Pläuschlein mit der ganz normalen Familie von nebenan halten kann und noch unheilsschwanger darauf hingewiesen wird, dass die Welt 1996 oder 2004 oder 2012 (ach egal, ziemlich bald) untergehen wird, glaubt Emmerich seine Filme in trockenen Tüchern. Mir ist es aber zu wenig, wenn die USA mal wieder die Welt rettet - selbst, wenn das nur metaphorisch im Jahre 10. 000 vor Christus passiert.
Toy Story 3, stellvertretend für viele andere Computer-AnimationsfilmeToy Story 1 war wirklich beeindruckend - man sah sofort das Potential einer neuen Art von Animationsfilm. Und dann stagnierte die Entwicklung. Inzwischen halte ich die Gattung für rückläufig... Warum? Klar, am Medium selbst liegt es nicht, doch man nimmt, finde ich, Computeranimation als Ausrede für schlechtes Storytelling und wenig Mut und Experimentierfreude. 3D-Animationsfilme verkommen zur unterhaltsamen Massenware, während seit dem Niedergang der Disney Animation Studios (was nichts mit dem Produktionstyp 2 D-Animation zu tun hat, sondern schlicht und ergreifend mit damit, dass die Filme insgesamt nicht gut waren) die zweidimensionale Animation vom Gros des Publikums nicht mehr ernst genommen zu werden scheint. Vollkommen zu Unrecht, denn was ich an experimentellen, intelligenten oder ästhetisch beeindruckenden Animationsfilmen vorfinde, kommt fast gänzlich aus dem Bereich der 2 D-Animation. Klar, die Grenze zwischen beidem ist nicht immer einfach zu ziehen. Und klar, es gibt tolle 3-D-Trickfilme, ganz eindeutig. Ich mochte "Kung Fu Panda", ich mochte "Antz", ich mochte "Shrek 1" und ich mochte auch "Toy Story 3". "Toy Story 3" ist ein amüsanter, herzlicher Film, mit toller Animation...
aber ein oscarreifer Film ist er auf keinen Fall! Zumindest nicht im Vergleich mit dem französischen "L'illusioniste" - denn der Film ist einfach große Kunst, der Stil elegant und ausdrucksstark, die ganze Gestaltung erwachsen und berührend. Aber eben leider 2D und damit beim Publikum von vornherein unten durch. Schade...
Harold & MaudeZum Schluss ein Klassiker: Okay, auch der Film ist nicht schlecht, still und emotional. Aber wie bei "Brokeback Mountain" eher ein Symbol als ein guter Film an sich... mir hat soviel gefehlt. Vieles wird nur angedeutet und nicht klar genug angesprochen. Der Film endet, bevor man in die Figuren überhaupt richtig einsteigen konnte. Der Soundtrack ist toll, aber der Film wirkt auf mich irgendwie unfertig, kann mir nicht helfen. Immer noch ein überdurchschnittlicher Liebesfilm, aber so gehypt, wie ich den oft vorfinde... kann ich nicht teilen, leider.