Ich kann jetzt weniger aus meiner Erfahrung von Mage heraus argumentieren, sondern mehr von meinen sonstigen WoD-Erfahrungen (Mage war mir in der Auskopplung, wie ich es gespielt habe, nie düster genug) - es gab eine Zeit, da haben wir eigentlich jedes Wochenende ein anderes WoD-System ausprobiert: die besten Erfahrungen wurden zu Kampagnen "aufgewertet".
Also was WoD angeht ist für mich ausgespieltes Präludium (in welcher Form auch immer) ein Muss: die "Werdung" wird immer gespielt!
Dabei ist es unterschiedlich, wieviel Kontrolle dabei jedem Spieler zukommt: sind die Charaktere schon geschrieben mit allem drum und dran, wird das Präludium so aufgebaut, dass es auch zum Charakter passt - der Spieler hat Veto-Recht, wenn ihm etwas nicht gefällt, etc. Ich bevorzuge allerdings eher die Variante, dass man sich einen Menschen schreibt und die Werdung entweder zum Einstiegsabenteuer werden lässt oder mit jedem eben One-on-One spielt - dabei kann der Spieler trotzdem vorher festlegen, was er nicht möchte. Und dann gibt es noch die ganz extreme Variante, die ich auch schon ein paar mal durchgezogen haben - die Spieler schreiben sich Menschen und haben keine Ahnung, was für ein WoD-System gespielt wird - der SL wirft also Spieler wie SCs ohne Vorwarnung in eine Übernatürlichenexistenz (hier ist Vertrauen für die Entscheidungen des SLs vorausgesetzt, das müssen alle wollen und der SL sollte ein Gespür für die individuellen Interessen und Talente seiner Spieler haben) - ein "irgendwo dazwischen" ist bei allem möglich.
Ich erinnere mich an ein Werwolf-Präludium, wo wir nur Menschen hatten, unsere ersten Verwandlungen hatten und der SL uns dann (als wir im Caern) angekommen waren unsere Vorzeichen genannt hat - da kamen äußerst interessante Konzepte raus, u.a. zwei Klischeebreaker, sehr stimmungsvoll.
Bei unserer Kindred-of-the-East-Runde haben wir auch als Menschen begonnen, unsere Geschichten waren irgendwie miteinander verwoben und wir sind auch im selben Zusammenhang gestorben. Da aber jeder von uns dann in eine der 1000 Höllen kommt, bevor er als Untoter auf die Welt zurückkehrt, hat der SL mit jedem Spieler auch dessen persönliche Hölle gespielt. Äußerst stimmungsvoll und saumässig hilfreich.
Ich finde durch ein ausgespieltes Präludium erhält man eine viel bessere Vorstellung von dem Wechsel in der Lebensstruktur, den eine solche Erfahrung ausmacht - es ist mehr als nur ein paar Sätze auf dem Charakterbogen - das bleibt dem Spieler dann auch eher im Gedächtnis. Ich habe auch die Erfahrung gemacht, dass WoD-Charaktere, deren Präludium nicht gespielt wurde, dazu neigen, sich hauptsächlich über ihre neue Existenz als Übernatürlicher zu definieren - besonders fällt mir das bei Vampire auf: da wird der Charakter gespielt als sei er schon immer ein Vampir gewesen. Durch das ausgespielte Präludium rückt aber das in den Blick, was vorher war: das Leben, was der Charakter zurückgelassen hat. Familie, Freunde, Arbeit, Lebensumstände - all das sollte ein gutes Präludium irgendwie tangieren, weil daraus erst die (für mich interessantesten) Konflikte in der WoD entstehen - die Vereinbarung des Früher und des Jetzt.
Ich denke bei Mage kann soetwas fundamentales wie das Erwachen sicherlich interessante Konflikte produzieren.