Robin Laws hat iÜ Filmwissenschaften studiert.
Und Matthias Reim Germanistik...
Nur weil jemand etwas studiert hat, ist er nicht vor Irrtümern oder Fehldefinitionen gefeit. Es zeigt vielleicht, dass er ein gewisses wissenschaftliches Grundverständnis vom Medium des Films hat, aber das macht ihn noch nicht zu einem Experten auf dem Gebiet: man kann auch Filmwissenschaften studieren und sich dabei
niemals mit Method Acting befasst haben...
Das wiederum erschwert es Probleme im Rollenspiel richtig zu analysieren, womit unser ganzes mühevoll zusammengetragene Werkzeug zerstört wird.
Vielleicht taugt das Werkzeug dann auch einfach nichts... nein, im Ernst, es gibt Ausnahmefälle - wenn wir ständig bei irgendwelchen Extremdefinitionen bleiben, dann ist nichts mehr irgendwas, dann passt rein gar nichts mehr ins Laws'sche Schema. Vielmehr sollten wir die Kategorien vielleicht als Sammlungen bestimmter Merkmale verstehen, die für einen bestimmten Spieler zutreffen oder auch nicht. Kermit ist bei der Verwendung seines Begriffes "Method Actor" womöglich auch gar nicht von der Definition von Laws ausgegangen. Vielleicht sollten wir wirklich beim Begriff des Character Actors bleiben - um Missverständnisse zu vermeiden. Kategorien sind wissenschaftlich sicherlich notwendig, aber es ist genauso notwendig, zu begreifen, dass nicht alles grundsätzlich in ein zuvor angelegtes Schema passt und das Schema eventuell erweitert oder gar ganz aufgegeben werden muss, wenn es auf das spezifische wissenschaftliche Problem nicht anwendbar ist.
Allgemein wäre es vielleicht besser, sich an der Definition des Threadstellers zu orientieren und nicht über 2 Seiten zu diskutieren, warum er falsch liegt, ohne, dass irgendwer mal auf die Idee kommt zu fragen, was Kermit eigentlich genau mit Method Acting meint...
Meine 2 Cent dazu... (immerhin war ich derjenige, der den Thread indirekt angeleitet hat)
PtA ist etwas vollkommen anderes - ich hatte mich entschlossen, das spontan auf einem Kleincon zu leiten (und so auch meine spielerische erste Erfahrung mit dem Spiel überhaupt gemacht - Western City hatte ich nur einmal zuvor unter Jörg auf der RPC gespielt, also wirklich nur angerissen, nicht ausgiebig).
Zunächst habe ich erstmal an die 3 Stunden (!) mit den Spielern über den Rahmen diskutiert, wobei alle Spieler zuerst dasselbe wollten (eine Serie in Richtung: "Übernatürliches erforschen und verfolgen"), dann aber blöderweise auch alle partout dasselbe Charakterkonzept spielen wollten und sich nicht einigen konnten - außerdem hatten die Charakterkonzepte, die dann erschaffen wurden, meiner Meinung nach überhaupt nichts mit dem Urkonzept der Serie zu tun, wie ich es verstanden hatte.
Ergebnis: Nach 3 Stunden akribischer Besprechung eines Serienkonzeptes wieder zurück ans Reißbrett - dann in fünf Minuten eine College-Superhelden-Soap hochgezogen, die sich gegen Ende zwar prächtig entwickelte, insgesamt aber wohl niemanden so richtig zufriedengestellt hat.
In der Gesamtbetrachtung hat PtA Spaß gemacht, aber ich hatte es mir auch anders vorgestellt, spannender, kooperativer - ich glaube daher, dass man für solche Meta-Spiele die Mitspieler und ihre Vorstellung vom Rollenspiel schon sehr gut kennen sollte - besser wahrscheinlich als beim Standart-Spieler-Spielleiter-Geplänkel.
Ich persönlich mag Metagaming-Spiele hauptsächlich deshalb, weil ich als Spieler die Erfahrung gemacht, dass viele SLs die Wünsche der Spieler zugunsten eines Plots ignorieren. Ich persönlich denke beides übrigens zusammen: intensives Eintauchen in einen Charakter funktioniert bei einer starken Story am Besten, da der Charakter dann auch mit anderen interessanten Persönlichkeiten, Situationen und persönlichen Dilemmas konfrontiert werden kann. Das gehört für mich eigentlich zusammen.
Auch finde ich den Vorwurf, Method Actors seien gerade diejenigen, die ihren Charakter bis zur äußersten Konsquenz ausspiele, fraglich... wie schon von Teylen erwähnt: der Spieler entwirft den Charakter ja und entscheidet auch über dessen Reaktionen - es ist eben nur sein erklärtes Ziel, dass der Charakter (auch für ihn als Spieler selbst) möglichst plastisch, intensiv und emotional engagiert ausgespielt wird. Die Ausrede "ich spiele nur meinen Charakter" findet man bei Method Actor-Spielern, aber im Grunde auch bei anderen Spielertypen, nämlich dann, wenn ein Spieler irgendeine fadenscheinige Ausrede dafür braucht, warum er der Gruppe gerade den Spielspass durch seine Charakterreaktion vorsätzlich versaut... das kann aus Gründen einer bestimmten Storyentwicklung geschehen, die der Spieler unbedingt haben will, oder weil ein Spieler unbedingt dem Plot folgen will, die anderen aber nicht... man kann sich sogar vorstellen, dass ein Spieler versucht durch eine bestimmte Charakterreaktion einen bestimmten mechanischen Vorteil zu erlangen.
Metagaming kann übrigens vom Spiel abgekoppelt sein und trotzdem Method Acting ermöglicht: bei Western City könnte man die ganze Runde auch im Vorfeld planen inklusive Versteigerung von NSCs und und und... wenn die Metagaming Phase vorbei ist, wird danach einfach wie im regulären Rollenspiel ausgespielt - wenn es dann gelegentliche Metaausrutscher gibt, sind die mehr sowas wie gelegentliche Würfelwürfe, kurz und schnell vorbei. Bei PtA geht dasselbe, theoretisch. Metagaming und Method Acting sind keine unvereinbaren Extreme.
Ausprobieren lohnt trotzdem... in der entsprechenden Atmosphäre, denn eine Runde ist nur so gut wie ihre Mitspieler, egal welches Spiel man spielt...