Einen Begriff aus der Schauspielerei auf das Rollenspiel zu übertragen, ist nie ohne Probleme, weil Rollenspiel eben was anderes ist als Theater oder Film, darüber sind wir uns hier doch wohl einig. Ein Rollenspieler ist im Wesentlichen frei in der Entscheidung, was sein Charakter tut, wogegen ein Schauspieler das tun muss, was im Buch steht, selbst wenn er persönlich denken mag, dass das, was sein Charakter laut Buch tut, aus dessen Sicht doch eigentlich totaler Bockes sein müsste.
Aber mit dieser Einschränkung würde ich schon sagen, dass ich eher ein Method Actor bin. Vielleicht passt das Konzept des Method Acting ("Der Spieler versetzt sich gedanklich in seine Rolle hinein und spielt sie von innen heraus") sogar besser aufs Rollenspiel als auf die Schauspielerei, weil man im Rollenspiel eben (idealerweise) aus der Sicht des Charakters heraus entscheidet, was man macht, und nicht den Weisungen eines Autors folgt. Im Theater und im Film stößt das Method Acting an seine Grenzen, weil die Handlung nun mal vorgegeben ist, und wenn der Autor den Charakter etwas tun lässt, was der nie im Leben tun würde, gerät der Schauspieler in einen Konflikt. Der Rollenspieler hingegen ist frei, tatsächlich zu tun, was sein Charakter tun würde.
Metagaming im Rollenspiel hat für mich was von mangelnder Identifikation mit dem Charakter, ja sogar was von Mogeln, weil das oft dazu führt, dass der Charakter Dinge tut, die er eigentlich nicht tun würde. Von wegen, "Geh Du voran, Du hast von uns die meisten Trefferpunkte übrig!" - da geht bei mir ein kleines rotes Fähnchen hoch, da steht "Bullshit" drauf. Schon eher, "Geh Du voran, Du sieht mir von uns allen noch am Gesündesten aus".
Wenn ich Rollenspiele spiele, dann will ich eine Geschichte in einer fiktiven Welt erleben und nicht mehr als nötig mit Spielmechanismen hantieren. Natürlich sollte das Ganze plausibel und realistisch sein, also kommt auch ein Simulationsaspekt in die Sache rein und man braucht Regeln, aber es sollte eben mehr sein als nur ein Brettspiel mit irgendwelchen mehr oder weniger willkürlichen Regeln. Das kann natürlich auch Spaß machen, aber dann spielt man eben ein Brettspiel und missbraucht nicht das Rollenspiel dafür!