@ Darius:
Die Geschwindigkeit von einer "Amateur-Einführungs-Session" in einem beliebigen System mit einer "Profi-Runde" in einem anderen zu vergleich ist halt einfach Äpfel mit Birnen vergleichen.
Jedes System lässt sich schnell spielen, wenn die Regeln flüssig beherrscht sind, und sich die taktischen Optionen und Würfelmechanismen eingebrannt haben.
Und jedes System ist auch am Anfang deutlich langsamer, als wenn man es schon Jahre kennt.
Rolemaster ist halt ein tolles System, wenn man einen Tabellen-Fetisch hat.
Der war früher mal weit verbreitet in der Rollenspielerszene, heute ist er es nicht mehr.
Und ich denke das es auch gute Gründe gibt, weil es einfach schöneres Spiel ermöglicht, nicht bei jedem Würfelwurf ein Regelbuch konsultieren zu müssen, um das Ergebnis auszuwerten (Rolemaster hat ja IIRC sogar Erfolgstabellen für jede einzelne Fertigkeit). Und das hat gar nicht mal so sehr etwas mit der Geschwindigkeit zu tun, sondern damit das es einen halt immer auch ein Stück weit aus der Atmosphäre reißt, erstmal in einem Buch das Ergebnis nachschlagen zu müssen.
Tabellenfreie Systeme kann man, wenn man geringe Ungenauigkeiten in Kauf nimmt, problemlos komplett ohne Regelbuch leiten und spielen, wenn man halbwegs erfahren darin ist. Ich kann diverse Systeme sofort ohne Buch leiten, inklusive der Charaktererschaffung. Und am Spieltisch nicht ständig auf die Regelwerke angewiesen zu sein, hilft der Atmosphäre halt schon sehr weiter.
Den eigentlichen Nachteil von Rolemaster sehe ich aber darin, dass es noch zu sehr versucht die eierlegende Wollmilchsau zu sein, die alle Spieler anspricht. Das war eben früher modern, heute gibt es aber nur noch sehr wenige Systeme die das versuchen.
Heute spezialisieren sich viele Systeme auf bestimmte Spielergruppen, Spielerlebnisse und Spielstile.
Gut zu erkennen an D&D 4, welches ja schon sehr in Richtung eines Tabletop-Games geht, und viele Spieler damit sehr anspricht. Auf der anderen Seite stehen dann Indie-Systeme die mehr für die Storyteller da sind.
GURPS ist was für Simulationsfreaks.
Aber Rolemaster ist weder sonderlich taktisch, noch besonders "simulierend", hat keinen besonderen Ansatz in Richtung Storyspiel, u.s.w. Das was Rolemaster halt besonders macht, sind die vielen vielen Tabellen, und die sind out, weil es viel modernere Arten gibt sowas zu lösen.
Rolemaster ist halt so ein bisschen der 15 Jahre alte Volvo-Kombi unter den Rollenspielsystemen.
Er bringt einen sicher und wohlbehalten ans Ziel. Hat dabei aber seine Ecken und Kanten, und abgesehen von einigen Liebhabern wird er nie auf besondere Liebe stoßen, weil es da so viele schöne SUVs, Sportwagen und Limos im Sortiment gibt.
Was aber nicht heißt, dass ihn die Liebhaber nicht mögen dürfen. Hab doch einfach Spaß mit Deinem System!