Ich habe von 1987 bis 1995 MERP gespielt, bin dann bis 2000 auf RM 2 gewechselt.
Ich könnte heutzutage keines der Systeme mehr spielen, schon gar nicht empfehlen.
Als ich vor ca. 1 Jahr RM in einer neuen deutschen Fassung (die quasi nix anderes als RM 2 aus den grauen, häßlichen 80ern ist) sah, mußte ich mir sowohl die Augen verwundert reiben, als auch laut auflachen: `was, die beleben diesen Dinosaurier tatsächlich neu?
Welche Nekromanten waren denn da am Werk? Ach ja, die gleichen, die auch andere totgeglaubte, wie etwa Traveller, wieder ans Tageslicht zerren.´
Na ja, seinerzeit war RM ja todschick. Als verrotzter 5.Klässler blieb mir, obwohl ich mich für den größten Mittelerde-Fan nach J.R.R. Tolkien persönlich hielt, seinerzeit nix anderes übrig, als das Looserrollenspiel DSA (sorry, damals hat das noch keiner gesagt, da hieß das noch `Das Schwarze Auge´), zu spielen, eben das einzige Fantasy-Rollenspiel, das von pickligen Unterstüflern ohne große Englischkenntnisse gespielt werden konnte.
Die großen Jungs, die nicht gut Englisch konnten, spielten Midgard (also die, die in Mathe und Physik gut waren, genauso wie die Autoren von Midgard), die anderen MERP oder RM. Die saßen im Rolls Royce (so wurde das System dann ja einige Jahre später auch in Deutschland beworben: "...der Rolls Royce unter den Rollenspielen").
Daß Rolls Royces trotz zweier Batterien und gefühlten 1.000 Tonnen Lebendgeweicht und einem ebenso gefühlten Spritverbarauch von 53 Litern/100km bei quasi jeder 2.ten Überlandfahrt in Spanien wegen der großen Hitze liegenbleiben, wohingegen jeder besch*** Leon die Strecke locker packte, war den Redakteuren seinerzeit wahrscheinlich nicht so klar. Na ja.
Das mit Spanien hab ich dann auch erst gute 15 Jahre später gemerkt.
Somit war der Vergleich mit einer Automarke, die schon seit ungefähr 40 Jahren keineswegs mehr zeitgemäß ist, eigentlich super.
Genau wie RR ist RM eine Marke, die nur noch von ihrem legendären (?) Ruf lebt, aus einer Zeit ohne ernstzunehmende Konkurrenz mit der völlig verirrten Annahme, gutes Rollenspiel bedeutet möglichst viel Simulation, volle Kanne auf Kosten des Spielflusses, der Phantasie und des eigentlichen Rollenspielens an sich.
Zurück zu den verpickelten Jungs. Ach ja, genau. Irgendwann haben wir uns dann von unserem biederen, völlig uncoolen, weil viel zu wenig Regeln habenden deutschen Einsteigersystem emanzipiert, und aufgrund besserer Englsichkenntnisse ab der 6. Klasse auch MERP/RM zugewandt und konnten uns somit am Simulationshype der 80er berauschen.
Und wurden somit vom wahren Rollenspielen entfernt.
RM ist nicht schwer. Es hat quasi nur einen simplen Regelmechanismus: nimm einen W100 und würfel ihn hoch. Für Spieler ist das simpler als Power, Plüsch & Plunder.
Nur der SL muß halt Tabellen lieben. Leider war ich fast immer der SL
.
Aber nach 10 + x Jahren RM kennst du halt auch jede Tabelle (die in sich oft auch völlig willkürlich sind) mehr oder weniger auswendig.
Ach ja, ein Regelhighlight dürfen wir nicht vergessen: RM war meines Wissens eines der ersten Systeme, bei denen sich die Güte des Angriffs automatisch in der Güte des Schadens niederschlug.
Daß heutzutage die Marktführersysteme den Schaden immer noch völlig losgelöst von der Güte des Angriffs extra auswürfeln, ist grober Dummfug, denn sie müssen, um dann wieder etwas Realität in das Ganze zu bringen, einen dritten Regelmechanismus wie `Power Attack´ oder `Wuchtschlag´ einführen.
Wir und ich hatten lange damit unseren Spaß. Ich bin aber dann gern 2000 auf das vermeintlich kitschige D&D 3rd umgestiegen;
ich konnte nämlich keine Tabellen mehr sehen.
3.000 Hausregeln später hatten wir dann damit auch ein elegantes System (nimm einen W20 und würfel ihn hoch), mit dem man dann auch etwas anderes anfangen konnte als nur Dungeoneering.
Das hat jetzt wieder 10 Jahre lang gehalten.
Irgend jemand hat vorhin geschrieben, daß er es aufgegeben hat, die Suche nach dem perfekten System. Das hab ich schon lange; darum bin ich eigentlich mittlerweile recht froh, daß ich mich nach dieser langen Odyssee von Kaufsystemen emanzipiert hab und endlich nur noch mein eigenes System zock.
0,- Euro, maximale Befriedigung.
Ich weiß jetzt nicht, wie oft ich in diesen paar Zeilen `seinerzeit´ verwendet hab; damit wird aber sehr schnell ersichtlich, daß ich nach 25 Jahren Rollenspiel RM (in welcher Inkarnation auch immer) für absolut nicht mehr zeitgemäß halte.
Ich würde es nie mehr spielen, geschweige denn empfehlen. Ich halte es für das ultimative Regelfickersystem, und es hat meiner Meinung nach Generationen von Rollenspielern versaut, indem es sie zu Regelspielern anstatt zu Rollenspielern erzogen hat, genauso wie viele seiner häßlichen Brüder (Midgard, HârnMaster, DSA 2-4, Chivalry & Sorcery, Ruf des Warlock, you name it).
Für all diese Regelmonster gilt nur ein Fazit; Themaverfehlung, setzen, Sechs!
Als pickliger 12jähriger konnte ich es noch nicht wissen, aber mit DSA 1 hielt ich seinerzeit ein System in Händen, daß vielleicht vom großen Rollenspielklassenlehrerer keine 1 bekommen hätte, eine Themaverfehlung jedoch bestimmt nicht.
Damit lange Rede, kurzer Sinn: absolut nicht mehr Zeitgemäß, bereits 1981 nicht.
Lang leben, die simplen, schlanken Systeme, die wahres Rollenspiel, das Erleben schöner Geschichten und das Darstellen reizvoller Charaktere fördern, für alle anderen gibt es Tabletops.
Auch glaube ich, daß 13Mann damit (und auch mit seinen anderen Dinosauriern im Programm) eine ziemliche Bauchlandung hinlegen werden; in 2 Jahren kräht kein Hahn mehr nach diesem Rsp Zombie.
Vielleicht gibt es dann den Verlag auch schon nicht mehr, kein Wunder bei dem Portfolio.