Autor Thema: Darstellung von Wahnsinn/ Geisteskrankheiten  (Gelesen 8032 mal)

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Offline Benjamin

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Re: Darstellung von Wahnsinn/ Geisteskrankheiten
« Antwort #50 am: 20.12.2009 | 16:58 »
Der Ansatz ist falsch? Dann sprichst du jedem Rollenspieler seine schauspielerische Ader ab, die für mich fundamental zum Rollenspiel gehört. (...) Aber in einem Punkt hast du recht: glaubhaft wird das Ganze nur durch intensive Fallstudien. Deshalb setzen sich die wirklich guten Schauspieler, die diese Stoffe ins Theater oder auf die Leinwand tragen möchten, sehr intensiv im Rahmen ihres Rollenstudiums mit den Persönlichkeitsstrukturen der darzustellenden Personengruppe auseinander.
Das meinte ich: "Wie stelle ich dar?" ist der falsche Ansatz, richtig ist: "Wie empfinde ich es?"
Und tschuldigt, sowas brauch ich fundamental nicht beim Rollozocken.
Weitermachen.
 ~;D

Offline Lord Verminaard

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Re: Darstellung von Wahnsinn/ Geisteskrankheiten
« Antwort #51 am: 20.12.2009 | 17:34 »
Sehe ich anders. Darstellung gehört auch dazu, eben für die anderen Mitspieler, das ist für mich ein wesentlicher Teil dessen, was mir Spaß am Rollenspiel macht. Die anderen bieten mir eine Show und ich denen.
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Offline Bad Horse

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Re: Darstellung von Wahnsinn/ Geisteskrankheiten
« Antwort #52 am: 20.12.2009 | 17:37 »
Geht mir genauso. Aber es ist mir lieber, wenn jemand von vorneherein sagt, dass er auf Darstellung, Emotionen und so einen Kram keinen Bock hat, als wie wenn sich so jemand für eine Horror-Runde anmeldet und dann von nix zu beeindrucken ist.  ;)
Zitat von: William Butler Yeats, The Second Coming
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Offline Benjamin

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Re: Darstellung von Wahnsinn/ Geisteskrankheiten
« Antwort #53 am: 20.12.2009 | 17:52 »
Unterscheidet ihr auch schön zwischen Theaterspielen und Beschreiben?

Offline Bad Horse

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Re: Darstellung von Wahnsinn/ Geisteskrankheiten
« Antwort #54 am: 20.12.2009 | 17:54 »
Inwiefern? Versteh deine Frage nicht ganz... willst du wirklich Infos oder nur ein bißchen ärgern?
Zitat von: William Butler Yeats, The Second Coming
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Metamind

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Re: Darstellung von Wahnsinn/ Geisteskrankheiten
« Antwort #55 am: 20.12.2009 | 18:05 »
Ich finde es in der Hinsicht leichter zu spielen, wenn man weiß, wo die Störung eigentlich herrührt. Wenn der Charakter einen Flugzeugabsturz überlebt hat, macht eine Phobie vor dem Fliegen Sinn. Wenn jemand gefoltert worden ist, sind Flashbacks in der richtigen Umgebung angebracht.

Sorry, aber das ist doch eine absolut klischeehafte Darstellung. Das kann sich so äußern - muss es aber nicht.

Allerdings sehe ich den Aspekt der Übertreibung und des klischeehaften Spiels als nicht kritisch an. Ohne das wäre das Rollenspiel doch oft ärmer und langweiliger. Und es ist das einzige was wir haben - die wenigsten von uns arbeiten in der Psychatrie.

Und Glaubwürdigkeit ist auch so eine Sache: Menschen sind so vielfältig - deswegen kann in meinen Augen niemand(!) bei einem Rollenspiel die Gestaltung und Darstellung eines Charakters anprangern. Nur weil man bestimmte Personen und bestimmtes Verhalten in seiner begrenzten Zeit noch nicht erlebt hat kann es sowas sehr wohl geben.

Gerade kommt mir ein Gedanke: sind nicht gerade Geistesgestörte und Wahnsinnige leichter zu spielen als der "normale" Durchschnittsbürger? Bei denen kann man sich ein bestimmtes Merkmal herausgreifen (nach ein bisschen Lektüre) und das ausreizen. Beim "Normalen" fehlt diese Möglichkeit.

« Letzte Änderung: 20.12.2009 | 18:08 von Metamind »

Offline Bad Horse

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Re: Darstellung von Wahnsinn/ Geisteskrankheiten
« Antwort #56 am: 20.12.2009 | 18:08 »
Sorry aber das ist doch eine absolut klischeehafte Darstellung. Das kann sich so äußern - muss es aber nicht.

Sagt ja auch keiner, dass es muss. Aber es hat beides in der jeweiligen Situation sehr gut gepasst und kam mir als Spieler nicht unbedingt sehr klischeehaft vor.
Zitat von: William Butler Yeats, The Second Coming
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Offline Teylen

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Re: Darstellung von Wahnsinn/ Geisteskrankheiten
« Antwort #57 am: 20.12.2009 | 18:22 »
Bei der Ursachen Forschung ergeben sich zwei Probleme.
Einerseits können Charaktere mitunter sehr 'spontan' an Geistesstörungen kommen. Das heißt am einen Tag bzw. Nacht waren sie noch im Rahmen der Spielwelt mehr oder weniger normal. Dann passiert *zack* ein falscher Würfelwurf, irgendein Magier oder sonst etwas eher unnatürliches und sie haben eine entsprechende Störung.

Andererseits entwickeln sich psychische Krankheiten im echten Leben nicht unbedingt aufgrund eines bestimmten Ereignisses. Es kann sein das man einfach die Verlangung, genetisch, psychisch oder so hat und dann damit Leben muss.
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Offline Bad Horse

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Re: Darstellung von Wahnsinn/ Geisteskrankheiten
« Antwort #58 am: 20.12.2009 | 18:27 »
Absolut richtig.

Aber es geht ja darum, eine Störung im Rollenspiel plausibel darzustellen, und da hilft es, einen Trigger zu wissen, der das psychotische Verhalten zu Tage bringt.
Zitat von: William Butler Yeats, The Second Coming
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Offline Benjamin

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Re: Darstellung von Wahnsinn/ Geisteskrankheiten
« Antwort #59 am: 20.12.2009 | 18:40 »
Ich will immer Infos.

Beschreiben: Ansagen, was der Borderliner tut.
Theaterspielen: Darstellen, wie der Borderliner sich verhält, samt Stimme und Körpersprache.

Ich mein, wie soll das gehen, wenn 99% der Borderliner im Alltag nicht an irgendwas erkannt werden können und das auch nicht wollen?
Wie stelle ich somatische Rücken- und Geschlechtsteilschmerzen dar, die durch verdeckte Depressionen verursacht werden?
Ein manischer Charakter mit psychotischen Wahnvorstellungen ist dann für die ganz harten Profis?
Super Spiel.

Offline Bad Horse

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Re: Darstellung von Wahnsinn/ Geisteskrankheiten
« Antwort #60 am: 20.12.2009 | 18:48 »
Das ist auch der Grund, warum das Ganze so häufig in klischeehafte Muster fällt - weil es eben so schwierig ist, die Krankheit angemessen darzustellen.

Ansonsten: Beides. Die Störung sollte sich natürlich irgendwo im Charakterspiel zeigen (sonst kann ich das auch lassen); andererseits spricht aber auch nichts gegen Beschreibungen (wie Vermi weiter oben schon ausgeführt hat).

Nehmen wir als Beispiel mal die oft und gern strapazierte Paranoia. Das äußert sich einerseits darin, dass der Charakter Leuten, die er nicht kennt, mißtraut. Das kann man mit Körpersprache darstellen: Verschränkte Arme, Distanz zum Gegenüber, verengte Augen, knappe Worte, eine gewisse Anspannung in der Haltung, vielleicht auch nervöse Ticks. Und natürlich mit Taten: Da wird dann schon mal die Pistole gezogen, obwohl die Situation völlig harmlos ist; der Charakter ist immer bis an die Zähne bewaffnet; er springt bei der kleinsten Provokation in Deckung usw.
Zitat von: William Butler Yeats, The Second Coming
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Offline Beral

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Re: Darstellung von Wahnsinn/ Geisteskrankheiten
« Antwort #61 am: 20.12.2009 | 18:54 »
Es gibt so eine verbreitete Regel unter Rollenspielern, dass man so was nicht darf, meiner Erfahrung nach ist diese aber oft unreflektiert und birgt keinen echten Mehrwert. Ich habe mit dem Audiokommentar sehr gute Erfahrungen gemacht, gerade weil er es ermöglichst, nuanciertere Charaktere zu spielen, ohne dass es untergeht.
Hm, interessante Technik. Die Abneigung dürfte sich darauf begründen, dass solche Audiokommentare das Spiel auf die Metaebene verlagern. Solche Informationen möchte ich als Spieler nicht erhalten, weil ich mir die Mühe ersparen will, dieses outgame-Wissen vom ingame-Wissen meines Charakters zu trennen. Ich liebe solche Kommentare nach dem Spiel, wenn sie für das Spiel selbst keine Relevanz mehr haben.
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Offline Teylen

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Re: Darstellung von Wahnsinn/ Geisteskrankheiten
« Antwort #62 am: 20.12.2009 | 18:57 »
Beschreiben: Ansagen, was der Borderliner tut.
Theaterspielen: Darstellen, wie der Borderliner sich verhält, samt Stimme und Körpersprache.
Da gibt es eine Grenze?
Das heißt so Charaktere führen doch Dialoge, und die spricht man doch in der ersten Person.
Wobei die Stimme net perfekt sein muss und die Körpersprache doch nur bei LARPs zum tragen kommt? Naja und da wo man halt beschreibt wie der Char da nun rumsteht.

Zitat
Ich mein, wie soll das gehen, wenn 99% der Borderliner im Alltag nicht an irgendwas erkannt werden können und das auch nicht wollen?
Woher nimmst du die Idee das man die "Borderliner" nicht bemerkt? Zumal gerade das eine Krankheit ist wo es das ganze persönliche Umfeld mehr als deutlich zu spüren bekommen. Das so etwas nicht erkannt wird ist doch eher bestenfalls der Wunschgedanke der Betroffenen oder des Umfeld.

Ansonsten ist es im Rollenspiel doch, denke ich zumindest, nicht allzu schwer es darzustellen wenn der Charakter vor einer Situation Angst hat. Auch eine Panikattacke sollte darstellbar sein.

Selbstverletztendes Verhalten äußert sich halt dadurch das sich der Charakter selbst verletzt. Was entweder den anderen auffällt, den Charakter einschränkt oder eben etwas ist womit er abgelenkt ist.

Es ist doch auch zu bemerken wenn der Charakter sich in Gesprächen dahingehend äußert das die anderen den Wunsch haben das sein aufgeblähtes Ego nebst ihm platzen möge (Narzismuss) wenn er sich nicht konzentrieren kann bzw. damit abgelenkt ist das 'sie' ihn beobachten (Paranoia) er Stimmungs mäßig schwankt was sich in entsprechenden Stituationen durch unpassendes Verhalten äußert (Manie) er bei Gefahr reagiert wie ein Igel im Scheinwerfer licht oder auf Autopilot schaltet, er einem entsprechenden Zwang nach geht (putzen) bzw. abgelenkt ist wenn es nicht funktioniert, er Probleme hat moralische Entscheidungen der anderen mit zutragen und so weiter und so fort..

Wichtiger nun als die Geistesstörung selbst sind da imho die Symptome respektive das er irgendwelche Symptome zeigt. Wie man das dann nennt ist noch dahingestellt. Oder ob es das überhaupt gibt (multiple Persönlichkeiten).
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Offline Kermit

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Re: Darstellung von Wahnsinn/ Geisteskrankheiten
« Antwort #63 am: 21.12.2009 | 10:11 »
Ich will immer Infos.

Beschreiben: Ansagen, was der Borderliner tut.
Theaterspielen: Darstellen, wie der Borderliner sich verhält, samt Stimme und Körpersprache.

Ich mein, wie soll das gehen, wenn 99% der Borderliner im Alltag nicht an irgendwas erkannt werden können und das auch nicht wollen?
Deshalb ist das, was dargestellt werden kann, eben oft sehr abweichend von realen Symptomen sondern geht eher in Richtung der populärkulturell akzeptierten Ausprägung des Phänomens. Hier spielen unsere Erfahrungen mit Film und Literatur eine große Rolle. Rollenspiel ist definitiv teil der Populärkultur und muss sich als solcher auch der Normen und Mittel derselben bedienen.
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Offline Lord Verminaard

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Re: Darstellung von Wahnsinn/ Geisteskrankheiten
« Antwort #64 am: 21.12.2009 | 10:31 »
Hm, interessante Technik. Die Abneigung dürfte sich darauf begründen, dass solche Audiokommentare das Spiel auf die Metaebene verlagern. Solche Informationen möchte ich als Spieler nicht erhalten, weil ich mir die Mühe ersparen will, dieses outgame-Wissen vom ingame-Wissen meines Charakters zu trennen. Ich liebe solche Kommentare nach dem Spiel, wenn sie für das Spiel selbst keine Relevanz mehr haben.

Ja, solche Kommentare höre ich sehr oft (um nicht zu sagen: immer), wenn ich diese Technik hier im Forum erwähne. Meiner Erfahrung nach fühlt es sich im Spiel dadurch überhaupt nicht meta an, und selbst eingefleischte Immersionisten fühlen sich dadurch überhaupt nicht gestört, im Gegenteil. Durch eine kurze Erläuterung versteht man ja ggf. viel besser, warum derjenige so handelt; meiner Erfahrung nach erhöht das eher eine „Suspension of Disbelief“, weil dem Spielgeschehen mehr Plausibilität und Komplexität hinzugefügt wird.

Gerade das mit der Relevanz ist doch so eine Sache: Dein Charakter kriegt doch von der Spielwelt viel mehr mit, als deine Mitspieler dir durch reine äußere Beschreibung vermitteln. Insofern weiß ich nicht, ob du wirklich angemessener reagierst ohne solche Erläuterungen, wo dir ggf. Dinge entgehen, die dein Charakter durchaus bemerken könnte. Jedenfalls aber kann ich als Spieler viel besser auf die Dinge eingehen, die meine Mitspieler interessieren, wenn ich klare Ansagen bekomme.

Es sind die Kleinigkeiten, an die man sich nach dem Spiel überhaupt nicht mehr erinnert, die einem im Spiel gar nicht auffallen, die durch so eine ad hoc-Erläuterung plötzlich Teil des gemeinsamen Vorstellungsraums werden. Ich persönlich finde so was sehr bereichernd, wenn es von anderen Spielern kommt, und auch für mich selbst toll, weil ich dadurch eben Nuancen verständlich machen kann, die ich sonst nicht verständlich machen könnte. Ich möchte beim Rollenspiel möglichst an allem teilhaben, was passiert, und nicht nur an dem, was mein Charakter mitkriegt. Ich finde es völlig unproblematisch, meinen Charakter trotzdem eigenmotiviert handeln zu lassen (wenn ich das denn möchte).

Aber ich will hier niemanden bekehren, nicht dass ein falscher Eindruck entsteht. Ich möchte nur erklären, wie ich spiele, und vielleicht dazu anregen, bestimmte Grundannahmen mal in Frage zu stellen.

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Genau so was meine ich, das kann ich über den Audiokommentar super lösen. Insofern verwende ich hier „Darstellen“ im weiteren Sinne, ein bisschen Laientheater gehört immer auch dazu, aber eben auch Beschreibung und Erläuterung.

Edit: ergänzt
« Letzte Änderung: 21.12.2009 | 10:38 von Lord Verminaard »
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Offline Crimson King

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Re: Darstellung von Wahnsinn/ Geisteskrankheiten
« Antwort #65 am: 21.12.2009 | 12:57 »
Ja, solche Kommentare höre ich sehr oft (um nicht zu sagen: immer), wenn ich diese Technik hier im Forum erwähne. Meiner Erfahrung nach fühlt es sich im Spiel dadurch überhaupt nicht meta an, und selbst eingefleischte Immersionisten fühlen sich dadurch überhaupt nicht gestört, im Gegenteil. Durch eine kurze Erläuterung versteht man ja ggf. viel besser, warum derjenige so handelt; meiner Erfahrung nach erhöht das eher eine „Suspension of Disbelief“, weil dem Spielgeschehen mehr Plausibilität und Komplexität hinzugefügt wird.

Sehe ich genauso. Ich halte es schon für sehr sinnvoll, andere an den Gedanken meines Charakteres teilhaben zu lassen.
Nichts Bessers weiß ich mir an Sonn- und Feiertagen
Als ein Gespräch von Krieg und Kriegsgeschrei,
Wenn hinten, weit, in der Türkei,
Die Völker aufeinander schlagen.
Man steht am Fenster, trinkt sein Gläschen aus
Und sieht den Fluß hinab die bunten Schiffe gleiten;
Dann kehrt man abends froh nach Haus,
Und segnet Fried und Friedenszeiten.

J.W. von Goethe

Offline Darkling ["beurlaubt"]

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Re: Darstellung von Wahnsinn/ Geisteskrankheiten
« Antwort #66 am: 21.12.2009 | 13:02 »
Wie wäre es ggf. mit einem eigenen Thema zum Audiokommentar...den ich selber übrigens auch hin und wieder mal benutze, bisher jedesmal ohne negatives Feedback? ;)
Der Weg zum Herzen eines Menschen führt durch den Brustkorb!

I`m just a soul whose intentions are good.
Oh Lord, please dont`let me be misunderstood!

ChristophDolge

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Re: Darstellung von Wahnsinn/ Geisteskrankheiten
« Antwort #67 am: 21.12.2009 | 16:45 »
Heyho, Sorry, dass ich den Thread so lange habe allein dümpeln lassen. Der Audiokommentar klingt interessant und wird definitiv bei der nächsten Runde ausprobiert. Ansonsten sind rotzloeffels Bedenken durchaus berechtigt - diese Gratwanderung, auf die er anspielt, liegt ja im Grunde dem ganzen Thread zugrunde. Und ich denke, da hat Vermi eine sinnvolle Technik erwähnt.

Zitat
Beschreiben: Ansagen, was der Borderliner tut.
Theaterspielen: Darstellen, wie der Borderliner sich verhält, samt Stimme und Körpersprache.

Diese Trennung mag zwar defintionsmäßig stimmig sein, wird aber vermutlich an kaum einem real existierenden Spieltisch anzutreffen sein.

Offline Sir Markfest

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Re: Darstellung von Wahnsinn/ Geisteskrankheiten
« Antwort #68 am: 21.12.2009 | 19:57 »
Für Cthulhu gubts ja den "Dementhophobia" Band oder so der Wahnsinn im Rollenspiel (zwar meist Cthulhu bezogen) zum Thema hat, vielleicht findet man da auch was.