Die Runde liegt mittlerweile schon ein paar Jahre her und ich war kurz geneigt, die kleine Anekdote in den entsprechenden Thread zu werfen, der im allgemeinen Forum angepinnt ist. Allerdings las ich kurz darauf das Sticky dieses Forums und dachte mir: recht hat der Mann! Also ab dafür:
[Vielleicht ein Beispiel für: So nicht!]
Der Grundstock unserer lange andauernden Vampire-Chronik geriet ins Schwanken. Der damalige SL wollte kein Esel mehr sein und ihm ging merkbar die Luft aus. Das wurde uns spätestens klar als er uns die ersten "wichtigen" NameEinfügen-NSCS um die Ohren klatschte. Gut, also rotieren wir doch. Da dies noch weit vor meiner ewig-Sl-Zeit lag ließ man einen Anderen ran, der eine - meines Erachtens recht gute und innovative Idee - hatte. Ich gehe davon aus, dass er sie nicht gepachtet hat, allerdings war sie für uns damals neu und kreativ:
Die Spielercharaktere wurden als Menschen erstellt, soweit so bekannt. Die Konzepte durften frei gewählt werden, das Setting siedelte sich irgendwo im amerikanischen Osten der Gegenwart an. Das Ziel war es, einige Zeit als Sterblicher zu spielen, die der SL nutzen wollte, um sich Notizen zu machen. Damit grenzte er die möglichen Clans ein, die uns "erwählen" würden und streute zu guter Letzt eine Prise Zufall hinzu, indem er beim Kuss zwischen den gegebenen Alternativen auswürfelte. Die Grundvoraussetzung für das grandiose Scheitern dieser Gruppe war zweifelsohne die Zusammensetzung und, ich muss es leider sagen, die Freundin des SL. (Anm. d. A.: ich bin zur Zeit in zwei Gruppen, die - bis auf mich - ausschließlich aus Frauen bestehen und kann nur sagen, dass ich weiß Gott froh darum bin.)
Gut, gut, erstmal zu unseren Konzepten (wenn ich sie noch richtig zusammenbekomme / Namen dürft ihr ohnehin nicht erwarten):
Der erste Spieler - der ehemalige eSeL- provozierte mit einem Konzept, das uns allen bereits im realen Leben übel aufstieß: der arrogante Gothic-Gigolo. Kalt, berechnend, asozial. Ein Arschloch, wie er im Buche steht und eine gute Partie für geschätzte zweiundfünfzig Clans. Ich fand die Idee nicht sehr originell, im Spiel stellte sich allerdings heraus, das er es gut rüberbrachte und das machte die ganze Sache wieder rund.
Der zweite Spieler war, glaube ich, ein Investmentbanker, der vor kurzem einen - gelinde gesagt - miesen Tag hinter sich hatte. Millionenunternehmen in den Sand gesetzt, Job verloren, gesoffen und Frau verprüfelt -> Scheidung. Perfekt.
Ich wusste schon ungefähr in welche Richtung ich wollte - irgendwo in die Malkavianer/Nosferatu-Ecke. Der Charakter war denkbar einfach: Vietnamveteran mit schizoider Paranoia (hey, eine Geistesstörung ist noch lange kein Garant dafür, wirklich einen Malkavianer spielen zu müssen. Ich finde diese Verknüpfung ohnehin manchmal ein bisschen voreilig.) der ohne Rente und ziemlich kaputt nun als bärtiger und versiffter Penner in den Straßen der Großstadt rumgurkt und die Vietcong gerne mal in jedem Schlitzauge sieht, dass ihm über dem Weg läuft.
Nun kam es zur Spielerin. Ihr Konzept war...sagen wir: nicht ganz so einfach. Ihr Charakter sollte ein junges Mädchen um die 12-14 Jahre sein. Taubstumm. Verkrüppelt und an Rollstuhl gebunden. Mit einer aggressiven Phobie vor Männern, eingeschlossen in eine psychatrische Klinik mit nur einem Bezug: ihrem Butler (männerhassend, anyone?). Hobbies: zum Park gefahren werden und autistische Bilder malen.
(dazu sei erwähnt das ihre Charaktere gerne einen Hang zur überkandidelten Ästhetik aufwiesen. Auch dieses Mädchen war - natürlich - wunderschön.)
Nun gut. Die Konzepte waren vorgestellt - die ersten Spielszenen begannen. Hindernis 1: alle anderen Spielercharaktere waren...*trommelwirbel* Männer. Whawhawhaaa.
Gut, wir versuchten es, allein dem SL und seiner innovativen Idee und unseren Konzepten zuliebe, trotzdem. Mehr oder weniger zufällig kreuzten sich unsere Wege, es ging seinen Lauf und in den ersten Interaktionen schien der SL schon ganz gute Vorstellungen zu haben, wo unsere Reise hingeht. Der Gigolo rangierte dabei zwischen Lasombra, Toreador und Ventrue bei ihm, der Investmentbanker wohl auf einer Skala von Ventrue bis Nosferatu und meiner pendelte sich ähnlich zwischen Nosferatu, Malkavianer und Caitiff ein. Bei dem äußerst unkomplizierten Mädchen rangierte die Skala zwischen Malkavianer, Nosferatu und Toreador, soweit ich mich erinnere. Natürlich teilte uns das der SL nicht mit und wohl gemerkt: wir hatten uns ohnehin noch nicht festgelegt, ob und wenn ja welche Sekte wir bespielen würden.
Alles klar - natürlich entwickelte das kleine Mädchen jetzt nicht direkt Sympathien für unsere Charaktere, aber ich glaube es wurde später so gedreht das der Investmentbanker mit ihr verwandt war oder Ähnliches. Nach gefühlten zwei Tagen und tatsächlich gespielten 4 oder 5 Stunden hatte der SL genug gesehen und begann zu würfeln. Hier endete das Spiel im Grunde auch schon.
Denn er würfelte für seine Freundin - Nosferatu.
Bäm.
Man sah es seiner Miene an, dass der Wurf ein unerwünschtes Ergebnis lieferte. Kurz nachgedacht. Was Anderes hingeschrieben - sollte uns ja recht sein. Der Gigolo wurde Toreador, der Investmentbanker Ventrue, mein Veteran Malkavianer und sie...Toreador.
Aber sie wollte doch auch Malkavianer sein! Menno.
Wir haben es noch ungefähr zwei Stunden, gefühlte vierzig, versucht. Sie war beleidigt, es half Nichts. Und ich muss wohl nicht erwähnen, wie sehr uns das in unserer Spielfreude gebremst hat. Das Ende vom Lied war ein Abend mit guten Ansätzen und einem katastrophalen Ende.
So nicht.
Und so auch nie wieder
Danke für die Aufmerksamkeit.