also wenn ich Romane lesen will les ich einen Roman, wenn ich ein Abenteuer leiten will, lese ich ein Kaufabenteuer.
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Mir ist es beim Abenteur wichtig, alles spielfertig zu haben.
Es geht hier doch darum, ob es Leute (in nicht unbeträchtlicher Menge) gibt, die tatsächlich die Abenteuer als "Literaturersatz" lesen und erst an zweiter Stelle über ein wirkliches Spielen nachdenken. Gut, für dich scheint das keine Frage zu sein: Du liest die Abenteuer, um sie zu spielen. Wie wichtig ist dir da der literarische Anspruch? Und liest du auch zusätzlich DSA-Romane?
Der Witz beim "Groschenromanansatz" für DSA wäre ja, die Vorteile beider Medien zu verbinden - es gibt eine Geschichte zum Nachlesen, im Anhang finden sich die wesentlichen Handlungsorte und NSC beschrieben und mit Werten ausgestattet, dazu die (aus Sicht des Autors) nötigen Angaben zum Leiten der Geschichte und Meisterinformationen. Gerne könnte man auch im "Roman" auf den Seiten Verweise in den Anhang platzieren (z.B. im Seitenrand oder unter dem Text oder auch durch Formatierungen im Text auf den Anhang hinweisen, z.B. weiß der Leser gleich, dass RONDRIAN VON HAKENSCHLAG im Anhang Werte haben wird, Viktor von Aschen aber nicht).
Hätte den Vorteil, dass der Anfänger-SL oder auch der Nacherzähler-SL gleich die Story zum Entlanghangeln haben - jeder, der Abenteuer eh nur zum Ausschlachten benutzt, findet die für ihn nötigen Infos schnell im hinteren Teil. Fände ich bei manchem "klassischen" Abenteuer oder reinen Metaplot-Nachrennereien deutlich ehrlicher.
Vielleicht weil Abenteuer, selbst wenn man sie nur liest und nicht spielt, eher den Eindruck vermitteln das man beteiligt ist bzw. beteiligt sein könnte und überhaupt eine eigene Beteiligung wohl eigentlich geplant wäre. Egal wie sehr sie Railroaden.
Wenn ich ein Abenteuer lese, habe ich die Möglichkeit meine eigenen Charaktere hinein zu projizieren. Das ist ja fast noch eine Stufe eskapistischer als mich in den Romancharakter hineinversetzen zu müssen.
Ich stelle mir auch andere Fragen. Vor allem: wie würden meine Charakter/Spieler reagieren?
Es ist für mich ein viel aktivere Lektüre, wo man im Gedanken abschweifen kann/soll/muss, ohne ganz woanders zu landen. Abenteuer sind weniger railroadig zu lesen als Romane.
"Roman" ist ja als Formulierung eh zu üppig für einen Groschenroman, das sind ja nur ein paar Seiten. Natürlich könnte man gleich sagen "5 Hefte sind ein Abenteuer", damit könnte man auch dem Materialhunger der Spieler entgegenkommen (5 Hefte mit jeweils abenteuerrelevantem Anhang ergeben ja schon eine schöne Menge Material).
Das Projizieren der eigenen Runde ist natürlich schon ein Ding, das berücksichtigt werden müsste. Aber habt ihr so etwas nicht auch bei normalen Geschichten? Wenn ich ein Buch lese, bei dem mich eine Stelle inspiriert, es vielleicht als Abenteuer zu verwursten, denke ich doch so etwas auch. Dafür brauch ich kein Abenteuerbuch, das mir an manchen Stellen sagt "Ihre Spieler könnten jetzt das und das tun" - kein Abenteuer kann sämtliche Eventualitäten voraussehen. Daher fände ich es ehrlicher, man verkauft das gleich als Szenariovorschlag (inklusive möglicher Handlung zum Nachlesen und Ideenliefern oder sogar Nachspielen) und hat ansonsten die Bausteine zu freien Verfügung.
Das ist natürlich nochmals eine andere Frage: wieviel des verkauften Materials landet ungelesen im Regal von Sammlern. Ich denke, das betrifft alle Rollenspiele und nicht nur DSA. Der DSA-Sammler ist im Gegensatz zum Multisystem-Sammler halt gewohnt, dass ein Großteil der Publikationen Abenteuer sind und will evtl. sein Regal deshalb damit füllen.
Richtig, das wäre auch interessant: Wie vielen "Spielern" dienen sie eigentlich überhaupt als Spielmaterial, wie vielen als Lektüre, wie vielen nur als Schrankmetermesser? Wobei da ja durchaus fließende Übergänge sein können: Ich kaufe es mir, weil ich es irgendwann mal leiten könnte (Schrankmeter), ich lese es, weil ich es evtl. mal leiten könnte (Literaturersatz), ich leite es tatsächlich (Abenteuer) (oder auch: ich kann es mir natürlich auch kaufen, weil ich es leiten will, sehe nach dem Lesen ein, dass es nur Literaturersatz war und stelle es dann unbespielt in den Schrank). Auch da wäre der Groschenroman ehrlicher: Ich muss es eh lesen, bevor ich es spielen kann - wenn es Mist ist, dann hab ich wenigstens eine mittelmäßige Geschichte gelesen, wenn es gut war, kann ich es gleich umsetzen.