Niniane:
Mal so ganz nebenbei (das soll hier den Thread nicht zu OT werden lassen):
Mittelalter sind die 1000 Jahre unserer Geschichte, die uns bis heute entscheidend geprägt haben. Mehr als die Antike. Umberto Eco hat mal schön aufgelistet, wie stark wir heute noch vom mittelalterlichen Denken geprägt sind, ohne dass es uns auch nur annähernd bewusst ist.
Ein Beispiel das immer noch vorherrschende apokalyptische Denken. Nicht nur bei fundamenatlistischen Endzeitsekten, nein, das ist immer noch Mainstream.
In den 80ern war es das herandräuende Endzeitalter des Waldsterbens und des sauren Regens, dann gibt es natürlich der weitgehend Konsens findende Gedanke "Dieses System wird zusammenbrechen, und dann wird alles den Bach runtergehen!" usw.
Historisch nicht irgendwie belegbare Hysterien finden immer wieder Zustimmung, dabei haben wir heute mit Krisen zu tun, die vor 80 Jahren noch politisches Alltagsgeschäft waren.
Das Mittelalter ist, so kurios das auch klingen mag, der Startpunkt der Aufklärung, und vieler unserer egalitären Ideen.
Unser heutiges handelssystem kommt daher, unsere immer noch vertretenen moralischen Grundregeln, unser Familienbild, die heute bestehenden Nationalbegriffe usw.
Und es in meinen Augen hochinteressant zu beobachten, wie alle diese Grundlagen, die wir heute für völlig natürlich halten, durch diveres Zufälle in dieser Zeit ausgebrütet werden.
Übrigens auch unser Schriftsystem, mit Satzzeichen, Abständen zwischen Wärtern und vielem mehr, was wir für sooo normal halten.
Gleichzeitig ist diese Zeit aber auch fremdartiger, als es die Antike in manchen Fällen für uns ist. Reisende Herrscherhöfe, Scholastik, Feudaldenken, Formen der Gestzgebung und vieles mehr sind teilweise so ganz anders, als wir gewohnt sind.
Ich kann dazu übrigens nur mal den besten Mittelalterroman von Eco empfehlen - nein, nicht Name der Rose (der spielt sehr viel mit Klischees), sondern Baudolino.
Damit ist es fast schon wieder Topic, den denn hab ich vor kurzem mal wieder gelesen.
Sashael:
Nee, dann findest du aber nicht die Antike selber interessanter, sondern: du findest Antikenklischees interessanter als Mittelalterklischees.
Hat aber mit den armen Epochen, denen der ganze Unsinn zugeschustert wird, nichts zu tun.