Einersetzs streng genommen immer noch Tim Harfords "How to Make the World Add Up", eine Empfehlung für Menschen, die gern etwas nüchterner/evidenzbasierter an die Welt herangehen würden (10 Regeln für den Umgang mit Zahlen und Statistiken), aber da fehlt eigentlich nur mehr das Nachwort. Wer Harfords Podcasts "More or Less" und besonders "Cautionary Tales" mag, der wird sich hierfür begeistern können (und einzelne Geschichten wiedererkennen). Er schreibt bis in die Fußnoten sehr schön und lebendig.
Vor allem aber hab ich dazwischen "Der Engel mit der Posaune" von Ernst Lothar eingeschoben, die Geschichte einer großbürgerlichen Wiener Familie vom Leben im Kaiserreich bis 1938 – wer Roths "Radetzkymarsch" mochte, dem sei das ans Herz gelegt. Mit viel Details und äußerst stimmungsvoll, die Ideenwelten und Marotten der einzelnen Figuren werden sehr anschaulich dargestellt (die Verknöcherung des Lebens unter Franz Josef, vor allem) und viel davon ist wohl von Lothars eigenen Erfahrungen geprägt (das Buch wurde 1946 erstmals auf Englisch veröffentlicht und das zweite Nachwort zur deutschen Ausgabe ist auch noch eine erschreckende Empfehlung.
Und jetzt bin ich mitten in "Die Bagage" von Monika Helfer, auch österreichische Geschichte, aber das ganz andere Ende des Landes, tiefste Vorarlberger Provinz und spannende, wie sie trotz der chronologischen Sprünge trotzdem eine runde Geschichte erzählt, in der man den Faden nicht verliert. Auch das sprachlich empfehlenswert - ich hab' beide auch ausgewählt/empfohlen bekommen, um für's Übersetzen wieder mehr schönes Deutsch zu lesen.