Der Letzte seiner Art - von Eschbach. Ja, ganz nett - hat mich 3 Tage lang im Zug bei der Stange gehalten. Laesst sich gut weglesen.
Und hier die Rezi dazu:
Die letzten drei Tage habe ich im Zug und unterwegs “Der Letzte seiner Art” von Eschbach gelesen. Ich glaube, das war eine Empfehlung eines meiner Mit-Phoenixen. Nach Krachern wie “Jesus-Video” und anderen hatte ich noch immer keinen Eschbach gelesen. Das hab ich dann jetzt nachgeholt - um wieder mehr auf Deutsch zu denken, und weil mir dieses Buch von ihm besonders ans Herz gelegt worden ist. Es geht schliesslich um Cyborgs, und ich habe eine leichte Cyborg-Faszination.
Ich war sehr unsicher, ob ich irgendwas darueber schreiben sollte - denn mir war klar, dass die Rezension nur halbwarm werden kann, und eigentlich will ich lieber ueber gute Buecher schreiben, oder Verisse von Dreck, der aber nicht von deutschen Autoren ist. Denn diese haben’s schwer genug auf dem deutschen Markt, ohne, dass ich ihnen dann noch in den Nacken schlage. Warum sollte ich Verrisse ueber Kollegen schreiben, die alle maechtiger und wichtiger sind als ich - und es mir so mit allen verscherzen?
Das hier ist aber kein Verriss. Der Letzte seiner Art ist ein nettes, sehr lesbares Buch. Hat Spass gemacht, der Spannungsbogen funktioniert, ich hab’s ziemlich am Stueck weggelesen. Gefallen hat mir, was fuer Auswirkungen die Operationen auf den Cyborg haben; er kann nicht normal essen, staendig geht etwas kaputt, und er hat zu seinen Superfaehigkeiten ein sehr ambivalentes Verhaeltnis - einerseits ist es schlicht extrem geil, wenn alle Systeme hochfahren, andererseits ist die Technik mittlerweile total veraltet und er wird auch nicht juenger. Eine traurige Gestalt, alles in allem.
Der Cyborg wird in die Enge gedraengt, ist kreuz-einsam, liest Seneca, und lebt in einem Kaff in Irland. Dieses Buch hat auf mich den Eindruck gemacht, dass es geschrieben wurde, um auf den amerikanischen Markt uebersetzt zu werden - der Cyborg ist Amerikaner, irischer Abstammung, und kein Bezug zu Deutschland zu erkennen. Man merkt, dass Eschbach sein Irland liebt - aber ist das nicht eine sehr deutsche Liebe? Als alter Amerikanist kam mir der gute Duane nicht wirklich amerikanisch vor … und fuer einen ehemaligen US Marine ist das ein weichgewaschener Liberaler. Irgendwie passte das nicht so richtig, wenn ich den Finger auch nicht ganz drauflegen kann.
Angenehm un-amerikanisch war das Ende. Eschbach spielt mit den Erwartungen des Lesers - am Ende ist die Selbstaufgabe des Cyborgs nur logische Konsequenz (man koennte sagen, Duane hat sich selbst anderen Maechten ausgeliefert, als er in die Armee eingetreten ist). Sollte das ein Film-Stoff werden, werden sie das Ende aendern, das ist klar.
Etwas gestoert hat mich die typische Klischee-Irin, mit der so “lebendigen Ausstrahlung, smaragdgruenen Augen, unbezahmbaren roten Haar, die immer ihren Willen kriegt”. Logisch gibt’s solche Irinnen, aber irgendwie sehen die in Buechern und Filmen immer gleich aus. Die erste waschechte Irin zumindest, die ich kennengelernt habe, war ein etwas zu gut genaehrter suesser kleiner Goth, mit schwarzen, glatten, kurzen Haaren.
Ansonsten sehr lesbar, mit hoeherer Ideen-Dichte als der durchschnittliche Stephen King, mit mehreren Passagen, die mir richtig gut gefallen haben. Mein neuer Lieblingsautor wird das nicht, aber ich weiss, dass ich mir weitere Eschbachs zulegen werde, wenn ich rasch am Flughafen oder Bahnhof irgendwas zu lesen brauche und kein Risiko eingehen will.