Nachdem es in "Katastrophales Ende einer Kampagne" angeklungen ist, will ich mal anfragen, wie ihr das handhabt:
Bekommen bei euch regelmäßig einzelne Spieler Informationen per Zettel, kurzem Gespräch vor der Tür oder auf ähnlichen Wegen, mit denen sie dann eigenverantwortlich weiter verfahren können/müssen?
Zu mir/meinen Erfahrungen:
Als Spieler ging mir das schon immer gegen den Strich und demzufolge mache ich es als SL auch überhaupt nicht.
Die absolute Mehrzahl meiner Spieler steht sich in der Beziehung auch selbst härter vor, als ich das als SL verlange(n würde).
So ist es z.B. schon öfter vorgekommen, dass SCs in Situationen unter Freundbeschuss geraten sind, wo eben nur der Spieler des Schützen, nicht aber der SC selbst, wusste, um wen es sich handelt.
Auch andere Fehlentscheidungen treffen viele meiner Spieler selbst wissentlich vor dem Hintergrund, dass dem SC (nicht aber dem Spieler) wesentliche Informationen für die objektiv richtige/bessere Entscheidung fehlen und die objektiv falsche Entscheidung für seinen Wissensstand die naheliegendste ist.
Ich unterstütze das insofern, dass ich besonders in Kämpfen "OOC-neutral" leite, d.h. meist versuche, ein wenig "Nebel des Krieges" einzubringen, indem ich z.B. einem Schützen des Deckungstrupps nicht beschreibe "SC XY verlässt das Gebäude" sondern "Eine Person verlässt das Gebäude; sie trägt diese und jene Kleidung und führt eine Langwaffe".
Hier hat es schon oft recht stimmungsvolle Situationen gegeben, so dass mittlerweile auch mal die Aussage fällt: "Nein, diesen und jenen SC setzen wir nicht als Deckungsschützen ein, der ist nicht abgeklärt genug und legt am Ende noch einen eigenen Mann um." - einfach, weil von dem SC bekannt ist, dass er sich in solchen Situationen eben nicht die Zeit nehmen wird, groß zwischen Freund und Feind zu unterscheiden...
Ich habe mal eine Con-Runde geleitet, in der von Anfang an klar war, dass es zwischen den SCs knallen wird.
Die sechs SCs waren in Zweiergruppen zusammen unterwegs; die Zweierteams kannten sich untereinander zu Beginn nicht. Es war aber jedem anhand des erhaltenen Auftrages mit der zugehörigen Situationsbeschreibung klar, dass nur eine der Gruppen ihr Ziel wird erfüllen können und dass die anderen dabei wahrscheinlich ins Gras beissen müssen.
Es hätte zwar eine Möglichkeit gegeben, dass die Gruppen durch eine übergeordnete externe Bedrohung zusammengezwungen werden; dazu kam es jedoch nicht.
Alle sechs Spieler wussten von Anfang an, wie der Hase läuft, und gerade deswegen war das Ganze so unterhaltsam, weil die Spieler gerade genug OOC-Wissen verwendeten, um ihre SCs nach und nach die Intentionen der anderen Gruppen erfahren zu lassen (indem sie z.B. unter mehreren Möglichkeiten, wen sie denn nun beschatten sollten, einen SC eines anderen Paares wählten anstatt einen NSC).
Hätte ich das mit strikter Informationstrennung zwischen den Paaren geleitet, hätten immer zwei Paare Leerlauf gehabt, SC-Kämpfe wären zur Farce geworden* und insgesamt hätte das Ganze wohl in einem totalen clusterfuck geendet, an dessen Ende niemand genau gewusst hätte, was da nun eigentlich genau abgegangen war.
*Es gab zum Beispiel aufgrund besonderer Umstände ein längeres Sprengfallenduell in einem Hotel, in dessen Verlauf zwei SCs aus verschiedenen Gruppen und ein NSC versucht haben, sich gegenseitig in die Luft zu jagen - das zog sich über einige "Durchgänge" hin, und endete schlussendlich mit der Explosion einer Sprengladung in der Küche und anschließender Flucht aller drei Bombenleger, weil ein Unbeteiligter eine Falle ausgelöst hatte.
Das war gerade durch den Modus "Spieler wissen alles, SCs nicht" ein Heidenspaß.
Anders herum haben wir es schon öfter gehabt, dass mehrere SCs verflucht waren und unterschiedliche Visionen bekamen.
Diese hat der SL in einem Nebenraum einzeln mit den Spielern gespielt, und JEDES MAL war das Erste, was der SC getan hat, die anderen SCs in Kenntnis zu setzen, was er gesehen hat - einfach deswegen, weil klar war, dass das Abenteuer anders kaum lösbar sein wird.
Trennung.
Ein letztes Beispiel:
Wir haben einen Spieler im Pool, der des Öfteren ziemliche Spitzbuben spielt.
Wenn die Situation aufkommt, dass einer dieser Charaktere die Verhandlungen mit einem Auftraggeber alleine durchführt, dann ist es ganz klar, dass der die Gruppe bescheißt, indem er den aufzuteilenden Betrag absenkt und den Überschuss für sich behält.
Das geschieht immer unter den Augen der anderen Spieler (nicht aber der SCs), und auch da gab es bisher noch nie Probleme.
Gerade bei solchem Kleinkram denke ich mir, dass es ein völlig unnötiger Aufwand ist, die Verhandlungen getrennt zu spielen. Da müsste man ja so gut wie alles einzeln abhandeln, weil es so viele Möglichkeiten gibt, die anderen SCs irgendwie zu übervorteilen oder im Unklaren über bestimmte Sachverhalte zu lassen...
Aber in der Beziehung sind meine Spieler eben recht pflegeleicht; vielleicht ist das die Ausnahme.