Diese Runde sucht nämlich nicht Charaktere, sie bietet Arbeitsplätze.
Das ist in einer auf Ermittlungen ausgelegten Runde genauso.
Viele Spielrunden geben eine GRUPPENSTRUKTUR über die FUNKTIONEN der Charaktere in der Gruppe vor.
Das D&D-Dungeon-Crawl-SWAT-Team.
Die Ermittler-Gruppe.
Die Crew eines Firefly-Transporters.
Die militärische Kampfeinheit (je nach Waffengattung).
Die Polizei-Truppe.
Die Inquisitoren-Gruppe weit, weit in der Zukunft.
Der Magier-Bund in seinem Frühling.
Die Rippers-Loge.
usw.
Hier wird die "Besetzung" auf zwei Ebenen vorgenommen.
Die Funktionale-Ebene (auf der sich die spielwerte-basierten Luschen disqualifizieren) ist die Ebene der Erfüllung der AUFGABENBEREICHE (Faceman, Sniper, Alchimist, Kommandeur, Combat-Medic, usw.). - Kann ein Charakter auf dieser Ebene die Rolle IN DER SPIELWELT, d.h. seine "gesellschaftliche Rolle", seine "Rolle im Arbeitsleben", usw. nicht erfüllen, dann ist er eine LUSCHE.
Diese Ebene ist ein MUSS, um ÜBERHAUPT die Kampagne oder One-Shot-Runde so spielen zu können, daß die Besetzung nach IN-GAME-Gesichtspunkten passt. Es geht hierbei um Stimmigkeit, Plausibilität, Setting- und Genre-Konventionen. Hier gibt es die stärksten Vorgaben, was ein Charakter, der diese In-Game-Rolle ausfüllen soll, können muß. (Ein Scharfschütze MUSS schießen können, ein Fighter-Pilot MUSS fliegen können, ein Kämpfer MUSS kämpfen können, usw.) - Ausreißer bei dieser Rollenbesetzung erschweren den anderen Charakteren in der Spielwelt klar zu kommen, ja sie können den anderen SPIELERN sogar das gesamte Spiel versauen.
Die Individualisierungs-Ebene (auf der sich trotz hoher spielwertebasierter Kompetenz die Luschen-SPIELER "outen") ist die Ebene, bei der es AM WENIGSTEN VORGABEN für irgendwelche Eigenschaften eines Charakters gibt. Hier wird also die IN-GAME festgelegte, funktionale Rolle (der "Beruf") durch dazu orthogonale FREI wählbare Charakterzüge INDIVIDUALISIERT.
Diese Ebene ist nicht so hart als MUSS festzumachen, da man bei Erfüllung der MUSS-Kriterien der Funktionalen-Ebene zunächst einmal durchaus mit den anderen Spielercharakteren mitspielen kann, ohne daß es im Spiel zu Ausfallserscheinungen kommt. - Jedoch ist die Charakterisierung, die Individualität des Charakters, der von den Möglichkeiten eine einzigartige Person in der Spielwelt darzustellen, keinen Gebrauch macht, ausgesprochen flach. Das spielt sich dann so, wie in einem Computerspiel oder einem Tabletop, weil das INDIVIDUELLE fehlt.
Der MISSBRAUCH der Individualisierungs-Ebene ist hingegen ausgesprochen leicht. Die Spielwerte sind ja nur der geringste Teil dessen, was einen Charakter ausmacht. - Anhand der Spielwerte kann man die MUSS-Kriterien-Erfüllung noch leicht verifizieren, aber die Individualisierungs-Eigenschaften sieht man (je nach Spielregelsystem) meist nicht (oder nicht alle entscheidenden), da sie IM SPIELER SELBST liegen.
So kann eben auch ein spielwerte-technisch "funktional" und kompetent WIRKENDER Charakter durch die SPIELER-Entscheidungen auf der Individualisierungs-Ebene als LUSCHE gespielt werden.
Mal verkürzt:
Funktionale Luschen = Spielwerte sind untauglich zum Ausfüllen der von der Spielwelt vorgegebenen Aufgaben, der Rolle innerhalb der Spielwelt.
Luschen-SPIELER = unabhängig von den Spielwerten untauglich, gruppenunverträglich, generell störend GESPIELTE Charaktere.
Funktionale Luschen liegen schnell mal bei System-Neulingen vor. - Diese wissen noch nicht genug von den Regelsystem-Besonderheiten, auf die man für einen überlebensfähigen und spieltauglichen Charakter achten muß. (Beispiel: Ein Deadlands-Charakter ohne Guts ist vorprogammierter Verlust jeglichen Spielspaßes, weil er vor JEDEM unnatürlichen Ereignis wegrennt und zum Nichtstun und Jammern verdammt ist. Einen solchen Charakter zu erschaffen, wäre ein FEHLER.)
Funktionale Luschen kann man schnell erkennen - eben anhand der Spielwerte - und kann sie auch schnell KORRIGIEREN. Man paßt die Spielwerte so an, daß ein Charakter herauskommt, der seine Rolle, seinen Beruf, seine Aufgaben in der Spielwelt WAHRNEHMEN kann. - Der Pilot kann wieder Fliegen, der Kämpfer kann Kämpfen, der Medic kann Heilen, der Magier kann Zaubern.
Eine Funktionale Lusche ist manchmal ein FEHLER, der eben leicht zu beheben ist, und manchmal ABSICHT. Und da kommt das Problem auf.
Ist es ABSICHT und zeigt sich der Spieler "beratungsresistent", dann hat man es mit einem Luschen-SPIELER zu tun. - Einem der einen "Kämpfer, der nicht kämpfen kann", einen "Medic, der nicht heilen kann", einen "Piloten, der nicht fliegen kann" spielen will.
Die Folge: Die WICHTIGE und zwangsläufig zu BESETZENDE ROLLE in der Spielwelt wird mit einem Charakter besetzt, der NIE UND NIMMER mit dieser Minderqualifikation an diesen Beruf in der Spielwelt gekommen wäre! - Damit ist das Desaster für alle anderen Spielercharaktere und damit für deren Spieler vorprogammiert.
Luschen-SPIELER kann man immer dann sofort erkennen, wenn sie auf funktionalen Luschen BEHARREN. Wenn sie aber einen funktional unauffälligen Charakter spielen wollen, aber in ihrer SPIELWEISE, diesen GESTÖRT HANDELN lassen, dann fällt so etwas eben erst mitten im Spiel auf.
Beispiel: In einer militärischen Kampagne, in einem durch und durch militärischen Setting, erschafft sich ein Spieler einen Heavy Weapons Experten als SC, der das "schwere Gerät" für die jeweilige Einheit einsetzen kann. Das Spiel beginnt, und der Spieler läßt seinen Charakter DURCHWEG UNGEHORSAM handeln, Befehle verweigern, und offensichtliches Desinteresse an jeglichem koordinierten Vorgehen demonstrieren. - Und das, wo als Vorgabe für die Charaktere gilt, ALLE SCs sind Mitglieder der best-diszipliniertesten ELITE-EINHEIT, die sich technisch, moralisch und kämpferisch als "The Best of the Best" in der Vorgeschichte JEDES Charakters qualifiziert haben.
Solch ein SPIELER, der sich nicht auf diese - vorab BEKANNTEN! - Vorgaben einlassen mochte, ist ein LUSCHEN-Spieler, auch wenn sein Charakter von den Spielwerten her durchaus kompetent HÄTTE SEIN KÖNNEN.
Fakt in der Spielwelt ist aber: der Charakter AGIERT INKOMPETENT, egal wie viel Kompetenz an Spielwerten auf dem Charakterbogen steht.
Das sind in meinen Augen AUCH Luschen-Charaktere. Und zwar solche, die erst von einem Luschen-SPIELER während des laufenden Spiels dazu gemacht werden.
Eine Funktionale Lusche ist auch schon VOR dem Spielen eine Lusche. Ein Charakter eines Luschen-Spielers KANN schon als funktionale Lusche starten, oder sich aber erst mitten im Spiel durch die Art, wie der Spieler ihn spielt, als Lusche erweisen.
BEIDES sind - aus der Sicht der Spielwelt und damit mit der Plausibilitätsbrille betrachtet - LUSCHEN-Charaktere.