Ja. Die Verfilmung von Jack Clayton, 1961. Ich war 13, und es lief nachts im TV. Das war definitiv zu früh für mich. Dieser Film und der "Weißen Hai" (habe ich im etwa gleichen Alter gesehen) hat sich mir tief eingeprägt.
Der erste Akt (ist nie ein Spoiler): England im eher frühen 19 Jahrhundert. Miss Giddens hat das Pfarrhaus ihrer Eltern noch nie verlassen, aber jetzt nimmt sie zum ersten Mal eine Stelle als Erzieherin zweier Waisengeschwister in einem äußerst prächtigen, aber sehr abgelegen Schloss an. Der Onkel der Kinder, der sie einstellt, ist Londoner durch und durch, und er stellt ihr die eine Bedingung, dass sie ihn nicht mit Erziehungsfragen behelligen soll, ja, sie soll eigentlich gar keinen Kontakt zu ihm aufnehmen. Sie soll die Erziehungsaufgabe in dem Schloss ganz allein stemmen.
Miss Giddens ist aufgeregt, freut sich auf die Kinder, und sie möchte keine Fehler machen. Wie werden die Kinder auf sie reagieren? Wird es ihr so weit abseits ihres Zuhauses gefallen? Erst ist sie überwältigt von der Pracht des Hauses, und auch die Kinder scheinen sehr nett zu sein. Doch dann...
Der deutsche Verleihtitel ist "Schloss des Schreckens". Es ist die Verfilmung einer Kurzgeschichte von Henry James, "The Turn of the Screw". Diese Kurzgeschichte hat viele Menschen inspiriert: Es gibt eine Oper von Benjamin Britten, der die Geschichte zugrunde liegt, und der Verfilmung von 1963 kann man getrost nachsagen, dass es eine Mutter aller Geisterfilme ist. Ich glaube, es gilt als allgemeine Einschätzung, dass der Film ein Meisterwerk ist. Sie wurde schon öfter neu verfilmt, und einige Filme wie
The Others, 2001 sind beinahe mehr als eine Hommage an das Original.
Die Geschichte ist ein Paradebeispiel dafür, was Horrorfilm - hier: Geisterfilm, also kein Splatter - auch über gesellschaftliche Zustände zu erzählen vermag - wie die aktuellen Filme von Jordan Peele. Geht es vordergründig um die selbstlose Errettung zweier Kinder
vor dem Zugriff zweier Geister, so ist die zweite Ebene um Glaube, Wahrnehmung und ((un)ausgelebte, auch übergriffige) Sexualität zugleich verdeckt und tief verwoben in die Geschichte.
Du findest im Netz viele Analysen und sogar eine Art "Making-Of" des Filmes.
Die Kameraarbeit ist wahnsinnig eindrücklich. Schwarz-weiß habe ich nie wieder so beeindruckend gesehen.
Eine Guckempfehlung.