Nachdem "Hercules" mit Dwayne Johnson vor zwei Jahren so vernichtende Kritiken kassiert hat und ich The Rock (zumindest in ernsthaften Rollen) noch nicht einmal sonderlich mag, war der Streifen praktisch von meiner Liste. Da mich gestern aber die Extended-Blu-Ray vom Wühltisch aus angelacht hat und ich heute ohnehin damit dran war, mein krankes Kind zu hüten, habe ich das Mittagsschläfchen vom Sohnemann genutzt und mir den Streifen angetan. Außerdem wollte ich wissen, was zum Deibel man an dieser Art Film "extenden" kann.
Kurz und schmerzlos: So schlecht fand ich den gar nicht. Gut, in den Feinheiten schwächelt die Inszenierung mehr als einmal, aber das sind eben solche Details, die diese Art Kino eigentlich gar nicht bräuchte, wenn man das Ganze im Geiste der in den 80ern ausgeklungenen Sandalenfilm-Welle betrachtet. Und in diesen Stilkreis fügt sich der Film nahtlos ein und ist auch vergleichbar unterhaltsam. Angesichts der Ausstattung der ollen Schinken von damals konnte ich sogar verzeihen, dass manche Requisiten aussahen, als wären sie nach Ende eines Reenactment Events nachts von der Festwiese aufgelesen worden. Den Twist im letzten Drittel kann man natürlich ebenfalls knicken - der war schon zu Anfang recht offensichtlich und der einzige Grund, warum er mich dann doch kurz überrascht hat war der, dass sie die Auflösung so lange herausgeschoben haben, dass ich schon dachte, ich hätte dem Film mit meinem Verdacht zu viel zugetraut und es gäbe doch keinen Twist mehr.
Ganz charmant fand ich den Ansatz, sich irgendwo zwischen entmystifizierten Sandalenfilmen und den Fantasy-Streifen um die Figur Herkules zu platzieren und Mythen / Legenden zum Teil der Handlung zu machen - und das auf gleich zwei Erzählebenen. Das dürfte allerdings mit der Grund sein, warum der Film schlecht ankam. Wer Fantasy erwartet hatte, bekam Pseudohistorisches und wer sich bereits mit auf so etwas eingestellt hatte, bekam immer noch viel zu viele Aktionen zu sehen, die einfach viel zu fantastisch waren. Oder anders betrachtet: Wer hohle Action der Marke "Doof, aber lustig" wollte, wurde durch zu viel (teils etwas unbeholfenen) Metaplot abgeschreckt und für die Klientel, die Metaplot mag, ist der Film ansonsten einfach zu doof. Während des Zuschauens konnte ich vor meinem geistigen Auge regelrecht sehen, wie eine Horde uneiniger Marketing-Hirnis das Konzept erst hoffnungslos überfrachtet und mit der Regie durch Brett "vorm Kopf" Rattner den Rest gegeben haben.
Aber wie auch immer, ich konnte den Film nüchtern ertragen und wurde sogar leidlich unterhalten. Keine Ahnung, wie ich dazu stehen würde, wenn ich für ein Kinoticket gelatzt hätte und meine Erwartungshaltung nicht bereits sehr niedrig angesetzt gewesen wäre, aber normalerweise schreibe ich eher besonders böse Verrisse, wenn eine niedrige Erwartung bestätigt wird. Hier war ich davon ausgehend eher ein verschwindend kleines Stückchen positiv überrascht.