Anlässlig des 3. Oktobers habe ich heute auf Amazon Prime den Film Freies Land gesehen. Dabei handelt es sich um einen Krimi-Thriller aus diesem Jahr von Christian Alvart, in dem 1992 in Mecklenburg-Vorpommern zwei Kommissare – ein westdeutscher und ein ostdeutscher – dem Verschwinden zweier jungen Frauen nachgehen.
Der Film ist ein Remake des spanischen Films „La isla mínima“ und geht damit – das muss ich einfach lobenswert erwähnen – sehr offen um, indem er dies direkt im Vorspann erwähnt.
Der Film fokussiert sich hauptsächlich auf die triste Atmosphäre des damaligen Ostdeutschlands und die mühsame Ermittlungsarbeit der beiden Kommissare. Das Bild des Ostens ist dabei auf überzeichnete Art und Weise düster. Die Überzeichnung war aus meiner Sicht jedoch dem Genre angemessen und noch nicht karikaturesk. Nicht nur im Kontext der Atmosphäre, sondern auch in einigen Nebensträngen des Films greift er die schwierige Nachwendephase in Ostdeutschland auf. Dabei geht er mir zum Beispiel in Sachen Treuhand und Stasi etwas zu plump vor, allerdings ist die Art der Darstellung konsistent zur oben genannten Atmosphäre. Die Themen bilden außerdem keine tragenden Säulen des Films. Sollte man sich also an der Behandlung des Themas durch den Film stören, macht einem das nicht den ganzen Filmen madig.
Der eigentliche Krimiplot ist solide, wenn auch nicht sonderlich innovativ. Es ist schwer bis unmöglich, beim Lösen des Falls mitzurätseln. Für wen dies den Reiz von Krimis ausmacht wird mit dem Film nicht glücklich werden. Wem hingegen eine bedrückende Atmosphäre und der Fokus auf kantige Ermittlercharaktere wichtiger ist, der kommt auf seine Kosten. Wermutstropfen beim Plot sind der klischeehafte Vorgesetzte, der schnelle Ermittlungsergebnisse sehen will, und einige kleinere Konfliktsituationen, die hektisch und leicht überdreht wirken.
Die Inszenierung ist gelungen und hebt sich durch seinen Fokus auf Atmosphäre statt auf Pseudorealismus angenehm vom deutschen Krimi-Mainstream ab. Lediglich in der Szene der Auflösung wirken die Bilder seltsam überbelichtet und daher schon traumartig, was aber nicht zum Test und zu den Epilogszenen passt.
Ich vergebe 3 von 5 Sternen, mit einer Tendenz nach oben.