Das ist wie beim Essen, man muß nichts essen was man nicht mag oder das gar Ekel in einem erweckt, um Essen zu verpeisen das die eigenen Gaumen erquickt.
Es ist sogar
haargenau wie beim Essen!
1. Ob mir etwas schmeckt oder nicht kann ich gar nicht wissen, wenn ich es nicht zumindest einmal probiert habe. Wenn ich etwas nicht probiere, weiß ich nicht, wie es mir zusagt. Ich kann mich dann höchstens auf oberflächliche Kriterien beziehen, wie etwa Konsistenz oder Farbe, die aber über das eigentliche Essen nichts aussagen.
2. Als jemand, der gerne und bewusst kocht, weiß ich: Die Zubereitungs- und Darreichungsform hat einen immensen Einfluss darauf, ob etwas schmeckt oder nicht. Ich kann rohe Tomaten nicht ausstehen... aber auf Tomatensauce kann ich unmöglich verzichten. Rosenkohl totzukochen ist ein Sakrileg... in Balsamico karamellisiert wird er superb. Und warum legt man sich die Salami eigentlich aufs Brot, wo sie doch direkt vom Stück geschnitten so viel besser schmeckt.
3. Ich muss hin und wieder meinen eigenen Geschmack überprüfen und, bei allem Risiko an etwas Unbefriedigendes zu geraten, mal was probieren, was ich eigentlich schon ausgeschlossen hatte (weil: siehe die Punkte 1 und 2). Als Kind habe ich zum Beispiel keinen Käse gemocht. Dann habe ich auf der Spielemesse in Essen gearbeitet und ein Freund hatte mich abends zur "French Party" von Chessex eingeladen. Da gab es nahezu ausschließlich Käse, Brot und Wein. Also habe ich mir Münster, Brie und Camembert zu Brot genehmigt... und lecko mio, das war lecker. Ich wurde zum Weichkäsefan. Obwohl eigentlich alles dagegen gesprochen hätte, dass ich es mag. Kein Kind isst gerne Spargel. Kein Teenager trinkt wirklich gerne Bier. Geschmäcker entwickeln sich, indem sie ständig neu herausgefordert werden.
Deswegen habe ich - obwohl ich das inzwischen hauptsächlich mangels Leuten, die mitkommen, eher nicht mehr mache - meine Sneak Preview-Phase so genossen. Mir haben vielleicht nur 2 von 5 Filmen wirklich gefallen. Aber unter denen, die mir gefallen haben, waren dann oft auch solche in die ich sonst nie reingegangen wäre.
- "Alles steht Kopf" etwa habe ich nach dem Trailer mit dem Gedanken abgetan "Pffff, nettes Kurzfilmgimmick, aber auf 90 Minuten ausgedehnt funktioniert das niemals"... und dann sah ich ihn in der Sneak und er wurde einer meiner liebsten Pixar-Filme.
- Den originalen "Saw" hätte ich schon weil ich eigentlich kein Gore mag nicht angesehen... aber ich habe ihn in der Sneak erlebt und so mitbekommen, wie ein Film ein ganzes Franchise, ja, ein ganzes Genre begründet. Und den ersten fand ich schon spannend und gut gemacht.
- "Killerman" war ein verfahrener Autounfall von einem Film... aber Mann, was habe ich gelacht, als der Filmbösewicht in bierernstem Ton von sich gibt, dass der Protagonist ja mit richtigem Namen "Frank Killerman" heißt... so völlig unironisch delivert... so schlecht, so geil!
Kann aber auch daran liegen, dass ich mich ganz anders auf einen Film einlasse, den ich im dunklen Kinosaal schaue. Eine gewisse Satisfaktion nehme ich immer mit, wenn ich im Kino war. Ist immer ein Ereignis.
Mir würde auch gar nicht einfallen, dass ein schlechter Film, den ich im Kino sehe, irgendwie meine grundsätzliche Freude am "ins Kino gehen" schmälern könnte. Dazu sehe ich viel zu gern Filme, auch neue Filme, von denen ich nicht schon vorher gelesen habe, was irgendwelche Leute im Internet davon halten. Zumal ich auch bei Leuten, die mir etwas empfehlen, nie absolut sicher sein kann. Ich meine, sogar geschmackskompatiblen Leute, deren Filmgeschmack ich hier außerordentlich schätze, schwärmen vom neuen "Dune". Ich habe ihn auch gesehen... und er war in Ordnung, aber ich breche für den jetzt nicht in Begeisterungsstürme aus.
Ich gehe normalerweise so vor: Ich sehe mir regelmäßig Trailer an oder stöbere in meinen Videotheken. Und wenn ein Trailer kickt, schaue ich mir den Film an... manchmal im Kino, manchmal auf DVD. Ich vermeide im Vorfeld Kritiken... ich möchte lieber im Nachhinein wissen, was Leute in diesem Film gesehen haben, denn dann kann ich mich auch wirklich damit auseinandersetzen, was ich gesehen habe.
Deswegen mag ich auch die Art und Weise, wie viele moderne Trailer geschnitten werden, nicht: Die Trailer sind inzwischen zu lang. Ob ich einen Film potenziell interessant finde oder nicht habe ich meist nach der Hälfte der Laufzeit des Trailers bereits entschieden.
Mir fehlt auch manchmal wirklich das Verständnis für unsere ungeheure "Freizeitoptimierung", bei der wir bloß niemals auch nur durchschnittliche Erfahrungen machen möchten. An allem stehen heutzutage Bewertungen dran, völlig unabhängig davon, ob diese Bewertungen überhaupt aussagekräftig sind. Ich sage nicht, dass man etwas, was einem nicht gefällt, nicht auch abbrechen kann. Aber man muss es zumindest mal angefangen haben, um klar sagen zu können, wie mies es ist. Und ja, sicher kann man auch Vorlieben und Abneigungen hegen... man muss sich nicht mit allem beschäftigen. Trotzdem suche ich bewusst nicht immer nach dem objektiv optimalsten für meinen Geschmack, sondern mehr nach dem, was irgendwas in mir auslöst.
Ich sehe keinen Wert in irgendwelchen Fancuts wenn ich mich mit Kinofilmen befassen mag.
Wobei der Hobbit jetzt auch einfach so eine Sache ist, wo für mich absehbar ist das ich ihn im allerbesten Fall "meh" finde, und den ich mir dann konsequenterweise nicht anschaute. Zumal der Vorgänger davon unbelastet bleibt.
Ja, siehste. Und wenn du einen der famosen Fancuts guckst, dann kriegst du vielleicht sogar einen Film, der nicht "meh" ist, sondern womöglich ganz gut. Und die kreative Konversation, in den diese Cuts mit dem Original treten, ist es allemal wert, sich die anzuschauen. Ein schlechter Film hat dafür gesorgt, dass eine schillernde Szene an anderen Kunstprodukten entsteht. Das ist ein Wert an sich.