Die lustigste Kritik, die ich gelesen habe, war, dass der Komet eine extrem schlechter Metapher für den Klimawandel sein, weil die Leute in dem Fall, dass die Katastrophe in 6 Monaten und nicht erst in Jahrzehnten aufträte, sich ja anders verhielten.
Haha. Als gäbe keine COVID-Leugner.
Was belegt, dass einige Kritiker weder den Film noch die realen Umstände, auf die der Film hinhämmern will, verstanden haben. Für sich als Film oder auch allein als Satire betrachtet, ist "Don't look up" aber tatsächlich nicht wirklich gut. Die Figuren wirken hoffnungslos überzeichnet, lassen Tiefe vermissen, die Schauspieler chargieren und die Gags zünden meist nicht. Allerdings muss so ein Film zwangsläufig als Satire scheitern, weil die Realität wie gesagt um einiges absurder erscheint als es ein Drehbuchautor sich ausdenken könnte.
Oder wer hätte vor zehn Jahren gedacht, dass eine Bewegung wie Qanon die Massen mobilisieren kann? Eine Bewegung, deren Anhänger davon überzeugt sind, dass die Eliten Kinder essen, um jung zu bleiben. Oder welcher Schreiber wäre auf die irrwitzige Idee gekommen, einen Präsidenten zu ersinnen, der ernsthaft das Spritzen von Desinfektionsmitteln gegen ein Virus erwägen würde?
Oder lokal auf Deutschland bezogen, hätte jemand gedacht, dass ein ein eigentlich erfolgreicher Sänger und einstiger Superstar sich hinsetzt und heulend vor der Kamera über Atlantis schwadroniert? Hätte man vor Jahren gedacht, dass die Leute ernsthaft auf die Strasse gehen, weil sie unter anderem an eine Weltverschwörung glauben? Eine Weltverschwörung, in der Reptiloide und Bill Gates den Umsturz aller Systeme planen. Nahezu jeder Autor, der so ein Szenario noch vor wenigen Jahren erdacht hätte, wäre nicht mal in die Nähe einer Filmproduktion gekommen, Satire hin oder her...
Selbst solche Typen wie Mark Zuckerberg oder Elon Musk kann sich ein Satiriker doch nicht besser ausdenken. Insofern ist die Figur von "Isherwell" in "Don't look up" noch nicht mal mehr eine Karikatur, sondern viel eher die gelungene Darstellung der Essenz dieser Personen. Insbesondere Zuckerberg erscheint mir da gut getroffen. Wenn bei Facebook willentlich Dikatoren, Menschenhändler und Drogenkartelle unterstützt oder zumindest geduldet werden, um Profite zu generieren, wirkt ein "Isherwell" fast noch harmlos. Da erscheint mir sogar das Riskieren des Untergangs der Menschheit zugunsten einfachen Profitdenkens als sehr realitätsnah.
Vor diesem Hintergrund kann kein Film, keine Satire gelingen. "Don't look up" muss unweigerlich scheitern, weil die Realität die Satire um Längen schlägt.
Nein, McKays "Don't look up" ist deshalb kein wirklich guter Film geworden. Aber er ist ein wichtiger Film. Vielleicht der wichtigste Film der letzten Jahre...