@ghoul: Kein Problem
@KWÜTEG:
Auch da versagt Scotts Napoleon halt. Und mal ehrlich: wieso soll das eigentlich ein Widerspruch sein? Der Untergang war historisch akkurat, und man kann da auch nicht behaupten, die Darstellung durch Bruno Ganz wäre nicht stringent und vernünftig gewesen.
Es ist ja kein Widerspruch. Selbstverständlich kann das alles historisch akkurat sein. Aber sowohl Napoleon als auch die letzten Tage des 3. Reichs sind doch Neuzeit und dementsprechend gut dokumentiert, wie Du selbst sagst. Also ist es da einfacher möglich. Dennoch wäre das für mich eine geringere Priorität als eine vernünftige Charakterdarstellung. Wenn man beides haben kann, super. Wenn nicht, dann lieber letzteres
Und was das Dauerargument "Immerhin sind es Unterhaltungsfilme, keine Dokus..." angeht - ja, es wäre schön, wenn es tatsächlich einfach so wäre.
Aaaaber:
Geht mal davon aus, dass 70% der Leute, die diese Filme sehen, das eben NICHT rein als Unterhaltung sehen. Sondern sich hinterher sagen "So war das!"
Oh, ich finde durchaus, dass es so einfach ist. Das Argument verliert ja nicht unbedingt an Wert, nur weil die Medienkompetenz von 70% der Zuschauer mit dem Worte "ungenügend" noch euphorisch beschrieben wäre.
Oder anders: Viele Leute nutzen sowieso nur WD40 und Panzertape, um ihr Weltbild zu zementieren. Egal, ob das Unterhaltungskino, Dokus, Zeitungsartikel, Youtube-Schwurbel-Videos oder blaubraune Kackscheiße von Telegram ist.
Selbst, wenn ein Film dann historisch akkurat ist (was ich immer befürworte!), ändert das nicht unbedingt etwas daran, dass die Leute sich dann nur die ihnen genehmen Dinge entnehmen.
Aber vielleicht ist das nur meine vom linksgrün-intellektuellen Bildungsbürgertum geprägte Brille, dass ich grundsätzlich versuche, erstmal alles, was präsentiert wird, als unbelegt zu nehmen. Egal, woher und was für ein Medium.
("Versuche" ist das Wort. Leider gelingt es mir auch nicht so oft, wie ich das gerne hätte.)
Und genau so ist es mit jedem "Historienfilm", der brutal die bekannten Fakten verbiegt, ohne dass da unbedingt ne ideologische Absicht dahinter steckt. Aber es kommt bei vielen Leuten eben nicht als "Ach, das ist lustiges Unterhaltungskino" an, sondern als Abbild der realen Welt, wie sie einst war. Und die Leute ziehen dann daraus krude Schlussfolgerungen.
Daher sorry, Verteidiger des reinen Unterhaltungskinos: Auch in Zukunft werden Historiker bei Vergewaltigungen überlieferter Geschichte auf der Leinwand das mäkelig anmerken. Den Spaß lassen wir uns doch nicht nehmen!
Glaub mir, ich kenne Deine Position mehr als gut. Als Softwareentwickler mit Schwerpunkten in der IT-Sicherheit ist es für mich auch oft grausam, was die Leute sich für Dinge zurechtlegen. Da ist das klassische "Hackerfoto" in den Medien (der Typ mit Hoodie, Skimaske und Handschuhen, der vorm Laptop hockt) noch das harmloseste Ding
Der Spaß beim mäkeligen Anmerken ist auch was, was ich mir nicht nehmen lasse
Aber manchmal ist es einfacher, es zu ertragen, wenn der Rest stimmt. Solange eine Geschichte spannend und gut erzählt ist, kann ich auch gezeigte Fortschrittsbalken beim Hacking akzeptieren (das wäre dann wohl sowas wie die spätrömische Dekadenz bei Dir
)