Autor Thema: Kann Rollenspiel wirklich keine Kunst sein?  (Gelesen 21843 mal)

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Offline Grey Ice

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Re: Kann Rollenspiel wirklich keine Kunst sein?
« Antwort #75 am: 22.01.2010 | 11:13 »
Eine der imho besten Erklärungen für Fantasy-LARP an Leute, die das sehen, aber damit nichts anfangen können, war "Improvisationstheater im mittelalterlichen Umfelt mit Märchenelementen". Ich denke schon, das unter dieser Beschreibung sich viele Leute was vorstellen können.

Dennoch kenne ich keinen Larper, der seine Tätigkeit im Spiel als Kunst bezeichnet hätte - und jemand, der das macht würde in meinen Augen definitiv arrogant rüberkommen. Das heißt nicht, das das, was manche Leute dort an Show abliefern, in meinen Augen nicht schon "Kunst" wäre. Ich glaube sogar, das einige der Larper, die ich getroffen habe, bessere Schauspieler sind wie so mancher, den ich im Fernsehen sehen durfte. Eine Meinung, die ein paar meiner Bekannten teilen, obwohl sie einen besseren Filmgeschmack wie ich haben. Für mich ist es nunmal so:
Zitat von: Boba Fett
Kunst liegt im Auge des Betrachters
In meinen Augen ist es mit P&P-Runden genauso: Ein SL bzw. eine Runde, die z.B. ein hohes Niveau an Immersion erreicht, würde ich schon als "Kunst" bzw. "Künstler" ansehen, einfach weil sie bei ihrer Tätigkeit ein Maß und eine Art an Emotionen hervorrufen, die so manch einem "Handwerker" unter den SL's verwehrt bleibt. Das heißt nicht, das ich ihn auf eine Stufe mit anderen, "echten" Künstlern wie Zeichnern, Musikern o.ä.  stelle. Ich glaube auch nicht, das jemand mit dem Ansatz in der Runde mitspielt, "Kunst" zu schaffen, und sollte der SL dieser Runde sich tatsächlich irgendwo als "Künstler" bezeichnen würde ich es definitiv als anmaßend bezeichnen. Genauso wie es anmaßend ist, Super Mario World auf SNES als RPG zu bezeichnen. Und btw., auch die Verhüllung des Reichstages sah ich nicht als Kunst, sondern höchstens als sinnfreie Verschwendung von Ressourcen - denke nicht, das ich damit alleine stehe. Kunst liegt halt im Auge des Betrachters.

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Re: Kann Rollenspiel wirklich keine Kunst sein?
« Antwort #76 am: 22.01.2010 | 11:14 »
Was genau hat dieser Einwurf mit meinem Gegenbeispiel zu tun? Ich verstehe dich da gerade nicht, sorry *ernstmein*
Sorry. Das war meine Antwort auf Dein Gegenbeispiel gegen Wolfs Posting.
Ich wollte eigentlich nur sagen, dass auch Du ja nicht alles Bleibende automatisch als Kunst ansiehst, sondern Kunst etwas Bleibendes sein muss. Ergo passen Deine Gegenbeispiele nicht.
« Letzte Änderung: 22.01.2010 | 11:16 von 6 »
Ich bin viel lieber suess als ich kein Esel sein will...
~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~
Nicht Sieg sollte der Zweck der Diskussion sein, sondern
Gewinn.

Joseph Joubert (1754 - 1824), französischer Moralist

Offline Yerho

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Re: Kann Rollenspiel wirklich keine Kunst sein?
« Antwort #77 am: 22.01.2010 | 11:16 »
Genau. Kunst kommt von Können und nicht von künstlich.

Aber "künstlich" kommt wiederum von "Kunst".

Kunst ist nämlich, auch wenn das in elitären Kreisen gerne ignoriert wird, auch das Beherrschen eines Handwerks, ohne dass dieses einen von der Masse abheben würde. Also ist im Prinzip jeder Rollenspieler, der sein "Handwerk" beherrscht, auch ein Künstler.

Die Frage müsste also eher lauten, ob man im Bereich Rollenspiel ein herausragender Künstler werden kann.
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Offline Kardinal

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Re: Kann Rollenspiel wirklich keine Kunst sein?
« Antwort #78 am: 22.01.2010 | 11:30 »
Ich habe viele Jahre darüber nachgedacht was Schlumpf ist, weil ich selbst schlumpferisch tätig war und inzwischen wieder bin. Letztenendes bin ich darauf gekommen, dass alles Schlumpf ist, was ein Schlumpfer als Schlumpf definiert.
Wenn jemand etwas tut mit der Prämisse schlumpferisch tätig zu sein, dann wird das was er tut augenblcklich zu Schlumpf.

Ob das dann später jemand gut findet, steht auf einem anderen Blatt. Schlumpf muss nicht verstanden werden. Sie ist ein persönlicher Ausdruck unter dem Aspekt des Schlumpf schaffens.

Viele verbinden mit dem Begriff Schlumpf etwas, das von irgend einer Qualität sein muss, aber das ist ein überholter Ansatz, der heute nicht mehr gilt. Schlumpf muss keine Kriterien der Nützlichkeit irgendwelcher Art erfüllen (eingepackter Reichstag). Sie muss nicht mal gefallen oder ästhetisch sein (Joseph Beuys Gesamtschlumpfwerk). Sie muss nicht von Dauer sein (Performance).

Und das sind die Statements, die ich immer wieder höre, wenn auf der ART in Karlsruhe Familientag ist und die Bauern vom Lande angepilgert kommen um mal ein bisschen internationale Schlumpfszene zu schnuppern: "Das verstehe ich nicht, das gefällt mir nicht und das ist ja zu gar nichts nütze. Deshalb ist das kein Schlumpf."
Ich würde sagen: Setzen, sechs. Nichts kapiert!
Zitat wurde verschlumpft.

Wenn alles nach Belieben Schlumpf ist oder auch nicht, dann ist nichts mehr Schlumpf.
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Offline Edwin

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Re: Kann Rollenspiel wirklich keine Kunst sein?
« Antwort #79 am: 22.01.2010 | 12:16 »

Dass sämtliche Dinge als schl...äh Kunst bezeichnet werden können, wäre dann kritisch, wenn es Dinge gäbe, die nicht Kunst sein können.
Die GAB es wohl, aber das ist lang vorbei.

Da es seit einigen Jahrzehnten sowas nicht mehr gibt, ist das nicht schlimm.

Alles ist auch alles, ohne dass dies Allem auch nur im geringsten in seiner allesheit schaden (in dem Sinn, dass es nicht mehr alles ist), würde.
Guten Tag! Ja, ich bin ein sprechendes Pferd mit einer Kerze auf dem Kopf, aber kommunizieren Sie doch bitte mit mir so unbefangen wie mit bipedalen vernunftsbegabten Lebewesen auch!

Offline Haukrinn

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Re: Kann Rollenspiel wirklich keine Kunst sein?
« Antwort #80 am: 22.01.2010 | 12:22 »
Seit bloß vorsichtig sonst wird dieser Thread auch noch zu Kunst.  ;)
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Offline Hróđvitnir (Carcharoths Ausbilder)

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Re: Kann Rollenspiel wirklich keine Kunst sein?
« Antwort #81 am: 22.01.2010 | 12:33 »
Genau. Kunst kommt von Können und nicht von künstlich.

Der Zusammenhang existiert nur in Deutschland, und das auch nur, weil jemand zu blöde war, Ars richtig zu übersetzen.
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Zitat von: korknadel
Rollenspiele sollen bei Dir im besten Fall eine gewisse Schwermut, Resignation und Melancholie hervorrufen.

Zitat von: Dolge
Auf Diskussionen, was im Rollenspiel realistisch ist und was nicht, sollte man sich nie unter gar keinen Umständen absolut gar überhaupt vollständig nicht einlassen.

Online Nachtfrost

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Re: Kann Rollenspiel wirklich keine Kunst sein?
« Antwort #82 am: 22.01.2010 | 12:38 »
... und das auch nur, weil jemand zu blöde war, Ars richtig zu übersetzen.

Dazu verweise ich auf folgenden Thread : http://tanelorn.net/index.php/topic,46487

 ~;D
Ich kann die Gedanken hinter den Regeln ja durchaus verstehen. Dämonen sollen schliesslich schreckliche und furchteinflößende Wesen sein. Daher müssen auch die entsprechenden Regeln grauenvoll sein.

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Samael

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Re: Kann Rollenspiel wirklich keine Kunst sein?
« Antwort #83 am: 22.01.2010 | 12:38 »
Das halte ich für Blödsinn. Richtig, unser "Kunst" fasst möglicherweise mehr als "Art" oder "ars". Trotzdem beinhaltet es jede Bedeutung dieser Worte AUCH. Also war es völlig in Ordnung "Kunst" beizubehalten und nicht durch einen Lehnbegriff zu ersetzen.

Offline Hróđvitnir (Carcharoths Ausbilder)

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Re: Kann Rollenspiel wirklich keine Kunst sein?
« Antwort #84 am: 22.01.2010 | 12:44 »
Wir haben aber gar nichts "beibehalten". Wir haben mit dieser Fehlübersetzung in unsere Sprache ein Konzept eingeführt, das zu so Geblubber wie "Kunst kommt von Können" führt, das es in keiner anderen Sprache gibt. Diese Fehlübersetzung ist die Grundlage einer spezifisch deutschen Diskussion. Such mal vergleichbare DIskussionen in irgendeiner Sprache, die Du lesen kannst und Du wirst feststellen, daß die anders laufen, weil das Konzept "Kunst" sprachhistorisch eine    v o l l k o m m e n    andere Wertung genommen hat als Ars, Art etc.

Man könnte sagen, in diesem Strang tümelt es deutsch spätestens seitdem der Dolge diese Phrase in den Raum gepfeffert hat. Spätestens hier weiß ich übrigens, daß die Diskussion vor die Wand gefahren wurde.

Such einfach selber mal zu den Begriffen "Kunst" und "Etymologie".

EDIT/ Aus meiner Studienzeit ein Prof im Zusammenhang: "Die Kunstkonzepte der breiten Bevölkerung basieren auf dem Konzept des Könnens und ignorieren das Konzept der Schöpfung. Wer "Kunst" sagt meint in diesem Lande oft "Kunsthandwerk". Ich denke in Deutschland haben Hummel-Figuren deutlich mehr Freunde als Duchamps." (Paraphrase, ist 'ne Weile her).

EDIT 2/ Vom selben Mann, den ich sehr vermisse, auch die positive Definition: Kunst ist, wenn man drüber reden kann.

EDIT 3/ Die Erinnerungen kommen wieder: "Kunst kann nur Rücken an Rücken mit Kitsch begreiflich werden."
« Letzte Änderung: 22.01.2010 | 12:53 von Tearmaster »
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Zitat von: korknadel
Rollenspiele sollen bei Dir im besten Fall eine gewisse Schwermut, Resignation und Melancholie hervorrufen.

Zitat von: Dolge
Auf Diskussionen, was im Rollenspiel realistisch ist und was nicht, sollte man sich nie unter gar keinen Umständen absolut gar überhaupt vollständig nicht einlassen.

Samael

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Re: Kann Rollenspiel wirklich keine Kunst sein?
« Antwort #85 am: 22.01.2010 | 12:50 »
Wir haben aber gar nichts "beibehalten".

Doch. Das Wort "Kunst" und seine Wurzeln gab es jawohl, bevor die germanischen Stämme mit Latein in Kontakt kamen.

ChristophDolge

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Re: Kann Rollenspiel wirklich keine Kunst sein?
« Antwort #86 am: 22.01.2010 | 12:54 »
Zitat
Man könnte sagen, in diesem Strang tümelt es deutsch spätestens seitdem der Dolge diese Phrase in den Raum gepfeffert hat. Spätestens hier weiß ich übrigens, daß die Diskussion vor die Wand gefahren wurde.

Denkst du? Ich sehe es nämlich wie Yerho. Das "Können" bedeutet hierbei nicht, dass der Künstler herausragen muss, sondern vor allem sein Handwerk beherrschen soll. Künstlich ist der gesamte Elitegedanke, der dahinter steckt: Der Künstler muss sich vom Rest durch besondere Genialität/Intension o.ä. abheben. Meiner Meinung nach muss man nicht Kunst "machen wollen", um Kunst zu schaffen - das endet eher im Berecht "künstlich", sondern man muss einfach nur bestimmte Techniken/Handwerkszeug beherrschen. Alles andere, was darüber hinaus geht (Künstlergenie, Wille zum Kunstschaffen etc.) ist eher die Frage: "Hohe Kunst" oder "einfach nur so Kunst".

Zitat
Such mal vergleichbare DIskussionen in irgendeiner Sprache, die Du lesen kannst und Du wirst feststellen, daß die anders laufen, weil das Konzept "Kunst" sprachhistorisch eine    v o l l k o m m e n    andere Wertung genommen hat als Ars, Art etc.

Die Deutschen haben ihrereseits natürlich mit eigenen herausragenden Künstlern und einer ganz eigenen Kunstphilosophie ein teilweise anderes Grundverständnis von Kunst gehabt als andere Nationen. Das Problem liegt nicht nur in der Etymologie des Kunstbegriffes, das ist zu kurz gegriffen.

Online Nachtfrost

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Re: Kann Rollenspiel wirklich keine Kunst sein?
« Antwort #87 am: 22.01.2010 | 12:54 »
Doch. Das Wort "Kunst" und seine Wurzeln gab es jawohl, bevor die germanischen Stämme mit Latein in Kontakt kamen.

Dazu zitiere ich mal Wikipedia:
Zitat
Kunst ist ein deutsches Wort. Bereits im Althochdeutschen lautete es kunst (Plural kunsti), im Mittelhochdeutschen kunst Pl. künste. Ursprünglich ist kunst ein Substantivabstraktum zum Verbum können mit der Bedeutung "das, was man beherrscht; Kenntnis, Wissen, Lehre, Meisterschaft". Die Redewendung „Kunst kommt von Können“ ist also etymologisch, dem Wortursprung nach, richtig.

Die heutige Bedeutung des Wortes hat sich dadurch entwickelt, dass zusätzlich der lateinische Begriff ars mit "Kunst" ins Deutsche übersetzt wurde (Lehnbedeutung). Besonders seit der Neuzeit wird der Begriff zunehmend mehrdeutig, weil neben alte Verwendungen des Wortes (im Sinne von „Lehre, Wissen“) neue treten (im Sinne des Plurals Künste als „Kunstgattung“, etwa „autonome Künste“, „schöne Künste“).

Edit: Im Übrigen stimme ich zu, dass diese Diskussion gegen die Wand gefahren ist. Den Definitions-Tod gestorben...
« Letzte Änderung: 22.01.2010 | 12:58 von Nachtfrost »
Ich kann die Gedanken hinter den Regeln ja durchaus verstehen. Dämonen sollen schliesslich schreckliche und furchteinflößende Wesen sein. Daher müssen auch die entsprechenden Regeln grauenvoll sein.

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Samael

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Re: Kann Rollenspiel wirklich keine Kunst sein?
« Antwort #88 am: 22.01.2010 | 12:55 »
Der Wikipedia Artikel zu "Kunst" ist übrigens nicht schlecht.

EDIT:
Aber "ars" bedeutet eben auch nicht nur "Schöne Künste". Sondern: Handwerk, Geschicklichkeit, Kunst. Also: Keine Fehlübersetzung. Der zitierte Prof hat Mist erzählt, wenn er das behauptet hat.

Was sein mag ist, dass im englischen ART eher nicht für "Handwerk" benutzt wird. Das ist dann aber Sache der englischsprachigen Welt.
« Letzte Änderung: 22.01.2010 | 12:58 von Samael »

Offline Hróđvitnir (Carcharoths Ausbilder)

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Re: Kann Rollenspiel wirklich keine Kunst sein?
« Antwort #89 am: 22.01.2010 | 13:03 »
@Dolge

Richtig. Spezifisch Deutsch. Da sind wir dann, o Handwerk über alles, beim röhrenden Hirschen, den ich nicht verurteile, nicht abwerte. ABER ich verweise in diesem Rahmen nochmals auf den zweiten, spezifisch-deutschen Teil der "Kunstdebatte", den ebenso   e i n m a l i g e n    Begriff "Kitsch", Lehnwort in vielen Sprachen. Wo endet das eine, wo beginnt das andere und warum?

Ansonsten, wie gesagt, da kommt nix raus, die Debatten kenn ich, hier ist noch nix Neues passiert. Alles tausendmal gehört und gelesen. Bei der ebenso offenkundigen wie wertlosen Bemerkung "Kunst kommt von Können" ist Schluß. Im anderen Strang wars Feuersänger, hier warst Dus.
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Zitat von: korknadel
Rollenspiele sollen bei Dir im besten Fall eine gewisse Schwermut, Resignation und Melancholie hervorrufen.

Zitat von: Dolge
Auf Diskussionen, was im Rollenspiel realistisch ist und was nicht, sollte man sich nie unter gar keinen Umständen absolut gar überhaupt vollständig nicht einlassen.

ChristophDolge

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Re: Kann Rollenspiel wirklich keine Kunst sein?
« Antwort #90 am: 22.01.2010 | 13:09 »
Wenn du das bei mir herausliest, hast du mich nicht komplett verstanden. Mir ging es weniger um die handwerklichen Anforderungen als um die Aussage, dass krampfhaftes "Kunst machen" zu nichts führt - jedenfalls nicht zu mehr Schaffenshöhe als ein durchschnittliches Rollenspiel ohne Kunstanspruch. Den Begriff "Kitsch" habe ich hier im Thread noch nicht gelesen und auch noch nichts vergleichbares, höchstens eine Diskussion, ob man Rollenspiel generell genug Schaffenshöhe für eine eigenständige künstlerische Leistung attestieren kann oder ob es nur um Reproduktion dessen geht, was im Regelwerk angelegt ist. Die Dualität Trivial/Kunst wurde zwar angeführt, da ging es aber nicht darum, was man bringen müsste, damit Rollenspiel Kunst wird, sondern meist nur darum, dem Rollenspiel künstlerische Inhalte per se abzuspechen - wogegen ich mich stark verwehren möchte.

Offline Tudor the Traveller

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Re: Kann Rollenspiel wirklich keine Kunst sein?
« Antwort #91 am: 22.01.2010 | 13:31 »
Aus Wikipedia (englisch)

Zitat
GAME

A game is a structured activity, usually undertaken for enjoyment and sometimes used as an educational tool. Games are distinct from work, which is usually carried out for remuneration, and from art, which is more concerned with the expression of ideas. However, the distinction is not clear-cut, and many games are also considered to be work (such as professional players of spectator sports/games) or art (such as jigsaw puzzles or games involving an artistic layout such as Mahjong solitaire).

Unterstreichung von mir.

Die Aussage in der letzten Klammer kann man erweitern, in dem man artistic layout als Platzhalter für künstlerische Tätigkeit im Allgemeinen auffasst. Da imo die schönen Künste (Bildende K., Darstellende K., Musik, Literatur) essenzielle Bestandteile des RPG sind, kann RPG m.E. Kunst sein, wenn diese Bestandteile nicht nur rein zweckgebunden verwendet werden.

Eine Coladose wird ja auch unter ästhetischen Gesichtspunkten entworfen. Damit ist eine Coladose aber noch kein Kunstwerk, obschon einzelne Elemente durchaus künstlerischen Wert haben.
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killedcat

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Re: Kann Rollenspiel wirklich keine Kunst sein?
« Antwort #92 am: 22.01.2010 | 14:05 »
Okay... jetzt werde ich viel schreiben, ich denke aber, dass es sich lohnt.

Kunst hat mehrere Aspekte. Einer ist der rechtliche. Durch die verfassungsrechlich festgeschriebene Freiheit der Kunst müssen sich Gerichte mit der Frage auseinandersetzen, was Kunst ist und dann die Rechtsgüter abwägen. Wer entsprechende Quellen hat darf gerne entsprechende Urteile nachschlagen. Soweit ich weiß wird der Begriff "Kunst" vor Gerichten aber sehr frei und großzügig ausgelegt.

Kunst in Abgrenzung zu Design oder zu Handwerk ist hierbei ein Unteraspekt. Hier sind die Grenzen aber fließend. Beispiel: ein Architekt baut ein Haus im Auftrage eines öffentlichen Baugebers. Eindeutig eine Auftragsarbeit und der Architekt geht zu Werke (lässt bauen), ohne einen Anspruch auf künstlerische Bedeutung zu erheben. Jetzt möchte der Auftraggeber das öffentliche Gebäude verändern lassen. Obwohl ihm das Gebäude gehört, DARF er es NICHT! Er benötigt die Zustimmung des Architekten, da hier ein Kunstwerk verändert werden soll. Dies ist nicht an den Haaren herbeigezogen, sondern Alltag. Daran erkennt man aber, dass zumindest laut Rechtsprechung Kunst auch unabsichtlich oder auf Auftrag erfolgen kann. Ich muss Kähä insoweit widersprechen, als dass es zwar nicht die Aufgabe eines Designers (oder Architekten, oder Steinmetzes, etc.) ist, Kunst zu schaffen, das Werk aber sehr wohl Kunst sein kann.

Kunst kann also zufällig entstehen. Und fast alles kann Kunst sein. Handlungen, Schriftstücke, selbst ein Haufen Exkremente. In Anbetracht der vielen Dinge, die gemeinhin als Kunst gelten ist es imho keine Auszeichnung mehr, Künstler zu sein. Ich war in einer Ausstellung, in der Popel hinter Glas zu finden waren und auch erschlagene Fliegen ausgestellt wurden. Das würde sicher vor Gericht als Kunst anerkannt werden.

Und hier grenzen wir zum allgemeinen Volksverständnis von Kunst ab. Ich weiß, das ist unmöglich. Dennoch wage ich zu behaupten, dass "Kunst kommt von Können" eine allgemein anerkannte Volksweißheit ist. Wenn wir vor etwas stehen, das nur wenige [in dieser Qualität] hinbekommen, dann glauben wir zumeist Kunst vor uns zu haben. Hinzu kommt der Geschmack. Es muss uns gefallen. Tut es das nicht, schauen wir zumeist verachtend auf das Werk. Es gab eine Zeit, da galt der röhrende Hirsch als Klassiker der Kunst und ein abstraktes Gemälde als "Geschmiere". Der Zeitgeist beeinträchtigt das subjektive Empfinden hier doch ganz beachtlich.

Heute sind wir recht frei in unserem Verständnis von Kunst. Wirklich alles kann darunter fallen, wenn es nur gefördert und gehypet wird. Ich habe kein Problem, wenn das Rollenspiel in dieses Verständnis subsummiert wird, allerdings ist es dann auch auf einer Stufe mit einem Haufen Exkremente oder Popel hinter Glas.

Ich möchte daher eher den Anspruch vom Rollenspiel entfernen, Kunst zu sein. Wenn wir zusammensitzen und mit Chips und Cola Sathar vermöbeln, dann tun wir das nicht, um Kunst zu schaffen. Wenn dies von anderen so gesehen wird, gerne. Wir werden sie aber belächeln.

Gerne darf auch jeder Rollenspiel betreiben um Künstlerisches zu schaffen. Das gleiche geht ja offensichtlich auch beim Nasebohren. Um auf einer Stufe mit DaVinci oder Böll gesehen zu werden, bedarf es aber mehr als guter Absicht. Rollenspiele wurden ursprünglich als Gesellschaftsspiele geschaffen. Wenn "Kunst kommt von Können" gilt, dann ist es offenbar nicht schwer, Rollenspiel zu betreiben. Entsprechend erwarte ich Großes, wenn Spieler sagen, dass sie Kunst schaffen.

Offline Teylen

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Re: Kann Rollenspiel wirklich keine Kunst sein?
« Antwort #93 am: 22.01.2010 | 14:10 »
Wieso sollte dann die durch Rollenspiel erschaffene Fiktion keine Kunst sein können und keinen künstlerischen Wert haben können?
Selbst wenn Fiktion von Rollenspiel erschaffen wuerde, und selbst wenn sie einen kuenstlerischen Wert haette wuerde es nicht folgern das Rollenspiel eine Kunst(form) ist.

Zu den Punkten die Rollenspiel von einer Kunstform trennen wuerde ich verschiedenes Zaehlen.
Zunaechst handelt es sich beim Rollenspiel um ein Spiel. Zwar ist es moeglich ein zu einer Kunst Form zu stilisieren oder auch auf spielerische Weise Kunst zu schaffen, diese verspielt wirken zu lassen, aber im Grunde unterscheidet sich doch beides.
Ein Spiel spielt man des spielens Willen und nicht um einer Aussage ausdruck zu verleihen oder einer Thematik form oder dergleichen wie es bei der Kunst der Fall ist.
Heisst dem Rollenspiel als solches fehlt fuer die Kunst der Aspekt des bewusst schaffenden.

Kunst als solche muss nicht bestaendig sein, aber dennoch zumindest fuer einen kurzen Zeitrahmen existieren und von anderen Personen wahrgenommen werden. Selbst Beuys war sich wohl bewusst das es nichts bringt sich mit anderen Kuenstlern einzusperren wenn man nicht eine handvoll Fotos macht oder es auf andere Weise von Aussen wahrgenommen wird.
Zwar schafft Rollenspiel ein Erlebnis mit bzw. zwischen den Spielern, aber es faellt dabei sogut wie nichts nach aussen hin ab. Selbst beim LARP gibt es beim Spiel selten Zuschauer und wenn sind sie meist unerwuenscht.

Dann sollte Kunst eine Thematik haben, eine Aussage, einen Diskurs, einen Gedanken oder dergleichen. Nicht nur das dem Rollenspiel das Publikum hierfuer fehlt, es resultiert auch nichts daraus. Nichtmal etwas betont nichtiges oder dergleichen.


Insofern was sollte am Rollenspiel selber Kunst sein?
Nun und just als These, wuerde jemand Rollenspiel unter der Praemisse eines kuenstlerischen Schaffungsvorgang betreiben, so waere es kein Spiel und erst Recht kein, Rollenspiel mehr.

Genauso wie Brotbelag keine Kunst ist nur weil es Kuenstler gibt die Materialien die als Brotbelag verwendet werden an die Wand klatscht oder in Wannen schmiert und so Kunstwerke schafft.
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Offline Gaukelmeister

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Re: Kann Rollenspiel wirklich keine Kunst sein?
« Antwort #94 am: 22.01.2010 | 14:41 »
Beim Rollenspiel gibt es natürlich Beobachter/Rezipienten, nämlich die Spieler. Das wird viel zu häufig unterschlagen - oder zumindest nicht angemessen gewürdigt. Und als Zuschauer bin ich beim Rollenspiel häufig in ähnlicher Weise angesprochen, wie beim Verfolgen von Geschichten in anderen Zusammenhängen (z. B. beim Lesen oder Filme schauen).
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Offline Teylen

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Re: Kann Rollenspiel wirklich keine Kunst sein?
« Antwort #95 am: 22.01.2010 | 14:48 »
Beim Rollenspiel gibt es natürlich Beobachter/Rezipienten, nämlich die Spieler.
Nein, die sind am Rollenspiel beteiligt.
Wenn man beim Jazz eine Jam Session hat sind die einzelnen Beteiligten auch nicht Beobachter / Rezipienten des gesamten.
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Offline SeelenJägerTee

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Re: Kann Rollenspiel wirklich keine Kunst sein?
« Antwort #96 am: 22.01.2010 | 14:54 »
Sie können beides in Personalunion sein.

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Re: Kann Rollenspiel wirklich keine Kunst sein?
« Antwort #97 am: 22.01.2010 | 14:55 »
Wie wäre es mit dem schlichten Kompromiss:

"Rollenspiel lehnt sich an Kunst an"

Ich schätze, das kann hier niemand abstreiten, wenn man sich einerseits den "Urpsrung" (Tolkien) andererseits alles an Publikationen zur Sache Rollenspiel anschaut (Hintergrundbände sind wohl durchaus Literatur, teils sogar Poesie). Zuletzt ist musikalische Untermalung, Auswahl der richtigen Musik, Dekoration und Illustration (letztere sowohl von Spielern alsauch von Seiten der kommerziellen Unternehmer) auch, je nach Gruppe, mit dem Rollenspiel verflochten.
Ob das Rollenspiel selbst dann Kunst ist, kann dann ja immernoch jeder für sich entscheiden.
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Offline Mandragoel

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Re: Kann Rollenspiel wirklich keine Kunst sein?
« Antwort #98 am: 22.01.2010 | 14:56 »
HALT!

Ich will an dieser Stelle noch einmal darauf hinweisen, dass diese Diskussion sich
1) im Kreis dreht und
2) weiterhin im Kreis drehen wird
weil die Fragestellung eine Nicht-Fragestellung ist.

Wir haben mittlerweile festgestellt (u.a. hier, hier, ohne mir die beiden Beiträge in ihrer Gänze zu eigen machen zu wollen), dass KUNST je nach Kontext eine andere Bedeutung haben kann. Die Frage, ob Rollenspiel Kunst IST lässt sich also nur teilweise beantworten:

1) Ist Rollenspiel Kunst im Sinne des Gesetzes?
2) Ist Rollenspiel Kunst im Sinne einer Möglichkeit der kunstwissenschaftlichen Auseinandersetzung?
3) Ist Rollenspiel Kunst im Sinne einer gesellschaftlichen Anerkennung der Teilnehmenden als Künstler und der daraus resultierenden Zuschreibung von positiven Eigenschaften ("kreativ", "genial", "wertvoll"...)
4) ... (es kann natürlich sein, dass ich hier etwas vergessen habe, das schon aufkam oder noch aufkommen wird)

Es bringt überhaupt nichts, wenn jemand die Frage im Sinne von (1) beantwortet, ein anderer mit (2) kontert und wieder ein anderer mit (3) kontert.

Mir persönlich ist Frage (1) egal; Frage (2) finde ich spannend und bei Frage (3) habe ich das Gefühl, dass Preacher sie zu Beginn des Topics im Auge hatte.
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Re: Kann Rollenspiel wirklich keine Kunst sein?
« Antwort #99 am: 22.01.2010 | 15:04 »
@SJT:
Nein. Weil die Perspektive es nicht zulaesst.
Es sei den man zeichnet die Sitzung auf.
Wobei dann nicht das Rollenspiel sondern die Aufnahme Kunst waere.

"Rollenspiel lehnt sich an Kunst an"
Alles im Leben lehnt sich an Kunst an und umgekehrt.
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