@ErikErikson: Es ist ja nahezu rührend, wie du einem, der dir gerade sehr genau und differenziert erklärt hat, wo und auf welche Weise in einem AB gerailroadet wird, und der das aufgrund seiner eigenen, hinreichend dargestellten Überzeugungen und Vorlieben heftig kritisiert, dass du dem Tipps zum erfolgreichen Railroaden an die Hand gibst. Du verstehst nicht, dass es carthinius nicht darum geht, dass er zu doof wäre, ein RR-AB zu leiten und die Chars zurück aufs Gleis zu peitschen, wenn sie davon abirren, sondern dass er und seine Spieler den Spaß verlieren, wenn die Entscheidungen und Handlungen ihrer Chars bedeutungslos werden, weil das AB sagt: so muss es kommen, egal, was die Helden tun.
Das mit der "Moral" ist natürlich noch einmal eine andere, völlig haarsträubende Sache. Da wurde von Kiesow und Co. die Welt auch nicht stimmig durchdacht: Denn in einer Welt, in der es normal ist, dass eine kleine Elite (meistens der Adel oder die Patrizier, Granden etc.) das Volk auspresst und beinahe verhungern lässt (das wurde ja auch damals schon immer wieder betont), kann man ein paar Jungs und Mädels, die sich am Lösegeld der armen Bauern bereichern, statt es artig abzuliefern, nicht wirklich verdammen. Zumal, da es andrerseits zum Beispiel bei der Verschwörung von Gareth seinerzeit oberste Heldenpflicht war, den Chfefräubern Aventuriens, nämlich dem Kaiserhaus zu helfen. Bei dieser Moralkeule wird auch nicht in Erwägung gezogen, dass die Helden das Geld vielleicht auch für Heldenhaftes gebrauchen könnten. Es gibt in Aventurien schließlich genug anderes Elend, dem mit Gold zu steuern wäre. Und diese Möglichkeit vermag vielleicht auch wieder ein wenig zu illustrieren, weshalb sich carthinius gegen RR wehrt, denn angenommen, die Helden rissen das Geld an sich, um irgendetwas zu tun, was ihnen ein großes Anliegen ist. Damit würden sie eventuell sogar eine gute Tat vollbringen, nicht aber im Sinne des ABs. Noch immer wären sie die Guten, aber wahrscheinlich hätten sie, oder doch der eine oder die andere unter ihnen, Gewissensbisse. Und mit diesen Gewissensbissen hat man wieder eine reizvolle Motivation für künftige AB oder für interessante, Char-basierte Konflikte. Was fallen einem da nicht alles für Geschichten ein, die sich daraus ergeben könnten! Und das ist der Punkt: Seeoger=RR-AB=eine Geschichte=Roman. Seeoger=freies Setting=tausend mögliche Geschichten=ungleich mehr Überraschung, Reiz, Spannung und Spaß.
@Allgemein, vielleicht aber ein bisschen OT: In carthinius Darstellung taucht der Punkt auf, dass die Helden in Gefangenschaft geraten. ABs, die auf eine Gefangennahme der Chars aufbauen, sind ja im Prinzip ein Paradebeispiel für RR. Und doch: Findet Ihr das nicht manchmal zu reizvoll? Ich habe vor langer Zeit mal mit einer Gruppe die Kampagne aus der alten Al'Anfa-Box angefangen, die damit beginnt, dass die Helden in Sklaverei geraten. Die Kampagne ist nun abgesehen davon wahrlich nicht RR, sondern sehr modulmäßig und frei aufgebaut. Das hat mir damals schon sehr gut gefallen. Wir haben aus Zeitgründen leider nicht lange an der Kampagne gespielt, aber ich erinnere mich, dass wir selten so viel Spaß hatten. Mich würde da interessieren, was die Verfechter von freiem Spiel (ich bin ja auch irgendwie einer) dazu sagen. HvC funktioniert, bei aller Freiheit, ja auch nur, wenn man am Anfang ein bisschen Gewalt anwendet. Oder bin ich jetzt so sehr OT, dass man mit dieser Frage einen neuen Thread aufmachen sollte?