Autor Thema: Selbst sein eigener Agent?!  (Gelesen 1047 mal)

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Offline Logi

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Selbst sein eigener Agent?!
« am: 29.01.2010 | 19:55 »
Nein.

Zumindest ist das meine Empfehlung und zwar für jeden, der denkt dass sein Werk es verdient von einem etablierten Verlag veröffentlicht zu werden. Wer zu einem eher bekannten Verlag will, fährt besser mit einem Literaturagenten. Wir reden im Folgenden von einem Agenten, der seinen Job versteht und die entsprechenden Kontakte hat, damit ich mir das " ein (guter) Agent..." sparen kann.

Klischee:
Einen Agenten zu haben hat nichts mit irgendwelchen Klischees zu tun wie man sie nur aus Hollywood-Produktionnen kennt, marke "Please talk to my agent...". Und man hat einen Agenten nicht nur um einen Dicken zu machen. Okay, in gewissem Sinne eben genau deswegen, aber dazu gleich.

Vergütung:
Ein Literaturagent kostet Geld. Aber er kostet eben nur Geld, wenn man selbst auch etwas verdient. Denn ein seriöser Agent verlangt nur Prozente dessen was er verhandelt und wird in eigenem Interesse möglichst viel herausschlagen. Sofern der Agent seinen Job draufhat, wird er ein vielfaches dessen erwirtschaften was man selbst im Direktkontakt verhandelt hätte.

Wieviel:
10% dessen, was der Autor verdient ist gang, gäbe und fair. Soll es mehr sein, darf man die Frage stellen, warum. Mag durchaus sein, dass es Gründe dafür gibt, aber diese sollte man dann kennen. 20% und mehr ist ganz sicher nicht die Norm, aber im Einzelfall vielleicht durchaus gerechtfertigt.

Rechte:
Ein Agent kennt sich mit dem ganzen Blödsinn aus und wird alles tun, um wichtige Rechte beim Autor zu belassen oder zumindest ein Mitspracherecht oder eine Gewinnbeteiligung zu erwirken. Schließlich verdient er ja auch dann wieder mit und warum auch nicht.

Kontakte:
Ein Literaturagent kennt die Leute bei den Verlagen, die für die entsprechenden Themen zuständig sind und kann auch sinnvoll anfragen. Bestimmte Verlage führen kein Fantasy, andere zwar schon aber evtl. nicht für bestimmte Zielgruppen, ein dritter Verlag steht nicht in allen Buchhandlungen, ein vierter Verlag befindet sich laut Branchengeflüster gerade am Rande der Zahlungsunfähigkeit... Und das ist nicht so unwahrscheinlich wie es sich anhört. Das erspart dem Autor Frust und Zeit.

Pitch:
Ein Agent weiß wie man welchem Verlag/welchem Redakteur etwas verkaufen muss. Außerdem umgeht man so den gigantischen Stapel aus hunderten von Manuskripten die pro Monat bei so manchem Verlag eingehen! Dieser wird schon mal von Praktikanten vorausgewählt und landet vielleicht erst in vierter Instanz bei jemandem der wirklich entscheidet. Damit will ich NICHT die Praktikanten niedermachen, denn ich kenne mehr großartige als schlechte Praktikanten. Aber gerade die Erfahrung, ob etwas erfolgreich sein kann oder nicht traut man doch eher einem erfahrenen Mann zu, der schon ein paar Hochs und Tiefs erlebt hat.

Manuskript:
Um bei einem Agenten Interesse zu wecken, braucht man KEIN ganzes Buch. Mein Vorschlag wäre: Ein Pitchpaper von vielleicht 3-5 Seiten mit dem Inhalt und etwa 40 Seiten a 30 Zeilen vom Anfang des Buches, um zu zeigen dass Ihr schreiben könnt.

Also:
Spart Euch den Wahnsinn mit fertigen Büchern, Mails, Zettelsammlungen oder PDF-Dateien an alle Verlage. Das hinterläßt unter Umständen eher verbrannte Erde als dass es zu einem Job kommt. Ergoogelt Euch stattdessen ein paar Literaturagenten. Schaut auf die Website und lest nach, wen sie vertreten bzw. welche Projekte sie erfolgreich auf den Weg gebracht haben. Wenn es zu Eurem Stoff passt oder Euch etwas anderes an der Page passend vorkommt, schreibt ihn an. Sollte Euch jemand absagen, habt ihr damit eine wertvolle Einschätzung gewonnen OHNE dass Euer wertvoller Name bei einem Verlag unter "Abgelehnt" erscheint.


Ich hoffe, das hat dem oder der ein oder anderen geholfen. Jetzt fehlt nur noch ein guter Stoff.

Sollte dieser Beitrag hier nicht richtig platziert sein bitte ich um Vergebung, das schien mir in den unendlichen Weiten dieses Forums ein geeigneter Platz.

Callisto

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Re: Selbst sein eigener Agent?!
« Antwort #1 am: 29.01.2010 | 20:01 »
Das ist hier vollkommen richtig.


Danke für deine Expertenwissen :)

Offline Yerho

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Re: Selbst sein eigener Agent?!
« Antwort #2 am: 29.01.2010 | 23:34 »
Ich kann eigentlich nur eine verkürzte Erklärung anbieten: Nein. Man kann nicht sein eigener Agent sein, da "Agent" immer einschließt, dass eine Aufgabe delegiert wird. ;)

Aber es stimmt schon, im Grunde gibt es nur drei Ausnahmefälle:

1.) Man betreibt das Ganze als Hobby und die Verlagssuche ist sozusagen Teil des Spiels. Den würde ein Agent verderben.
2.) Man steht noch am Anfang und möchte Erfahrungen bei der Verlagssuche sammeln. Das geht nur, wenn man es selbst macht.
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Offline Logi

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Re: Selbst sein eigener Agent?!
« Antwort #3 am: 30.01.2010 | 07:13 »
[quote author=Yerho link=topic=52864.msg1045362#msg1045362 date=1264804464
Aber es stimmt schon, im Grunde gibt es nur drei Ausnahmefälle:

1.) Man betreibt das Ganze als Hobby und die Verlagssuche ist sozusagen Teil des Spiels. Den würde ein Agent verderben.[/quote]
Ungewöhnlich und perfide - aber klar, das ist natürlich richtig.

[quote author=Yerho link=topic=52864.msg1045362#msg1045362 date=1264804464
2.) Man steht noch am Anfang und möchte Erfahrungen bei der Verlagssuche sammeln. Das geht nur, wenn man es selbst macht.[/quote]
Halte ich für einen Fehler. Das verbrennt nur den Namen (ok, nimm ein Pseudonym) und es muss wirklich nicht Teil der Erfahrung sein, von Verlagen ignoriert oder mit Formblättern abgelehnt zu werden. Ich sehe da keinen Lerneffekt, der ein Buch besser macht. Um inhaltliche Kritik zu sammeln ist die Einschätzung eines Agenten ebenso hilfreich - oder noch besser von Lesern!!! aus Foren wie diesen hier.

Was ist der dritte Punkt?

Offline Yerho

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Re: Selbst sein eigener Agent?!
« Antwort #4 am: 30.01.2010 | 12:23 »
Was ist der dritte Punkt?

Diese Frage ist bitte an meinen Agenten zu richten. ;)

Spaß beiseite, die dritte Ausnahme wäre die, dass der beauftragte Agent lediglich ein bestimmtes Verlagssegment abgrast; in der Praxis meistens dieses, in dem die Autorenhonorare überhaupt eine lohnenswerte Provision für den Agenten abwerfen können. Wenn man als Autor jedoch auch mit einem geringeren Honorar zufrieden wäre, kann man zusätzlich Verlage abklappern, die der Agent links liegen lassen wird.
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