Mir gefallen Eure Berichte ungemein. Es scheint, als gelänge es Euch, den besonderen Charm der Alten Welt abzubilden.
Danke für die Blumen. Ich glaube das liegt daran, dass unser wackerer Chronist und meine Wenigkeit im Warhammer Fluff sehr bewandert sind. Die anderen Spieler haben das sehr schnell aufgenommen und im Spiel auch fantastisch umgesetzt.
Der folgende Bericht wird aufgrund der Zeichenbeschränkung in zwei Teilen veröffentlicht.
Lest nun einen epischen Bericht von Walter Sickert. Eine Blutorgie ungeahnten Ausmaßes bahnt sich an, als die tapferen Streiter des Pantherordens auf versoffene Waldgeister, verrückte Kisleviten, degenerierte Mutanten und blutgierige Chaoskrieger treffen...
Warnung ! Der kommende Spielbericht behandelt das Abenteuer "Something Rotten in Kislev" aus der "Enemy within" Kampagne und ist voller Spoiler. 50. Die Waldbewohner Kislevs - Teil 1
"Ja, geht Euch ruhig die Stiefel in der Matschepampe da draußen schmutzig machen; ich komme nicht mit!", rief Magnus seinen Freunden zu. Sodann verschwand er im Hause Iwans und ward für den Rest des Tages nicht mehr gesehen.
Oleg zuckte nur mit den Schultern. Mit langen Schritten stapfte er sodann voran in Richtung Waldrand. Er deutete mit zitternden Händen vage in der Gegend umher: "Ihr wollt wissen, wo der letzte Mord stattfand? Nun gut, die Leiche lag hier. Und dort. Und da lag auch noch ein Stück. Hinter dem Baumstumpf dort hinten könnte noch etwas von dem Gedärm sein, wir haben nicht alles aus der Rinde herauspulen können. Nur der Kopf, den haben wir nicht gefunden." Answald untersuchte den Ort, an dem der Holzsammler auf so grausame Weise getötet worden war. "Hier sind Spuren!", sagte er schließlich, "Es waren mindestens drei Angreifer." Leider waren die Spuren derart verwischt, dass man sie nicht mehr in den Wald verfolgen konnte. Der Regen der letzten Tage hatte ganze Arbeit geleistet.
Bernard und Richard untersuchten die Fundstelle noch etwas genauer. Walter legte sich vor Pjotrs Haus auf die Lauer, in der Hoffnung, dass der Alte im Laufe des Tages noch einmal in den Wald gehen und die Gruppe so zu seinem Sohn Georgi führen würde. Doch kaum hatte er sich in einem Gebüsch verborgen, da schlenderte Answald seelenruhig in die Stube der beiden Greise und begann, mit Pjotr zu plaudern. Dieser war scheinbar heilfroh, endlich einen Deppen gefunden zu haben, der sich mit ihm auf dem gleichen geistigen Niveau unterhalten wollte. Pjotr erzählte Answald, dass er einst ein mächtiger Warlock, ein Geisterbeschwörer, gewesen sei. Seit die Menschen Kislevs zu Taal beten, würden die Geister zwar seltener gerufen, aber er wäre immer noch dazu in der Lage. Walter musste von draußen mit anhören, wie Answald und der Alte Dinge besprachen, für die so mancher Sigmarite einen Scheiterhaufen aufgeschichtet und beide daraufgebunden und angezündet hätte.
Im Wesentlichen drehte sich der Aberglaube der Kisleviten um fünf Geister. Zum Einen war da Domovoy, der Geist von Heim und Herd, der die Bewohner des Hauses beschützt und ihnen hilft; er war angeblich ein freundlicher Geselle. Des Weiteren gab es noch Leshy, den Geist des Waldes. Dieser sei schon eher mit Vorsicht zu genießen, allerdings könne man ihn mit Alkohol und Komplimenten gnädig stimmen, und auch kleinen Wetten gegenüber sei er nicht abgeneigt. Als dritten Geist nannte Pjotr den Scheunengeist Maciew, der mit den Menschen gerne mal einen Schabernack treibe, aber ansonsten harmlos sei im Gegensatz zu den letzten beiden Vertretern ihrer Zunft, dem Erdgeist Polevic und dem Wassergeist Vodyanoy. Während es eines Blutopfers bedürfe, um Polevic zu beschwören, sei der Wassergeist ein Sadist, der seine Opfer qualvoll ertrinken lässt und alle anderen Götter hasst; allerdings sei ihm gut beizukommen, wenn man ihm eine Handvoll Mutterboden ins Gesicht schmeißt.
Auf Bitten Answalds besann sich Pjotr auf seine alten Fähigkeiten und begann, den Herdgeist Domovoy zu beschwören. Und tatsächlich: Nachdem der Alte einige Minuten lang einen merkwürdigen Singsang vorgetragen hatte, erschien im Feuer des Herdes eine kleine Gestalt, die mit quakender Stimme allerhand unnützes Zeug daherquiekte. Von diesem Ereignis ließ Answald sich dennoch sehr beeindrucken und erzählte seinen Freunden später davon. Nach einigen Überlegungen einigte man sich schließlich darauf, Pjotrs Fertigkeiten ein weiteres Mal in Anspruch zu nehmen. Leshy, der Geist des Waldes, würde sicherlich wissen, wo sich Georgi befindet. Nach einigen Bedenken sagte Pjotr seine Hilfe zu und führte die Gruppe tief in den Wald hinein und zu einer Lichtung. Answald hatte extra ein Fässchen mit Schnaps besorgt, und auch Walter stiftete eine der Flaschen, die er aus den Kellern der Burg Wittgenstein gestohlen hatte. Letztere wurde von Pjotr auf dem Waldboden vergossen, und wieder begann der alte Geisterbeschwörer, seine Formeln aufzusagen. Nach wenigen Minuten erscholl ein Krachen und Knirschen im Unterholz. Die Geräusche kamen immer näher, und plötzlich brach ein gewaltiger Bär durch das Gebüsch am Rande der Lichtung. Die Kiefer der Abenteurer klappten herunter, als das mächtige Tier sich auf seinen Hinterpranken aufrichtete und damit selbst den großen Answald um Mannslänge Überragte. Doch mehr staunten alle, als der Bär sein Maul Öffnete und zu sprechen begann: " Seid gegrüßt, Menschen! Darf ich Euch vorstellen: Leshy, der allmächtige, allwissende und ehrenwerte Hüter des Waldes!"
Seine Pranke deutete hinter die Gruppe, und erschrocken fuhren alle herum. Völlig lautlos hatte sich hier eine Gestalt genähert, die ihrerseits doppelt so groß war wie der riesige Bär. Von annähernd menschlicher Gestalt war der Waldgeist, nur die Ziegenhörner an seiner Stirn störten das Bild, und ein langer Bart reichte bis fast auf den Boden. "Was wollt ihr, Sterbliche?", donnerte der Riese. Answald hielt ihm zitternd das Fass Schnapps entgegen, welches Leshy auch sofort ergriff. Wie ein Fingerhut wirkte das Gefäß in seinen Händen, und mit einem Schluck war es denn auch geleert. "Ein feines Töpfchen, vielen Dank. Doch nun heraus mit der Sprache, was ist Euer Begehr?"
Trotz des imposanten Erscheinungsbildes machte Leshy keinen feindseligen Eindruck, also wurde ihm geradeheraus erklärt, dass die Gruppe auf der Suche nach Georgi sei. "Jaja, der Georgi. Da steht ja auch sein Vater." Selbiger ergriff plötzlich die Flucht, als ihn der Blick des riesigen Geistes traf. "Der Georgi ist ein feiner Kerl, nur etwas langsam. Nun denn, vielleicht kann ich Euch helfen. Allerdings müsst ihr etwas für mich tun. Ich habe eine Wette mit meinem Bruder Vodyanoy, dem Wassergeist, abgeschlossen. Helft mir, sie zu gewinnen, und ich werde Euch Euren Wunsch erfüllen. Aber auch wenn nicht, werde ich mich für Eure Mühen erkenntlich zeigen." Leichtsinnigerweise sagten die Gefährten zu. Und so führte Leshy sie einen halben Tag weiter in den Wald hinein. Unterwegs erklärte er den Abenteurern, deren Augen immer grösser wurden, was denn der genaue Wettinhalt sei. Der Wassergeist hatte behauptet, dass der große Bärenfreund Leshys sich im Kampf nicht gegen eine Gruppe Sterbliche würde behaupten können, wenn man ihm denn eine Pranke auf dem Rücken festbinden würde. Fünf Minuten sollte der Kampf dauern, und innerhalb dieser Zeit sollte es dem Bären gelingen, alle Gegner zu betäuben. Alle Blicke fielen auf die kräftigen Pranken und die dolchartigen Klauen, die an ihrem Ende hervortraten. Wie sollte das mit der Betäubung funktionieren? Zudem wurde die Regel aufgestellt, dass Rüstungen und Waffen nicht zulässig seien. Erst jetzt dämmerte es den Kameraden, worauf sie sich da eingelassen hatten, doch es war zu spät: Sie hatten den Turnierplatz erreicht.
Ein etwa zweihundert Schritt durchmessendes Areal lag vor der Gruppe, eingegrenzt von Flüssen und einem Teich. In der Mitte befand sich ein Dickicht. "Der Bär muss uns alle innerhalb von fünf Minuten betäuben, und sollte er es nicht schaffen, haben wir den Kampf gewonnen?", fragte Walter. Leshy nickt. Im nächsten Augenblick waren Walter und Answald im Dickicht verschwunden und nicht mehr zu sehen; gegen dieses Übermächtige Monster konnte ein Mensch nicht siegen, also musste die Zeitspanne irgendwie Überbrückt werden! Richard und Bernard schauten dumm aus der Wäsche und stürzten ebenfalls ins Unterholz, doch als nach einer Minute der Bär die Verfolgung antrat, dauerte es nur wenige Sekunden, bis er den ersten Unglücksraben aufgestöbert hatte. Laut schreiend und mit Panik in den Augen rannte Richard Über die Lichtung, den wütenden und Zähne fletschenden Bären dicht auf seinen Fersen. Schließlich hatte die Kreatur den sonst so toughen Richard gestellt. Der schmetterte seine Faust mit aller Kraft in den Leib des Tieres, doch federte das dichte Fell die Energie des Schlages ab. Die Antwort ließ nicht lange auf sich warten, und der Hieb, der Richard traf, hätte ihn fast zu Boden geschmettert. Doch da trat Bernard zwischen die Kämpfenden; sein Versteck wäre ohnehin bald aufgeflogen, da der Kampf direkt vor seiner Nase stattfand. Die beiden Männer und der riesige Bär prügelten sich wie die Kesselflicker, doch letzten Endes kam es, wie es kommen musste. Richard, vom ersten Treffer noch immer geschwächt, wurde niedergeschlagen, und nur wenige Augenblicke später teilte Bernard sein Schicksal.
Answald und Bernard bangten derweil in ihren Verstecken, dass die Wettkampfzeit doch rasch vergehen möge. Doch erst die Hälfte der Zeit war verstrichen, und die feine Nase des Bären hatte keine Schwierigkeiten, Answald zu wittern. Plötzlich wurde Answald an seinem Knöchel aus seinem Busch gezerrt und sogleich furchtbar verprügelt. Doch hier machte der riesige Bär seinen Fehler: Ganz darauf konzentriert, dem Holzfäller die Scheiße aus dem Leib zu prügeln, achtete er nicht auf Walter, der sich hinter ihm anschlich. Mit einem gewaltigen Satz sprang der Dieb auf die Schultern des Bären und ließ seine verschränkten Fäuste rasch hintereinander auf die empfindliche Nase des Tieres hinunterdonnern. Mit einem wütenden Brummen verdrehte der Bär die Augen, ließ Answald zu Boden fallen und stürzte schließlich um wie eine gefällte Eiche.
Brummelnd kam Leshy aus dem Gebüsch herausgetreten. Widerwillig zollte er den Kämpfern seinen Respekt. Ein Fingerschnippen von ihm holte die Bewusstlosen zurück in die Gegenwart, und ein zweites Schnipsen ließ alle verrenkten Glieder und blauen Flecken innerhalb weniger Augenblicke wieder verheilen. "Na gut, ihr habt Euren Teil der Vereinbarung erfüllt und den Bären bekämpft. Das Ergebnis gefällt mir zwar nicht wirklich, aber Ehre wem Ehre gebührt. Hier ist Euer Lohn." Leshy griff blitzschnell in die Luft und schnappte sich einen verdutzten Specht, der gerade dahergeflogen kam. "Nehmt diesen Vogel, und wann immer ihr Georgis Namen in des Vogels Ohr flüstert, wird er erscheinen!" Sprachs, klemmte sich seinen Bären unter den Arm und stapfte zurück in die Wälder...