Autor Thema: Charaktertiefe in unbekannten Settings?  (Gelesen 5208 mal)

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Online ComStar

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Charaktertiefe in unbekannten Settings?
« am: 17.03.2010 | 14:19 »
CharakterTIEFE zu Erzeugen in einem (militär)SETTING, dass man (also die SPIELER), NOCH nicht perfekt in- und auswendig KENNT, fällt MEINER Meinung nach schwer. SCHWERER als in einem Setting, dass man gut KENNT.

Kiesowscher Unsinn. Ich habe in genug Settings gespielt, die ich bestenfalls sehr grob kannte, in eines hab ich ne Kultur gesetzt als SC Hintergrund.

Mich würde mal interessieren wie eure Meinungen und Erfahrungen diesbezüglich aussehen. Ist es wirklich "Kiesowscher Unsinn" oder fällt es schwer einen ausgefeilten Hintergrund für einen Charakter zu entwickeln, wenn man nicht oder kaum weiss wie die Welt tickt in der man spielt!?

Callisto

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Re: Charaktertiefe in unbekannten Settings?
« Antwort #1 am: 17.03.2010 | 14:23 »
Ist es wirklich "Kiesowscher Unsinn" oder fällt es schwer einen ausgefeilten Hintergrund für einen Charakter zu entwickeln, wenn man nicht oder kaum weiss wie die Welt tickt in der man spielt!?

Meine Meinung? Ich weiß nicht, obs Kiesowscher Unsinn ist, aber Unsinn ist es. Abgesehen davon dass ich nicht weiß wieso du davon ausgehst dass CharakterTIEFE gleichbedeutend mit ausgefeiltem Hintergrund ist.
« Letzte Änderung: 17.03.2010 | 14:33 von Callisto »

Offline kirilow

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Re: Charaktertiefe in unbekannten Settings?
« Antwort #2 am: 17.03.2010 | 14:25 »
Was meinst "Charaktertiefe"?
Der Kummerkasten von Dr. Sommer-kirilow ist im rsp-blog Forum. Hier ist sein Postfach voll.

Online ComStar

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Re: Charaktertiefe in unbekannten Settings?
« Antwort #3 am: 17.03.2010 | 14:29 »
Charaktertiefe im Sinne von einer ausgestalteten Hintergrundgeschichte.

Konkretes Beispiel:
Zitat beim Charbau zu Necropolis 2350: "Wie soll ich wissen aus welchen familiären Verhältnissen mein Char stammt, wenn ich nicht weis wie Familienstrukturen in der Welt sind, was sollen meine Eltern für einen Beruf (gehabt) haben, was arbeiten denn die Leute so z.B.?"

Callisto

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Re: Charaktertiefe in unbekannten Settings?
« Antwort #4 am: 17.03.2010 | 14:33 »
Okay, bei der Definition "CharakterTIEFE gleichbedeutend mit ausgefeiltem Hintergrund" ist es aber immer noch Unsinn. Denn Wissen vorgaukeln... ja, deswegen bin ich Rollenspielerin, oder glaubst du ich kann ein Raumschiff reparieren, oder auch nur ein Auto? Man hat eine Vorstellung von seinem Hintergrund, bespricht das mit dem SL, wenn man kein SL-loses Spiel spielt, und fertig. Lücken können immer mit ein wenig Kreativität gefüllt werden.

ErikErikson

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Re: Charaktertiefe in unbekannten Settings?
« Antwort #5 am: 17.03.2010 | 14:34 »
Gah! Das ist wieder so ne Frage, die jeder korrekterweise anders beantwortet.

Es fehlen halt die Details der Welt.

Der eine sagt Ne, kann man nicht, aus oben genannten Gründen, der nächste, Ja, es geht, ich erfind das einfach alles aus einem vagen Gefühl fürs Setting raus, den dritten interesierts nicht, weil er sich rein auf die Charakterentwicklung konzentriert, die relativ settingunabhängig ist.

Offline Zornhau

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Re: Charaktertiefe in unbekannten Settings?
« Antwort #6 am: 17.03.2010 | 14:48 »
Charaktertiefe im Sinne von einer ausgestalteten Hintergrundgeschichte.
Das ist ziemlich was ANDERES als das, was ICH mit Charaktertiefe bezeichnen würde. - Eine ausgestaltete Hintergrundgeschichte muß nur "ausgestaltet GENUG" sein, daß ich mit dem Spiel anfangen kann. - Ich kann immer noch in Rückblenden und in-game-Erzählungen zur Jugend, Herkunft, etc. des Charakters Details einbauen, die dann auch solider passend sein werden, als wie ein "Vorderlader" alles von Anfang an in den Charakter reinzustopfen.

Bei einem ERSTEN Spieltermin braucht es außer den OFFENSICHTLICHEN, für die anderen SCs wichtigen Angaben eigentlich NICHTS an Informationen über den Charakter.

Bei HeroQuest kann man z.B. einen Charakter mit genau dieser groben Außendarstellungsbeschreibung starten und hat NICHTS festgelegt über dessen Hintergrund und NICHTS über dessen Fähigkeiten! - Das macht man während des Spiels, sobald einem einfällt, daß man eine Fähigkeit haben sollte oder ein Beziehung oder irgendetwas anderes, den Charakter Definierendes.

Man kann so erst einmal das Setting auf sich wirken lassen, mit der Spielwelt interagieren und dann BEI BEDARF die Festlegungen treffen.

In unbekannten Settings braucht es nur so viele Vorabinformationen, wie nötig um die erste Spielsitzung zu spielen. Mehr nicht. - Und ich gehe sogar soweit zu behaupten: Mehr wäre NICHT wünschenswert!

Konkretes Beispiel:
Zitat beim Charbau zu Necropolis 2350: "Wie soll ich wissen aus welchen familiären Verhältnissen mein Char stammt, wenn ich nicht weis wie Familienstrukturen in der Welt sind, was sollen meine Eltern für einen Beruf (gehabt) haben, was arbeiten denn die Leute so z.B.?"
Konkrete Antwort, die man auch geben kann, selbst wenn man das Settingbuch NICHT gelesen hat: Nimm einfach an, das ist EXAKT so wie hier und heute. - Damit liegt man in MODERNEN oder near-future-Sci-Fi-Settings kaum einmal daneben.

Eine Klärung solcher grundlegenden Fragen ist von einem Spielleiter in EINEM SATZ zu leisten. - Der Spielleiter, der dem Spieler auf solch eine Frage KEINE Antwort gibt, der ist ... KEIN Spielleiter!

Zumindest scheint er NICHT mit seinen Spielern zu REDEN und ihnen keine Klärungen, keine VERLÄSSLICHEN Informationen über seinen "Charakter", die Spielwelt, zukommen zu lassen.

Andererseits: WEN interessieren bei einem ersten Gehversuch bei Necropolis die familiären Verhältnisse eines Ordensritters? - Das ist NUR wichtig, wenn er durch Vetternwirtschaft zu seinem höheren Rang kommen will - und NUR dann sollte man sich dazu was überlegen.

Die Charaktere WERDEN an Tiefe gewinnen, wenn sie GESPIELT werden.

Offline Jiriki

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Re: Charaktertiefe in unbekannten Settings?
« Antwort #7 am: 17.03.2010 | 15:04 »
Ich würde jetzt auch nicht unbedingt von Charaktertiefe sprechen, die im Falle mangelnder Informationen fehlt.

Ich persönlich finde es nur deutlich schwieriger einen für mich stimmigen Charakter zu "erdenken", wenn ich mit sozialem und kulturellem Umfeld des Charakters weniger vertraut bin.

Mal abgesehen vom Charakterhintergrund, der zwangsläufig weniger ausgestaltet sein kann, ist es aber so, dass Ziele und Antriebsfedern oftmals eng mit der Hintergrundwelt und Geschichte verbunden sind, so das man weniger vorab festlegen kann. Da muss sich dann imho eben mehr im Spiel entwickeln.

Andererseits könnte man auch behaupten, dass grundlegende Charaktereigenschaften tiefer erscheinen, wenn sie bspw. mit den Familienstrukturen verwoben sind. Es ist ist ja schon ein Unterschied ob ich nun einen arroganten Adeligen spiele, der sich a) aufgrund seiner bestärkendenden Eltern so verhält, b) aufgrund der kaiserlichen Doktrin der Unfehlbarkeit des Adels so verhält, c) weil ihm im Grunde jegliches Selbstvertrauen fehlt und die soziale Aufwertung ihm eine Art schützende Fassade bietet, oder ...

Letztlich würde ich meinen, dass es die Chance erhöht einen Charakter zu erschaffen, den ich in seiner Entwicklung stimmig finde.

Offline First Orko

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Re: Charaktertiefe in unbekannten Settings?
« Antwort #8 am: 17.03.2010 | 15:27 »
Die Verzahnung des Charakters mit der Welt über eine Hintergrundgeschichte war vor einiger Zeit auch immer meine Herangehensweise. Als ich noch Settings gespielt habe, in denen ich mich auskannte oder wo ich mich gut reindenken konnte. Mittlerweile sehe ich das nicht mehr als wichtig an, Charaktertiefe bedeutet für mich: Wie ist der Charakter so drauf, was kann/nicht, was mag er /nicht und was will er? Das alles kann ich mir auch überlegen ohne viel von der Welt zu wissen, das grobe Setting (Western/Future/Fantasy/....) reicht meist.
Also ich brauche mittlerweile auch nicht mehr viel Informationen für ein neues Setting. Mehr ist natürlich immer besser, aber letzendlich seh ich das ähnlich wie Zornhau: Alles andere kann man nach und nach im Spiel ergänzen.

Wichtig ist dabei allerdings, dass man es nicht mit Settingnazis als SL zu tun hat, die dann jede eigene Idee gleich mit "Nee das kannste ncith sein weil in Region Blablubb gibts das nicht laut halboffizieller Erweiterung Ausgabe 47" blockieren.
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Offline Tudor the Traveller

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Re: Charaktertiefe in unbekannten Settings?
« Antwort #9 am: 17.03.2010 | 15:45 »
Meistens spielt man doch eh eine Art Typus. Man setzt sich hin und sagt "ich spiele einen Draufgänger" oder "ich spiele einen Spezialisten" o.ä. Das Setting drückt dem "nur" noch einen Stempel auf. Die Details des Hintergrundes sind dabei gar nicht so wichtig. Viel wichtiger ist, dass man einen Eindruck hat, WIE der Hintergrund ist. "hart/düster"? "kriminell"? "militärisch"? "behütet"? "bewegt"? "tragisch"? etc. Dieses WIE kann man völlig unabhängig vom Setting festlegen und die Details ergeben sich dann fast von selbst.
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Online 1of3

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Re: Charaktertiefe in unbekannten Settings?
« Antwort #10 am: 17.03.2010 | 16:15 »
Vor 2000 Jahren sagte ein Dichter: "Nichts Menschliches ist mir fremd." Ich bin geneigt ihm das zuzutrauen, denn auch heute wird noch gefressen, geschissen und gefickt wie damals. Was braucht man mehr für einen Charakter?

Online ComStar

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Re: Charaktertiefe in unbekannten Settings?
« Antwort #11 am: 17.03.2010 | 16:26 »
Vielleicht bin ich zu sehr durch die psychologische Sichtweise geprägt worden, vielleicht irre ich mich auch, aber ich denke der amerikanische Journalist und Philosoph Prentice Mulfort hat absolut recht, wenn er sagt "Wir sind die Summe unserer Erfahrungen". Gestaltpsychologisch sollte man noch ergänzen, dass das Ganze mehr ist als die Summe seiner Teile, aber es ist eben vor allem nicht weniger. Von daher finde ich eine schlüssige Hintergrundgeschichte, sozusagen der Werdegang der Person die man verkörpert ist sehr hilfreich um zu definieren wer er heute ist. Schlüssig muss nicht zwangsläufig komplett oder gar umfangreich sein, aber wichtige Eckpunkte die erklären wo man her kommt und wer man ist, empfand ich immer als extrem nützlich. Meiner Meinung nach führt das so zu wesentlich rundere Charakteren.

Offline Bartimäus

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Re: Charaktertiefe in unbekannten Settings?
« Antwort #12 am: 17.03.2010 | 16:35 »
Ich würde mal sagen, dass ist eine Frage der herangehensweise:
- Überlegt man sich, welche Charaktereigenschaften man gerne in seinem Charakter vereint hätte und denkt sich die Hintergrundgeschichte danach aus, dann kann man große Teile des Hintergundes auch erst mit dem Plot entwickeln.
- Möchte man einen bestimmten Hintergund haben und leitet daraus bestimmte Eigenschaften ab ist, braucht man sie von Beginn an.

Meine Herangehensweise ist ein Mittelding aus beidem. Die Überlegungen welche Eigenschaften mein Charakter an den Tag legt und die Entwicklung seines Hintergrundes laufen Hand in Hand, das eine beeinflusst das andere. Dadurch wird ein bestimmtes Grundpensum geschaffen, was dann während des Spiels oftmals noch erweitert wird. Dabei ist ein bestimmtes Setting als Anregung erwünscht, aber nicht vonnöten.


Offline Bad Horse

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Re: Charaktertiefe in unbekannten Settings?
« Antwort #13 am: 17.03.2010 | 17:57 »
Wenn ich mir einen Charakter vorstelle, dann immer auch im Kontext zu der Welt, in der er lebt. Wenn ich den Kontext aber nicht herstellen kann, weil ich mit der Welt nicht sehr vertraut bin, dann ist das etwas schwieriger - eben weil ich mir den Kontext noch ausdenken muss.

Noch schlimmer wird es bei einer Welt, die ja eigentlich schon definiert ist, und ich nicht weiß, wie. Es weiß ja auch nicht jede Gruppe zu schätzen, wenn ich die Eckdaten munter vor mich hin erfinde ("Ja, ich stamme aus einer Bauernfamilie" "Äh, eigentlich stammen alle Haudraufmatrosen aus dem Reagenzglas...").

Insofern ist eine bekannte Welt mir lieber, da kann ich mich darauf konzentrieren, die Verzahnungen und den Kontext wirken zu lassen, statt erst einmal zu lernen, wie der Kontext denn überhaupt aussehen könnte.
Zitat von: William Butler Yeats, The Second Coming
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Offline Blutschrei

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Re: Charaktertiefe in unbekannten Settings?
« Antwort #14 am: 17.03.2010 | 18:04 »
Ich selbst bin zwar nicht unbedingt der Spieler "unglaublich charaktertiefer Charaktere" aber ich brauche eigentlich auch nicht unbedingt das gesamte Know-How über die Welt.
Ich habe anfangs eigentlich einfach nur eine "Grundstimmung" des Charakters im Kopf und definiere ihnd ann über seine Taten und spontane Improvisation weiter, die meiner bereits bestehenden Vorstellung entspricht.
Man erfährt ja viel über die Welt allein durchs Spielen und der Charakter weiss auch selbst nicht automatisch alles, was in Quellbänden steht.

Settings, in denen ich mich mit jedem Charakter an tausende von Vorschriften und "realistische Dinge" halten muss (Codex Albyricus in Aventurien und so Blödsinn) vermeide ich jedoch ohnehin, da kann ich gleich Super-Mario spielen, wo ich im charakterdesign genau so viele Freiheiten habe.
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Offline Bad Horse

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Re: Charaktertiefe in unbekannten Settings?
« Antwort #15 am: 17.03.2010 | 18:06 »
Nein, den Codex Blub brauche ich auch nicht. Nur eine gewisse Grundstimmung - wie ist die Welt? Und ein paar willenlos in den Raum geworfene Fakten über die Klasse, die ich gewählt habe.  ;) Oh, und den Freifahrtschein, mir alles andere aus den Fingern saugen zu dürfen.

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Offline Morvar

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Re: Charaktertiefe in unbekannten Settings?
« Antwort #16 am: 17.03.2010 | 18:09 »
@ Blutschrei

Wie genau meinst du das mit der Aussage hier?

Zitat:
Zitat
Settings, in denen ich mich mit jedem Charakter an tausende von Vorschriften und "realistische Dinge" halten muss (Codex Albyricus in Aventurien und so Blödsinn) vermeide ich jedoch ohnehin, da kann ich gleich Super-Mario spielen, wo ich im charakterdesign genau so viele Freiheiten habe.

Ich habe für meine Spielrunden festgestellt, dass ich persönlich als SL nicht mit Charakteren spielen kann, die KEINE inneren Moralvorstellungen/REglementierungen haben.

Klappt das bei euch? Wenn ja bin ich neugierig wie?

Gruß

Morv


Offline Blutschrei

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Re: Charaktertiefe in unbekannten Settings?
« Antwort #17 am: 17.03.2010 | 18:16 »
Zitat
Ich habe für meine Spielrunden festgestellt, dass ich persönlich als SL nicht mit Charakteren spielen kann, die KEINE inneren Moralvorstellungen/REglementierungen haben.

Klappt das bei euch? Wenn ja bin ich neugierig wie?

Die Aussage bezog sich in erster Linie auf Charakterexterne Vorschriften, wie verschiedene Ordens-/Gildenmitgliedschaften, allgegenwärtige Gesetzeshüter etc.

Wobei ich auch was Moral des Charakters angeht lieber meine Freiheiten habe. Ich finde es zum Beispiel Blödsinn, dass JEDER Krieger in DSA der Typ ist, der alten Frauen über die Straße hilft. Der ein oder andere hat vielleicht nur die angebotene Ausbildung mitgenommen oder wurde gar zu diesem "Ehrengesülze" gezwungen, auch solche Charaktere können interessant und spielbar sein.

Aufgrund dessen, dass meine Charaktere jedoch meiner Meinung nach äußerst ehrenhaft und aufrichtig sind, kommt es erst dann zum Problem, wenn die ganze Gruppe flieht und mein Charakter alleine weiterkämpft und stirbt^^ Was aber für mich selbst auch nichtmal als "Problem" gilt.

Probleme kommen eher dann auf, wenn ein grundsätzlich "böser" Charakter mitspielt, da es dann früher oder später dazu kommt, dass mein Charakter mit entsprechendem aneinandergerät und nur einer die Sache überlebt..^^


Grundsätzlich habe ich aber als SL nichts gegen böse charaktere, wobei deren Überlebensaussichten aufgrund ihrer Mentalität nicht sonderlich gut sind. Wer es sich z.b. mit seinen Mit-SCs versaut, kann kaum darauf hoffen, von diesen gerettet zu werden.
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Offline Morvar

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Re: Charaktertiefe in unbekannten Settings?
« Antwort #18 am: 17.03.2010 | 18:20 »
Ah gut, dann meinen/spielen/leiten wir das Gleiche.;-)

Habe mit den Jahren viele SC kommen und sterben sehen, die meinten einen CHar spielen zu können , der in D&D jargon Chaotisch neutral oder böse ist.

Offline Nørdmännchen

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Re: Charaktertiefe in unbekannten Settings?
« Antwort #19 am: 17.03.2010 | 18:42 »
Die Charaktere WERDEN an Tiefe gewinnen, wenn sie GESPIELT werden.

Diese Ansicht spiegelt auch den Großteil meiner Spiel-Wahrnehmung, -Erfahrung, -Stilistik...
Dramaturgisch betrachtet, offenbart ein Charakter seine Tiefe durch seine Handlung - und es ist (im Rahmen einer unterhaltsamen Geschichte) sogar seine Aufgabe das Publikum auf schlüssige Art und Weise neue Aspekte zu offenbaren (zu überraschen).

Das Problem "Hintergrund vs. Handlung" entspringt aus der einzigartigen Dualität des Rollenspielers: er ist Autor und Publikum zur gleichen Zeit. Die meisten Schriftsteller z.B. wissen (laut Lippenbekenntnis) über ihre Figuren deutlich mehr als sie dem Leser zeigen. (Im Sinne der Glaubwürdigkeit und Stringenz ist das bestimmt auch sinnvoll.)

Ich aber liebe es, wenn meine Figuren mich selbst überraschen! - Nach dem Motto: "Ach deswegen hat er Eigenschaft XY!?!" Ich denke über diese Erkenntnisse auch gerne zwischen einzelnen Spielrunden nach.
Wahrscheinlich findet dabei jeder sein eigenes Gleichgewicht: soviel Hintergrund wie ich für eine stringente Darstellung benötige, soviel Freiheit (für Spannung und Entwicklung) wie möglich ist.

Das man/frau dafür einen besonders ausführlich ausgearbeiteten Hintergrund benötigt wage ich zu bezweifeln.
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Re: Charaktertiefe in unbekannten Settings?
« Antwort #20 am: 18.03.2010 | 07:00 »
Würde Charakterhintergrund nur als Charakterbreite deffinieren, Tiefe kommt wo anders her. Charakter mit viel Tiefgang sind eigentlich ganz leicht zu machen, dafür braucht man vielleicht höchstens das Thema des Settings oder der Kampagne kennen, und schon kann man sein Charakter mit motivationen ausstatten die dies unterstützen oder zum Konflickt führen. Details kann man dann immer noch unterwegs anpassen und hinzufügen.
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Online Sashael

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Re: Charaktertiefe in unbekannten Settings?
« Antwort #21 am: 18.03.2010 | 11:00 »
In einem mir unbekannten aber fest definierten Setting würde ich es auch schwer finden, einen runden Charakter zu bauen. Bad Horse hats ja schon mal gesagt, da ist einfach das Risiko extrem hoch, dass meine Vorstellungen von meinem Charakter mit den Kanonkenntnissen des SL und/oder der anderen Spieler kollidieren.

Aber in einem unbekannten undefinierten Setting bau ich mir gerne einen extrem runden Charakter und geb dem SL noch jede Menge Infos über die Welt gleich mit. ;)
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Offline Tudor the Traveller

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Re: Charaktertiefe in unbekannten Settings?
« Antwort #22 am: 18.03.2010 | 11:04 »
Wie gesagt, man kann sich gut behelfen, wenn man den Hintergrund verallgemeinert. Statt "stammt aus bäuerlichen Verhältnissen" ohne zu wissen, ob es überhaupt Bauern gibt, kann man "stammt aus einfachen Verhältnissen" vorgeben, und kann dann klären, was "einfach" im konkreten Setting bedeuten kann.
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Offline Maarzan

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Re: Charaktertiefe in unbekannten Settings?
« Antwort #23 am: 18.03.2010 | 12:00 »
Was ist denn bei euch überhaupt Tiefe?

Für mich ist das, wenn ich bei einem Charakter (sei es mit Fragen oder besser noch als Teil der Charakterdarstellung im Spiel) immer tiefer in das Gewirr aus Details und Beziehungen graben kann ohne das es zu einem offensichtlcihen Widerspruch, einer leere oder offensichtlcihen Kulisse kommt, welche sagt, ab hier ist Schluss, hier wird klar, dass es eben kein echtes Wesen sondern ein Kunstprodukt mit zwangsläufig irgendwo begrenzter Autentizität ist.

Und bei der Herstellung eines solchen hilft es mir immens, wenn ich die Spielwelt passende und ebenfalls hochwertige Anschlussdetails bietet, ich diese entsprechend gut kenne oder zumindest weiß, wo Freiflächen sind, wo ich mich austoben kann.

In der Theorie kann man das auch improvisieren, aber in der Praxis hat das eben deutliche Grenzen.
Des weiteren muss dies ja auch noch mit mehreren Spielern koordiniert werden, wenn das entsprechend ins gemeinsame Spiel einfließen soll udn da hilft es enorm, wenn die anderen Spieler eben Bezugspunkte haben um einordnen zu können, was man da gerade macht, bzw. reduziert entsprechend bekanntes Setting die Wahrscheinlcihkeit bzw. Häufigkeit, dass zwei Improvisationen / Spielweltauffassungen miteinander kollidieren.

Storytellertraumatisiert und auf der Suche nach einer kuscheligen Selbsthilferunde ...

Offline Blutschrei

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Re: Charaktertiefe in unbekannten Settings?
« Antwort #24 am: 18.03.2010 | 12:20 »
Zitat
Was ist denn bei euch überhaupt Tiefe?
Charaktere, an die ich mich nach 4 Spielsitzungen noch erinner haben Tiefe ;) Das sind in meiner Gruppe übrigens die wenigsten, da die meisten "nur aus Hintergrund" bestehen und keinen eigenen "charakter" aufweißen, vor jeder Entscheidung wird im Regionalband nachgeschlagen, wie der Charakter denn wohl per definiertem Hintergrund reagieren würde. Völliger Blödsinn meiner Meinung nach.

Zitat
In der Theorie kann man das auch improvisieren, aber in der Praxis hat das eben deutliche Grenzen.

Dem kann ich leider garnicht zustimmen.
Ich kenne einige Spieler, die bereiten im Voraus ewig viel Hintergrund für ihre Charaktere aus und im Spiel ist es dann irgendwie trotzdem immer die gleiche Mary-Sue. Der ganze Hintergrund den man sich aufgebaut hat fällt plötzlich zusammen, weil man in eine Gelegenheit kommt, in der man sich den charakter doch deutlich anders vorgestellt hatte.
Dann führt das zu so Dingen wie "ähm nein, hab ich doch nicht gesagt, mein Charakter ist ja bla".

Die ganzen Probleme hat man beim Improvisieren nicht, wenn man ein Bild seines Charakters vor inneren Augen hat. Brüche in der Logik kommen dort bei ein wenig Achtsamkeit auch äußerst selten vor meiner Meinung nach.

Zitat
Des weiteren muss dies ja auch noch mit mehreren Spielern koordiniert werden, wenn das entsprechend ins gemeinsame Spiel einfließen soll
Hm, ich weiss nicht in wie fern ich dem zustimmen kann, es wäre nett, wenn du das noch einmal ausführen könntest.
Ich muss meinen Mitspielern ja nicht begründen, "warum" ich etwas tue, es muss für sie auf den ersten Blick ja nicht logisch erscheinen, obwohl es für den Charakter stimmig ist.
Das ist in der Realität ja auch nicht anders, mein Kumpel kommt ja nicht an und sagt "Hey, ich hintergeh dich jetzt, denn eigentlich bin ich von meinem Charakter her voll böse".

Die einzelnen Mitspieler müssen sich nur für sich ein Bild des von mir gespielten Charakters machen können und versuchen, ihn als stimmig in der Welt zu akzeptieren, und ich muss dafür sorgen, dass dies leicht fällt. Wobei das meiner Meinung nach nicht unter Koordination fällt, da die einzelnen Teilnehmer ja praktisch nur "im Alleingang" arbeiten.
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