Charaktertiefe im Sinne von einer ausgestalteten Hintergrundgeschichte.
Das ist ziemlich was ANDERES als das, was ICH mit Charaktertiefe bezeichnen würde. - Eine ausgestaltete Hintergrundgeschichte muß nur "ausgestaltet GENUG" sein, daß ich mit dem Spiel anfangen kann. - Ich kann immer noch in Rückblenden und in-game-Erzählungen zur Jugend, Herkunft, etc. des Charakters Details einbauen, die dann auch solider passend sein werden, als wie ein "Vorderlader" alles von Anfang an in den Charakter reinzustopfen.
Bei einem ERSTEN Spieltermin braucht es außer den OFFENSICHTLICHEN, für die anderen SCs wichtigen Angaben eigentlich NICHTS an Informationen über den Charakter.
Bei HeroQuest kann man z.B. einen Charakter mit genau dieser groben Außendarstellungsbeschreibung starten und hat NICHTS festgelegt über dessen Hintergrund und NICHTS über dessen Fähigkeiten! - Das macht man während des Spiels, sobald einem einfällt, daß man eine Fähigkeit haben sollte oder ein Beziehung oder irgendetwas anderes, den Charakter Definierendes.
Man kann so erst einmal das Setting auf sich wirken lassen, mit der Spielwelt interagieren und dann BEI BEDARF die Festlegungen treffen.
In unbekannten Settings braucht es nur so viele Vorabinformationen, wie nötig um die erste Spielsitzung zu spielen. Mehr nicht. - Und ich gehe sogar soweit zu behaupten: Mehr wäre NICHT wünschenswert!
Konkretes Beispiel:
Zitat beim Charbau zu Necropolis 2350: "Wie soll ich wissen aus welchen familiären Verhältnissen mein Char stammt, wenn ich nicht weis wie Familienstrukturen in der Welt sind, was sollen meine Eltern für einen Beruf (gehabt) haben, was arbeiten denn die Leute so z.B.?"
Konkrete Antwort, die man auch geben kann, selbst wenn man das Settingbuch NICHT gelesen hat: Nimm einfach an, das ist EXAKT so wie hier und heute. - Damit liegt man in MODERNEN oder near-future-Sci-Fi-Settings kaum einmal daneben.
Eine Klärung solcher grundlegenden Fragen ist von einem Spielleiter in EINEM SATZ zu leisten. - Der Spielleiter, der dem Spieler auf solch eine Frage KEINE Antwort gibt, der ist ... KEIN Spielleiter!
Zumindest scheint er NICHT mit seinen Spielern zu REDEN und ihnen keine Klärungen, keine VERLÄSSLICHEN Informationen über seinen "Charakter", die Spielwelt, zukommen zu lassen.
Andererseits: WEN interessieren bei einem ersten Gehversuch bei Necropolis die familiären Verhältnisse eines Ordensritters? - Das ist NUR wichtig, wenn er durch Vetternwirtschaft zu seinem höheren Rang kommen will - und NUR dann sollte man sich dazu was überlegen.
Die Charaktere WERDEN an Tiefe gewinnen, wenn sie GESPIELT werden.