Autor Thema: Ist das Ergebnis von Rollenspielsitzungen Literatur?  (Gelesen 16425 mal)

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Offline WeeMad

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Re: Ist das Ergebnis von Rollenspielsitzungen Literatur?
« Antwort #25 am: 30.03.2010 | 22:58 »
Wie man hier sieht gibt es noch jede Menge andere Definitionen des Begriffs Literatur telekolleg: Was ist Literatur?.

Ich persönlich würde die Nacherzählung von erspielten Geschichten oder Ereignissen im Rollenspiel nicht als Literatur sehen, da ich Literatur auf das schriftlich fixierte begrenzen würde, da der Literaturbegriff dadurch für mich zu weit gefasst wäre, um noch irgendetwas abzugrenzen und das sollen Begriffe tun. Deshalb würde ich hier auch eher den Begriff "Erzählung" oder Ähnliches verwenden.

Ein Spielbericht ist Literatur, wenn Literatur alles schriftlich fixierte ist. Ich würde Literatur so definieren. Damit sind zwar theoretisch auch Bedienungsanleitungen und Kochrezepte Literatur, aber eine Beschränkung auf ästhetisch ansprechendes oder unterhaltendes würde z.B. Fachliteratur wieder ausschließen.

Was ich mal gern lesen würde, wäre ein Spielbericht, der nur aus der Beschreibung der Handlungen der Spieler und der Anwendung der Regeln besteht und versucht wird die erspielte Geschichte und deren Charaktere vollständig auszublenden (falls das überhaupt geht).

Wie man sieht bin ich eher für eine engere Definition von Literatur.

Noch ne Frage an Bad Horse: Weshalb interessiert dich die Frage? Gibt es da einen weiterführenden Gedanken?

Offline Bad Horse

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Re: Ist das Ergebnis von Rollenspielsitzungen Literatur?
« Antwort #26 am: 30.03.2010 | 23:07 »
Nein, bisher nicht. Ich bin einfach neugierig, was bei so einer Diskussion herauskommen kann.  ;)
Zitat von: William Butler Yeats, The Second Coming
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Offline Heretic

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Re: Ist das Ergebnis von Rollenspielsitzungen Literatur?
« Antwort #27 am: 30.03.2010 | 23:13 »
Die zwei Arguemente haben durchaus beide gleichzeitig Bestand. RPG's an und für sich sind keine, aber sie können Literatur bieten, zum  Beispiel durch die Diaries oder meinetwegen durch seitenlange Hintergrundgeschichten. Ich sehe da keinen Konflikt.
Es ging aber ursprünglich um die Frage, ob RPGs im gespielten Zustand Literatur sind, und nicht, ob durch RPG-Sitzungen Diaries entstehen und diese dann Literatur sind.   
ErikErikson: Ich weiss immer noch nicht, wie ich meinen Speer am besten einführe.
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Callisto

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Re: Ist das Ergebnis von Rollenspielsitzungen Literatur?
« Antwort #28 am: 30.03.2010 | 23:18 »
Es ging aber ursprünglich um die Frage, ob RPGs im gespielten Zustand Literatur sind, und nicht, ob durch RPG-Sitzungen Diaries entstehen und diese dann Literatur sind.   


Die Frage war Ist das Ergebnis von Rollenspielsitzungen Literatur?
Und da würde ich unterscheiden ob es ein Diary gibt. Wenn ja, dann ja, wenn nein, dann nein. Easy.

Offline Joerg.D

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Re: Ist das Ergebnis von Rollenspielsitzungen Literatur?
« Antwort #29 am: 30.03.2010 | 23:20 »
So, sehen wir mal.

Ich habe geschrieben, das für mich die Diarys zu meinen Runden schon so eine Art Literatur sind und Bad Horse hat treffender weise angemerkt, dass nicht die Qualität des Textes entscheidend ist ob es  Literatur ist.

Kommen wir aber noch einmal zu der Definition von Literatur zurück, die hier gepostet worden ist:

Literatur ist im weitesten Sinn der Bereich mündlich (etwa durch Versformen und Rhythmus) oder schriftlich fixierter sprachlicher Zeugnisse. In einem engeren Sinne wird unter Literatur der Bereich von Texten verstanden, die Gegenstand der Kunstdiskussion werden.

Nun, beim Rollenspiel benutze ich selten Ferse (Sind die Reime bei DSA dann Literatur?) oder benutze Rhytmus um zu spielen. Rollenspiel ist für mich nach der Definition also keine Literatur. Gutes Rollenspiel ist für mich eher eine Art Kunstform. Diese Kunstform wird dann zur Literatur, wenn sie abseits des Spieles nacherzählt wird, also vom aktiven Prozess zu Geschichte wird. Da ist es wie mit den Legenden vieler Urvölker, die sich durch mündliche Überlieferung erhalten haben. Es gibt diverse Versionen von Runden, die in meinem Bekanntenkreis immer weiter erzählt werden.

Ein Diary ist kein Rollenspiel, sondern das schriftliche Zeugnis eines sprachlichen Prozesses während eines Spieles. Ich folgere also, das ein Diary für mich Literatur ist, aber das Rollenspiel selber nicht. Wenn man meine Diarys zu der Runde im Schattental sieht ist das Ganze auf jeden Fall Literatur. Die Diarys sind so geschrieben worden, das sie ein großes Publikum ansprechen (sie haben einen Anspruch)  und es ist rege über sie diskutiert worden. (sie haben zu einer Diskussion über eine Kunstform geführt, darüber wie in dieser Runde gespielt wird)

Rollenspiel selber ist für mich also keine Literatur, kann aber zur Erschaffung derselbigen führen. Sei es im Sinne von Nacherzählungen, Diarys oder Diskussionen. Das Spiel wird oder kann also ab einem bestimmten Punkt zur Literatur transformieren.

Der eigentliche Akt ist es für mich aber nicht.

(Nen dicken Schmatz an Callisto, die einem aktiven SL den Rücken freigehalten hat)

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Offline Bad Horse

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Re: Ist das Ergebnis von Rollenspielsitzungen Literatur?
« Antwort #30 am: 30.03.2010 | 23:22 »
Es ging aber ursprünglich um die Frage, ob RPGs im gespielten Zustand Literatur sind, und nicht, ob durch RPG-Sitzungen Diaries entstehen und diese dann Literatur sind.   

Nein. Das ist einfach falsch:

Es geht nicht um die Spielsitzungen selbst, es geht darum, was dabei herauskommt.  :)

Spielsitzungen an sich sind keine Literatur, eben weil sie nicht fixiert sind. Wenn das, was passiert ist, weitererzählt wird, dann geschieht Literatur, denn da wird immer (ungefähr) das Gleiche erzählt.
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Offline Heretic

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Re: Ist das Ergebnis von Rollenspielsitzungen Literatur?
« Antwort #31 am: 30.03.2010 | 23:28 »
Das war aber nicht die Ausgangsfrage im ursprünglichen Thread.
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Offline Minne

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Re: Ist das Ergebnis von Rollenspielsitzungen Literatur?
« Antwort #32 am: 30.03.2010 | 23:31 »
Ich bin gerade zwar schon ein bisschen betrunken aber trotzdem muss ich mal folgendes loswerden:

Heretic, du hast scheinbar nicht sonderlich viel Ahnung von Logik. Da ist es auch ganz egal, was Jörg dazu sagt.  Abgesehen davon, dass das logische Schema "A ist Teil von B, und A ist gleich C also B ist gleich C" falsch ist, kannst du von einem Wahrscheinlichkeitsargument (evtl.) keine Gleichsetzung ableiten. "Morgen wird es eventuell regnen also wird es morgen regnen" ist offensichtlich Unsinn.

Das Schema noch mal auf einen anderen Gegenstand angewende, damit du deinen Fehler vielleicht verstehst:

Das Quadrat gehört zu den geometrischen Formen
Das Quadrat ist ein Polygon mit vier gleich langen Seiten
Ergo: Geometrische Formen sind Polygone mit vier gleich langen Seiten

Womit nach deiner Logik ein Rechteck keine geometrische Form mehr wäre  :P

Callisto

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Re: Ist das Ergebnis von Rollenspielsitzungen Literatur?
« Antwort #33 am: 30.03.2010 | 23:31 »
Das war aber nicht die Ausgangsfrage im ursprünglichen Thread.


Aber in diesem Thread.  ;)

Offline Joerg.D

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Re: Ist das Ergebnis von Rollenspielsitzungen Literatur?
« Antwort #34 am: 30.03.2010 | 23:38 »
Jap.

Bad Horse hat die Definition dieses Threads präzise ausgedrückt.

Edit@ Minne

Jetzt bist Du aber gemein zu mir.......
« Letzte Änderung: 30.03.2010 | 23:40 von Joerg.D »
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Offline Heretic

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Re: Ist das Ergebnis von Rollenspielsitzungen Literatur?
« Antwort #35 am: 30.03.2010 | 23:39 »
Dieser Thread ist nur ein Hilfskonstrukt zur Klärung der ursprünglichen Frage.

"Moral von dr Geschicht":
RPG-Sitzungen an sich sind im engeren Sinn keine Literatur, aber können "Sekundärliteratur" nach sich ziehen.

Die ursprüngliche Frage war die nach der "Geschichte", dem "Plot", und ich argumentierte, dass literarische Stilmittel im RPG eigentlich nichts zu suchen haben, worauf man mir widersprach und behauptete, RPG sei genau dies, nämlich Literatur.

Aber da RPGs im engeren Sinne keine Literatur sind, kann man auch keine literarischen Stilmittel anwenden, die nur bei Literatur im enger definierten Sinne greifen.

Das ist ein logisch argumentierter Schluß, zumindest solange man keine Begriffsaufweichung betreibt.  


« Letzte Änderung: 30.03.2010 | 23:43 von Heretic »
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Offline Joerg.D

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Re: Ist das Ergebnis von Rollenspielsitzungen Literatur?
« Antwort #36 am: 30.03.2010 | 23:41 »
Nö, dieser Thread ist, was sein Ersteller mit dem Anfangspost und seinen weiteren Darstellungen definiert hat.


Edit: Schlecht ausgedrückt.

In diesem Thread geht es um das, was sein Ersteller mit dem Anfangspost und seinen weiteren Darstellungen definiert hat. Die Zielsetzung ist für mich relativ deutlich zu erkennen und die weiteren Posts zeigen auch, in welche Richtung die Diskussion gehen soll.
« Letzte Änderung: 30.03.2010 | 23:43 von Joerg.D »
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Offline Bad Horse

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Re: Ist das Ergebnis von Rollenspielsitzungen Literatur?
« Antwort #37 am: 30.03.2010 | 23:41 »
Danke, Jörg.  :)

Nein, dieser Thread ist da, um genau die Frage zu diskutieren, die ich gestellt und präzisiert habe. Ich bitte dich, meine Wünsche darüber, was in diesem Thread diskutiert werden soll, zu respektieren.
Zitat von: William Butler Yeats, The Second Coming
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Callisto

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Re: Ist das Ergebnis von Rollenspielsitzungen Literatur?
« Antwort #38 am: 30.03.2010 | 23:41 »
Dieser Thread ist nur ein Hilfskonstrukt zur Klärung der ursprünglichen Frage.



Die ursprüngliche Frage war dann, ob die Stimme aus dem Off im RPG funktioniert. Und da kommts auf die Spielweise an. Und das kann im andren Thread diskutiert werden ;) Gib deine gegnerische Haltung doch mal auf *knuff*

Abgesehen davon hat Jörg D recht. Und Bad Horse natürlich auch.

Offline Heretic

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Re: Ist das Ergebnis von Rollenspielsitzungen Literatur?
« Antwort #39 am: 30.03.2010 | 23:45 »

Dieser Thread ist nur ein Hilfskonstrukt zur Klärung der ursprünglichen Frage.

"Moral von dr Geschicht":
RPG-Sitzungen an sich sind im engeren Sinn keine Literatur, aber können "Sekundärliteratur" nach sich ziehen.

Die ursprüngliche Frage war die nach der "Geschichte", dem "Plot", und ich argumentierte, dass literarische Stilmittel im RPG eigentlich nichts zu suchen haben, worauf man mir widersprach und behauptete, RPG sei genau dies, nämlich Literatur.

Aber da RPGs im engeren Sinne keine Literatur sind, kann man auch keine literarischen Stilmittel anwenden, die nur bei Literatur im enger definierten Sinne greifen.

Das ist ein logisch argumentierter Schluß, zumindest solange man keine Begriffsaufweichung betreibt. 
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Re: Ist das Ergebnis von Rollenspielsitzungen Literatur?
« Antwort #40 am: 30.03.2010 | 23:47 »
Heretic, ich habe dich freundlich darum gebeten, dich an die Themenvorgabe des Threads zu halten. Ich bitte dich jetzt noch mal, wenn auch nicht mehr so freundlich.

Anderes Thema - anderer Thread. Dieser Thread - mein Thema. Keine Debatten mehr, bitte.
Zitat von: William Butler Yeats, The Second Coming
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Re: Ist das Ergebnis von Rollenspielsitzungen Literatur?
« Antwort #41 am: 30.03.2010 | 23:48 »
@Heretic: Vielleicht den Eingangspost gründlicher lesen? Da steht ganz klar  die Fragestellung "Ist das Ergebnis einer Rollenspielsitzung Literatur im weitesten Sinn?" und was Ergebnisse einer Rollenspielsitzung sind, wurde später präzisiert.

@Jörg: Oh Warum? Ich bezog mich doch gar nicht auf dich, ich meinte nur, dass Heretics Schluss einfach weder "valid" noch "sound" war.

Offline Heretic

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Re: Ist das Ergebnis von Rollenspielsitzungen Literatur?
« Antwort #42 am: 30.03.2010 | 23:50 »
Minneyar, DIESER Thread hier diente nur der Entscheidungsfindung der ursprünglich gestellten Frage, ob
es Sinn macht, literarische Stilmittel bei etwas anzuwenden, was keine Literatur ist, da ist es völlig unerheblich, was in dem Eingangspost DIESES Threads hier steht.
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Re: Ist das Ergebnis von Rollenspielsitzungen Literatur?
« Antwort #43 am: 30.03.2010 | 23:53 »
Minneyar, DIESER Thread hier diente nur der Entscheidungsfindung der ursprünglich gestellten Frage, ob
es Sinn macht, literarische Stilmittel bei etwas anzuwenden, was keine Literatur ist, da ist es völlig unerheblich, was in dem Eingangspost DIESES Threads hier steht.


In DIESEM Thread sollte man aber drauf antworten, was die Fragestellung von DIESEM Thread ist. Nicht was im anderem Thread steht. Wenn du das Thema beackern willst, mach einfach einen NEUEN Thread auf mit dieser Fragestellung. Sonst ärgerst du hier nur Bad Horse und diverse andere User ;)

Offline Bad Horse

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Re: Ist das Ergebnis von Rollenspielsitzungen Literatur?
« Antwort #44 am: 30.03.2010 | 23:54 »
Heretic, dieser Thread dient genau dem, was darauf steht. Bitte hör auf, ihn mit deinen Behauptungen darüber, warum ich ihn gestartet habe, vollzuspammen.

Meldung an die Redax ist bereits ergangen.
Zitat von: William Butler Yeats, The Second Coming
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Re: Ist das Ergebnis von Rollenspielsitzungen Literatur?
« Antwort #45 am: 30.03.2010 | 23:56 »
Aye.
Also sind RPG-Sitzungen keine Literatur, ergo Cutscene-Technik fehl am Platz bei normalem, klassisch aufgebautem RPG mit charakterzentrierter Sicht.

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Re: Ist das Ergebnis von Rollenspielsitzungen Literatur?
« Antwort #46 am: 30.03.2010 | 23:58 »
Heretic, du lässt neben einer bemerkenswerten Gabe Inhalte nicht zu erfassen auch die wiederholten Ansagen beim Thema zu bleiben auf eine äußerst unhöfliche Weise an dir abperlen. Ich empfehle dir, noch einmal einen Blick in die Hausordnung zu werfen und Respekt vor dem Threadstarter zu zeigen.

Das Thema dieses Threads wurde ausdrücklich und nachhaltig vom Bad Horse definiert und wiederholt präzisiert, worauf Du nicht im Geringsten eingehst.

Du bist also unhöflich und Bad Horse hat eine Entschuldigung für dein Verhalten verdient. (für eine offensichtlich mangelnde Auffassungsgabe kann man sich ja nicht entschuldigen)


(Text wird gegen Aufforderung von Bad Horse genau wie alle anderen nicht zum Thema passenden Inhalte von mir gelöscht)
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Offline Bad Horse

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Re: Ist das Ergebnis von Rollenspielsitzungen Literatur?
« Antwort #47 am: 30.03.2010 | 23:59 »
Minneyar, DIESER Thread hier diente nur der Entscheidungsfindung der ursprünglich gestellten Frage, ob
es Sinn macht, literarische Stilmittel bei etwas anzuwenden, was keine Literatur ist, da ist es völlig unerheblich, was in dem Eingangspost DIESES Threads hier steht.

Aye.
Also sind RPG-Sitzungen keine Literatur, ergo Cutscene-Technik fehl am Platz bei normalem, klassisch aufgebautem RPG mit charakterzentrierter Sicht.

Heretic, ich habe dich mehrfach gebeten, beim Thema zu bleiben - und zwar bei dem vom OP vorgegebenen Thema. Bitte unterlasse weitere nicht themenbezogene Posts in diesem Thread. Literarische Techniken im Rollenspiel gehören nicht zum Thema.
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Offline Zornhau

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Re: Ist das Ergebnis von Rollenspielsitzungen Literatur?
« Antwort #48 am: 31.03.2010 | 03:41 »
In der Fragestellung dieses Threads werden leider gleich ZWEI sehr problematische Begriffe mit dem Begriff "Rollenspielsitzung" in Verbindung gebracht.

Zum einen der - je nach Definitions-Schwammigkeit - bis zur begrifflichen UNBRAUCHBARKEIT dehnbare Begriff "Literatur", für den wenigstens eine (zwar meinem Empfinden nach immer noch viel zu weite, aber immerhin KONKRETE) Definition im Eingangsbeitrag gegeben wird.

Und zum anderen der Begriff der "Ergebnisse einer Spielsitzung". - Hier hatte ich ja schon nachgefragt, ob z.B. der Level-Zuwachs eines Charakters, der je unabstreitbar ein ERGEBNIS einer Spielsitzung ist, zu den hier als "Literatur" zu zählenden Ergebnissen gehören soll, oder nicht.

Dazu hatte Bad Horse dann ein paar Konkretisierungen gegeben, zu denen ich etwas anmerken möchte.

Zu den "Ergebnissen" von Rollenspielsitzungen:
@Zornhau: Okay, das war vielleicht ein bißchen unklar. Mit "Ergebnis" meine ich die Geschichte, die dabei herausgekommen ist (wenn eine herausgekommen ist, aber das tut sie häufig), oder auch die Anekdoten, die hinterher im Gedächtnis haften geblieben sind.
Eine Rollenspielsitzung ist ein "Happening", ist eine fortlaufende, einmalige, UNWIEDERHOLBARE und noch nicht einmal durch Mitlaufen einer Videokamera wirklich für weiteres Rollenspiel relevant fixierbare Art von gemeinschaftlicher Beschäftigung zur Unterhaltung der AKTIVEN. - Also NICHT für Publikum gedacht, sondern für die "Selbstunterhaltung" der Ausführenden.

Das unterscheidet Rollenspielsitzungen schon einmal sehr stark von Theater-Aufführungen (selbst von Improvisationstheater!) und von (Märchen-)Erzählungen. Diese sind - unabhängig von der Wiederholbarkeit, der Fixierbarkeit - einfach grundsätzlich für ein Publikum gedacht.

Was sind denn nun KONKRETE ERGEBNISSE von Rollenspielsitzungen?

Du erwähnst eine Geschichte, die es geben kann, die es aber nicht geben muß. Und Du erwähnst Anekdoten. Also kleine Geschichtchen vor dem Spiel, im Spiel, rund um das Spiel, nach dem Spiel.

Aber Du WEICHST meinen Fragen AUS!

Ich kann SEHR KONKRETE ERGEBNISSE von Rollenspielsitzungen benennen.

Ein Charakter hat 340 XP mehr als noch bei Beginn der Sitzung.
Ein Charkater ist tot.
Ein Charakter hat sich in-game ein Schiff gekauft.
Ein Charakter ist einen Level aufgestiegen.

Ein Spieler hat keinen Charakter mehr, weil seiner gestorben ist. Er muß sich bis nächstes Mal einen neuen ausdenken.
Ein Spieler hat den höchsten Schadenswurf des Spielabends gemacht.
Ein Spieler hat eine tollen Plan zur Bewältigung eines Problems entworfen, der auch genau so wie geplant funktioniert hat.
Ein Spieler hat sich mit einem anderen Spieler über die korrekte Spielweise des Nachteils "Blutrünstig" gestritten und beide sind angesäuert heimgefahren.

Das sind ALLES sehr konkrete Ergebnisse von Spielrunden.

Und da sind sogar FIXIERBARE Ergebnisse darunter: Level-Aufstieg, XP-Zugewinn, alter Charakter hopps, Schiff gekauft. - Es ist sogar ABSICHT, daß diese Ergebnisse fixiert werden können: sie SOLLEN auf dem Charakterbogen stehen! Da stehen dann mehr XP, ein neuer Level, ein Schiff, usw.

Ist das, was man auf einem Charakterbogen notiert, also SCHRIFTLICH FIXIERT,  auch "Literatur"?

Immerhin sind das die im Spiel durch die Spieler erspielten, konkreten, und sogar absichtsvoll fixierbaren ERGEBNISSE der Spielrunde. - Diese Ergebnisse gelten bei Beginn der nächsten Spielrunde immer noch. Sie werden also GESPEICHERT und ÜBERLIEFERT und sind sogar UNABSTREITBAR.

Was ist mit den Spielleiter-Notizen? - Der Spielleiter notiert sich, daß die Charaktere in Gang 13 nur 9 der 14 Orks getötet hatten, der Rest ist in Höhle B3 geflohen und konnte dort Alarm auslösen. - Das ist ein ERGEBNIS einer Spielsitzung. Es ist vom Spielleiter sogar fixiert worden, und es ist gespeichert und IDENTISCH WIEDERGEBBAR bei der nächsten Spielsitzung.

"Literatur" im weitesten Sinne ist nach obiger Definition (zugegeben, die ist sehr weit gefasst) jede Art von fixierter Erzählung
Die Notizen von Spielern auf dem Charakterbogen und auf Notizzetteln, die den Spielern ausgehändigten Handouts, Kartenzeichnungen, Bilder, die Spielleiternotizen, usw. - das sind alles DIREKT mit der Rollenspielsitzung verbundene, SCHRIFTLICHE bzw. graphische DOKUMENTE. Diese müßten unter den im Eingangsbeitrag definierten "Literatur"-Begriff fallen.

Sie sind aber NICHT ERZÄHLERISCH!

Es ist sogar so, daß die MEISTEN ERGEBNISSE einer Spielsitzung eben NICHT ERZÄHLERISCHER Natur sind!

Es kommen nämlich noch die Ergebnisse aus dem Umfeld hinzu: Bierkasten geleert, Chipstüten leergefuttert, Kaffeetasse verschüttet, Würfel verloren, in Spielleiterschirm gebissen (Zahnabdrücke belegen dies!), bis 5 Uhr Morgens durchgespielt, danach noch zwei Stunden gequatscht, wie ein Zombie am nächsten Tag herumgeschlurft, den verdammten Dreck, der immer in die Bude reingeschleppt wird, weggesaugt.

Das sind AUCH alles NICHT-ERZÄHLERISCHE Ergebnisse einer Spielsitzung.

Warum sollte eine Geschichte weniger literarisch sein, nur weil sie erspielt wurde anstelle von einer Person ausgedacht?
Du gehst hier immer wieder von der leider UNZUTREFFENDEN Annahme aus, daß Ergebnisse einer Spielsitzung vornehmlich ERZÄHLERISCHER Natur seien.

Sind sie NICHT. - Genauer: Es GIBT KEINERLEI ERZÄHLUNG am Ende einer Spielsitzung!

Es existieren KEINE Anekdoten, die man auch noch nach Jahrzehnten erzählen wird (wie das Beißen in den Spielleiterschirm). Es existieren KEINE Spielberichte, die ausformuliert, aufgehübscht, und niedergeschrieben wären. Es gibt nicht einmal eine ERZÄHLUNG eines Mitspielers, was denn heute in den 8 Stunden Spielzeit passiert ist. - Braucht es auch nicht! Er war ja DABEI! Er hat es ja ERLEBT! Und alle anderen AUCH!

Wem sollen sie all das gemeinsam Erlebte denn überhaupt erzählen? - Es waren ja ALLE dabei!

Was DU als "Ergebnis einer Spielsitzung" auffaßt, das ist eine BEWUSST GESCHAFFENE und zwar BEWUSST NACH der Spielsitzung geschaffene Erzählung.

Eine Erzählung mit einem PUBLIKUM im Sinne!

Und das können auch durchaus die eigenen Mitspieler sein, denen ein Kampagnentagebuch hilft, leichter beim nächsten Mal den Anschluß an die aktuelle Situation zu finden. - Aber es ist ein Publikum ABSEITS der Zeit und des Ortes, an dem der INHALT des Erzählten ERSPIELT wurde!

Man hat am Ende einer Spielsitzung etwas ERLEBT. - Selbst, oder andere Spieler deren SC-Schicksal man miterlebt hat. - Und das ERLEBTE kann man, wenn man will, NACHERZÄHLEN.

Ich erzähle meiner Frau, wenn ich von einem Con komme, IMMER in aller Breite (und Länge), was ich alles gespielt habe, wen ich getroffen habe, wie die Würfel gefallen sind, ob das Essen gut war, usw.

Ist das "Literatur"? - Nein, natürlich nicht!

Was, wenn ich jetzt in meinem Interesse vornehmlich die Con-Umgebung einem Publikum nahebringen wollte?

Ich berichte von den Spielrundenaushängen, deren (meist mieser) Aufmachung, der Unübersichtlichkeit, den netten Orga-Leuten, die mir einen Tisch besorgten, der ALLE meine Figuren fassen konnte, dem günstigen Essen, dem miesen Kaffee, dem blöden Wichser, der mir eine Runde schier zerschossen hätte, der Durchhaltefähigkeit der Mitspieler bei der Übernachtrunde, der Sauberkeit der Toiletten, usw.

Das kann ich aufschreiben. Dann ist es - nach obiger Definition - Literatur. - Ein Con-Besuchsbericht. Einer, in welchem auch Spielrunden und deren Ergebnisse vorkommen!

"Ich konnte fünf neue Leute für Barbarians of Lemuria begeistern." (Ergebnis!)
"Ich habe nun endlich einmal das neue Warhammer FRP spielen können." (Ergebnis!)
"Mit dem blöden Wichser spiele ich NIE wieder irgendwas!" (Ergebnis!)

Aber obschon dies ERZÄHLERISCHE ERGEBNISSE sind, die sogar in schriftlicher Form abgefaßt, fixiert, überliefert wurden, wäre ich hier NICHT der Meinung, daß es sich um Literatur handelt.


Was, wenn ich jetzt in meinem Interesse vornehmlich die IN-GAME-HANDLUNG einem Publikum nahebringen wollte?

Das ist es doch wohl eher, was Dir unter dem "Ergebnis" vorschwebt, welches "Literatur" sein kann, nehme ich mal an.

Nun, wenn ich mich z.B. bei einem Spielbericht darauf beschränke die In-Game-Handlung darzulegen, dann habe ich sehr unterschiedliche Möglichkeiten dies zu tun. Ich greife einfach mal ein IN-GAME-TAGEBUCH heraus. - Hier schreibe ich aus der Sicht meines CHARAKTERS, was sich alles so zugetragen hat, natürlich GEFILTERT um die Dinge, die der SC nicht mitbekommen konnte, die ich als Spieler aber sehr wohl am Tisch erleben konnte. Dieses in-game in-character diary kann ich sogar literarisch sehr anspruchsvoll ausarbeiten, es ordentlich mit Layout und Illustrationen versehen und habe so ein auch nach Jahren noch lesbares Stück LITERATUR geschaffen.

"Literatur geschaffen"

Nochmal: LITERATUR GESCHAFFEN!

Aus dem beim Spiel ERLEBTEM, aus dem Spielerlebnis heraus, kann man als BEWUSSTEN SCHAFFENSAKT tatsächlich Literatur schaffen.

Das ist aber eine völlig separate, sogar dem Rollenspielhobby eher sehr ferne (und der Fan-Fiction usw. viel nähere) Beschäftigung. - Jemand kann mehrere Jahrzehnte Rollenspiele spielen ohne auch nur einmal ein solches Stück "dramatisierter Spielrundennacherzählung" gelesen oder gar geschrieben zu haben.

Diese Art der Literatur BRAUCHT NIEMAND, der Rollenspiele als Hobby betreiben möchte.

Andersherum: Jemand der GERNE GESCHICHTEN SCHREIBT, kann sich von Rollenspielerlebnissen INSPIRATIONEN für seine Geschichten holen. Oder vom Fußballspielen. Oder vom Spazierengehen am Deich. Oder vom stundenlang im Straßencafe sitzen. ...

Hier überschneiden sich ZWEI VERSCHIEDENE Hobbys. Das Geschichtenschreiben und das Rollenspielen. - Das kann qualitativ mies oder sehr ansprechend ausgehen - je nach Begabung, Ausarbeitung, Handwerkszeug, und natürlich dem Auge des Betrachters.

Aber: Jemand der BEWUSST als Spielrundennacherzählung einen Text schreibt, der FILTERT aus der GESAMTHEIT der Eindrücke des ERLEBTEN das heraus, was er WEITERERZÄHLEN möchte!

Man bekommt also in der "in-game" Erzählung mit, daß Ritter Robert den Drachen Dragomir mit einem einzigen Hieb den Kopf abgesäbelt hat. Aber man bekommt (meist) NICHT mit, daß der Spieler von Ritter Robert beim Angriffswurf erst einen Kritischen Fehler, dann noch einen und dann - nach Ausgabe des zweiten Bennies! - einen krass explodierenden Kritischen TREFFER gelandet hat, dessen Schadenwurf der höchste der gesamten Spielsitzung war und gegen den der Drache wirklich nichts mehr machen konnte außer zu sterben. Es wird NICHT drinstehen: "Und dann würfelte der Spieler des Ritters einen Treffer mit Raise für satte 85 Punkte Schaden! Das waren 16 Wunden für den Drachen, der das nicht soaken konnte oder wollte, und dann vergeigte er auch gleich noch den Vigor-Wurf wegen Incapacitation und damit war er hin."

Spielberichte mit "Regelsystem-Sprache" finde ich eigentlich VIEL INTERESSANTER als die - zumeist nicht über einen Deutsch Vier-Minus Aufsatz hinauskommenden reinen In-Game-Geschichten. - Oft sind es mehr die SPIELLEITER, die diese auch für die Praktiker des Hobbys weit interessanteren Spielberichte anfertigen. Hier ist auch das ZIELPUBLIKUM sehr klar umrissen. ANDERE Spielleiter.

Die Navero-Chroniken enthalten eine Mischung aus In-Game-Handlung, aus Spieler-Gesprächen, aus Kommentaren des Autors, aus Würfelwurf-Ergebnissen, usw. - Und sie sind GENIAL! - Verdiente Klassiker, die JEDER, der Spielrundenaufschriebe zu schreiben beabsichtigt, kennen sollte.



Für mich ergibt sich als Fazit:

Die MEISTEN Ergebnisse von Spielrunden sind NICHT erzählerischer Natur und eignen sich auch nicht direkt in eine Erzählung aufgenommen zu werden.

Es werden VIELE Ergebnisse von Spielrunden formal (Charakterbogen, Spielwerte) und nichtformal (Handouts einstecken, Notizen an Abenteuer-Seitenrand kritzeln) schriftlich fixiert.

Die Nacherzählungen von Spielrunden können aus sehr unterschiedlichen Blickwinkeln erfolgen: Wie waren die Mitspieler? Taugte das Kauf-Szenario was? Mag ich das Regelsystem? Was ist in-game passiert? - Die In-Game-Handlung ist nur eine von vielen möglichen "Filterungen" all der Erlebnisse während einer Spielsitzung.

Ein Spielbericht wird BEWUSST (als Literatur!) GESCHAFFEN.
- Das ist ein kreativer Prozess, der die ERLEBNISSE der Spielrunde nur als Inspiration verwendet. - Selbst wenn man sich bemüht so akkurat wie möglich mitzuprotokollieren, so wird man IMMER den subjektiven Wahrnehmungsfilter des Autoren verwenden. Daher können sich die Spielberichte von zwei Spielern DERSELBEN Runde auch z.T. KRASS in der Wahrnehmung und Bewertung der Ereignisse im Spiel unterscheiden! (Das kann man bei den hiesigen Session Diaries auch immer wieder feststellen - da meldet sich ein anderer Spieler als derjenige, der den Text verfaßt hatte, zu Worte - und dieselben Szenen stellen sich ANDERS dar, weil eben ein anderer Mensch das alles ANDERS aufgenommen hat, auch wenn die Würfelwürfe und Spielwerte-Änderungen exakt dieselben sein mögen).

Somit: Ist das Rollenspiel VORBEI, dann kann man - wenn man will - ans bewußte SCHAFFEN von Literatur gehen, die auf den Erlebnissen im Rollenspiel basiert.

Aber: Das Ergebnis einer Rollenspielsitzung ist NIEMALS Literatur.

Literatur wird es erst, wenn jemand BEWUSST Literatur SCHAFFEN möchte.

Literatur ist somit KEIN "Abfallprodukt" von Rollenspielen.

Nicht einmal von denen, die sich selbst gerne in die Nähe von Erzählungen (Narrationen) stellen! - Im Spiel ist nämlich auch die in-game-Erzählung so sehr im Fluß, daß man erst HINTERHER wirklich erzählen kann, was eigentlich nun gespielt wurde.

Daher ist es auch völlig irrig zu meinen, man könnte durch Regeltechnik und "erzählerische Vorgaben" die NACH der Spielsitzung aufschreibbare ERZÄHLUNG in bestimmte Bahnen lenken. - Das geht nicht, weil die Erzählung NUR VOM AUTOREN SELBST gesteuert wird. Und auf den hat das Regelsystem nach Spielende KEINEN Einfluß mehr.

Besonders nicht, wenn es um Erzählungen ohne die Regelsystem-Einschübe eines Spiel-TESTS handelt.

Reine In-Game-Handlungen sind nämlich "regelsystemneutral".

Literatur ist also KEIN "Abfallprodukt" von Spielsitzungen und es ist noch nicht einmal das Produkt von "narrativen Rollenspielen", sondern NUR und AUSSCHLIESSLICH das Produkt des bewußten Willens eines "Literaturschaffenden", eines Autors. - Daß der Autor wirklich bei einer Spielsitzung mitgespielt haben muß, ist nicht einmal eine Voraussetzung. Er könnte auch als "Ghost Writer" sich nur die Nacherzählungen der einzelnen Spieler und des Spielleiters angehört haben, und dann seinen Text verfaßt haben.

Literatur bekommt man also nur dann, wenn man LITERATUR SCHAFFEN MÖCHTE. - Sonst nicht.
« Letzte Änderung: 31.03.2010 | 03:45 von Zornhau »

Offline korknadel

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Re: Ist das Ergebnis von Rollenspielsitzungen Literatur?
« Antwort #49 am: 31.03.2010 | 09:21 »
Ich halte die Wiki-Definition für nicht ganz zutreffend. Klar ist, dass Literatur nicht wertend ist, weshalb sich Literaturwissenschaft ja theoretisch auch mit Einkaufszetteln befassen kann (und dies im Falle von Goethes Gattin wahrscheinlich auch tut). Darum sind hier Begriffe wie "Sekundärliteratur" auch vollkommen fehl am Platz, nur so nebenbei.

Dass Rollenspiel insgesamt zu enem Großteil Literatur ist, beweisen die erschlagenden Massen an Druckerzeugnissen. Was am Spieltisch abgeht, ist dagegen freilich erstmal anders zu bewerten. Aber -- vor dem Aber jedoch noch eine Bemerkung:

So wie mir Literatur während des Studiums begegnet ist, rechnet man da durchaus auch die "mündliche" Literatur hinein. Vor allem deswegen bin ich mit der Wiki-Def so unglücklich und gebe Bad Horse weitgehend recht.

Und damit sind wir an dem entscheidenden Punkt: Die Art und Weise, wie eine Rollenspielrunde organisiert ist, ist bereits quasi-literarisch: die festen Rollenzuweisungen, die gedachte theatralische Grundstruktur und das gewünschte erzählerische Ergebnis. Zwar spricht kaum einer in Reimen oder in einem Rhythmus, aber das sind dennoch lauter Dinge, die die Sprache, den Dialog durchaus strukturieren und anders organisieren als auf einer Party. Dazu kommt, dass eigentlich sämtliche Inhalte (abgesehen von den Gesprächen und Witzen am Rande) in irgendeiner Weise aus Literatur gespeist sind: Aus Rollenspielbüchern, Geschichten, Fabeln, Filmen, etc. Das Erschaffen und Ausspielen einer Figur ist mehr literarischer Akt als sonst irgendetwas, weil es erstens dem Theater sehr nahe ist und zweitens auf derselben Grundidee beruht wie die Erschaffung zum Beispiel einer Romanfigur. Die fiktive Figur wird ja nicht erfunden, um zum Beispiel als Spion in China zu arbeiten oder sich in oben genannte Party einzuschleichen, sondern aus rein erzählerischem Anlass.

Desweiteren werden während einer Rollenspielsitzung für gewöhnlich sehr viele Stereotype angespielt, wenn nicht sogar Kaufabenteuer gespielt werden. Die allermeisten Situationen und Konflikte sind in irgendeiner Form literarisch vorgebildet und werden nachgestellt, nacherzählt, nachgespielt. Das ist lkaum anders, als wenn die Räuber neu inszeniert werden, als wenn Wolfram und Muschg den Parzival neu dichten oder die Geschichte vom tapferen Schneiderlein erzählt wird.

Freilich ist das Erleben eines Spielabends an sich keine Literatur (wobei das Argument mit dem Bierkasten und der Chipstüte nicht zieht, denn ich kann auch mampfen und saufen, wenn ich einen Film, ein Theaterstück anschaue, ein Buch lese oder während ich ein Gedicht schreibe. Es gibt quasi ein außerliterarisches Erleben und ein innerliterarisches. Und ich würde meinen, dass beides beim Rollenspiel Hand in Hand geht. Während einer Spielsitzung wird einerseits tatsächlich Literatur geschaffen (man nimmt Rollen ein, entwickelt fiktive Figuren, erschafft eine Handlung, folgt gewissen Strukturen, Formen, Regeln, ähnlich wie im Improvisationstheater, gestaltet bekannte literarische Versatzstücke neu, erfüllt oder dekonstruiert Genrekonventionen, etc.), andrerseits existiert gleichzeitig sehr viel außerliterarisches Erleben. Das Argument, dass man dabei Spaß hat, spricht ganz eindeutig nicht gegen Literatur :). Man erinnere sich: Literatur kann durchaus der Unterhaltung dienen.

So, das wäre meine Meinung zu dem Thema aufgrund dessen, was mir seinerzeit die Herren Professoren und Dozenten über Literatur erzählt haben.
Hipster

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