Neulich brachte mich jemand auf der Forge auf eine Idee, die mich nicht mehr loslässt: Könnte nicht BARBAREN! auch für Vampirgeschichten als Regelwerk funktionieren? Neben dem Barbaren ist der Vampir eines der absolut klassischen Motive der Geek-Kultur. Wer hat nicht die Bücher von Anne Rice und Barbara Hambly verschlungen? Ich weiß nicht, welchen Film ich öfter gesehen habe: Conan der Barbar, oder Interview mit einem Vampir.
Ich dachte zuerst, dass das System von BARBAREN! in dieser Hinsicht nichts zu bieten hat, aber genau genommen lebt auch eine gute Vampir-Geschichte von Verführung und Kampf: Der Vampir muss sich gegen die Verlockung des süßen Blutes wehren, und gegen die Bestie in seinem Inneren ankämpfen! Hier läuft das bewährte Kämpfen/Werben-System einfach umgekehrt: Nicht die Spieler gehen los und suchen Ärger, sondern sie versuchen, sich aus Ärger rauszuhalten und einfach nur mit ihrer gemarterten Existenz klarzukommen, aber der Ärger sucht sie. Sie müssen sich dagegen wehren, dürfen sich nicht hinreißen lassen, in eine warme Halsschlagader zu beißen oder zu einer zähnefletschenden Metzelmaschine zu werden.
Statt Aggro haben Charaktere also so etwas wie Anti-Aggro, das sie vom Kämpfen abhält, und für verführerische Situationen haben sie so etwas wie Anti-Geil, damit sie nicht anfangen, an irgendwem rumzulutschen. Man könnte die beiden Werte „Angst“ und „Skrupel“ nennen. Einige Kniffe wären „Sinnkrise“, „Weltschmerz“ und natürlich der beliebte „Flashback“, mit dem man eine Erinnerung aus dem sterblichen Leben einbringen kann.
Als Setting kommt nur Paris in Frage, eine Stadt wie eine Symphonie, Barock, Bohème und Banlieue, Montmartre, Moulin Rouge und Rue Morgue. Ach, Paris! Du schönste und grausamste aller Städte. Anstelle des Stammes bei den Barbaren tritt der Clan, hier denke ich an einen Clan der Künstler, einen der Adligen, einen der Rebellen und einen der Außenseiter. Anstelle der Sippe erstellen die Spieler zu Beginn ihre Brut. Natürlich wird es wieder Leute geben, die Angst vor Homoerotik haben, aber mal ehrlich, wer mit der Homoerotik von Barbarenfilmen und Metal klarkommt, für den sollte das Rumgeknutsche von Tom Cruise und Brad Pitt ja nun das geringste Problem sein.
Dann war da noch die Sache mit dem Schädel, und ich wusste, die Idee war genial, denn es war offensichtlich: Der Schädel musste eine Rose sein, wenn möglich eine echte, die auch duftet. Und selbstverständlich wird sie nicht eingefordert, sondern sie wird überreicht, demjenigen Spieler, der das ergreifendste Porträt von Selbstzweifel und innerer Zerrissenheit abliefert. VAMPIRE! ist genau wie BARBAREN!, nur umgekehrt. Cool oder?
Ich habe meinen Verlegern von der Geschichte erzählt und sie waren sofort begeistert. Gerade bei dem momentanen Hype um Twilight & Co. scheint uns die Zeit reif dafür, endlich ein kohärentes, modernes Vampir-Rollenspiel herauszubringen.
Also, legt schon mal das Violinkonzert auf, schenkt den Rotwein ein und zündet die Kerzen an! Die Testversion ist schon so gut wie fertig.