Und ja das meine ich mit SciFi ist nur "Würze" alle SciFi Geschichten sind im PRINZIP Geschichten die man vor jedem anderen Hintergrund auch erzählen könnte
Also das gilt meiner Meinung nach nur
sehr prinzipiell, nämlich in dem Sinn wie man auch sagen kann "es gibt keine neuen Geschichten". Man kann alle Geschichten in 2/20/37 Plots einteilen und damit ist alles, was ein Mensch erzählen könnte, abgedeckt. Aber bei dem, was einen (jedenfalls mich) interessiert, kommt es nicht in erster Linie auf den Plot an (obwohl ich da auch Vorlieben und Abneigungen habe); wesentlich ist aber die Ausgestaltung des Plots. Gute SF Geschichten, bei denen SF mehr ist als nur ein x-beliebiger "exotischer" Hintergrund, kann man nicht auf einen anderen Hintergrund übertragen, ohne dass etwas Wesentliches dabei verloren ginge.
Beispiele:
- Tad Williams Otherland ist eine Kombination aus Rätsel- und Underdog-Plot. Aber ohne das Netzwerk Otherland selbst wäre es eine vollkommen andere Geschichte.
- Larry Nivens Ringwelt: was würde ohne die Ringwelt und ohne die manipulativen Pupeteers übrigbleiben? Ein Rätsel und eine Flucht, aber die Farbe fehlt.
- Ben Bovas Jupiter: ein spannendes Abenteuer kann man auch auf der Erde erzählen, aber wo bleibt dann das Staunen über Lebewesen, die vollkommen fremdartig sind, deren Lebensraum dort anfängt, wo unserer aufhört, und mit denen doch Empathie und ein stillschweigender Konsens möglich ist?
Ganz wesentlich an SF (und F) ist doch das Element des fremdartigen, wunderbaren. SF ist der Versuch, über das was ist hinaus zu blicken, zu dem was sein könnte (und dazu gehört auch die Frage "was wäre wenn die physikalischen Gesetze anders wären).
Und um zurück zur Ausgangsfrage zu kommen:
Man *muss* für SF keine Aliens haben, es gibt viele gute SF-Geschichten, die ohne sie auskommen. Aber Aliens können das Fremdartige, Wunderbare, Unverständliche und überraschend Verständliche darstellen, und zwar auf eine "interaktive", lebendige Art.
So wie ich es sehe, gibt es drei Möglichkeiten:
1. Man lässt Aliens weg und konzentriert sich auf andere SF Elemente.
2. Man benutzt Aliens als exotischen Hintergrund. Daraus können dann ebenso die "Rubber Forehead Aliens" bei Star Trek wie auch die Unmenge an fremdartigen Aliens, die aber keinerlei Bedeutung haben, bei Star Trek resultieren.
3. Man benutzt Aliens gezielt als Element des Phantastischen. Diese sollten dann gut durchdacht und differenziert ausgearbeitet sein. Dafür kann man sich ja auf wenige / eine Art beschränken.
Im Fall 3 bieten die Aliens die Möglichkeit (wie z.T. von Vorpostern schon erwähnt)
- unerwartete Reaktionen darzustellen (die Spieler überraschen);
- kulturelle Konflikte auszuspielen, ohne (allzu explizit) rassistisch zu werden, bzw. die (Un-)Tiefen des Rassismus auszuloten, ohne jemandem auf den Schlips zu treten;
- der Frage nachzugehen, was intelligentes Leben ausmacht;
- der Frage nachzugehen, wie sich der Kontakt zu fremden, intelligenten Spezies auf die Menschen auswirkt;
- andere Denk- und Herangehensweisen auszuprobieren bzw. auszuspielen.
Die Antwort auf die Frage lautet also - wie eigentlich immer - es kommt darauf an. Es kommt darauf an, was man will, was man mag und womit man sich auseinander setzten möchte (oder eben nicht).
Ich finde, wenn man Aliens verwendet, sollte man sich gründlich Gedanken dazu machen, damit man keinen flachen Abklatsch von menschlichen Vorurteilen produziert. Am schlimmsten von allen Arten von Aliens finde ich übrigens die, die unreflektiert von Erd-Tieren abgeleitet werden. Wenn man das macht, sollte man sich schon genau überlegen, welche Eigenschaften (körperlich und psychisch) Sinn ergeben und welche nicht. Und letztere dann weglassen, wie typisch sie für das Tier auch sein mögen.
Dazu möchte ich auch noch eine Frage vom Anfang des Threads aufgreifen:
Mir fällt grad auf/ein, dass man die Aliens eh nur in die Kategorien humanoid (intelligent), tierisch und abstrakt (z.B. Energieform) kategorisieren kann. Ist vielleicht zu OT, aber kann mir dazu mal jemand was sagen (evtl. mich widerlegen)?
Das lässt sich schwer sagen, ohne diese Kategorien genauer zu bestimmen. Beziehst du dich auf alle Arten von außerirdischem Leben (also auch nicht-intelligentes)? In dem Fall glaube ich nicht, humanoid mit intelligent gleichgesetzt werden kann. Jedenfalls nicht, wenn man sich auf die klassische Definition von humanoid bezieht (zweisymmetrisch, aufrecht gehend etc.). Und abstrakt ist auch eine sehr vage Klassifizierung, da würden ja außer Energiewesen auch mineralische, gasförmige, flüssige und sogar pflanzliche Wesen fallen (und Einzeller und Pilze, ... mir fallen immer mehr ein - oder laufen die unter "tierisch"?). Insofern glaube ich nicht, dass diese Einteilung sehr tauglich ist.
Wenn du einigermaßen gut Englisch kannst, lohnt sich ein Besuch bei
http://www.tvtropes.org. Unter "Alien Tropes" findet man da (neben anderem):
- Human Aliens: sehen aus wie Menschen (Beispiel Centauri bei Babylon 5)
- Human Subspecies: eigentlich keine Aliens, sehen aber so aus (häufig in transhumanistischen Settings)
- Rubber Forehead Aliens: sehen aus wie Menschen, bis auf ein ein auffälliges Feature, z.B. Rippel auf der Stirn (Star Trek)
- Humanoid Aliens: vage menschenähnliche Form (Roswell-Aliens, mehrere Farscape-Aliens, Narn in Babylon 5)
- Intelligent Gerbil: von Erd-Tieren abgeleitete Aliens (Katzen-Aliens, reptiloide, insektoide, ... viele in Star Wars, Doctor Who und SF Rollenspielen)
- Mechanical Lifeforms: Maschinenwesen (Replicators bei Stargate)
- Plant Aliens: Pflanzenwesen (Zhaan in Farscape, Pequeninos in Xenocide von O.S.Card)
- Starfish Aliens: absolut nicht-humanoide Aliens (noch viel mehr in Star Wars, Pilot in Farscape)
- Silicon Based Life: im weitesten Sinne mineralische Lebewesen (Horta in Star Trek, Kristallwesen in Stargate)
- Energy Beeings: Energiewesen (Vorlons in Babylon 5)
Ohne Anspruch auf Vollständigkeit.
So, und jetzt hoffe ich, dass ihr mir vergebt, dass ich so viel geschrieben habe und nicht alles on topic und außerdem in einen Tread, in den schon seit zwei Tagen niemand mehr was reingeschrieben hat.
Lg,
RR