Ich hatte Jörgs Moondmeer Runde ja schon mit Spannung erwartet - war ich doch sowohl auf Hands-On Erfahrung mit der ORE wie auch auf Jörg als Spielleiter neugierig. Aber der Reihe nach.
Der Nachmittag ging sehr angenehm damit los, dass auch wirklich alle ziemlich pünktlich bei Jörg eintrafen. Man stellte sich einander vor, packte das Naschwerk aus, klärte letzte Fragen zum Charakterbogen (den Martin vorbildlichst als kleines Heftchen gestaltet und hübsch ausgedruckt&geheftet für jeden mitbrachte) und war eigentlich bereit loszulegen.
So.. eigentlich..
jederzeit jetzt...
Ich gab dann als erster nach und riss auch gleich das Spotlight an mich:
KRACH! Mit einer wuchtigen Bewegung stellt Henri dus Delacroix den frisch reparierten Stuhl wieder auf seine Beine.
"So, Jean-Pierre, der sollte erstmal wieder eine Weile halten. So.. bis zur nächsten Schlägerei zumindest."
Der Eigner des "Schwimmenden Schädelberges", die einzige Schänke mit echter Tas-La-Mani Speisekarte, nickt zufrieden. Mit Dasio Perillo (Koch und Muskelberg. Es heisst, sein Gumbo sei nur deshalb so scharf, weil er beim freihand-Abwiegen ständig Gramm und Kilo verwechsle, gespielt von Bhrandir) in der Küche und Henri als Aushilfe für Reparaturen und sonstigem Zeug kann er es auch sein. Die Geschäfte laufen gut genug. Doch natürlich kann es nicht ewig so weitergehen, und dunkle Schatten sammeln sich draussen vor der Tür...
...in Gestalt von Jörgs ersten SLC, Jean "Bierfass" Bonton, dem Hafenmeister von Freude. Selbiger war nämlich unterwegs um sein Schmiergeld einzusammeln. Ein monatlicher Besuch den man eigentlich gerne vermieden hätte - zumal das Bierfass eine unverschämte Summe forderte die Jean-Pierre (MSch)an den Bettelstab bringen würde. Nachrichten wurden aber auch überbracht: Anscheinend gab es auf fast ganz Hope keinen Rum mehr, nur durch Zufall gab es noch einige kleinere Vorräte im Schädelberg, welche auch fast schon viel zu schnell in die Verhandlungsmasse des Bestechungsgeldes einflossen.
Zum Glück betrat zu diesem Zeitpunkt auch die schöne Mercedes de la Bouvier (Giandujah) den Schädelberg und half Jean-Pierre bei seinen Verhandlungen...
"Das läuft da draussen gar nicht so gut Dasio. Jean-Pierre hat dem ollen Bonton schon zwanzig Flaschen Rum versprochen, und jetzt will das Bierfass sich auch noch an Mercedes delektieren... mag man gar nicht drüber nachdenken!"
Henri schaut gar nicht zufrieden aus, die Vorstellung wie sich Mercedes diesem... Ungetüm an den Hals werfen würde schmeckt ihm überhaupt nicht. Wenigstens würde der gepanschte und verdünnte Rum ihm ein klein wenig Genugtuung verschaffen. Der Plan ist simpel: Verdünnt man den Rum, werden die Vorräte des Schädelbergs geschont und Jean Bonton würde morgen mit einem fürchterlichen Schädel aufwachen...
Zu Henris Entsetzen (und keinerlei Verwunderung der Spieler) entpuppte sich das Bierfass natürlich als äusserst trinkfest. Und dass ein Stelldichein zwischen Bonton und Mercedes für letztere gut ablaufen würde schien nun nicht gerade wahrscheinlich. Also beschloss Henri seine Kenntnisse der Giftmischerei einzusetzen und das Dessert mit ein wenig potentem Schlafmittel zu würzen.
"Nein, Dasio, nun lass das doch mit dem Papierfähnchen als Kennzeichnung - ich werde doch wohl die vergiftete von der harmlosen Portion beim Servieren unterscheiden können!"
Jörg hatte schon die Hand an den Würfeln um Bontons Vigour-Wurf zu machen, da schimmerte meine mir eigene Spielergemeinheit durch. Henri war sich am Ende gar nicht mehr so sicher, welche Portion jetzt welche sei - und servierte prompt Mercedes diejenige mit dem Schlafmittel und knockte selbige für acht Stunden aus. Zum Glück war Bonton viel zu sehr .. nun ja.. Gentleman um das auszunutzen und trollte sich.
Die schlummernde Mercedes wurde in einer Hängematte irgendwo hinter der Bar untergebracht und Henri, Dasio und der zwischenzeitlich dazugestoßene Flavio Ciceron de Nigya (Enigmon) machten sich auf, der Rumknappheit auf den Grund zu gehen.
In der nächstbesten Kneipe, der heulenden Suse bot sich den dreien ein Jammerbild: Ausgewachsene Seebären saßen auf dem Trockenen, und das einzig übriggebliebene alkoholische Getränk schien ein seltsames Gebräu aus Kokosschnaps, mit Schirmchen drin zu sein. Dementsprechend gedrückt war die Stimmung. Als Ursache für den eklatanten Rummangel wurden wahlweise die Hunde der See, die Tas-La-Mani oder die freien Piraten aufgeführt, niemand wusste irgend etwas genaues, fest stand nur, dass der Rum alle war.
"Aber im Schädelberg gibts noch massig Rum!" Henris dahingeworfene Bemerkung zeigt Wirkung: Binnen Sekunden war die Kneipe leer, und man hört eine aufgescheuchte Menge Piraten quer durch Freude marodieren, in der Hoffnung noch eine Flasche ergattern zu können. Zufrieden grinsend dreht Henri sich zu seinen Begleitern, doch dann trifft ihn der Blick Raoul Mc Cannas, des hiesigen Wirts.
"Du hast meine Gäste vertrieben. MEINE GÄSTE!"
"uh... Ich lad Dich auf einen Rum ein?"
"MEINE GÄSTE HAST DU VERTRIEBEN, DICH MACH ICH ALLE!"
Henris beherzte Flucht durch das Fenster wäre der Stoff von Legenden gewesen, so elegant und akrobatisch wandt er sich durch die kleine Öffnung. Allerdings hätte er sich dazu vielleicht doch noch draussen irgendwo festhalten sollen, anstatt geradewegs in das Hafenbecken zu plumpsen.
(Ich geb es zu, das war Teil meines ausgefeilten Plans so viel Fanmail wie möglich zu kassieren. Wäre ich damit geiziger gewesen hätte es wohl auch für den einen oder anderen Plotpoint gereicht, aber so gingen die Pokerchips so schön im Kreis herum...
)
Jean-Pierre wurde in der Zwischenzeit im Schädelberg von einer Horde durstiger Piraten fast überrant. Gerade rechtzeitig gelang es ihm noch, eine Null hinter den Getränkepreis zu malen und ein paar Flaschen beiseitezustellen, auf dass Henri sie später noch strecken würde.
Was machen nun also wackere Piraten, die keinen Rum mehr haben? Sie warten darauf, dass ihre Kapitänin wieder aufwacht und stechen in See. Der kleine Moses passte auf den Schädelberg auf, Mercedes hatte, wie schon erwähnt, den Kapitänsstatus, Flavio gab dank seines Standes und der standesgemäßen Ausbildung einen feinen ersten Offizier, Henri bekam den Posten des Navigators, Dasio brillierte als Schiffskoch und Schlagetot und Jean-Jacques... naja, irgendwer musste ja auf diesen Haufen aufpassen.
Zügig, und nicht zuletzt dank mehr oder minder dezenten Drängen Dasios wurden die Hunde der See als wahrscheinlichste Verursacher der Rumknappheit festgemacht. Und als Navigator konnte Henri dann auch schnell eine passende Insel für einen Hinterhalt finden - Würfelglück und Narrative Truth sei dank. Henri braute dazu dann auch noch eine hochpotente Variante seines Schlafgifts, nun aber mit einem zeitlich verzögerten Effekt.
Vorsichtig reicht Henri Jean-Pierre die frisch verkorkte Flasche. "Hier, gieß dies in den Rum der Hunde, das sollte sie außer Gefecht setzen. Oh, und denke an eines: Nicht. Schütteln!"
An der Insel angekommen überquerten unsere Haudegen (jedoch ohne Dasio, da dieser in seiner Kombüse eingesperrt wurde. Er drohte andernfalls unsere Tarnung auffliegen zu lassen, da er bei bestimmten Mitgliedern der Hunde der See bestimmt nicht an sich halten könne) lässig das Riff und begegneten dort den Hunden der See. Selbige waren gerade dabei frisches Trinkwasser aufzunehmen und beäugten die Horde ankommener Piraten erst einmal misstrauisch. Wohl wissend, dass sie uns mindestens drei zu eins überlegen sein würden, stellten wir uns zunächst einmal freundlich vor:
Flavio mimte den Zirkusdirektor und pries die Tanz- und sonstigen Künste der
"bezaubernden, atemberaubenden noch-nie-dagewesenen und absolut hinreissenden... MERCEDES!"
an. Sehr erfolgreich übrigens, so erfolgreich, daß Henri ob der schieren Anzahl der nun vor ihm stehenden Piraten daran zweifelte, ob die Menge des von ihm gebrauten Trank überhaupt ausreichen würde. Lag doch ein anderes als das erwartete Schiff in der Bucht, mit einer deutlich größeren Mannschaft! Mercedes Aufgabe war es nun, die Hunde der See zu möglichst viel Rumverkostung zu bringen - zum Glück hatte sie sich schon vorher mit ausreichend viel Unter- und Oberröcken ausgestattet, um den Striptease gehörig in die Länge zu ziehen, ohne eventuell irgendwann ganz blank zu ziehen. Flavio sammelte unterdessen fleißig Gold von den anwesenden ein.
Als sie dann irgendwann, um noch mehr Zeit zu schinden, zu dem alten "From Dusk Till Dawn" Move griff und den Rum an ihrem Bein entlanglaufen liess konnte sogar Henri nicht mehr an sich halten. Zum Glück ging ihm rechtzeitig auf, was er da gerade so gierig getrunken hatte und kehrte eilig an Bord zurück um dort zum einen ein Gegengift und zum anderen Dasio einzupacken - schließlich war seine Nemesis ja doch nicht in der Bucht.
Der vergiftete Rum tat seine Wirkung: Ein Großteil der gegnerischen Mannschaft schlummerte oder war zu betrunken um sich zu wehren - aber die Deckswache war noch wach & sehr sehr pflichtbewusst. Doch das sollte die cleversten Piraten im Mondmeer nicht abschrecken: Der erste Offizier Praep Hantar, seelig schlummernd, wurde zwischen zwei Schultern genommen und freundlich-hilfsbereit in seine Kajüte gebracht - denn jeder brave Befehlsempfänger weiss, was man mit schwankenden Gestalten nachts vor dem eigenem Fort macht: Man grüßt und bringt seinen volltrunkenen Vorgesetzten wieder ins Bett!
Man winkte uns barsch durch und wies uns zu einer Kajüte unter Deck. Kurzzeitig war Henri ob der vielen Schlösser an der Tür verblüfft, aber was solls, der Plan war so gut wie gelungen.
Henri hat mit allem gerechnet, nicht aber mit dem kleinen Mädchen, dass nun zum Vorschein kam.
Mercedes, die derweil oben an Deck wartete hatte mit allem gerechnet, nicht aber, dass das kleine Mädchen sie so beiläufig nur mit ihrer Stimme zum Tanzen zwingen könne.
Jean-Pierre hatte mit allem gerechnet, nicht aber, dass das kleine Mädchen ihn plötzlich mit tiefer Männerstimme zum Teufel wünschte.
Nun passierte alles ganz schnell: Dasio und Jean-Pierre warfen das Teufelsmädchen über Bord. Henri, viel zu sehr Gentleman und ohne Wissen über den Zwangstanz, versuchte noch vergeblich sie aufzuhalten, und kurz nachdem das Kind in den Fluten verschwand hörte man aus der Tiefe ein unheimliches Geräusch...
..ein Reißen, wie von Stoff...
...einen Schrei, unheimlich vor Wut: "ENDLICH FREI!"
...und aus dem Wasser ragte, gut 10 Meter ab der Hüfte, ein riesiger, furchterregender Mann: 6-Finger Jack!
Jack fraß, fast wie beiläufig einige Mitglieder der Mannschaft und musterte dann die verängstigt dastehenden Piraten aus Hope.
"Ihr habt mich befreit, und zum Dank werde ich Euch bei unserem nächsten Zusammentreffen verschonen. Doch dann, bei einem weiterem Treffen, wird es keine Gnade mehr geben!"
Sprachs, und verschwand in den Fluten des Mondmeeres. Zurück blieben Kapitän Mercedes und ihre Haudegen mit ungläubigen Gesichtsausdruck. Und natürlich war genau das der Moment an dem Kapitän al Ramsar, Herr über dieses Schiffes endlich seine (ziemlich eindrucksvolle) Waffensammlung angelegt und das Mittschiff erklommen hatte.
Ein heftiger Kampf entbrannte, und es sah nicht gut aus für unsere Freunde. Flavio lag bewusstlos am Boden, Dasio war schon schwer verwundet, Mercedes sprang wie eine Furie aus der Takelage auf ihren Counterpart, da hatte Henri, der sich bislang hauptsächlich hinter irgendwelchen Aufbauten versteckt hatte, eine Idee: Er warf Jean-Pierre ein Seil zu und gemeinsam gelang es den beiden den gegnerischen Kapitän zu überraschen und von Bord zu stoßen - das Schiff gehörte jetzt ihnen!
Und beinahe hätte Henri es gleich hier und jetzt aufs Riff aufgesetzt, aber wie durch ein Wunder ging nichts schief. Selbstsicher und ob der beinahe-Katastrophe segelte der junge Navigator den frisch erbeuteten flamischen Händler um die Insel herum, um zusammen mit dem eigenen Schiff und der eigene Mannschaft eine kleine Flotte zu bilden.
Doch da zeigte sich die wahre Schurkerei der Hunde der See - während ein Teil ihrer Mannschaft zusammen mit unseren Helden gefeiert hatte, hat ein kleines Enterkommando die stolze Pinasse von Mercedes angegriffen und in Brand gesteckt! Unfassbar, solch eine Verderbtheit! Beleuchtet von den Flammen sah man die eigene Mannschaft verzweifelt winken. Weit im Hintergrund kamen schon die übrigen Hunde der See angelaufen - würde nun nicht schnell gehandelt, wer weiss ob die Hunde Überlebende lassen.
Todesmutig sprangen Dasio und Henri in das Beiboot, kappten die Seile und rissen an den Riemen. Und tatsächlich, dank glücklicher Strömung und einem exzellenten Navigationswurf (Zwei Zehnen Baby!) gelang die Rettung in der buchstäblich letzten Sekunde.
Gleich auf der ersten Fahrt hatten unsere Helden nicht nur einen bösartigen & geisteskranken Gott befreit, sich die Hunde der See zu Feinden gemacht, ihr eigenes Schiff verloren, nein, sie nannten nun auch ein wunderschönes, wenn auch von seltsamen Schnitzereien bedecktes Handelsschiff ihr eigen. Und im Rumpf lagerten tatsächlich auch noch einige Fässer Rum!
Überglücklich (und volltrunken) taufte Henri das neue Schiff sofort auf den Namen Rumbraut, und ihre Besatzung die Rumtreiber! Sein Herz wollte fast zerbersten vor Glück, als er dann noch beim Durchsuchen der Kapitänskajüte den einfach hervorragend aussehenden Hut von Kapitän al Ramsar fand.
Leider entbrannte genau um dieses Stück fast sofort ein heißer Streit - denn wer würde nun Kapitän werden anstelle des Kapitäns? Flavio (fast ob des Rums vergessen, aber dann doch mit genau demselben wieder zu Bewusstsein gebracht) erhob genauso Anspruch wie Jean-Pierre und natürlich auch Mercedes.
Henri konnte im Endenffekt den schönen Augen der de la Bouvier widerstehen und beendete die Diskussion indem er (schweren Herzens) ihr den Hut übergab.
(der unglaubliche Rest folgt noch...)